Gronau gehört nicht zu den Vorzeige-Vierteln der Stadt, aber die Bewohner zeichnen sich durch eine starke Verbundenheit zu ihrem Stadtteil aus. Und durch die Bereitschaft, für die Verbesserung ihres Umfelds aktiv zu werden. Das wurde beim ForumGronau klar, in dem 30 Interessierte über ein Jahr hinweg eine „Vision 2035“ und 80 Maßnahmen erarbeitet haben. Jetzt steigen sie in die konkrete Quartiersarbeit ein. 

Eigentlich wollten Michael Schubek (SolidarConsult gGmbH) und Georg Watzlawek (Bürgerportal) das Projekt ForumGronau als externe Initiatoren jetzt abschließen, doch sie hatten die Rechnung ohne die Gronauer:innen gemacht: die Aktiven setzen das ForumGronau eigenständig fort. Sie wollen den ganzen Stadtteil einbeziehen, erste Verbesserungen selbst umsetzen und eine eigene Quartiersmanagerin einstellen.

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Cem Demican, Manuela Muth, Julia Zimmermann, Michael Wittassek und Michael Schubek (v.l.n.r.) bei der Präsentation im Cross.

Bei einem Pressegespräch zog Schubek gemeinsam mit Manuela Muth, Julia Zimmermann, Cem Demircan und Michael Wittassek als Vertreter:innen der 30 Mitglieder des ForumGronau eine Bilanz des ersten Jahres, verbunden mit einem Ausblick auf die weiteren Pläne.

Wilde Ideen verbreiten Aufbruchstimmung

„Warum holen wir nicht die Bundesgartenschau nach Gronau?“ Mit dieser etwas wilden Idee entwickelte das ForumGronau im Frühjahr 2023 eine starke Aufbruchstimmung. Die 30 Teilnehmer:innen aus Bürgerschaft und Vereinen, Politik, Wirtschaft und Verwaltung, überschlugen sich mit Ideen, wie der Stadtteil grüner, kommunikativer, sozialer und damit lebenswerter werden kann. 

Wie wäre es mit einem Café, einem Zuhörraum, Tempo 30 auf der Mülheimer, einer stehenden Strunde-Welle wie im Englischen Garten? Beim ersten Stadtteilspaziergang lag schon ein Entwurf für die „Buga Bergisch Gladbach“ vor, weit über das eigene Viertel hinaus gedacht.

„Diese Begeisterung hat uns durch das Jahr getragen“, berichtet Michael Schubek von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft SolidarConsult, der das ForumGronau mit dem Bürgerportal angeschoben und moderiert hatte.

In sechs halbtägigen Workshops seien mit viel Engagement und Spaß eine Bestandsaufnahme geleistet, eine Umfrage entwickelt, Projekte ersonnen und das Ganze in der „Vision 2035“ gebündelt worden. 

Wer nicht in Visionen denkt, bleibt im Teufelskreis der Realitäten hängen. Visionen sind eine Chance, offen zu denken und Dinge in Bewegung zu bringen. Damit sich die Diskussion nicht wieder auf das Thema Parkplätze reduziert.

Michael Wittassek

„Wir haben vom Ergebnis her gedacht,“ erläutert Michael Wittassek, der die Resultate in einem Flyer anschaulich zusammengefasst hat. Gronau im Jahr 2035, das hört sich dann im Volltext der Vision so an:

Aus dem „Schmuddelkind“ Gronau ist ein Vorzeige-Stadtteil geworden, der seine Beeinträchtigungen in Stärken umwandeln konnte. Gronau ist ein hervorragend vernetzter Stadtteil mit intensiv genutztem Fuß- und Radwegenetz, das viele „Lieblings-Orte“ verbindet. Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Kultur sind auch ohne Auto in 15 Minuten gut zu erreichen.

Die Vielfältigkeit in der Bevölkerung, eine sowohl dichte als auch dörfliche Bebauungsstruktur und attraktive Gewerbegebiete ergänzen sich hervorragend und zeichnen den Stadtteil aus.

Der 5-Minuten Takt der S-Bahn hat die Verkehrsanbindung in die Innenstadt und nach Köln deutlich verbessert und zu einem Rückgang des PKW-Verkehrs und des PKW-Bestands in Gronau geführt.

