Für die Umgestaltung der Innenstadt im Zuge der Regionale 2010 gibt es eine eigene Internetseite: stadtgestalten-gl.de. Der StadtKulturGarten umfasse die Buchmühle (mit Rosengarten), den Forum-Park und den Konrad-Adenauer-Platz, heißt es dort.
Als “Gelenk zwischen Marienberg und Quirlsberg” hätten die “Parkanlagen mit ihren großkronigen Bäumen” eine “besondere Freiraumqualität”.
Auch die Alte Realschule ist nicht irgendein Haus. 1909 bezogen die höhere Knabenschule und die höhere Mädchenschule den Neubau an der Odenthaler Straße. Für ein halbes Jahrhundert beherbergte das Gebäude die so die städtische Oberschule der Stadt, aus der später das Nicolaus Cusanus Gymnasium hervorging, das in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiert. 1958 bezogen das zweizügige Gymnasium und die Frauenoberschule den Neubau an der Reuterstraße.
Die 1950 gegründete städtische Realschule erhielt an der Odenthaler Straße nach Aufstockung und Umbau eine neue Heimat. “Den Erfordernissen dieser Schulform konnte innenarchitektonisch voll entsprochen werden, leider jedoch sehr auf Kosten der Außenarchitektur,” vermerkt ein Chronist.
Nichtsdestotrotz stellt die Alte Realschule, auch nach erneutem Umbau, ein ansehnliches Gebäude dar, das zusammen mit dem Baumbestand den Buchmühlenpark gut nach Osten abschließt.
Optisch wird diese “Freiraumqualität” sicher leiden, wenn man zwischen Park und Realschule ein Parkdeck baut. Zwar soll es nach einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers nur 1,70 Meter in die Höhe ragen, doch ein Schmuckstück wird das Parkhaus sicher trotzdem nicht.
Und, Stichwort “StadtKulturGarten”: Ist ein Parkdeck Kultur, passt es zu einem Garten?
Matthias Niewels, stellvertretender Leiter der Lokalredaktion, warf am Mittwoch im Kölner Stadtanzeiger die berechtigte Frage auf, wer dieses Parkdeck wirklich braucht. Seine Antwort lautet: “Die Politik und die Verwaltung,” und zwar nur die.
Nicht die Gladbacher Bürger und auch nicht die Geschäftsleute an der oberen Hauptstraße (“Laurentiusviertel”). Gutachterlich sei belegt, dass Bergisch Gladbach genug Parkplätze hätte – “nur eben nicht in direkter Nähe zur oberen Hauptstraße.” In dem eine Million teuren Parkdeck für 88 Autos sieht Niewels allein eine Beruhigungspille.
Dass die Händler im “Laurentiusviertel” zum Teil vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, hat wahrscheinlich weniger mit fehlenden Parkplätzen zu tun.
Dem Stadtanzeiger sagte Immobilienmakler Heinz Hinterecker vor gut einer Woche, dass er seit Jahren einen Wandel beobachte: “Mit dem Bau der Rhein-Berg-Galerie haben sich die Kundenströme eindeutig in Richtung untere Hauptstraße verschoben.”
Mit anderen Worten: Die Verlagerung des City-Schwerpunktes in die westliche Fußgängerzone hat offenbar schon vor Aufnahme der Bauarbeiten für den Buchmühlenpark begonnen.
Möglicherweise liegt im StadtKulturGarten auch eine Chance für die Geschäftsleute in diesem Teil der Stadt. Wenn sie nämlich Angebote entwickeln, die passen zum kulturellen Charakter des Viertels mit Villa Zanders, Bergischem Löwen, Stadtbibliothek, Volkshochschule, Kulturhaus Zanders, Stadtarchiv, Gnadenkirche und St. Laurentius.
Die Stadtgestalter beschreiben es so: “Handel und Gastronomie sind kleinteilig und zeichnen sich durch Spezialangebote oder inhabergeführte Geschäfte aus.” Solche Angebote werden gewiss auch gerne von Fußgängern und Radfahrern angenommen, die den persönlichen Kontakt und individuelles Ambiente mehr schätzen als die hundertste Kopie eines Kettenladens.
Die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS) hat in der Initiative “City Marketing Fahrrad” die Potenziale solcher Angebote untersucht und innovative Beispiele zusammengestellt, wie gerade das Fahrrad das Geschäftsleben einer City beleben kann. Innenstädte florieren nicht umso besser, je öfter sie mit dem Auto angesteuert werden. Im Gegenteil. Zu viele Autos verhindern eine ansprechende Gestaltung, die zum Verweilen einlädt und das Stadtbild belebt.
Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge (Forschung Radverkehr “Mit dem Fahrrad zum Einkaufen”) wird die Bedeutung der Autoanreise für den lokalen Einkaufsverkehr oft deutlich überschätzt, und häufig wird unterschätzt, welches Geld Rad fahrende Kunden im Laden lassen. Sie geben zwar pro Besuch weniger Geld aus, kommen dafür aber häufiger – unterm Strich bleiben mehr Euro in der Kasse.
Hilfreich ist, wenn Einzelhandel und Kommune dafür werben, wie bequem, schnell und effizient das Fahrrad auf den Wegen in die Läden und zurück genutzt werden kann. Auch dazu haben Verkehrsforscher interessante Informationen zusammengestellt.
Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass auch die hügelige Topographie an der Strunde kein Hindernis mehr darstellen muss. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer findet es “großartig, wer alles mit dem Elektrorad unterwegs ist” und unterstreicht in seinem neuen Nationalen Radverkehrsplan das Potenzial von Pedelec und Co.
Ein Parkdeck wie auf dem Foto bietet Unterschlupf für Obdachlose, graue Wände für Graffitis und Abgeschiedenheit zum Pinkeln…. Das wäre ein passendes Ambiente für den teuer angelegten Strundepark und das alte durchaus nicht hässliche Kiesergebäude.