Unter Bergisch Gladbachs fehlendem Autobahnanschluss leiden nicht nur Bergisch Gladbachs Industrie und Autofahrer, sondern auch die Kölner auf dieser Seite des Rheins. Nach dem Vorschlag eines Dellbrücker Ratsherrn, Autofahrer aus Bergisch Gladbach auf der Bergisch Gladbacher auszubremsen, meldet sich jetzt eine Holweide Bürgervereinigung mit Vorschläge zu Wort. Und dann gibt es noch eine Gladbacher Wortmeldung, die auf eine mögliche Kölner Lösung des Problems setzt.
Der Bahndamm aus Bergisch Gladbacher Perspektive
Vielleicht ist es an der Zeit, das Problem aus einer etwas größeren Perspektive anzugehen? Die Vorschläge der Reihe nach.
1. Die Forderung der Holweider
Der Arbeitskreis „Unser Veedel“ der Bürgervereinigung Köln-Holweide e.V. – hat sich mit diesem Vorschlag an die Bezirksvertretung Köln-Mülheim gewandt, den wir mit den für Bergisch Gladbach relevanten Absätzen dokumentieren, dazu gibt es noch erläuterndes Material.
„Sehr geehrte Mitglieder der Bezirksvertretung Köln-Mülheim,
als Bürgervereinigung Köln-Holweide e.V. sind wir sehr besorgt darüber, dass derzeit einige neue Bauprojekte im Holweider Süden geplant sind, ohne dass für den entstehenden Mehrverkehr ein Verkehrskonzept vorliegt. Holweide leidet schon jetzt sehr unter dem Durchgangsverkehr von Bergisch Gladbach und Dellbrück zur Autobahn A3. Die Bergisch Gladbacher Straße ist vollkommen überlastet und insbesondere zu Stoßzeiten bilden sich lange Staus.
Diese zerstören den Charakter der Straße als Einkaufsmeile und Stadtteilzentrum und führen zu Rückstau auf den Zubringerstraßen. (…)
Dass die Bauplanungen bisher ohne Verkehrskonzept erfolgen, ist angesichts der schon jetzt katastrophalen Verkehrssituation nicht akzeptabel!
Wir fordern daher Folgendes:
- Autobahnanschluss für Bergisch Gladbach in Bergisch Gladbach
- Anbindung an die AS Köln-Mülheim in Köln-Höhenhaus
- Umgehungsstraße für Holweide-Süd
- Verkehrsänderungen auf der Bergisch Gladbacher Straße
a) Neue Spur an der BAB-Auffahrt stadteinwärts
b) Neue Spureinteilung an der BAB-Auffahrt stadteinwärts
c) Verbot des Linksabbiegens in die Ringenstraße
d) Verbot des Linksabbiegens aus der Buschfeldstraße
e) Fahrbahnmarkierung für Linksabbieger aus der Wasserwerkstraße - Weitere Maßnahmen
- Verkehrskonzept zu den geplanten Bauprojekten“
2. Hardi Wittrocks Informationen aus Köln
Der Bergisch Gladbacher Architekt Hardi Wittrock reagiert in einem Leserbrief auf Berichterstattung zum Bahndamm. Wittrocks Informationen werden wiederum von Peter Baeumle-Court, Bürgermeisterkandidat der Grünen im pebaco-Blog aufgegriffen. Wir dokumentieren Auszüge aus Wittrocks Leserbrief und Baeumle-Courths Schlussfolgerungen:
Hardi Wittrock: “Dabei kann ich beweisen, dass in den zuständigen Fachbereichen der Stadt Köln seit vielen Jahren nachgedacht und geplant wird, wie man vom Kreisel an der Colonia-Allee am Merheimer Kreuz zum Ostfriedhof kommt, um dort einen Kreisel anzulegen […], um auch das Beningsfeld und Strunden anzubinden. (…) Würde vom Refrather Weg am Rande der Schluchter Heide eine Straße unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Erfordernisse gebaut, wäre den Gladbachern und Kölnern geholfen.”
Peter Baeumle-Courth: „Auch mir ist unerklärlich, weshalb seit vielen Jahren von einigen Wenigen an der unrealistischen Bahndamm-Trasse für einen Autobahnzubringer festgehalten wird. Konstruktiv wäre es, Ideen wie die von Herrn Dr. Wittrock zu diskutieren. Das ist deutlich preiswerter als ein weiteres Gutachten zur Unverträglichkeit der Bahndammtrasse als Autobahn(zubringer)!“
3. Schlussfolgerungen
Genau das ist die Frage.Welche Schlussfolgerungen sind aus diesen Stellungnahmen, Forderungen und Informationen zu ziehen?
Sehr gut!
Hier ist jetzt eine Perspektive aufgemacht,
die immerhin schon ´mal dem Problem gerecht wird.
Denn „Gladbachs Platz an der Autobahn“
ist über den legendären Bahndamm nicht zu erreichen.
Zum ersten, weil mindestens der letzte und entscheidende Direktanschluss an die A4 nie kommt;
zum zweiten, weil die finanzielle Eigenleistung der Stadt als Voraussetzung für einen Projektstart von Landesseite her weder gegenwärtig noch absehbar zu erbringen ist;
zum dritten, weil das ganze Projekt angesichts des frappanten Flurschadens und der maximal möglichen Zwei-Drittel-Realisierung unterm Strich einen gigantomanischen Aufwand für ebenso fragliche wie bestenfalls geringe bzw. nur verschobene Effekte bedeutet.
Auch ein Blick auf die Karte zeigt,
dass sich der sozusagen natürliche Verkehrsfluss in anderen
und eben die Stadtgrenzen sprengenden „Bahnen“ bewegt.
Deshalb ist es, richtig, kein lokales, sondern ein regionales Thema.
Davon abgesehen, erinnere ich hier noch ´mal an das immer noch ausstehende „Intelligente Verkehrskonzept für GL“.
Das ist ein bislang noch auf Halde liegendes Projekt.
Denn bevor es, wenn überhaupt und wo/wie auch immer, dann heißt:
„Freie bzw. kurze Fahrt ins Autobahnglück auch für GL“,
werden noch Jahre / wird noch ein Jahrzehnt + … vergehen.
Und bis dahin wäre es sinnvoll,
alle Potentiale, Ressourcen und Optionen
für ein Renovieren, Optimieren und Kombinieren
der vorhandenen Verkehrswege / -formen / -arten
zu wecken, zu beleben, auszuschöpfen
– denn möglicherweise sieht schon das Verkehrsbild der näheren Zukunft (demographische / technologische / strukturelle Entwicklung) ganz anders aus als heute.
HGU