Der mit dem Umbau der Mülheimer Straße verbundene Wegfall vieler Parkplätze hatte anfangs für viel Unruhe und heftige Diskussionen gesorgt. Mit der Einführung von Tempo 30 und den neuen Fuß- und Radwegen hat sich die Stimmung deutlich verbessert, weil die Anwohner:innen- die neue Lebensqualität wahrnehmen und der Durchgangsverkehr trotzdem funktioniert.

Es gibt nicht den Ortsmittelpunkt, es gibt viele neu geschaffene Orte der Begegnung, die von den Bürger:innen genutzt werden. Der Abenteuerspielplatz und das im Einzugsbereich liegende Hermann-Löns Forum wurden durch vielfältige neue Angebote ergänzt.

Das neue Grundschulgebäude mit dem Angebot des Quartiershauses auf dem ehemaligen Bauhof lädt mit seinem zur Strunde geöffneten Wildgarten zum Verweilen ein und ist ein beliebter Treffpunkt. Das neue Schulgebäude passt hervorragend zum pädagogischen Konzept der Grundschule, für das sie Finalist beim Bundeswettbewerb der Grundschulen wurde.

Im ehemaligen Wachendorff-Gelände ist ein buntes Quartier entstanden, dessen Quartiersfeste weithin bekannt sind. Der alevitische Kulturverein mit dem Saal 2000 hat sein Kulturangebot deutlich ausgeweitet und ist beliebter Treffpunkt weit über Gronau hinaus.

Die örtlichen mobilen Pflegedienste sind ein wichtiges soziales Bindeglied – wie früher die Gemeindeschwestern – und sind vernetzt mit der Freiwilligenbörse, die Unterstützungsleistungen im Alltag organisiert.

Im weiteren umfasst die Vision eine Reihe von Handlungsfelder (Bauen & Wohnen, Mobilität, Orte der Begegnung / Freizeit / Kultur sowie, Beteiligung & Teilhabe), mit exakt ausgearbeiteten Forderungen, Vorschlägen und Projekten (siehe auch Dokumentation unten). Einige der (alten und neuen) Zentren lassen sich zudem gut verorten (siehe Karte).

Nicht ein Zentrum – viele Zentren

Dabei wurden Schwächen als Chancen begriffen. „Klar, Gronau hat kein Zentrum“, sagt die Teilnehmerin Julia Zimmermann. „Wir haben aber nicht versucht, ein Zentrum zu definieren – sondern wollen die vielen kleinen Zentren vernetzen.“

Der Punkt ist auch Manuela Muth, Leiterin des KJA-Jugendzentrums CROSS wichtig: „Es gibt in Gronau schon so viel. Wir müssen jetzt nur bestimmte Dinge hinzufügen und alles miteinander verbinden.“

Beteiligung ist ein schwieriger Prozess, daher war klar, dass das hier kein Forum für Jugendliche ist. Also sind wir mit unseren Fragen dahin gegangen, wo sie ohnehin sind.

Manuela Muth

Muth hat mit einem der Arbeitskreise einen Fragebogen entwickelt und rund 200 Kinder und Jugendliche im Altern von vier bis 20 Jahren befragt. Dabei seien ähnliche Wünsche wie bei den Älteren hervorgetreten: „Auch Jugendlichen ist Mobilität wichtig, damit sie mit Rad oder Roller gut von A nach B kommen. Und auch die Kinder suchen Orte der Begegnung. Daher sind Spielplätze so wichtig – und für die Jugendlichen ein Bolzplatz.“

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Eine kleine Oase ist Gronaus Mittelpunkt

Der Abenteuerspielplatz an der Mülheimer Straße ist nicht einfach irgendein Spielplatz. Für die Bewohner:innen von Gronau bedeutet er viel mehr. Kinder und Eltern unterschiedlichster Hintergründe begegnen sich hier und wachsen zusammen auf. Eine Spurensuche.

„Man fühlt sich total willkommen“

Das Cross in Gronau ist eins von sechs Jugendzentren in Bergisch Gladbach. Hier wird offene Kinder- und Jugendarbeit gemacht – das heißt in erster Linie: Raum und Zeit zur Verfügung gestellt, in denen die jungen Menschen einfach SEIN können, ohne etwas Bestimmtes tun zu müssen. Dabei lernen sie, ihre Interessen wahrzunehmen, sich einzubringen, Konflikte zu lösen und einiges mehr.

