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„Neue Landschaft II“ lautet der Titel der neuen Ausstellung in der Refrather Galerie. Mit ihrer Malerei untersucht und erforscht Elfi Wiese das Ausgangsmaterial Erde auf seine künstlerischen Möglichkeiten. Und entwickelt abstrakte Werke, die weniger als Abbild sondern vielmehr als sinnliche Wahrnehmung von Landschaft verstanden werden wollen.
„Ich war immer in Feld, Wald und Wiese unterwegs“, erzählt Elfi Wiese, die in Schildgen aufgewachsen ist. Kindheitserinnerung trage sie „als künstlerische Potenz“ in sich. Ihr Vater hatte ein Unternehmen für Gartengestaltung, seine Platanen stehen noch immer vor der Herz-Jesu-Kirche. Heute wohnt die Künstlerin in der Nähe von Bremen auf dem Land, „da gibt es noch Landschaft.“

Ausgangspunkt ihrer abstrakten Bilder sind Erdfarben. Das Material hierfür sammelt sie in der Natur. Die Erde ziehe sie an, denn „Erde ist Farbe“. Manchmal erhält sie auch Spenden von Freunden, die um den Globus reisen.
Elfi Wiese – Neue Landschaft II
Galerie Schröder und Dörr
Wingertsheide 59, Refrath
Bis 4. März 2023
Dienstags bis freitags 14 bis 18.30 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr (an Karneval geschlossen vom 16. bis 21. Februar 2023)
Kontakt: 02204 641 70
Erde ist Anlass, nicht das Bild
Das Material wird dann fein vermahlen, gesiebt und mit Wachs-Lasur-Binder zur Farbe angerührt. Ein sehr archaisches Vorgehen. Erinnerungen an Höhlenmalerei werden wach.
Die Erde stehe für die Verbundenheit zur Landschaft, so Wiese. „Es bringt sich mit ins Bild ein.“ Von Land-Art oder in situ ist Elfi Wiese aber weit entfernt. „Die Erde ist der Anlass, aber nicht das Bild“, macht sie klar.





Die Bilder entwickeln sich vielmehr aus dem gewonnen Material, werden weitergearbeitet. Mit kräftigem Strich, als wolle sie gegen die Intensität des Ausgangsmaterial anarbeiten. Es entstehen Kompositionen mit ungeheurer Spannung, die eine große Sensibilität für das Machbare ihrer selbst hergestellten „Erdfarben“ offenbaren.
Appell an das Unbewusste
Wiese arbeitet oft in Klein-Serien. „Ich kopiere Strukturen auf andere Leinwände, es entsteht ein Lernprozess der auch Fragen nach dem Abschluss des künstlerischen Prozesses aufwirft.“
So präsentiert sie Werke von Weite und Tiefe, mit feinkörnigen Strukturen, die viel von ihrer Verbundenheit zur Natur erzählen. Die in den Raum hinein wirken, aber auch einen wunderbaren Kosmos in der Detailbetrachtung aufspannen. Und den Betrachter auf sich zurückwerfen:
Wenn Du ein Bild anschaust, dann entsteht eine neue Landschaft in Dir. Und eine menschliche Landschaft ist etwas anderes als die Natur draußen.
Elfi wiese
Wiese appelliert an die Wahrnehmung, vielleicht an das Unbewusste. Verbindungen zu ihrer früheren Arbeit als Kunsttherapeutin werden offenbar.

Texturen
Parallel dazu präsentiert sie Werke mit Texturen, die sich über Grundierungen aus Erdfarbe legen. Entstanden sind sie aus ihrer Beschäftigung mit Schrift.
„Jede Schrift, egal ob Arabisch, Chinesisch oder Lateinisch, zeigt sich mit eigenem Charakter“, sagt Wiese. Der Mensch hingegen sei ein Sinnsucher, der die Zeichen zu dechiffrieren suche.
Die Überlegungen entwickelt sie weiter zu ganz eigenen Typografien, zu fremdartig-kleinteiligen Ziffern, die sie mit feinem Strich sehr dicht auf die Leinwand bringt. Sie erzeugt Texturen von ungeheurer Lebendigkeit, Dichte, Virulenz, die einen narrativen Duktus entfalten. Freilich ohne sich zu offenbaren:
Das Dechiffrieren, das wird schnell klar, wird hier ad absurdum geführt. „Einen Sinn, den gibt es hier nicht.“