Merlin Veit-Dott und Dominik Baumann in ihrem Reallabor im Kalandersaal auf dem Zanders-Areal

Der Fachbegriff lautet „Reallabor“ und meint eine Umgebung, in der Menschen ausprobieren, wie sie ihre Zukunft gestalten wollen und können. Zum Beispiel, wie man das Zanders-Areal für die Bevölkerung öffnet. Ein solches Reallabor haben zwei Master-Studenten der Architektur auf Zanders eingerichtet und erprobt. Ihr Studium haben die beiden mit Bravour beendet – das Reallabor bleibt.

Die historischen Hallen auf dem Zanders-Areal stehen weitgehend leer, und es wird auch noch einige Zeit dauern, bis sie sich mit Leben füllen. Der sogenannte Kalandersaal jedoch ist inzwischen provisorisch eingerichtet – als Reallabor. Im Rahmen ihrer Master-Arbeit an der TH Köln haben die beiden Studenten Dominik Baumann und Merlin Veit-Dott hier ein architektonisches Konzept erarbeitet, wie man die Halle schon während der Transformation in mehreren Schritten beleben kann.

+ Anzeige +

Das Konzept haben sie sofort vor Ort umgesetzt – und dann auch noch in einem 500 Seiten starken Wälzer dokumentiert. Ihre Master-Prüfung haben Baumann und Veit-Dott vor Ort abgelegt, und mit Bestnoten bestanden. Bei der anschließenden Feier stellten sie das Projekt vor.

Als zeitlich befristetes Experiment soll das Studenten-Projekt Pionierarbeit für die Entwicklung des Areals leisten. Ausgangspunkt ist das denkmalgeschützte Gebäude mit dem Kalandersaal im Erdgeschoss, erbaut im Jahre 1888, und einer Fläche von insgesamt 3000 Quadratmetern.

Wie könnt hier Kontinuität entstehen – hatten sich die Studenten gefragt. Die Antwort: Als Reallabor könnte das Gebäude ein Zentrum für gesellschaftliche, architektonische und kulturelle Initiativen bilden. Hier könnten Ideen und Konzepte entwickelt und erprobt werden – und womöglich später in anderen Gebäuden auf dem Areal umgesetzt werden.

Hinweis der Redaktion: Wir wollen die Arbeit von Baumann und Veit-Dott aufgreifen und Teile ihrer Erkenntnisse veröffentlichen; die Vorbereitungen dafür laufen.

Ein Pilotprojekt für die Öffnung des bislang geschlossenen Industrie-Geländes. Mit einem Einstiegsraum und handwerklich geprägtem Werklabor im Erdgeschoss, reichlich Raum zum Denken / Austauschen / Arbeiten im Obergeschoss und einem Wissensspreicher, einem Archiv und Dokumentationsraum, unter dem Dach.

Soweit die Theorie. In der Praxis haben Baumann und Veit-Dott ihre Vision bereits umgesetzt, mit vier Workshops im kleinen Kreis. Dazu hatten sie ein reales Reallabor auf 350 Quadratmetern aufgebaut und einige Vertreter:innen der Stadtgesellschaft und der Stadtverwaltung eingeladen.

Die Gruppen entwickelten Nutzungsideen für einzelne Räume des Kalandersaal-Gebäudes und setzten sie auch gleich in 1:1 Modelle um. Dabei waren u.a. eine offene Werkstatt und ein Kunstlabor.

Dabei sei spürbar geworden, welche besonderen Stimmungen und Motivationen bei der Arbeit in einem solchen Mini-Reallabor frei gesetzt werden könnten, erzählt Baumann. Daher sei es am Ende eher ein soziales als ein architektonisches Projekt.

Iris Stephan, die als Künstlerin auf Zanders unterwegs ist und zeitgeschichtliche Objekte Zanders sichert und bei einem Workshop dabei war, bestätigt die Kraft, die von den alten Mauern ausgingen.

Mit der Prüfung ist für die Studenten das Projekt beendet, aber die Hülle des Reallabors bleibt im Kalandersaal bestehen. Vielleicht erobert die Bevölkerung das Labor, für die Entwicklung eigener Ideen?

Baumann und Veit-Dott haben in ihrem 500-seitigen Abschlusswerk auch einen detaillierten Plan aufgeschrieben, wie eine solche partizipative Stadtentwicklung aufgesetzt werden könnte. Und auch Udo Kraus, der Chef der Zanders-Projektgruppe der Stadt signalisiert Unterstützung.

Fotos: Larissa Schaffrath, Pia Schog, Dominik Baumann

Weitere Beiträge zum Thema

Lade…

Something went wrong. Please refresh the page and/or try again.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.