Vorbild sein ist die Message: Frank Stein erledigt seinen Wahlkampf als Bürgermeisterkandidat per eBike. Auch bei Regen. Damit kommuniziert er seine Vision von Mobilität. Wir haben ihn einen Tag lang auf seiner Wahlkampftour beobachtet, beim Gespräch mit Wähler:innen und Parteivertretern.
Text: Holger Crump, Fotos: Thomas Merkenich
Frank Stein ist Bürgermeisterkandidat von SPD, FDP und den Grünen. Das spiegelt sich natürlich im Wahlkampf wider. Auf der Agenda an diesem Samstag stehen Stippvisiten an den Wahlkampfständen sämtlicher Bündnispartner.
Als Kandidat der Ampel sendet er kleine Signale aus. Während die Vertreter der Bündnispartner ihre „Masken“ als Werbefläche nutzen – die Modelle reichen von rot über grün bis hin zu weiß mit gelb-pink-blauem Schriftzug – setzt Frank Stein auf neutralen Mund-Nasen-Schutz und ist in das obligatorische OP-blau gehüllt. Koalitionsfähigkeit äußert sich manchmal auch in kleinen Dingen.

Tour durch die Stadtteile
Die Wahlkampftour geht kreuz und quer durch die Stadt. Wir sind bei einigen Stationen dabei. Start ist in Hand. Dann geht es in die Innenstadt. Anschließend nach Bensberg, zurück in den Forumpark, wieder nach Bensberg.
Rund zehn Stunden lang wird es an diesem Samstag für Frank Stein heißen: Zuhören, erklären, kleine und große Themen parat haben, auf Sorgen und Nöte reagieren Aber auch mal Flyer verteilen und Kaffee für die Wahlkampftruppe holen.
Pünktlich um 10.30 Uhr rollt er gemeinsam mit seinem persönlichen Referenten Corvin Kochan auf den Marktplatz in der Innenstadt. Der erste Gruß gilt den Mitbewerbern der CDU.
Dann unser erster Ellbogencheck: Wie läuft die Tour? „Ich bekomme guten Zuspruch und positive Rückmeldungen bei meinen Gesprächen“, sagt Stein. Das Ampelbündnis sei für viele Menschen interessant, sie empfänden es als außergewöhnlich dass sich die Parteien zusammensetzen würden.
Weitere Beiträge zu Frank Stein
Er sei schon lange in der Politik. Jetzt passe die Kandidatur auch zur Lebensplanung, und der Wahlkamp mache Spaß. „Die Ausgangslage ist optimal: Eine gute Kombination aus Themen, Bündnispartnern und meiner persönlichen Vita“, gibt er sich optimistisch, und taucht am Stand der FDP in die Menge ein.
Gespräche am Stand
Während gegenüber Straßenmusiker den Geräuschpegel deutlich anheben, entspannt sich ein intensives Gespräch mit einer Wählerin. Der Vorwurf: Die Politiker seien oft abgehoben. Das kann Frank Stein in gewissem Umfang nachvollziehen: „Manche Politiker haben nie was anderes gemacht. Wer nur im Bundestag gesessen hat – da tue ich mich schwer mit.“

Er will klar machen: Es geht um die Sache, nicht um die Person. Er habe erst einmal lange zugehört als man ihm die Bürgermeisterkandidatur zugetragen habe. „Überzeugt mich mit Euren Inhalten!“ Es hat wohl geklappt, aber: „Ein Sahnehäubchen meiner Karriere muss die Kandidatur nicht sein.“
Stein hört trotz buntem Trubel konzentriert zu, unterbricht kaum, lässt die Wählerin ausreden. Dem Verständnis für einen Standpunkt folgt in der Antwort seine Sicht der Dinge. Und wenn die Argumente es hergeben würden, so sein Credo, müsse man bei manchen Themen auch mal die Bereitschaft haben umzudenken. Siehe Stadthaus.
Treffen mit Menschen wichtig
Ortswechsel: Es geht zum gegenüberliegenden SPD-Stand. Stein greift sich ein paar Flyer, stellt sich an den Strom der Passanten, bietet die Wahlinfo an. Kassiert Ablehnung, Zuspruch, Gleichgültigkeit. Ein Passant bleibt stehen und gibt das nächste Stichwort: Radwege.
„Eines meiner zentralen Themen“, meint der Kandidat und berichtet von einer Tour am vergangenen Samstag durch die Stadt. 70 Mitstreiter hätten die Schwachstellen er„fahren“. Sein Fazit: „Das Mobilitätskonzept ist noch nicht umgesetzt. Die Relation zwischen Auto, Fahrrad, ÖPNV und Fußgängern muss neu justiert werden!“
Ihm scheint das „Bad in der Menge“ zu gefallen. Es menschelt. „Das unmittelbare Zusammentreffen mit Menschen ist durch nichts zu ersetzen, auch nicht durch Social Media“, ist er überzeugt. Gleichwohl ist er auf diesen Kanälen ebenfalls präsent. Die Bilder der Tour werden tags darauf auch auf Facebook zu sehen sein.
Der Leitwolf
Neue Location. In der Schlossstraße Bensberg kommt es – durchaus beabsichtigt – zu einem kleinen Gipfeltreffen: Nein, keine Bundespolitiker die vor Ort Wahlkampfhilfe leisten. „Gewählt werden Personen aus Bergisch Gladbach“, meint Stein, da brauche es keine Hilfe aus Berlin.
Vielmehr bringt er hier die drei Parteivorsitzenden seines Bündnisses zusammen: Anita Rick-Blunck (FDP), Eva Gerhardus (Grüne) und Andreas Ebert (SPD) debattieren in der Kulisse ihres Streitthemas. Ergänzt durch Händler.