Städtische Beteiligungsformate ergänzt

Ausgangspunkt für das ForumGronau war die Erkenntnis, dass sich der Stadtteil aufgrund großer öffentlicher und privater Projekte stark verändern wird; diesen Prozess versucht die Stadtverwaltung mit einem „Strategischen Entwicklungskonzept“ (StEK) zu bündeln. Über das ForumGronau, so Schubek, sollten die Bürger möglichst früh und konstruktiv beteiligt. 

Eine Konkurrenz zu den städtischen Beteiligungsformaten, die im Rahmen des StEK Gronau jetzt anlaufen, habe sich nicht entwickelt, im Gegenteil. „Wir konnten uns sehr gut vorbereiten, eigene Vorstellungen entwickeln und werden unsere Ideen jetzt einbringen“, erläutert Zimmermann. Viele der Aktiven des ForumGronau haben sich bei den Formaten des StEK beteiligt, einige sitzen im Beirat der Stadt. 

Ich war skeptisch; wieder so ein ‚Wünsch Dir was‘, bei nichts passiert? Aber wir haben Widersprüche ausdiskutiert und eine Vision erarbeitet, wie sich der Stadtteil entwickeln könnte. Das ist gelebte Demokratie.

Michael wittasek

Alle Entscheidungsträger:innen der Stadtplanung bis hinauf zum Beigeordneten Ragnar Migenda und zu Bürgermeister Frank Stein hatten das ForumGronau besucht. „Es war wichtig, dass die Verwaltung erlebt, wie wir arbeiten“, sagt Cem Demircan. „Wir stellen nicht einfach Forderungen auf, sondern überlegen ganz genau, was geht.“

ForumGronau 2.0 steigt in Quartiersarbeit ein

Das ForumGronau sei auch als Pilotprojekt für die ganze Stadt gedacht, erläutert Schubek. Um zu demonstrieren, wie eine frühzeitige Bürgerbeteiligung funktionieren könne, „bevor sich die Dinge bereits soweit verkantet haben, dass man nur noch schwer miteinander reden kann“.

Negativbeispiele gebe es in Bergisch Gladbach genug, vom Flächennutzungplan über die Laurentiusstraße bis hin zur Altenberger-Dom-Straße. 

Großartig, was wir alles erarbeitet haben und wie sich die Leute vernetzt haben. Jetzt erst habe ich das Gefühl, ich kenne ganz Gronau – dabei bin ich hier aufgewachsen.

Cem Demircan

SolidarConsult und Bürgerportal hatten das Projekt auf ein Jahr angelegt, diese Phase wird nun abgeschlossen.

Aber die Dynamik der Gronauer trägt das Projekt weiter, unter dem Arbeitstitel ForumGronau 2.0. Die 30-köpfige Gruppe will zusammen mit Michael Schubek mit Gesprächen und Veranstaltungen eine Diskussion in der Bürgerschaft über die Gestaltungsmöglichkeiten ihres Stadtteils initiieren und ein stabiles Netzwerk für die Quartiersentwicklung bilden.

Die Gruppe hätte ja nicht „mit dieser Intensität ein ganzes Jahr gearbeitet, wenn wir uns nicht ganz sicher gewesen wären, das am Ende auch etwas Handfestes für uns dabei herauskommt“, sagt Zimmermann.

Ich war eine Weile weg, bin wieder hier. Das Forum war für mich der ideale Einstieg. Jetzt fühle ich mich gut informiert und bereit. Nicht, um die Stadt zu unterstützen, sondern um uns hier in Gronau zu unterstützen.

Julia Zimmermann

Im nächsten Schritt will das ForumGronau bis zum Sommer (in Kooperation mit der Stadt) Förderanträge bei Stiftungen stellen und einen eigenen Quartiersmanager anstellen, der (oder die) die Arbeit verstetigt. 

Sie wollen über die Aktivitäten des ForumGronau informiert bleiben? Dann können Sie sich hier in eine E-Mail-Liste eintragen. Die Projektseite zum ForumGronau finden Sie hier, zudem haben wir eine „Stadtteilführer Gronau“ zusammengetragen.

