Die alten Stadthäuser sind marode, das neue Stadthaus wird gerade neu geplant - doch für das wachsende Personal benötigt die Stadt jetzt Platz.

Trotz vieler Telearbeitsplätze leidet die Stadtverwaltung unter Raumnot; zuletzt konnten dringend benötigte Planer nicht eingestellt werden, weil es für sie keine Büros gibt. Daher will die Stadt ein weiteres Gebäude in der Senefelder Straße anmieten und ausbauen. Das sehr kurzfristige Verfahren trifft bei der CDU auf heftige Gegenwehr.

Die Stadtverwaltung hat am Montag extrem kurzfristig die Tagesordnung für den Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften erweitert: Im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung tauchte plötzlich ein neuer Punkt vier auf: „Anmietung und Aufstockung eines Bürogebäudes“.

Dabei handelt es sich, das erläuterte der Ausschussvorsitzende Klaus Orth bei der Behandlung der Tagesordnung am Donnerstagabend im Ausschuss, um ein Bürogebäude in der Senefelderstraße in Heidkamp, für den eigenen Bedarf der Stadtverwaltung.

Ähnlich wie beim geplanten neuen Stadthaus auf der RheinBerg Galerie soll dort offenbar durch eine Aufstockung eines alten Gebäudes mehr Platz geschaffen werden.

Ganz in der Nähe hatte die Stadt bereits 2014 das Gebäude des ehemaligen Lübbe-Verlags und dort neben Flüchtlingen u.a. das Stadtarchiv, das Wahlbüro und die Abteilung Stadtgrün untergebracht. Die Stadtverwaltung belegt mit ihren insgesamt rund 1400 Stellen zudem die Rathäuser in Gladbach und Bensberg, die beiden alten Stadthäuser an der Gohrsmühle und der Maria-Zanders-Anlage und hat auch noch ein Bürogebäude am Marktplatz angemietet.

Dennoch reicht der Platz schon lange nicht aus; für die zuletzt bewilligten neuen Stellen gibt es keine Räume. Das führte so weit, dass zuletzt dringend benötigte Planer nicht eingestellt wurden, weil Schreibtische fehlten.

CDU verlangt öffentliche Diskussion

Im Finanzausschuss traf der Überraschungscoup der Stadtverwaltung auf Widerstand. Nicht so sehr in der Sache, sondern in der Form: eine solche Maßnahme müsse zunächst im zuständigen Ausschuss diskutiert werden, und zwar öffentlich, argumentierten die CDU-Vertreter Harald Henkel und Christian Buchen. Nur die geschäftliche Details gehörten in den nicht-öffentlichen Teil.

Dem widersprachen SPD-Fraktionschef Klaus Waldschmidt und auch der Ausschussvorsitzende Klaus Ort (SPD) energisch. Die Geschäfts- und Verwaltungsordnung ließen eine Debatte in öffentlicher Sitzung gar nicht zu. Eine Haltung, die der Ausschuss mit den Stimmen der Ampel gegen CDU und Freie Wähler bestätigte.

Was dann in nicht-öffentlicher Sitzung weiter besprochen wurde, ist nicht öffentlich. Allerdings hatte die CDU zuvor öffentlich einen Katalog von neun sehr detaillierten Fragen vorgelegt, vor allem zur Personal- und Raumplanung der Stadtverwaltung. Dabei fragt die CDU auch, welche Rolle der Trend zum Home Office und die angestrebte Digitalisierung bei der Planung spielten.

Diese Fragen, forderte die CDU, müsse die Verwaltung bis zur Ratssitzung am kommenden Dienstag schriftlich beantworten. Sonst sei eine seriöse Entscheidung nicht möglich.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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10 Kommentare

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  1. Hallo Gerd,
    ich lasse ein „auch in einer Verwaltung“ zu, aber „gerade in einer Verwaltung“ ist beleidigend für die Beschäftigten. Sie suggerieren damit, dass im öffentlichen Dienst Deppen beschäftigt sind.

