Die Veränderungen der Sitzordnung in der Kirche und die Konzentration der Gottesdienste auf eine einzige Messe in St. Maria Empfängnis im vergangenen Jahr hat Bärbroich in Aufruhr versetzt. Eine neugegründete “Interessengemeinschaft St. Maria Empfängnis Bärbroich” hatte sich dafür stark gemacht, zu den alten Verhältnissen zurückzukehren.
Danach hatte es Bürgerversammlungen und Gespräche mit dem dem Pfarrverweser, Kreisdechant Norbert Hörter, gegeben – aber offenbar alles ohne Erfolg. Ohne weitere Absprache hat die Interessensgemeinschaft nun die Bänke in der Kirche, die in Kreisform angeordnete waren, wieder umgestellt.
Darauf reagiert Norbert Hörter empört – aber auch resigniert. Einerseits verurteilt der den Eingriff eindeutig, andererseits kündigt er an, die Veränderungen zu akzeptieren – weil ihm und dem Pastoralteam die Kraft für eine weitere Auseinandersetzung fehlten.
Wir dokumentieren seine Erklärung, die er zu Pfingsten in allen Gemeinden des Pfarrverbandes Lerbach-Strunde verlesen lässt:
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Erklärung unseres Pfarrverwesers Herrn Kreisdechant Hörter
zur Situation in der Kirche St. Maria Empfängnis in Bärbroich
Liebe Schwestern und Brüder im Pfarrverband Lerbach-Strunde!
Am vergangenen Mittwoch habe ich erfahren müssen, dass die “Interessengemeinschaft St. Maria Empfängnis Bärbroich” ohne meine Einwilligung geschweige denn ohne vorherige Information oder Rücksprache mit mir die Bänke in der Kirche St. Maria Empfängnis in Bärbroich umgestellt hat. Dies ist ein eklatanter Verstoß gegen die kirchliche Ordnung, nach der in einer Kirche nicht ohne die Zustimmung des Pfarrers – bei Vakanz der Pfarrstelle des Pfarrverwesers – Veränderungen im Kirchenraum vorgenommen werden dürfen. Des Weiteren ist mein Hausrecht in der Kirche St. Maria Empfängnis als derzeitiger Stelleninhaber aufs Gröbste missachtet worden. Nach mehrfachen Gesprächen und Briefwechseln mit der Interessengemeinschaft fühle ich mich hintergangen. Dies hat zur Folge, dass die Kirche St. Maria Empfängnis in Bärbroich ab sofort nur noch zu den Gottesdiensten geöffnet sein wird, da ich nicht sicher sein kann, dass es weitere nicht autorisierte Eingriffe in den Kirchenraum geben wird.
Von Gläubigen unsere Kirche kann ich erwarten, dass mit dem Seelsorgeteam, den Gremien und mir mit Respekt umgegangen wird. Meine bisherige Bereitschaft, die Interessensgemeinschaft anzuhören und mit ihr in den Dialog zu treten, ist nicht durch einen ehrlichen und offenen Umgang von Seiten der Interessengemeinschaft beantwortet worden. Unter Christen ist es üblich, miteinander zu sprechen und nicht einseitig an den Verantwortlichen vorbei Tatsachen zu schaffen. Ich darf Ihnen auch mitteilen, dass der Pfarrgemeinderat unseres Pfarrverbandes gleichfalls einmütig entsetzt und empört über das Verhalten der Interessensgemeinschaft ist.
Das Pastoralteam und ich haben keine Kraft für weitere Auseinandersetzungen in dieser Sache. Die monatelangen Auseinandersetzungen zeigen ihre Wirkung. Um das Pastoralteam zu schützen, beuge ich mich den von der Interessensgemeinschaft widerrechtlich geschaffenen Tatsachen. Dies können die Mitglieder der Interessengemeinschaft als “Sieg” betrachten, den diese vor Ihrem Gewissen zu verantworten haben. Letztlich ist dies eine Niederlage für eine christliche Gemeinde, die mit Anstand und Respekt voreinander versucht nach Lösungen in Konflikten zu suchen.
Ich bitte Sie, liebe Schwestern und Brüder, mit dafür zu sorgen, dass der gemeinsame Aufbruch der Gemeinden in Lerbach-Strunde und die positive Entwicklung des Miteinanders der letzten Monate durch Querschläger wie denen aus Bärbroich nicht gleich wieder zunichte gemacht wird.
