“Politik macht wütend!”

Das hab ich gestern in den Kommentaren zu diesem Artikel gelesen. Und dieser Satz hat mich nicht losgelassen. Heute morgen auf der Hunderunde gingen mir dann Gedanken durch den Kopf, die ich hier versuchweise mal ordnen will. Ich habe überlegt, ob ich das im Wirrkopf-Blog tun soll, oder hier im Bürgerportal. Aber warum nicht hier? Es betrifft schließlich auch unsere Stadt und die Bürger Bergisch Gladbachs. Man möge mir die manchmal zweifelhafte Wortwahl verzeihen. Sie dient der besseren Verdeutlichung.

Zunächst war da die Frage: Warum sind nur “reiche” Leute in der Politik?

Ist Politik nur für Reiche? Hat nur der was zu sagen, der bezahlen kann für seine Wünsche und Pläne? “Arme” findet man dort nicht. Hartzer und Obdachlose findet man in diesen “Regionen” nicht. Aber ein großer Teil der Bevölkerung ist inzwischen arm oder an der Grenze zur Armut, hat aber keine Lobby. Diese Armut kann nur auf die Straße gehen und protestieren. Dort wird sie dann entsprechend “beiseite geräumt”. In Positionen in denen Entscheidungen gefällt werden sind sie nicht vorhanden.

Aber Politik geht nicht nur an der armen Bevölkerungsschicht vorbei, sondern auch an denen die sich noch nicht dazu zählen. Niemand hat noch Verständnis für z.B. Stuttgart 21 außer denen die es unbedingt bauen wollen. Niemand hat Verständnis für die Verlängerung der Betreibung von Atomkraftwerken außer den großen Stromanbietern.

RheinBerg-Galerie. Foto: Wirrkopfblog

Und im ganz Kleinen: Niemand hatte Verständnis für den Protzbau der Rhein-Berg-Galerie. Ich auch nicht, auch wenn ich den Bau interessiert verfolgt und dokumentiert habe.

Niemand von den Leuten hier im Ort hat Verständnis fürs Salzstreuen im Winter. Alle sagen, sie könnten auf geschlossener Schneedecke besser fahren als auf dem komischen Gematsche, das durch das Salz auf den Straßen entsteht und dann liegen gelassen wird. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass durch die Streuerei die Salzindustrie subventioniert wird…. Aber ich schweife ab. :>>

Niemand hat Verständnis dafür dass Städtische Bäder verkauft wurden, oder Schulen verkommen.

Zurück zum Thema: Warum macht Politik wütend? Warum sind nur die oberen Einkommensklassen politisch aktiv? Warum hat man permanent den Eindruck, dass Politik ausschließlich für diese gehobenen Bevölkerungsschichten gemacht wird? Dass alle Entscheidungen nur zu deren Gunsten getroffen werden? Dass sie untereinander mauscheln, klüngeln und kungeln und Gelder untereinander verschieben und verteilen nach dem Motto “Et hätt noch immer jot jejangen!” Sprich: Bis jetzt hat sich noch nie ein “kleiner Bürger” ernsthaft drüber aufgeregt und es zu verhindern versucht. Und wenn…. hahaha…

Unsereiner soll sich darüber freuen, dass wenigstens der Matscheweg an der Paffrather Mühle und die Brücken dort erneuert werden. Oder dass die Löcher in den Straßen geflickt werden. Freut man sich ja auch drüber. Aber reicht das für bürgerfreundliche Politik?

Politik macht wütend! Politik lässt einen hoffnungslos im Regen stehen und zuschauen, wie neues geplant wird, das nicht wirklich einer braucht. Ressourcen in Form von bereits vorhandenem werden verschleudert oder verrotten. Auch die vorhandene Ressource Mensch wird verächtlich verschleudert. Denn arm ist nicht gleich dumm, alt ist nicht gleich unbrauchbar, jung ist nicht gleich unfähig.

