Eigentlich hätte ich gewarnt sein müssen.

Immer, wenn ich außerhalb der Geschäftszeit in den Vorraum der kleinen Sparkassenfiliale an der Odenthaler Straße will, benötige ich wenigstens drei Anläufe, bis die Karte richtig eingeführt ist und sich die Tür öffnet.

Schon einmal konnte ich mich partout nicht an die richtige Geheimzahl erinnern – und stand nach dem dritten Fehlversuch ohne Karte und ohne Bargeld da.

Schon einmal hatte ich in größter Eile die Karte herausgezogen und war davon gestürmt. Über die 300 Euro hatte sich dann der nächste Kunde so sehr gefreut, dass er ganz vergaß, sie abzugeben.

Also hatte ich eins gelernt: Selbst in größter Eile erfordert der Geldautomat Konzentration, sonst drohe schlimme Konsequenzen.

Und dann das.

Die Tür öffnete sich, wie immer im dritten Anlauf. Geheimzahl korrekt eingegeben. Geht doch.

Sie wünschen? “Auszahlung, Kontostand, Kontoauszug, …”

Nein. Nein – ich will keinen Kontoauszug!!! Zu spät, offensichtlich hatte ich den falschen Knopf gewählt und der Drucker nimmt seine Arbeit auf.

Kein Problem? Haben Sie eine Ahnung.

Man hört sehr genau, wie der Tintenstrahldrucker (?) Zeile für Zeile über das Papier fährt, das nächste Blatt nachzieht, druckt, druckt und druckt. Nach etwa zwei Minuten (gefühlt mindestens sieben!) fährt ein Stapel Auszüge aus dem Schacht.

Hastig herausgerissen, jetzt aber zur Auszahlung, die Zeit drängt.

Von wegen. Fast hämisch zeigt der Automat mir an: Weitere Auszüge werden gedruckt.

Allmählich dämmert mir, in welches Drama mich das Schicksal gerissen hat. Ich gehöre zu den nachlässigen Zeitgenossen, die ihre Kontoauszüge nie abholen. Ich weiß, die Sparkasse warnt mich immer davor. Aber was soll’s – ich habe ja Online-Banking. Und wenn ich nur lange genug warte schickt mir die Sparkasse die Auszüge dann ja doch grummelnd per Post zu.

Schnell werfe ich einen Blick auf das Datum der ersten gedruckten Auszüge. 5. Januar 2010. 5. Januar?!? Tatsächlich.

Der Drucker ist dabei, die Auszüge für acht Monate auszudrucken. Zeile für Zeile. Blatt für Blatt.

Panisch hämmer ich auf die Tasten. Abbruch! Abbruch!! Abbruch!!! Nichts. Keine Reaktion.

Fassungslos schaue ich auf den Automaten, auf meine Uhr, auf den Automaten. Ok, meinen Termin kann ich vergessen.

Nach 12 Minuten, die fünfte Lieferung kommt gerade aus dem Schacht, kann ich schon wieder ruhiger atmen.

Nach 14 Minuten habe ich meine Haltung soweit zurück gewonnen, dass ich die nächsten potenziellen Geldautomatenbezwinger hinter mir über mein Schicksal informiert und sie freundlich auf andere Automaten im weiteren Umfeld verwiesen habe.

Nach 19 Minuten stecke ich gerade mitten in einer meditativen Übung, da erscheint der letzte Auszug.

Nach 21 Minuten verlasse ich die Bank. In der Tasche 100 Euro. In der Hand ein halbes Pfund Papier.

– Registrieren sich immer wieder Nutzer aus Polen mit offensichtlichen Spam-Mailadressen?!?
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1 Kommentar

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  1. ….ja, man muss immer mit den „Tücken“ der Maschinen rechnen! Aber es scheint nicht immer so zu sein, dass die Auszüge, werden sie nicht geholt…irgendwann bei Bedienung der Taste alle rauskommen. Meine Bank schickt sie zu, werden sie lange Zeit nicht angefordert….Den Streß vor Ort – wie geschildert – kann ich mir gut vorstellen! Und wenn dann auch noch Leute hinter einem warten – noch einen Grad schlimmer – die Situation
    Aber :-)
    trotz allem – nicht vergessen!