    1. Hallo Babsy,
      es liegt mir fern zu suggerieren das die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst Deppen sind. Ich wollte damit ausdrücken das man halt ab und zu Scheuklappen auf hat und das Nächstliegende nicht sieht weil das die Aufgabe eines anderen Fachbereichs ist.

  2. @L. Donner
    Manchmal sind es die einfachen Sachen auf die man nicht kommt, auch oder gerade in einer Verwaltung.

  3. @Gerd
    Gute Idee, ihre „Meinung“! Da ist bei der Stadtverwaltung bestimmt noch niemand drauf gekommen! (Ironie off) Tatsache ist, dass bereits seit einigen Jahren Büros des Rheinisch-Bergischen Kreises dort sind, der Familienkasse und ja, inzwischen auch der Stadtverwaltung, z.B. die Projektgruppe Zanders.

  4. Die Stadt hat doch das Zanders Gelände mit allen Gebäuden gekauft, gab es auf dem Gelände keine Büros. Meiner Meinung nach könnten doch sicher einige Arbeitsplätze für die städtischen Mitarbeiter in den Gebäuden geschaffen werden.

  5. @ Herr Havermann
    Im Artikel steht doch, dass NICHT eingestellt werden konnte, da Arbeitsplätze fehlen. Und zum Homeoffice: „aktuell 580 Tele-Heimarbeitsplätze“ (https://www.bergischgladbach.de/rueckblick-2021.aspx). Ihre Kritik, die die Verwaltung stets schlecht dastehen lässt („dilettantisch“, „G’schmäckle“) und gerne das Beamtenklischee bemüht, scheint mir schlecht recherchiert und populistisch.

    1. So wie es bei jeder Fußball-WM plötzlich tausende Bundestrainer (und in der Pandemie zahlreiche Amteur-Virologen) gab, so tauchen bei jeder einschlägigen Meldung hier die selbst ernannten Verwaltungsfachleute und Städteplaner in Scharen wie Kai aus der Kiste auf.

      Das ist ein amüsantes Phänomen der Netzkultur, mehr nicht.

  6. Herr Orth hatte es schon in seiner Zeit als Bürgermeister nicht so mit der Öffentlichkeit. Dass nun Herr Stein mindestens in diesem Fall gerne darauf einschwenkt, läst auch bei ihm eine G’schmäckle-Affinität vermuten. Die gesamte Stadthausplanung seit dem Renovierungsplan für die alten Häser, dem „Urbach-Haus“ mit Freizeitcharakter am S-Bahnhof und neuerdungs die Aufstockung der Marktgalerie wirkt enorm diletantisch und scheint kein zeiltliches Ziel zu haben. Dafür wird fleißig eingestellt – auch ohne zur Verfügung stehenden Büroraum. Hinzu kommt in diesen Zeiten die Frage, wie es die Verwaltung mit dem Homeoffice hält. Scheinbar gibt es da Berührungsängste.

  7. Warum eigentlich diese Heimlichtuerei bei der Ampelkoalition. Es sind Bürgergelder, die da angesetzt und verbraucht werden. Damit ha der Bürger ein Recht auf Information. Oder haben sie vor das ein angesetzter Finanzposten für andere Dinge eingesetzt werden. Wann kommen eigentlich endlich Pläne für das geplante Stadthaus auf dem alten Marktkauf Gelände. Da ist Schweigen im Walde. Die Geheimnistuerei der Stadtführung müsste eigentlich viel mehr Bürger wachrütteln. Naja mal sehen, was der Herr Stein und sein Grossaktionär der Migenda mit den Grünen noch alles in der Stadt klammheimlich anstellen wollen.

  8. Heimlichtuerei hat immer ein Geschmäckle und weckt Mißtrauen. Was soll hier unter den Tisch gekehrt werden?