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3 Kommentare

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  1. Genau so empfinde ich das auch. Was nützt es mir wählen zu gehen? Unsere Regierung besteht nicht aus gewählten Personen oder Parteien. Keine Partei wurde wirklich gewählt. Alle sind meistens weit unter den erforderlichen 50%. Niemand kann von sich behaupten, er hätte einen Auftrag vom Volk dieses zu regieren.

    Unsere Regierung ist nur noch das Ergebnis einer Additionsaufgabe.

  2. Ich empfinde ganz genauso wie die Autorin. Und ich bin kein „Nichtwähler“ Leider habe ich in den letzten Jahren immer wieder die Erfahrung gemacht, dass „einfach mal woanders sein Kreuzchen machen“ absolut nichts bringt. Letztendlich sind es immer die gleichen Parteien, die zu sagen haben. Und selbst die, welchen früher mal eine alternative darstellten, reden in dem meisten Punkten inzwischen die gleiche Sprache wie die Großen.

    Bin ebenfalls AlG II Empfänger. Also stelle ich mir die Frage, warum wird über 5 Euro mehr oder weniger gestritten? An anderen Stellen werden Millionen rausgehauen ohne mit der Wimper zu zucken!

    Wenn man sparen muss, dann sollte das auch überall sein. Da sollte man auch die Diäten der hohen Herren kürzen. Auslandseinsätze der Bundeswehr reduzieren. Ach es gibt so viel was in Frage käme. Es kommt einem nur leider so vor als ob es zumeist die Kinder, Alten und (Einkommens)Schwachen trifft, bei denen gespart wird. Sind ja auch viel mehr. Und die Verteidiger unserer Politiker? Naja man hört halt nicht gerne Kritik. Einen Krähe hackt der anderen ja auch kein Auge aus.

    Um es ganz klar auszudrücken. Die Grossen machen alle die gleiche Politik. Und die kleinen bekommen nie genug Macht daran etwas zu ändern. Da müssten die Perioden zwischen den Wahlen viel kürzer sein!

  3. Wir hatten mit dem Profi von Wirrkopf ein paar Probleme und mussten es löschen, um es neu anlegen zu können. Dabei ist leider auch dieser Beitrag gelöscht worden. Wir haben ihn rekonstruiert, dabei sind leider das Foto und auch die Kommentare verschwunden.

    Hier nun die Kommentare, in etwas ungewöhnlicher Form:

    Ercan Gülhan
    13. Januar 2011 at 10:03 |
    In der Politik geht es nur um persönliche Macht, man versucht sich wichtig zu machen.
    Es sind immer die gleichartigen Menschen in der Politik, also eine geschlossen Gesellschaft, die verkrampft versucht mit billiger Politik Macht zu bekommen.
    Bei so einem Spiel ist kein Platz, für den Rand der Gesellschaft.
    Der Rand soll das Maul halten und schön immer abnicken.
    Viel Spaß bei nicken!

    Wirrkopf
    11. Januar 2011 at 00:19 |
    Warum habe ich den Eindruck, dass alle bei dem Wörtchen “reich” aufhören zu lesen?

    Lennart Höring
    10. Januar 2011 at 23:10 |
    In dem Artikel spielt wohl eine Menge Wut eine Rolle. Eine so einseitige und negative Seite spiegelt weder die aktuelle Politik in Bergisch Gladbach wider, noch den Duchschnitt. Politik in der Kommune wird ehrenamtlich gemacht. Mit einem hohen zeitlichen Einsatz für einige wenige Euro als Aufwandsentschädigung, Sitzungsgelder etc. Also reich wird man davon ganz sicher nicht. Ich finde, es ist wichtig, sich für seine Kommune einzusetzen. Sonst wird die Gesellschaft um einiges ärmer. Ich jedenfalls mache es gerne. Und ich bezeichne mich ganz bestimmt nicht als reich. Ich muss auf jeden Fall hart für mein Geld arbeiten!

    Benedikt Bräunlich
    10. Januar 2011 at 21:55 | Permalink

    Natürlich hört man inhaltlich so eine Aussage häufig, da gebe ich ihnen recht. In Teilen trifft dies sicherlich auch zu. Ich begrenze mich auf meine Antwort und Meinung auf die Stadt.