Kurzfristig sind ein Konzert, Lesungen, Spaziergänge und weitere Events geplant. Auf dem riesigen Parkplatz vor Aldi, Hammer und Lidl könnte eine Tanzveranstaltung laufen, und vieles mehr. Für 2025 wird ein großes Stadtteilfest auf der Mülheimer Straße vorbereitet, bei dem der ganze Stadtteil seine Vielfalt und sein Potenzial demonstriert. 

Aus einer Vision wird Realität.


Dokumentation

Die Handlungsfelder der Vision 2035

Das Wachendorff-Areal wird ein multifunktionales Zentrum

I. Handlungsfeld Bauen | Wohnen | Wirtschaft in Gronau

Im Jahr 2035 hat sich viel getan in Gronau. Gronau war – neben dem benachbarten Zanders-Gelände – in den letzten zehn Jahren der am schnellsten wachsende Stadtteil Bergisch Gladbachs. Der Stadtteil ist insgesamt trotzdem grüner geworden und kommt so der ursprünglichen Bedeutung seines Namens „Grüne Au“  bedeutend näher. 

Durch die weitgehende öffentliche Zugänglichkeit der Strunde und des Rodenbachs, eine entspanntere Verkehrsführung (Tempo 30 im gesamten Viertel) und diverse attraktive Angebote zur Förderung des Gemeinschaftslebens, hat sich die Wohnqualität im Stadtteil deutlich erhöht. 

Eine verstärkte Neubautätigkeit für architektonisch ansprechend gestaltete Wohnhäuser führte zu bedeutsam gesteigerten Zuzugszahlen in diesen Standort mit Charme

  1. Die Baumaßnahmen im Wachendorff-Quartier sind abgeschlossen.  Auf dem Areal ist ein durchmischtes Quartier entstanden, zum Teil als Sozialwohnungen, zum Teil senioren- und pflegegerecht. Alle Gebäude sind nach den höchsten Energieeffizienzklassen gebaut bzw. restauriert. Ein Café im Erdgeschoss des ehemaligen Schornsteins wurde zum beliebten Treffpunkt. Das Außengelände verbindet sich harmonisch mit dem parkähnlich angelegten Gebiet um die Tennisplätze bis hin zum naturnah gestalteten Schulhof der neu errichteten Grundschule.
  2. Auf dem ehemaligen Gelände des Bauhofs entstand eine neue Grundschule mit integriertem Stadtteilzentrum, das u.a. Club- und Gesellschaftsräume, Vereinstreffs und einen gemeinsam mit der Schule genutzten Mehrzwecksaal enthält. 
  3. Das ehemalige Gelände der Grundschule und die gegenüberliegende Fläche der vormaligen Tankstelle sind mit Gebäuden für gemischte Wohnformen, Studenten- und Sozialwohnungen bebaut worden.
  4. Die Freifläche zwischen Lidl, Hammer und Aldi wurde parkähnlich gestaltet und erhielt einen Spielplatz, einen baumbestandenen Bereich mit Schattenplätzen sowie eine Grillhütte. 
  5. Auch das Gronauer Mehrgenerationenhaus des Vereins “mitein-anders e.V.” hat in Duckterath einen Platz gefunden und ist mit dem kleinen Café inzwischen einer der Treffpunkte in Gronau. 
  6. Kleinere flankierende Maßnahmen sorgen für gemeinschaftlich genutzte Freiräume und Begegnungsmöglichkeiten.
Die Mülheimer Straße wird neu gedacht

II. Handlungsfeld Mobilität

Die Neugestaltung der Mülheimer Straße in Verbindung mit dem Tempolimit 30 überall in Gronau und der Ausbau der S-Bahnverbindung haben die Lebensqualität deutlich gesteigert. Trotzdem ist Gronau weiterhin betroffen von dem hohen Pendlerverkehr zwischen Köln und Bergisch Gladbach. Die städtebaulichen Großprojekte auf dem Zanders- und Wachendorff-Gelände haben diesen Trend weiter verstärkt. 

