Die Malerin Margret Schopka arbeitet in der Natur, mit der Natur, und auch mit den Prinzipien der Natur. Island spielt dabei eine ganz zentrale Rolle, sowie heterogene Ausgangsmaterialien, die sie ihrer Umgebung entnimmt. Heraus kommen eindringliche Collagen, Fotografien, Objekte und Legearbeiten von sinnlicher Leichtigkeit, die ab Sonntag teils atelierfrisch im Basement 16 zu sehen sind. Der Anlass der Ausstellung ist ein ganz besonderer.
Text: Holger Crump. Fotos: Thomas Merkenich
Das größte Präsent macht sich Malerin Margret Schopka zu ihrem 80. Geburtstag selbst: Sie schenkt sich eine Ausstellung mit ihren eigenen Werken. Und feiert im Basement 16 ab Sonntag ihren „Lebenslauf“ – so der Titel der Schau, für den sie vor kurzem den Staffelstab des Stadtverbandes Kultur erhalten hat.
Blüten und Blätter, Asche und Kaffeesatz, Tüll, Kleister und Teppichboden – das sind die Ausgangsstoffe, mit denen Schopka arbeitet. Ergänzt um eine wesentliche Zutat: Eine kleine Hütte auf einem zehn Quadratkilometer großen Stück Erde auf Island, der Heimat ihres Mannes. „Mit ihm sind die Liebe und Island in mein Leben gekommen“, freut sich die Jubilarin.
Hier traf sie sich immer wieder mit Künstler:innen, hier ist sie immer noch für einige Wochen im Jahr vor Ort: Für Fotografien, Land Art, Atelierarbeit, Inspiration. Der isländische Lyriker Matthías Johannessen gehört zum Freundeskreis, Textfragmente sind in einigen Arbeiten zu entdecken.

Margret Schopka „Lebenslauf“
Jubiläumsausstellung zum 80. Geburtstag
Galerie Basement 16, Schloßstraße 16, Bensberg
Kuratorin: Ulrike Oeter
Vernissage: 20. August, 14 Uhr, zu sehen bis 3. September
Geöffnet Do und Fr 14 bis 19 Uhr, Sa und So 11 bis 15 Uhr
Die Ausstellung „Lebenslauf“ ist zugleich eine Werkschau, bietet einen umfassenden Überblick über Schopkas Arbeiten.
In einer luftigen Hängung, die den Dialog zwischen den Werken aufspannt, großformatigen Werken Raum gibt, aber auch kleinteilige Objekte sehr stimmig inszeniert. Der Raum ermöglicht vielfältige Blickachsen, die durch Künstlerin und Kuratorin geschickt genutzt werden, Assoziationen evozieren, stets fein austariert.

Werden und Vergehen
Im Fokus stehen fünf ihrer Wandteppiche, die sie über die Jahre immer wieder übermalt, Schicht für Schicht, mit Blüten versieht. Fast wie ein Gartenboden, der Jahr für Jahr von fallenden Blätter, geschnittenem Gras und verwelkten Blüttern bedeckt und angereichert wird.
„Selten sind so viele meiner Teppiche in einer Ausstellung vereint“, freut sich Schopka. Die Werke sind mit Weite inszeniert, geben dem Betrachter Raum für Erkundungen, geben der Ausstellung aufgrund ihrer Präsenz eine gewisse Tonalität.
Wenn Du sprichst, kräuselt sich das Wasser der Zeit.
Matthías Johannessen, zitat auf einer arbeit von margret schopka
aus dem zyklus „lyrische Verschmelzung“
Dem setzt Schopka kleine Pretiosen entgegen: Getrocknete Blumen, mit Blüten aus Glassplittern. Da werden nicht zuletzt aufgrund der Anleihen an die Sepulkralkultur unweigerlich Assoziationen zu einer schneeweißen Kulturikone der Gebürder Grimm wach, zu Blut und Liebe, Schmerz und Tod, Vergänglichkeit und Auferweckung. Passend dazu die Rosen auf Watte – verkappte Dornen, die auf Fingerkuppen lauern.
Echte Entdeckungen sind einige wenige Graslegebilder, die Schopka erstmals in einer Ausstellung zeigt. Getrocknetes Gras, auf dem Blatt fixiert, entwickelt sie zu Grafiken von luftiger Leichtigkeit.
Das Material wird zum Strich, der Strich zum Torso – entwaffnend einfach und doch so sinnlich. Das Werden und Vergehen der Natur zeigt sich auch im Trocknungsprozess des Ausgangsmaterial, gelbe und grüne Stängel geben Tiefe und Substanz.
Amorphe Gestalten

Fotos aus Island sind nicht nur Ausgangspunkt der künstlerischen Auseinandersetzung: Bestickt, mit bemalten Folien versehen, als Collage gegen bemalte Leinwand gesetzt.
Schopka nutzt die Bilder auch dokumentarisch, präsentiert hier ihre Land Art: Ornamente, die sie auf Island aus Mehl, Asche oder Kaffeesatz entwirft. Am Strand oder vor einem Gletscher der Witterung ausgesetzt. Die Fotos lösen gut kalkulierte Irritationen beim Betrachter aus – ein Spiel der Relationen beginnt.


