Krüger-Hallen am Rand des Neuborner Buschs
Der Bergische Naturschutzverein sieht seine Vorbehalte gegenüber dem Flächennutzungsplan durch Bezirksregierung bestätigt. Den Fokus legt er jetzt auf den Verkehr – und fordert einen Verzicht auf Spitze und die Krüger-Erweiterung.
Dass die Bezirksregierung Köln den von der Stadt Bergisch Gladbach eingereichten Flächennutzungsplan genehmigt hat, überrascht den (Rheinisch)-Bergischen Naturschutzverein (RBN) nicht. Nachdenklich stimmt den Verein hingegen, dass entgegen früheren Aussagen aus Verwaltung und Politik einige für eine Wohnbebauung vorgesehenen Bereiche wie etwa im östlichen Herkenrath sowie die Nussbaumer Wiese ausgenommen wurden – wenn auch nicht endgültig.
Hier wird die Stadtverwaltung nacharbeiten müssen, womit sich der RBN in seiner wiederholt geäußerten Kritik an der Ausweisung dieser Flächen ausgesprochen bestätigt fühlt.
Straßensystem schon jetzt überlastet
Jegliche Bebauung der Bereiche Peterskaule (Kölner Fenster) sowie der Bereiche in Herkenrath-Unterheide haben unmittelbare Auswirkungen auf bestehende, jetzt schon überlastete Straßenverbindungen.
Das betrifft das Straßensystem im Großraum Nussbaum/Paffrath sowie die in Spitzenzeiten restlos überlastete L 289 von Spitze über Herkenrath nach Moitzfeld bis weiter zur A 4.
Gerade im Knoten Herkenrath mit seinen Einmündungen aus dem Wohngebiet Grünenbäumchen (Asselborner Weg), schräg gegenüber Bärbroicher Straße, weiterhin Ball sowie schließlich Hecken zusammen mit Zufahrten zu gewerblichen Betrieben wie Bäckerei, Tankstelle, Kindergarten und Supermarkt kommt es morgens und nachmittags/abends zu erheblichen Verkehrsstaus mit einem dadurch erhöhten Lärm- und Schadstoffanteil.
Gewerbegebiet Spitze nicht weiter verfolgen
Der RBN erinnert daher nachdrücklich an die Aussagen von CDU und SPD im Stadtrat, konkrete Bauabsichten von der Leistungsfähigkeit des Straßennetzes abhängig zu machen. Die L 289 ist gegenwärtig nicht in der Lage, weiteren Verkehr aufzunehmen – deshalb darf aus Sicht des Naturschutzvereins ein Gewerbegebiet in Spitze auch nicht weiterverfolgt werden.
Gegen diesen Standort sprechen neben den verkehrlichen Problemen insbesondere die Aspekte des Wasserhaushalts mit erheblichen Auswirkungen auf die Paffrather Kalkmulde. Die Gemeinde Kürten hat gutachterlich bestätigt bekommen, dass der Kalkuntergrund nicht geeignet ist, das anfallende Niederschlagswasser der dann versiegelten Flächen aufzunehmen.
Noch gar nicht geklärt ist, welcher Zusammenhang zwischen einer erheblichen Versiegelung der bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen in Spitze auf Kürtener und Bergisch Gladbacher Gebiet und dem zukünftigen Wasserdargebot im angrenzenden Strundetal mit ihrem Quellbereich besteht. In Spitze abgeführtes Wasser kann unterirdisch nicht mehr in Herrenstrunden und dem Strunderbach ankommen.
Fragen zum Einkaufszentrum Herkenrath
Gleichfalls erhebliche zusätzliche Belastungen für die L 289 wird das geplante Einkaufszentrum in Herkenrath mit Edeka-, Aldi- und dm-Markt am Knoten Straßen/Ball haben. Das vorliegende Verkehrsgutachten kommt zur Erkenntnis, dass diese Kreuzung mit zusätzlichen Verkehrsspuren und einer entsprechenden Ampelschaltung noch so eben als ausreichend angesehen wird. Ein Kreisverkehr wird grundsätzlich ausgeschlossen.
Der RBN hat im Zusammenhang mit dem Einkaufszentrum neben der verkehrlichen Problematik Fragen zur angepeilten Größenordnung gestellt sowie die vorgesehene Einleitung des Niederschlagswassers der 200 Parkplätze und der Dachflächen in ein Regenrückhaltebecken oberhalb des Volbachs hingewiesen. Beide Arme des Volbachs sind Naturschutzgebiet, eine Einleitung verbietet sich aus Sicht des Naturschutzvereins. Darauf hatte der Verein auch bereits im FNP-Verfahren hingewiesen.
Krüger sollte auf Neuborner Busch verzichten
In seiner Kritik am Flächennutzungsplan bestätigt fühlt sich der RBN auch durch den weißen Fleck „Krüger-Verwaltungsbau“. Wenn nach diesem zweiten heißen Sommer, der Dürre landauf landab, absterbenden Bäumen nicht nur im Wald, sondern auch im Stadtbild, fehlendem Wasser in den Bächen Planungen vorangetrieben werden, die ohne Not in bestehende Waldstücke eingreifen, werden alle Überlegungen, sich auf Klimaschutz zu besinnen, Lügen gestraft.
Bäume und Wald sind Wasserspeicher, Schattenspender, Temperatursenker, belebende und prägende Bestandteile gerade in einem dicht besiedelten Stadtgebiet. Jede kleinere Waldinsel trägt zur Klimastabilisierungbei, gerade in der warmen, zunehmend heißen Jahreszeit.
Wenn dann noch der in Rede stehende Neuborner Busch das entscheidende verbindende Glied zwischen Schluchter Heide/Gierather Wald/Golfplatzgelände und der Grube Cox und dem Naturschutzgebiet Hardt ist, dann ist es vor dem immer akuter werdenden Hintergrund des Klimawandels umso unverständlicher, diese Planung aufrecht zu erhalten.
Die Firma Krüger täte gut daran, hier eine Vorreiterfunktion zu übernehmen und auf ihre Planung zu verzichten; dem Stadtrat fiele es leicht, dem zuzustimmen, und sowohl Stadtverwaltung wie Bezirksregierung müssten sich nicht in ihren Argumentationen „verrenken“.
Das Wald und Freiflächen in der Landschaft von jeglicher Bebauung frei gehalten werden, halte ich für richtig und notwendig. Allerdings muss die Bebauung der Randzonen im Anschluss an vorhandene Bebauung erlaubt sein. Alles nur auf die Innenverdichtung abzustellen, ist für manches Städte- und Ortsbild negativ. Auch bedeutet es eine Entwertung vorhandener Bebauung.
Völlig zu Recht weist der RBN auf die drohende Überlastung des Straßenverkehrs durch Bebauung der Peterskaule hin. Noch gravierender wären meines Erachtens die Auswirkungen auf das Klima! Das LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucher) bescheinigt eine große Bedeutung der Wiese als Kaltluftentstehungsgebiet und Frischluftschneise. Gerade die Größe der zusammenhängenden freien Fläche macht die Wiese besonders bedeutsam. Durch jedwede Bebauung wäre diese Wirkung zerstört. Und das können wir uns angesichts der drohenden Klimakatastrophe nu wirklich nicht mehr leisten.