Geholfen haben die in den zwanziger Jahren eingeleiteten Maßnahmen zur Mobilitätswende mit einer deutlichen Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr zu umweltverträglichen Verkehrsmitteln wie dem Öffentlichen Personennahverkehr, Fahrrad- und Fußverkehr. Die gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, das gut ausgebaute Fuß- und Radwegenetz inkl. den Radpendlerrouten nach Köln, Refrath und Bensberg, zusammen mit dem Kita- und Schulangebot haben besonders junge Familien nach Gronau gezogen. 

  1. Die Einführung von Tempo 30 auf allen Hauptverkehrsachsen hat durch gleichbleibende Geschwindigkeiten der Fahrzeuge zu einer besseren Lebensqualität für Anwohner:innen und Verkehrsteilnehmer:innen über deutlich reduzierte Lärmbelastungen geführt.
  2. Im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung konnte im Wachendorff-Projekt durch Maßnahmen wie „Integriertes Carsharing“ die PKW-Dichte je Haushalt auf “0,5“ gesenkt werden.
  3. Der gleichzeitig mit dem zweigleisigen Ausbau der S-Bahn im Jahr 2029 fertiggestellte Gronauer Mobilitäts-Hub am Bahnhof Duckterath hat zu einer erhöhten Nutzung des in Angebot und Frequenz deutlich verbesserten ÖPNV-Angebotes geführt: Der S-Bahn-Takt ist auf werktags alle 5 Minuten und am Wochenende alle 10 bis15 Minuten verkürzt worden.
  4. Radpendlerroute GL <-> Köln Parallel zum Beschluss der Bewerbung für die Bundesgartenschau 2032 im Jahr 2025 wurde auch die Radpendlerroute vom Zentrum (Zandersgelände) nach Köln über die Gierather Straße schnell realisiert und wird täglich von mehr als 1000 Personen genutzt.
  5. Die alte Bahnstrecke vom S-Bahnhof über Refrath nach Bensberg ermöglicht eine autofreie Verbindung für Radfahrer und Fußgänger nach Gronau, die auch den Zugang zum Strundeweg ermöglicht.

III. Handlungsfeld „Orte der Begegnung” / Freizeit / Kultur

Die vielen neu entstandenen „Orte der Begegnung“ bestimmen den einzigartigen Charakter Gronaus. Ausgehend von der Tatsache, dass Gronau nicht ein Zentrum, sondern viele Zentren hat, wurden diese Orte mit einem engmaschigen Netz von Fuß- und Radwegen miteinander verbunden. Die Grundlage dafür wurde durch die Teilnahme der Stadt Bergisch Gladbach an der Bundesgartenschau 2032 geschaffen. 

Die neu geschaffenen Treffpunkte Gronaus mit dem Pavillon in der Nähe der der Kirche, den Räumlichkeiten an der neuen Grundschule, der Aussichtsplattform über dem Regenrückhaltebecken und dem mobilen „Zuhörraum“ sind – neben den vielen anderen Treffpunkten im öffentlichen Raum – maßgebend für die gut funktionierenden sozialen Netzwerke im Quartier. 

Die „Orte der Begegnung“ leben von und mit der Kunst. Ein neu gegründeter Trägerverein trug dazu bei, mit den Einwohner:innen Gronaus ein zeitgenössisches Programm künstlerischer Aktivitäten ins Leben zu rufen. 

Angespornt durch die Teilnahme an der Bundesgartenschau 2032 und der daraus entstandenen nachhaltigen Entwicklung, hat nun die Bürgermeisterin die Bewerbung der Stadt Bergisch Gladbach als „Europäische Kulturhauptstadt 2039“ in den Ring geworfen. Ausdrücklich auch aufgrund der innovativen kulturellen Entwicklung Gronaus, die zum Vorbild wurde!