Hat Stein sich bislang als Zuhörer und Mitstreiter für die Sache der Bürger gegeben, wechselt er hier in die Position des moderaten Leitwolfs. Thema ist das Integrierte Handlungskonzept Bensberg, im Detail die Ausgestaltung der Schlossstraße. Es sollen Bäume gefällt werden, Protestplakate hängen bereits an den Stämmen.
Vieles scheint fix oder festgefahren, je nach Standpunkt. Es herrscht Unzufriedenheit bei Politik und Handel: Wo gibt es noch Handlungsspielraum, wie kommen die Interessen unter einen Hut? Positionen zu Fassaden, der Aufenthaltsqualität in der Schlossstraße, der Begrünung werden ausgetauscht.
Fast entsteht der Eindruck dass hier keine Koalition diskutiert. Die Politik bleibt in ihrer Blase, von den Passanten hält niemand an und hört zu oder mischt sich ein.
„Stein an Erde“: Mit einem Zwischenruf beendet der Bürgermeisterkandidat die Debatte und knüpft die losen Fäden der Diskussion rasch zusammen.
Das Ergebnis: Die Parteien werden nochmals initiativ, verabreden ein abgestimmtes Vorgehen, um den verworrenen Sachstand zu analysieren und den Bensbergern Perspektiven zu geben: Was geht und was geht nicht (mehr). Das ist nicht zuletzt ein Versuch, eine Vertrauensbasis zu schaffen. Zwischen den Fraktionen, aber auch für die Stadtteile.

Die Kunst der Kommunalpolitik
Später darauf angesprochen spannt Stein Ideen auf, um die Stadtteile im Kampf gegen den Online-Handel zu stärken. Für ihn hängt das Streitthema eng damit zusammen. Aber auch mit weiteren Ideen zur Ausgestaltung seiner Politik: „Es gibt nunmal keine hundertprozentige Einigkeit. Die hohe Kunst der Kommunalpolitik besteht jedoch darin, es immer wieder zu versuchen“, so sein Credo. Und es sei es wert, dies immer wieder zu versuchen.
Ein Omen? Nach dem Spitzentreffen der Parteien gibt es einen Wolkenbruch, durch den der kleine Fahrradtross zurück in die Innenstadt rollt. Nicht ohne unterwegs noch ein paar schief hängende Wahlkampfplakate gerade zu rücken. So viel Zeit muss sein.
Nun sind die Grünen auf der Wahlkampftour an der Reihe. Sie haben zum Austausch der Generationen in den Forumpark geladen . Nach einer Runde Schwedenschach mit der Spitzenkandidatin der Grünen geht es wieder an die Wahlkampffront. Thema sind Schottergärten.

„Gehen Sie wählen!“
„Ich bin kein Freund klinisch sauber gestalteter Blumenrabatten“, gibt Stein preis, ohne den Politiker aufzugeben. Integration statt Konfrontation: Statt auf Verbote entwickelt er spontan Ideen mit Förderprogrammen, um Schottergärten rückzubauen. Biodiversität sei ein hohes Gut, so sein Fazit. Und immer wieder der Aufruf an die Passanten und Gesprächspartner: „Gehen Sie wählen!“
Zum Schluss kommt fast etwas wie Lagerfeuerromantik im Wahlkampf aus. Räsonieren über den aktuellen Wahlkampf und die Politik im allgemeinen. Entspannt im Liegestuhl bei den Grünen. Luftholen vor dem Endspurt des Tages.
Anraunzereien habe er nicht im Wahlkampf erlebt. Es gehe den Wählern oft um kleine Themen aus dem Veedel, oder direkt um globale Aspekte. Wie läuft der Wahlkampf insgesamt? Ein Bild von der Gesamtstimmung in der Stadt habe er nicht, meint Stein. Die Bundespolitik habe aber immer einen Einfluss.
Klingt nach Kritik an der Agenda 2020? Da gebe es sicherlich noch Punkte die man korrigieren könne, wird er in punkto Neoliberalismus relativ deutlich.
Für Frank Stein beruht Freiheit auch auf ökonomischer Beweglichkeit, erklärt am Beispiel Mobilität: „Die Freiheit ein Auto zu nutzen ist erst dann ok, wenn ich zugleich die Freiheit habe für die Strecke das Rad oder den ÖPNV zu nutzen.“ Und dann geht es per eBike weiter zur nächsten Wahlkampfstation.
Wer ist bitte Daniel B.?
Ich dachte man muss seinen Namen hier Mitteilen, sonst wird man nicht gepostet ?
Offenes Visier ehrlich, Micky Maus Namen sind feige
Interessant ist, dassFrank Stein der einzge der Kandidaten zu sein scheint, der einen nachhaltigen, bürgernahen Wahlkampf betreibt.
Buchen setzt auf gezielte Angriffe und inszenierungen auf der Bühne. Dabei penibelst das aktive Abklappern auf dem Rad vermeidend. Die CDU setzt da eher auf schwere Autos um zu zeigen: Für irgendwas müssen wir ja 30 Minuten Brötchentaste und die Sperrung der Innenstadt für Räder durchgesetzt haben.
Dazu kommt dann noch eine Materialschlacht, in der die CDU die Position der USA einnimmt.
AFD und Bürgerpartei bleiben sowieso aussen vor, da braucht man erst garnicht anzufangen…
Wer ein dynamischer, nachhaltiger und bürgernaher KAndidat ist liegt damit auf der Hand.
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