Wir feiern heute das Pfingstfest. Unser Herr Jesus Christus sagt uns den Heiligen Geist als Kraft und Beistand für unseren Weg als christliche Gemeinden und für unseren ganz persönlichen Lebensweg zu. Letztlich wird durch die Kraft des Heiligen Geistes die Frohe Botschaft von Tod und Auferstehung, die Botschaft vom Leben und damit die Liebe und das Gute siegen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe und gesegnete Pfingsten!
Ihr Kreisdechant Norbert Hörter
– Pfarrverweser im Seelsorgebereich Lerbach-Strunde –
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Weitere Informationen:
- Alle Beiträge über den Pfarrverband Lerbach Strunde
- Zurück zur alten Sitzordnung, BLZ 2.2.2011
- Kirche und ihre Lakeien, Bärbroichs Blog
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Foto: Pfarrverband Lerbach Stunde
Ich bin kein regelmäßiger Kirchenbesucher, interessiere mich aber als Bergisch Gladbacher für die bereits vollzogenen und noch anstehenden Veränderungen im Pfarrverband Lerbach-Strunde, weil ich mehr als 25 Jahre in Herkenrath gewohnt habe und sowohl zu dieser Zeit als auch heute noch dem Kirchenchor der Pfarre St. Antonius Abbas angehöre.
Die Kirche St. Maria Empfängnis Bärbroich ist eine Filialkirche von Herkenrath und deren Belange verfolge ich auch.
Über die im Jahr 2010 getroffenen Veränderungen der Sitzordnung in der Kirche in Bärbroich und den Wegfall von Gottesdiensten waren und sind die Christen aus Herkenrath und Bärbroich nicht glücklich und versetzten sie in Aufruhr. Unter der Federführung der neu gegründeten „Interessengemeinschaft St. Maria Empfängnis“ gab es hinsichtlich der Sitzordnung vielfältige Gespräche auch mit Kirchenvertretern, leider mit nicht zufriedenstellenden Ergebnissen. Der Konflikt ist nun durch das kürzlich von der Interessengemeinschaft, angeblich ohne Zustimmung des Pfarrverwesers Kreisdechant Norbert Hörter, vorgenommene Umstellen der Bänke in der Kirche in Bärbroich eskaliert.
Dies veranlasste ihn, zu Pfingsten in allen Gemeinden des Pfarrverbandes Lerbach-Strunde eine Erklärung verlesen zu lassen. Ich möchte mich zu dem Inhalt dieser Erklärung und den dazu führenden Geschehnissen nicht äußern, da mir dazu das fundierte Hintergrundwissen fehlt. Die Kontrahenten werden aber wegen der offenbar bestehenden Meinungsverschiedenheiten noch Gespräche führen müssen.
Es ist in der heutigen Zeit auch in der Kirche erforderlich, zu Veränderungen zu kommen. Dabei sind neben Dialogbereitschaft, Verständnis und Toleranz auch Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit sowie maßvoller, insbesondere aber fairer Umgang mit Kritik gefragt.
Von meiner Frau, die am Pfingstsonntag vom Kirchgang nach Hause kam, wurde mir berichet, dass Dechant Hörter in seiner Predigt im Hochamt zum Thema „ offen sein für Erneuerung und Veränderungen, Dialogbereitschaft, Toleranz etc.“ beispielhaft die anstehende Problematik in Bärbroich erwähnte und einige Personen aus diesem Ort als Holzköpfe bezeichnete.
Herr Hörter hat in einem am 16.6. veröffentlichten Interview geäußert, dass er sich immer für einen offenen, ehrlichen Dialog eingesetzt hat. Er gibt aber mit einer derartigen Beschimpfung ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Abgesehen von der im Grunde Belanglosigkeit des „Vorfalles“ in Bärbroich und bei allem Verständnis für die Situation, in der Herr Hörter sich befindet, ist dies eines Christen mit Vorbildfunktion unwürdig.
Ich kann nur empfehlen, diese Äußerung in gebührender Form zurückzunehmen und die Gespräche mit den Betroffenen in Bärbroich wieder aufzunehmen.
Ich wünsche allen Beteiligten, dass zukünftig ein fairer Umgang miteinander erfolgt und eine fruchtbare Zusammenarbeit möglich ist !
Dieter Schönenborn
Bergisch Gladbach
Lieber Herr Schmitter,
der Vergleich hinkt.