    Ersteinmal muss man “reich” definieren. Meine mich zu erinnern, dass wir im Sowiunterricht einen Bruttoeinkommenswert zwischen 4000-5000€ im Monat hatten, mit welchem man “reich sein” defeniert. Natürlich kommen auch andere Vermögenswerte (Immobilien, Aktien etc.) hinzu.
    Vorab, ich bin also nicht “reich” =)
    Auf der folgenden Seite kann man sehen, welche Berufe die Ratsmitglieder und Sachkundigen Bürger nachgehen: http://www.bergischgladbach.de/service/downloads.aspx?id=9131
    Ich denke schon, dass die Kommunalpolitiker in BGL schon alle in der Mittelschicht sind, natürlich müsste man dies auch wieder definieren^^ Einige sind auch Rentner oder Pensionäre, dafür andere Schüler und Studenten.
    Ich denke nicht, dass man all die mit “reich” abstempeln kann. Eher ist die Bildung ausschlaggebend. Mein Interesse an Politik kam in der 9. Klasse, also mit rund 15 Jahren. Im Vergleich zu anderen in der Klasse/Stufe merkt man natürlich, dass man mehr Nachrichten verfolgt, egal ob Zeitung oder TV, als andere Mitschüler. Andere interessieren sich auch mit 20 Jahren keineswegs für Politik, Nachrichten oder Allgemeinbildung; dies heißt aber auch nicht, dass diese wiederum ungebildet sind. Ist also nicht pauschalisierbar.
    Wenn man aber in der Schule oder durch das Elternhaus nicht lernt, was z.B. eine Partei ist oder allgemein Politik ist es klar, dass diese Leute hinterher nicht einer Partei beitreten. Diese werden hinterher nur meckern, dass alles mist ist und “die da oben” keine Ahnung haben. Wenn diese dann wenigstens Demonstrieren gehen oder außeralb einer Partei sich politisch angagieren wäre es ja gut. Denn so sehen “die da oben” dass man so nicht weiter machen kann. In Frankreich zum Beispiel gehen die ganzen Bürger, egal ob sie direkt betroffen sind oder nicht auf die Straße, ist dort aber auch Teil der Geschichte. Wenn wir in Deutschland es mal schaffen würden, dass solch eine Zahl von Menschen protestieren, wird man sehen, dass die Politik einlenken wird. Weil man braucht ja deren Stimmen bei der nächsten Wahl :P
    Für die anderen oben Erwähnten, die einfach unzufrieden sind und einfach den Politikern die Schuld geben aber sich selber nicht angagieren wollen (in welcher Weise auch immer) habe ich kein Verständnis!
    Zurück zum Thema: Bei den “gebildeten” Bürgern (und natürlich auch Bürgerinnen^^) ist die Chance natürlich größer, dass diese sich durch Parteien angagieren. Entweder um etwas zu bewirken, oder/und natürlich aber auch um Kontakte zu knüpfen.
    Wenn man sich dass Parteienspektrum ansieht stellt man natürlich fest, dass von links nach recht die Einkommen steigen, Ausnahmen bestätigen die Regel.
    Man muss aber auch sagen, dass die Ratsmitglieder und andere Aktive alles ehrenamtlich machen. Jeder bekommt natürlich Sitzungsgelder, welche umgerechnet nicht schlecht sind, wenn man die Dauer der Sitzungen und Ausschüssen vergleicht.
    Aber man darf auch nicht vergessen, dass man sehr viel Freizeit investieren muss, um sich gut auf einen Ausschuss vorbereiten zu können. Ich als Sachkundiger Bürger finde es ja schon “hart”, wenn man EINE Vorlage für einen Ausschuss in regelmäßigen Abstände ließt^^
    Ein Ratsmitglied ist aber in mehreren Ausschüssen und im Rat, sodass man schnell auf 3-6 Vorlagen im Monat kommt, die man alle lesen sollte, dafür wird keiner “entschädigt”.
    Dadran sieht man, dass die Mehrheit der Kommunalpolitiker wirklich die Stadt gestalten möchte und nicht nur den Steuerzahler ausnehmen wollen.

