Kreisdirektor Erik Werdel Foto: RBK

CDU und Grüne stellen gemeinsam einen Antrag, Erik Werdel für weitere acht Jahre zum Kreisdirektor zu wählen – und damit an der schwierigen Doppelspitze im Rheinisch-Bergischen Kreis festzuhalten. Die CDU-Fraktion räumt Fehler ein und will ihren gesamte Vorstand neu wählen. Die Grünen bedauern zwar, dass der geplante Umbau der Verwaltungsspitze keine Mehrheit fand, stärken aber ebenfalls Werdel den Rücken.

Die Fraktionen von CDU und Grünen im Kreistag haben gemeinsam die Wiederwahl von Kreisdirektors Erik Werdel für eine dritte Amtszeit beantragt. Das sei rasch nötig geworden, um einer (von Landrat Stephan Santelmann angekündigten) Ausschreibung der Stelle des Kreisdirektors zuvorzukommen. Damit zieht die Noch-Koalition die Konsequenz aus ihrem gescheiterten Versuch, das Amt des Kreisdirektors abzuschaffen und durch einen allgemeinen Vertreter des Landrats zu ersetzen.

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Die CDU erklärt, dass Werdel bei der Belegschaft des Kreishauses und über die Parteigrenzen anerkannt sei; er habe sich in den vergangenen 16 Jahren seiner Amtszeit um den Kreis verdient gemacht. „Das müssen wir anerkennen und hat uns dazu bewogen, unseren Antrag auf Abschaffung der Stelle des Kreisdirektors zurückzuziehen“, erklären die Vize-Fraktionsvorsitzenden Uwe Pakendorf, Elvi Reudenbach und Christopher Schiefer.

Kurz vor der Beratung des Antrags von CDU und Grünen zur Abschaffung des Kreisdirektors hatte die CDU (unter heftigem Druck der Öffentlichkeit und der Belegschaft) festgestellt, für diesen Vorstoß keine sichere Mehrheit zu haben. Daraufhin hatte sie ohne Absprache mit den Grünen den Antrag gestoppt. Fraktionschef Johannes Dünner trat unmittelbar nach der Sitzung zurück.

Zähneknirschen auch bei den Grünen

Noch deutlicher als bei der CDU ist das Zähneknirschen bei den Grünen herauszuhören. „Wir halten einen Umbau der Verwaltung, wie er ursprünglich von CDU und Grünen geplant war, weiterhin für sinnvoll“, erklären die Fraktionsvorsitzenden Ursula Ehren, Roland Rickes und Dagmar Keller-Bartel.

Dieser „Wunsch nach einer Neuausrichtung“ sei aber immer unabhängig von der Person Erik Werdel gewesen, betonen die Grünen. Deswegen würden sie nun nicht an einer Idee festhalten, „für die es keine demokratischen Mehrheiten gibt“.

Wenn aber die Position des Kreisdirektors erhalten bleibe gebe es keinen Grund, Werdel nicht im Amt zu bestätigen. Das sei auch ein „wichtiges Zeichen Richtung Mitarbeiterschaft und ihrem Wunsch nach Kontinuität“.

Da sich auch die SPD und die Freien Wähler bereits für Werdel stark gemacht hatten gibt es an seiner Wiederwahl in der Kreistagssitzung am 14. März kaum einen Zweifel. Das heißt aber auch, dass Kreisdirektor Werdel und Landrat Santelmann in der Führung des Kreises mindestens bis zur Landratswahl im Herbst 2025 weiter zusammenarbeiten müssen.

Zukunft von Schwarz-grün bleibt offen

Was die Ereignisse der vergangenen Woche und die gemeinsame Kehrwende für die Zukunft der Koalition von CDU und Grünen im Kreistag bedeutet, ist dagegen noch völlig offen. Die CDU wertet die Tatsache, dass es einen gemeinsamen Antrag gibt als Beleg, dass es diese Koalition noch gibt.

Die Grünen hatten die CDU nach dem Rückzieher scharf kritisiert, halten sich seither mit öffentlichen Äußerungen aber zurück. Man sei mit der CDU natürlich weiter im Gespräch, bestätigt Fraktonsgeschäftsführer Arne Meinhard auf Nachfrage. Es gebe aber keinerlei Automatismus, dass die Koalition (nicht) fortgeführt wird. Zunächst einmal müsse sich die CDU neu sortieren und eine neue Fraktionsspitze wählen, dann werde man weitersehen.

CDU wählt Fraktionsvorstand neu

Die CDU werde ihren gesamten Fraktionsvorstand am 9. Januar neu wählen, berichtet Kreisgeschäftsführer Lennart Höring. Bis dahin werde sich klären, wer für den Vorsitz kandidieren werden; das hätten bislang Elvi Reudenbach, Christopher Schiefer und Rainer Deppe bereits ausgeschlossen.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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  1. Was für ein Umfaller, dieser Pakendorf, und auch die gesamte CDU. Mal dies unterstützen, mal jenes, je nach Windrichtung.

    Auch im ersten Fall Ambrosini war Pakendorf erst empört, dann handzahm, nachdem der Sturm sich gelegt hatte. Aber Rhein-Berg schätzt diese … und wählt sie beharrlich. Die Alternativen sind allerdings auch nicht besser.

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  2. “Die CDU erklärt, dass Werdel bei der Belegschaft des Kreishauses und über die Parteigrenzen anerkannt sei; er habe sich in den vergangenen 16 Jahren seiner Amtszeit um den Kreis verdient gemacht.” Wie schön, dass man das zwei Wochen nach einem gescheiterten Sturzversuch auch in der CDU bemerkt.

    Die spannende Frage ist für mich, ob eine weitere, achtjährige Amtszeit von Dr. Werdel vorwegnimmt, dass Herr Santelmann 2025 nicht noch einmal zur Landratswahl aufgestellt wird? Nachdem er einen weiteren großen Showdown mit Werdel (nach der Corona-Krisenstabs-Posse von 2021) wiederum auf ganzer Linie verloren hat, scheint mir undenkbar, dass die CDU Santelmann 2025 noch einmal aufstellt, um dann fünf weitere Jahre eines Duos an der Spitze der Kreisverwaltung zu riskieren, das nicht miteinander kann. (Und die Frage, ob Herr Santelmann bewiesen hat, überhaupt ein fähiger Landrat zu sein, muss man sich dann nicht mal mehr stellen.)

  3. Welch ein Possenspiel. Warum die Grünen, zunächst mitsamt der CDU, Werdel abschaffen und die Kreisverwaltung umbauen wollte, ist bis heute nicht wirklich bekannt. Da kann man nur mutmaßen und denken, dass man Santelmann einen Gefallen tun wollte und den von ihm nicht geliebten Werdel ablösen. Warum aber, wäre zu viel Spekulation.