Ähnlich vergänglich der Gegenstand ihrer Wurfbilder: Tischdecken, in die Luft geworfen, dem isländischen Wind ausgesetzt. Die Ästhetik von Sekundenbruchteilen wird da ans Licht geholt, überhaupt erst sichtbar gemacht.
Zufall oder nicht: Manche Formen, die Margret Schopka mit ihrer ephemeren Kunst auf den Fotos einfriert, finden sich in den jüngst entstandenen Lichtfängern wieder – kleine Gebilde aus Kleister, Blüten, Kaffeesatz, die sie dem Regen ausgesetzt und geformt hat.
Amorphe Gestalten, die sich stolz dem Betrachter entgegen recken oder wie ein hingeworfenes Strumpfband anmuten. Es sind diese kleinen Skulpturen, die im Wechselspiel mit den großformatigen Werken der Ausstellung Balance verleihen.
In situ
Ihren vielleicht stärksten Moment entfaltet die Schau mit einer Arbeit, die Margret Schopka vor Ort (in situ) inszeniert. Ornamente, aus Kaffeesatz gelegt, greifen das Muster des Teppichs unter dem Flügel auf. Bezugspunkte zu den Kunstteppichen, der Land Art, der ephemeren Kunst tun sich auf. Holen den Kosmos der Land Art in das Reagenzglas der Galerie. Erzählen spürbar vom Erleben der Künstlerin, wenn sie alleine mit den Elementen unterwegs ist.
„Nach der Ausstellung wird das wieder zusammengefegt“, sagt Schopka lapidar, die solche Arbeiten hin und wieder in Ausstellungen platziert. Im Basement 16 ist das freilich kongenial inszeniert, im Zusammenspiel mit dem Interieur. „Wenn ich wollte, könnte ich mit den Kaffeesatzbildern um die Welt reisen“, das Feedback zu ihren Veröffentlichungen sei enorm.
Lebenslauf der Dinge

Sie habe einmal Farbe Schicht um Schicht auf Leinwand aufgetragen, schildert die Malerin, eine Allegorie auf ihr Wirken. Ein einziges Bild sollte es werden, in dem ihr ganzes künstlerisches Leben steckt. Immer wieder habe sie es überarbeitet, aber sie sei zu keinem befriedigendem Ergebnis gelangt. Letztlich habe sie es zerschnitten und als Ausgangspunkt ihrer Collagen „Lichtbild IS“ genutzt.
Das Arbeiten in und mit der Natur, die Vergänglichkeit zulassen oder aufgreifen und weiterführen – Schopkas Arbeiten werfen einen meditativen Blick auf zentrale Fragen des Menschseins. Aber wie soll die Antwort lauten, wenn das Vergängliche stets Ausgangspunkt von etwas Neuem ist.

Das Leben – es ist ein steter Kreislauf aus Vergangenem, Gegenwärtigem und Zukünftigem. „Lebenslauf“ – der Titel von Margret Schopkas Ausstellung darf daher keineswegs eindimensional verstanden werden. Er verweist – natürlich – auf die Jubilarin, vielmehr aber auf das Ausgangsmaterial ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Und deren „Lebenslauf“ ist konstituierend dafür, dass die Arbeiten überhaupt funktionieren.
Will man dafür ein Symbol in der Ausstellung finden, dann vielleicht in der Inszenierung der Lichtfänger: Margret Schopka hebt die Natur aufs Podest.
Hinweis der Redaktion: Holger Crump und Thomas Merkenich haben die Malerin nicht nur im Basement 16 besucht, sondern auch in ihrem Atelier in der Grube Weiß, dorther stammen die folgenden Motive. Sie können jedes Motiv mit einem Klick groß stellen, am besten auf einem großen Bildschirm.
Eine einfühlsame und intensive Rezension zu Margret Schopkas Lebenswerk schreibt Holger Crump. Man erkennt Blütenblätter auf zarten Tüllschleiern, die an isländische Feengewänder erinnern, Lava, Erden, Kaffeesatz und Gesteine auf die Bodenständigkeit der Künstlerin.
Ds ist alles hübsch anzusehen. Sehr dekorativ.
Heutige Vernissage- Eine gelungene Veranstaltung! Großes Dank an Frau Sauer – und Co. Die Arbeiten von Frau Schopka sind sehr im Einklang der Natur.
Lieber Herr Crump, danke von Herzen für diesen wunderbaren Bericht über meine Kunst und lieber Herr Merkenich, danke für die großartigen Fotos.
Ich bin begeistert .
Herzliche Grüße Margret Schopka
Liebe Margret
Bericht und Bilder sind nur die logische Folge des Kontakts mit Deinem wunderbaren Werk! Herzlichen Glückwunsch zur großartigen Ausstellung und natürlich zu Deinem Geburtstag.