In der Laurentiusstraße wächst ein kleines Kreativ-Quartier heran. Mit Jörg Schwalfenberg hat ein weiterer Goldschmied ein kleines Atelier eröffnet. Dort weiht er Kinder und Erwachsene in die Kunst des Goldschmiedens ein. Und hofft, damit einen Beitrag zum Erhalt seines Berufstands zu leisten.
Jörg Schwalfenberg ist Goldschmiedemeister in zweiter Generation. Bereits sein Vater übte das Handwerk aus, mit einer Werkstatt in Heiligenhaus bei Velbert. Nun hat der Goldschmied mit den Bergischen Wurzeln ein neues Atelier in der Laurentiusstraße 21 eröffnet. In dem Goldschmiedestudio will er aber weniger seine Kollektion vertreiben. Er geht einen neuen Weg und bietet Kurse im Goldschmieden an.
Eheringe schmieden
„Familien, Jung und Alt, auch Kinder ab 10 Jahren, Anfänger und Fortgeschrittene können sich hier ganz praktisch im Goldschmieden erproben“, skizziert er seine Idee. Es gebe Einsteiger- oder Schnupperkurse, Events zum Kindergeburtstag, aber auch Langzeitkurse für umfangreichere Projekte. Die Teilnehmer:innen könnten dann zum Beispiel zwei bis drei Stunden pro Woche zum werkeln reinkommen.
Für das kommende Wochenende hätte sich zum Beispiel eine Familie angemeldet, um ein gemeinsames Projekt zu bearbeiten. Und einige Seniorinnen würden demnächst in den Kurs kommen, um alte Schmuckstücke aufzuarbeiten.
Aber auch Hochzeitspaare würden sich bei ihm anmelden. „Dabei schmiedet einer den Ring des anderen: Material schmelzen, in die Sandform gießen, bearbeiten und polieren.“ Da steckt eine schöne Symbolik dahinter. Vier Arbeitsplätze stehen dazu in Schwarzenbergs Atelier zur Verfügung, bis zu sechs Teilnehmer:innen könnten einen Kurs belegen.







Individuelle Nische
Die Idee mit den Kursen sei ihm in seiner kleinen Werkstatt gekommen, die er zunächst in Hand betrieben hatte. Dort veranstaltete er Kurse für Kindergeburtstage. Das lief anscheinend gut, so dass er das Konzept ausbauen will – in neuen Räumlichkeiten in der Laurentiusstraße.
Offenes Atelier: Vom 5. bis 7. Mai öffnet Jörg Schwalfenberg sein Atelier in der Laurentiusstraße. Interessent:innen können ohne Termin vorbeischauen und einen eigenen Silberring schmieden. Teilnahmegebühr 15 Euro
Goldschmiedestudio Jörg Schwalfenberg, Laurentiusstr. 21, 51465 Bergisch Gladbach, Website
Aber auch die Zukunft seines Berufsstandes haben ihn dazu er muntert, neue Wege zu gehen. „Der Beruf wird immer seltener, der Markt für unsere Produkte immer kleiner,“ sagt Schwalfenberg.
Günstiger Modeschmuck würde dominieren, komplette Kollektionen mit zueinander passenden Ringen, Ketten und Manschettenknöpfen würde heute kaum mehr jemand bestellen. Da müsse man seine Nische finden, um das Handwerk weiter ausüben zu können.
Handwerk und Handel in der Laurentiusstraße: Zwischen Rathaus und Odenthaler Straße findet man zwei ungewöhnliche Blumengeschäfte („Urban Jungle Love“ und „Blumenatelier Anton“), eine Schwarmfisch-Pediküre, ein Vintage-Moden- und Möbelgeschäft, eine edle Boutique, ein Fahrradgeschäft, das Müllerin Art Studio, ein Atelier für Selbermacher, das Schmuckatelier von Simone Lückger und eine Clownschule für Frauen. Die Kneipe „Im Schlöm“ verfällt inzwischen. Und auch das Café Tilda im Haus Liederkranz steht leer – eignet sich aber vielleicht für neue kreative Abenteuer.

Globetrotter
Erfahrung in seinem Handwerk, die hat Schwalfenberg zur Genüge. Den Meisterbrief machte er in Idar-Oberstein. Nahm von dort umfassende Kenntnisse im Schleifen von Edelsteinen mit. Danach verschlug es ihn nach London, zum in England berühmten Goldschmied Stephen Webster. Arbeiten für Luxusmarken und Promis sowie der Aufbau einer Kollektion in Sri Lanka waren Stationen seiner dortigen Laufbahn.
Danach arbeitet er einige Jahre in den USA; wiederum bei einer – Insidern bekannten – Ikone im Goldschmiedehandwerk: Zoltan David. Vor zehn Jahren verschlug es ihn aus familiären Gründen zurück ins Bergische. Zunächst mit einem Atelier in Köln, das aber nicht erfolgreich lief.





Nun steht das Goldschmiedestudio in Bergisch Gladbach auf der Agenda des umtriebigen, weit gereisten Meisters. Bei den Kursen geht es um designen, löten, feilen, sägen, konstruieren. Eigentlich alles ziemlich handwerklich geprägt.
Und dennoch: Ein bisschen geheimnisvoll ist die Arbeit mit Gold und Silber immer noch. Schwalfenberg schmunzelt in seiner Lederschürze: „Das Goldschmiedehandwerk – es hat auch immer ein kleines bisschen was von Alchemie, wenn man die Edelmetalle einschmilzt“.