Ich bin nicht auf das Wohlwollen meiner Verwandten angewiesen, die Kirche jedoch auf das Vertrauen und die Mitarbeit ihrer Mitglieder. Und es zeugt doch von einer gewissen Arroganz gegenüber den Mitgliedern, wenn deren Interessen und Wünsche völlig unbeachtet bleiben.
Alles im Kreis? Wahrscheinlich fehlen mir die fundierten Hintergründe zu dieser befremdlichen Situation:
Der Kreis, hat doch sehr viel Symbolgehalt, verkörpert Einheit, Vollkommenheit, deutet das Unendliche aber auch das Zeitliche an. In einem Kreis ist „alles im Fluss“!
Friedlich miteinander im Kreis sitzen, das könnte doch die gestörte Harmonie wieder herstellen.
Wo bleibt das „leuchtende Beispiel“, wenn man sich nun schon in der Kirche, inzwischen vor der Öffentlichkeit, um die Sitzordnung streitet „?
Da gibt es doch wirklich brennendere Themen.
Lieber Anonymus,
gerne würde ich Sie mit Ihrem richtigen Namen ansprechen, aber Sie haben sich ja entschieden, Ihre Kritik anonym zu veröffentlichen, was ich leider nicht nachvollziehen kann. Natürlich hat die Kirche auch aus meiner Sicht wichtigere Probleme als eine Sitzordnung, aber der zuständige Pfarrer übt nun einmal in einer Kirche das Hausrecht aus und bestimmt – in Absprache mit dem Pfarrgemeinderat – über die liturgische Gestaltung der Messen in der Pfarrgemeinde – und hierzu gehört dann auch die Sitzordnung. Als Außenstehender weiß ich natürlich nicht, in wieweit etwa der Pfarrgemeinderat in die Entscheidung über die Sitzordnung eingebunden war oder ob Mitglieder der Interessengemeinschaft auch im Pfarrgemeinderat vertreten sind. Aber eine selbstgegründete Interessengemeinschaft hat – bei allem Lob für ihr Engagement – in diesem Zusammenhang keinerlei Rechte.
Man stelle sich einmal vor (ich gebe zu, dass der folgende Vergleich nicht unpolemisch ist), es käme einfach einer Ihrer Verwandten auf die Idee, Ihnen bei nächsten Besuch die Anordnung Ihrer Wohnzimmereinrichtung vorzuschreiben. Da wären Sie wahrscheinlich auch irritiert, oder? Nach all den Querelen, die es in den letzten Jahren im Pfarrverband Lerbach-Strunde gab, ist es dann sicherlich auch nicht hilfreich, weitere Konfrontationslinien zu eröffnen. Und dass Pfarrer angesichts Ihrer wachsenden Verantwortung für größer und größer werdende Pfarreien an Ihre Belastungsgrenze kommen, ist aus meiner Sicht dann nur mehr als verständlich.
Frohe Pfingsten und dass der Heilige Geist auf Sie und uns alle herabkommen möge
Ihr Jörg Schmitter
*** Ironie an ***
Auch ich bin schockiert. Ehrlich. Wie kann sich denn die “Interessengemeinschaft St. Maria Empfängnis Bärbroich” eigenmächtig erlauben die Bänke in der Kirche umzustellen. Ich hoffe inständig, dass diese Frevler in Zukunft nicht mehr ruhig schlafen können und sich der Schande bewusst sind, die sie über ihre Gemeinde und über die gesamte katholische Kirche gebracht haben!
*** Ironie aus ***
Und jetzt mal Klartext.
Hat die Kirche nicht weitaus mehr und wesentlich wichtigere Probleme, als die Ordnung von Sitzbänken? Ich bin zugegebenermaßen kein gläubiger Christ (mehr), da mir unter anderem solche Ansichten und Aktionen die Lust an der Gemeinde gründlich vermiest haben. Aber ich finde die katholische Kirche sollte an dieser Stelle froh sein, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die das Engagement besitzen einzuschreiten und aktiv das Gemeindeleben mitzugestalten. Wenn weiterhin auf jeder Kleinigkeit derartig herumgeritten und an den Wünschen und Bedürfnissen der Gläubigen vorbei Kirche gemacht wird, so ist es wenig verwunderlich, dass immer weniger Menschen diese „Institution“ ernst nehmen. Und wenn Herr Hörter schon bei der Sitzordnung einer Dorfkirche „keine Kraft für weitere Auseinandersetzungen“ mehr hat und pathetisch von einer „Niederlage für eine christliche Gemeinde“ spricht, wie wird er sich erst bei wirklich wichtigen Angelegenheiten verhalten?