  1. In unmittelbarer Nähe der Kirche entstand ein Café, was inzwischen zu einem beliebten Treffpunkt und Ort für kleinere Veranstaltungen geworden ist.
  2. Die Geschäfte und Betriebe in Gronau haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, die sich aktiv in das gesellschaftliche Leben vor Ort einbringt.
  3. Fast spielerisch wurde auch der als unüberbrückbar empfundene Gegensatz von Kultur und Sport gelöst: zeitgenössische Tanzperformance von Künstler:innen und Sportvereinen bei gemeinsam gestalteten Quartiersfesten luden Alt und Jung ein, zusammen aktiv zu werden.
  4. Ein Ausstellungs- und Stipendiaten-Programm wurde entwickelt. Im Laufe der letzten Jahre entstand daraus ein vielfältiges und das Kulturleben in Gronau belebende Ausstellungsprogramm mit neuen und innovativen Formen zeitgenössischer Kultur.
  5. Viele Jahre gab es das Angebot “wir hören zu” an den Orten der Begegnung, seit 2029 gibt es einen “Zuhörraum”. 
  6. Die Lebensqualität für ältere Menschen hat sich erhöht (durch Fahrdienste, Einkaufshilfen und begleitende Spaziergänge), indem Freiwilligendienste und professionelles Engagement sich erfolgreich vernetzt haben. 
  7. Die Jugendlichen haben öffentliche Plätze mit Unterstützung der Stadt entworfen und realisiert. Dabei sind aus den früheren Bolzplätzen und weiteren Flächen spannende Erlebnis- und Sportbereiche entstanden.Sogar ein „Club“ als Treff- und Partyraum konnte eingerichtet werden.

Hintergrund: SolidarConsult und Bürgerportal haben das Konzept im Vorfeld mit den Vereinen vor Ort, den Fraktionen und der Verwaltung abgestimmt. Zum ersten Treffen kamen dann rund 80 Interessierte. Aus diesem Kreis wurden 30 ständige Teilnehmer:innen ausgewählt, die die Zivilgesellschaft vor Ort so weit wie möglich abbildet sowie die Organisationen vor Ort, Politik, Verwaltung und Wirtschaft einschließt. 

Diese stabile Gruppe hat sich bereits sechsmal zu halbtägigen Workshops getroffen und in der Zwischenzeit in Arbeitsgruppen intensiv gearbeitet. Das Ergebnis sind die Vision „Gronau 2035“ mit sechs Handlungsfeldern, eine 80 Punkte umfassende Maßnahmenliste, ein Fragebogen –  sowie eine intensive Vernetzung der Beteiligten. 

IV. Beteiligung und Teilhabe 

Viele dieser Aspekte der Entwicklung Gronaus haben ihren Ursprung in einer aktivierenden Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner Gronaus, die 2023 vom ForumGronau durchgeführt wurde. Mit den Befragungen konnten auch Bürger:innen erreicht werden, die sich bisher nicht engagiert hatten. Sie hat dazu beigetragen, dass den Gronauer:innen bewusst wurde, dass sie viele Möglichkeiten der Einflussnahme bei der Gestaltung ihres Stadtteils haben und sich bürgerschaftliches Engagement lohnt. 

Mit den Ergebnissen der Befragungen wurden Beteiligungskonzepte für weitere Gruppen entwickelt.

  1. Aus der ersten systematischen Befragung von Kindern und Jugendlichen im Jahr 2023 ist mittlerweile eine langjährige Tradition geworden. Alle stadtplanerischen Projekte in Gronau sind seitdem durch intensive Befragungen, Gespräche und Workshops der Kinder und Jugendlichen, aber auch deren Eltern und anderer Zielgruppen begleitet worden. 
  2. In den Kindergärten, dem Jugendzentrum, dem Abenteuerspielplatz und der Schule gehören diese Befragungen und Workshops inzwischen zum festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Dabei zeigte sich immer wieder, dass die Kinder und Jugendlichen einen sehr interessanten anderen Blick auf das Geschehen in Gronau haben und über die Kinder auch die Familie erreicht wird. 
  3. Diese Diskussionsforen sind nicht nur wichtig, damit die Kinder und Jugendlichen schon früh ihre Selbstwirksamkeit erleben und demokratische Prozesse kennenlernen. Für die erwachsenen Gesprächspartner:innen ist es immer wieder bereichernd, andere Perspektiven kennenzulernen.
  4. Auch andere Bevölkerungsgruppen, die sich bisher wenig engagiert hatten, wie Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Unterstützungsbedarf werden in den Befragungen angesprochen.

Der Flyer zum Download

Die gesamte Vision zum Download

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1 Kommentar

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  1. Zu dieser beeindruckenden Zwischenbilanz fällt mir nur ein Satz ein: So geht Kommunalpolitik! Kompliment an die Initiatoren Georg Watzlawek und Michael Schubek sowie Grüße an den kreativen Kopf und alten politischen Weggefährten Michael Wittassek.