Eigentlich hatte Konrad Adenauer, Enkel und Vorsitzender des Vereins der Grund- und Hausbesitzer in Köln, nur den neuen Mietspiegel vorstellen wollen. Doch in seinem Frust, dass der mangelnde Platz in der Metropole zu Engpässen führen entwickelte er eine alte Idee neu: Rund um Köln gebe es einen Speckgürtel, der sich am kulturellen Angebot der Stadt labe. Den müsse man einfach eingemeinden, von West nach Ost. Konrad Adenauer im Wortlaut:

Mit Hilfe von Eingemeindungen hat sich Köln in der Vergangenheit nach und nach entwickelt und das darf auch heute kein Tabu in einer wachsenden Metropole sein. Am besten sind Eingemeindungen auf der West-Ost-Achse:  Denkbar sind Pulheim, Frechen und Hürth im Westen Kölns sowie etwa Bergisch Gladbach im rechtsrheinischen.

Städte sind wieder gefragt, immer mehr Menschen strömen aus dem Umland nach Köln, um hier zu arbeiten und zu wohnen. Nur kommt Köln mit dem Wohnungsbau nicht nach. Wohnraum wird knapper und die Mieten steigen rasant. Das ist kontraproduktiv fürs Wachstum.  Also muss Köln wesentlich mehr Bauland ausweisen, als bisher. Und auch die  Wirtschaft benötigt dringend mehr Gewerbegebiete. Statt 100 Hektar stehen aber nur 30 bereit. Doch große Flächen sind hier rar – und die Grünflächen und Wälder in den Außenlagen dürfen wir  nicht opfern.

Damit Köln in Zukunft auf die nötigen Areale zurückgreifen kann, muss sich die Stadt flächenmäßig ausdehnen, um sich dort die Planungshoheit zu sichern. Man muss den Acker kaufen, solange er noch billig ist. Köln muss seinen Speckgürtel vergrößern. Die Politik muss Verhandlungen dazu führen, dann hat man mehr Masse zu verteilen, und dann lohnen auch unsere kulturellen Bemühungen mehr. Hier ist die Politik gefragt, damit die Gebiete zu Köln gehören, wo Menschen leben, die ohnehin schon in Köln arbeiten. Klar werden die Bürgermeister im Umland aufschreien. Das war immer so. Aber in Porz ist inzwischen doch auch Ruhe.

Meint der Mann das im Ernst? Nein, natürlich nicht, wendet sein Parteifreund Lutz Urbach ein – als Bürgermeister von Bergisch Gladbach einer derjenigen, die erst schreien und dann beglückt Ruhe geben. Urbach:

Ich kenne Herrn Adenauer persönlich und habe seinen tiefsinnigen Humor immer sehr geschätzt. Seine Eingemeindungsthesen kann er nicht ernst meinen – wirklich nicht.

Wirklich nicht? Der Kölner Stadt-Anzeiger, sowohl in der Metropole wie im Umland gut vertreten, fragt nach und bekam von Adenauer diese Antwort:

Köln droht zu platzen. Wer bezahlbaren Wohnraum bieten will, muss an neuen Wohnraum rankommen. Und da muss man auch an Eingemeindungen denken. Die  Bensberger fühlen sich doch ohnehin als Kölner und nutzten auch deren Annehmlichkeiten wie Theater oder Verkehrsmittel.  Es ist nicht einzusehen, dass sie nur Vorteile haben.

Allerdings, so ganz einverstanden sind die Bergisch Gladbacher dann doch nicht. In einer Umfrage des KSTA, an der sich wohl nicht nur Gladbacher beteiligten, lehnten 60 Prozent die Eingemeindung eindeutig ab. Allerdings kamen immerhin auch gut 30 Prozent zusammen, die sich eine Zusammenlegung mit Köln durchaus vorstellen können, aus den verschiedensten Gründen.

Auf glasklare Ablehnung traf Adenauer übrigens im Osten von Köln, den er ebenfalls ins Visier genommen hatte.  Hürths Bürgermeister Walther Boecker schrieb dem Chef von Haus und Grund gleich einen Brief:

Da können wir helfen. Wir gemeinden die ehemaligen Hürther Stadtteile Braunsfeld, Deckstein, Kriel und Sülz wieder nach Hürth zurück, und schon sinken dort die Grundstückspreise.

Quellen:  BLZ, Express, Kommentar KSTA, Umfrage KSTA, Bildergalerie: Das können die Kölner geschenkt haben

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