    Wie kann man sich also als interessierten Einwohner Bergisch Gladbachs angagieren, sodass seine Vorschläge und Ideen gehör finden?
    Es gibt zum einen die Sachkundigen Bürger (oder s. Einwohner) die keine Ratsmitlgieder sind, aber auch in den Fraktionen aktiv sind. Hier bin ich mal so frei und verweise auf die kleineren Fraktionen, die dankend neue Sachkundige Bürger aufnehmen.
    Zum anderen kann jeder einer Partei beitreten und dann innerparteilich sich Gehörverschaffen, vielleicht findet man Mehrheiten und trägt dies in den Rat?! Oder aber man kan zumindestens mit seiner Stimme die Funktionsträger mitwählen, oder ebend nicht.
    Eine andere Möglickeit ist eine Gründung einer Initiative, zum Beispiel in der Nachbarschaft oder mit Gleichgesinnten. Je mehr Menschen eine Meinung vertreten, desto mehr wird ihr Gehör geschenkt. Das Büro des Bürgermeisters, der Ausschuss für Anregungen und Beschwerden sowie die jeweiligen Ratsfraktionen nehmen Anregungen dankend entgegen ;)

    Zusammengefasst: Egal wie, Mehrheiten finden und dann publik machen !

    Wenn alles nichts nützt: Immer daran denken, bei der nächsten Wahl kann JEDER (ab 16) entscheiden, ob das Vergangene einen zusprach oder nicht. Wenn man anderer Meinung war ist es doch ganz einfach… einfach woanders ein Kreuzchen machen.
    Aber ich finde auch, dass manche Nichtwähler Wähler sind, wenn diese keinen der aufgestellten Parteien vertrauen.

    nettfreak
    10. Januar 2011 at 20:28 |
    Es ist absolut nicht richtig, wenn Sie behaupten, dass nur Reiche aktiv Politik betreiben können.
    Außerdem müsste man zunächst definieren, ab wann man als “reich” gilt. Ist man schon reich, wenn man mehr als ein ALG II-Empfänger verdient? Oder ist man als Alleinstehender bereits reich, wenn man 2.500 EUR brutto verdient? Sind Studenten reich?
    Außerdem steht es jedem frei, einer Partei seiner Wahl beizutreten und sich aktiv einzubringen und einzumischen. Meckern kann jeder!
    Ich denke, dass ich gerade im Rheinisch Bergischen Kreis einen guten Überblick habe, wer sich in den verschiedensten Parteien und kommunalen Parlamenten einbringt. Und das entspricht in etwa dem Durchschnitt der Bevölkerung.
    Ich würde auch z. B. die Landtagsabgeordneten Rainer Deppe und Holger Müller und auch den Bundestagsabgeorneten Wolfgang Bosbach nicht gerade als reich bezeichnen. Diese Abgeordneten kommen dann doch eher aus der Mitte der Gesellschaft.
    Wer jedoch immer nur von außen auf die Politik schaut, sich selbst nicht einbringt und sonst auch keinen Kontakt zu aktiven Politikern hat, kann manche Entscheidungen auch nicht nachvollziehen, da ihm die Fakten zur eigenen Meinungsbildung fehlen. Und wenn man etwas nicht versteht, kann man sich so manches Mal über Entscheidungen der Politik wundern.
    Wer sich jedoch einmischen will und sich aktiv in einer Partei engagiert, bekommt wesentlich mehr Hintergrundinformationen und kann dementsprechend auch politische Entscheidungen beeinflussen und auch objektiver beurteilen.
    Jedoch muss auch jeder, der sich einbringen will, wissen, dass politische Arbeit zeitaufwendig ist.
    Ich kann nur jeden, der mit der aktuellen Politik nicht einverstanden ist, auffordern in eine Partei seiner Wahl einzutreten und sich aktiv einmischen. Denn nur dann kann man selbst etwas ändern.
    Nur meckern ändert nichts!