Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

“Mein Fräulein! Sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.”

Die sechste Gedichte-Stele, neu aufgestellt am Weiher in Herrenstrunden, dem Verein Wort & Kunst gestiftet von einer Bergisch Gladbacher Familie, trägt dieses Gedicht von Heinrich Heine.

lyrik kirche herrenstunden groß

Ein seufzender Frauenchor im Wechsel mit einem stimmgewaltigen, gestenreichen Männergesangverein machte aus diesem Text unter der Regie von Patricia Langfeld eine schräge Moritat, an der sich alle Wanderer lustvoll beteiligten.

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Und da war die „Frühlings“-Wanderung schon in vollem Gange.

Am Sonntag, dem 17.März 2013 um 16°° ging es also zum 3. Mal seit 2011 von der Quelle in Herrenstrunden bis zum Industriemuseum Alte Dombach.

Ich hatte der arktischen Temperaturen wegen mit höchstens 20 Teilnehmern gerechnet, gekommen waren zwischen 50 und 60 Menschen.

Um den Frühling zu locken bekamen alle, sogar die mitlaufenden Vierbeiner, ein blaues Frühlingsband, das munter durch die Lüfte flattern durfte.

lyrik1 bläser

Kurzfristig wurde die musikalische Eröffnung in die schöne, kleine Herrenstrundener Kirche verlegt, da die australischen Yidakis von Guido Meißner bei der Kälte gestreikt hätten.

Im Altarraum konnte ihr voller Klang ungetrübt zum Ausdruck kommen.

Der Musiker hatte sich allerdings für die Wanderung ein modernes Blasinstrument aus grauen Abflussrohren gebastelt, womit er sich größte Bewunderung verdiente. In Laien-Ohren klang es „fast“ wie ein Didgeridoo .

An der  Quelle legte Patricia Langfeld zum Vergnügen der Mitwanderer eine gekonnte Performance als Putzfrau hin. Sie stieg ins eiskalte Wasser und befreite das alte Strunde Gedicht an der Quelleneinfassung mittels diverser Bürsten von Algen und Grünspan.

Das erste Autoren-Gedicht an der Quelle trug Gerda Duckheim vor.

Der literarisch interessierte Lindwurm bewegte sich alsbald, geführt vom knallroten Lyrikpfad-Schirm und dem umgerüsteten Yidaki, Richtung Weiher, wo sich die eingangs beschriebene Situation abspielte.

Ebenfalls am Weiher las Günter Helmig sein Gedicht „spiegelung“ und setzte Papier-Schiffchen auf’s Wasser, kritisch beäugt von den schwarzen Schwänen.

Wie schon bei der Eröffnung 2011 stammen die Gedichte der 3.Edition aus der Autorenschaft  des „Wort & Kunst e.V“: neben Gerda Duckheim und Günter Helmig von Frank Mäuler, Roland Mittag und Rüdiger Posth.

An der letzten Stele unterstrich Frank Mäuler seinen Text „Geschenke“, indem er einen Handschmeichler weiter „verschenkte“ und einen Luftballon aufsteigen ließ.

Als der Regen kurz vor Beendigung des Spaziergangs einsetzte, konnte er der guten Stimmung nichts mehr anhaben.

Der jüngste siebenjährige Teilnehmer dichtete begeistert: „Die Natur bringt die Gefühle hoch.“

Dem konnten die Verantwortlichen Gisela Becker-Berens und Petra Christine Schiefer nichts Besseres hinzufügen.

Bis zur 4.Edition im Herbst haben nun Spaziergänger die Gelegenheit, die neuen Gedichte entlang der Strunde zu lesen.

ist stellvertretende Vorsitzende des Autoren-Vereins Wort & Kunst, Förderverein der Stadtbücherei Bergisch Gladbach. Sie ist die Initiatorin des "Lyrikpfades an der Strunde".

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