Mehr als 60 Jahre lang ist der Künstler Rolf Rose aktiv. Und hinterfragt in seinem Lebenswerk das Wesen der Malerei. Die Villa Zanders zeigt Arbeiten von 1970 bis heute, die der Maler abseits jeglicher dogmatischer Haltungen hervorgebracht hat. Und so den Prozess des Malens gleichsam zu einem eigenen Sujet entwickelte.

Text: Holger Crump. Fotos: Thomas Merkenich

„Malen sehen“ – der Titel der neuen Ausstellung in der Villa Zanders ist wörtlich zu nehmen. „Es geht um die Wahrnehmung, sehen was der Maler tut, sehen was Malen ist“, fasst Petra Oelschlägel, Direktorin des Kunstmuseums Villa Zanders zusammen. Sie hat die Ausstellung kuratiert, die aus Anlass des 90. Geburtstages von Rolf Rose einen Streifzeug durch seine Arbeiten seit den 1970er Jahren unternimmt.

„Es ist kein chronologischer Werdegang zu sehen, vielmehr stehen Werke aus unterschiedlichen Zeiten assoziativ nebeneinander“, sagt Oelschlägel. Im Fokus stehe die Frage: „Was ist Malerei?“

Linien von oben nach unten zu zeichnen ist einfacher als quer zu malen.

Rolf ROse

„Rolf Rose trägt die Farbe häufig mit Spachtel auf, strukturiert damit die Oberfläche, schafft Tiefe und Raum“, skizziert Oelschlägel sein Vorgehen. Oft nutzt er Graphit, das er in die Oberfläche einreibt. Die Bilder scheinen dann zu glimmen.

Farbschichten lagert er übereinander, die er in späteren Werken wieder aufreisst und die verarbeiteten Farben nebeneinander platziert.

Foto: Thomas Merkenich

Wie bei Hercyina silva #1 (antike Bezeichnung für Mittelgebirge, Öl auf Leinwand, 2020). Das neueste Werk in der Ausstellung. Eine monumentale, dunkle Arbeit. Die Schwünge der großen Spachtel (eine Verlängerung der Hand!) erzählen von der Dynamik, mit der Rose hier am Werk war.

Dynamik versus Meditation

„Titel sind eigentlich irreführend“, sagt Rose, angesprochen auf die Vielzahl von Werken, die keinen Namen tragen. Die Gedanken der Betrachter würden durch Titel gerichtet, die Überlegungen zum Werk hätten mehr mit dem Text als mit dem Bild zu tun.

Rolf Rose in seiner Ausstellung im Kunstmuseum. Foto: Holger Crump
Zur Person: Rolf Rose

Der Künstler wurde 1933 in Halberstadt geboren. Nach Anfängen in der figürlichen Malerei wandte er sich rasch der Farfeldmalerei zu: Werken mit großflächig homogenen Farbfeldern. Lange Zeit baute er seine Bilder polychrom in Schichten auf, was zur Empfindung einer frappierenden Farbtiefe führte. Er experimentierte mit Malgründen, Pigmenten, Wachs und Grafit. Parallel zur Arbeit auf Leinwand und Holz schuf er Werke mit Acryl, Graphit oder Aquarell auf Papier; außerdem entstanden dutzende Skizzenbücher.

Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen. Der Künstler ist in einer Vielzahl von Sammlungen vertreten, u.a. Kunstmuseum Bonn, Lenbachhaus München, Hamburger Kunsthalle. Mehr über Rolf Rose im Web

Aber er gerät angesichts eines riesigen Oeuvres in einen Zwiespalt. Die Arbeiten lassen sich nur noch durch Jahr und Format einordnen. Daher geht er neuerdings dazu über, seine Bilder zu betiteln.

Während das Hercyina silva #1 vor Dynamik geradezu strotzt, berichten andere Arbeiten von einem geradezu meditativem Entstehungsprozess. In Bahnen gespachtelte Farbe, die sich reliefartig über die Leinwand zieht und dem aufmerksamen Betrachter einen Mikrokosmos an Strukturen präsentiert.

Ein Spiel aus Regel und Freiheit. Wie das atypisch bunte Werk, das auf Katalog und Plakat der Ausstellung zu finden ist. Ansatz, Strich, Farbe, all das verleiht der großformatigen Arbeit Tiefe. „Die Farbe folgt keinem Konzept, der Auftrag schon“, stellt der Künstler klar.

Foto: Thomas Merkenich

Daneben finden sich in der Ausstellung im Kunstmuseum Villa Zanders Skulpturen (Bronze, Auflage) wie jene aus Dachlatten, und einige Künstlerbücher, die selten zu sehen sind.

Geschenk an die Betrachter

All das atmet Lockerheit, Freiheit, abseits von jeglichem Dogmatismus. Gleich einem Musiker, der Instrument und Partituren aus dem Effeff beherrscht, bevor er sich davon befreit und Struktur und Tiefe in der Improvisation findet.

Dazu sagt Rolf Rose in der Ausstellung: „Man beginnt natürlich mit figurativer Malerei. Erst wenn man dies beherrscht kommt der nächste Schritt.“

Das Werk von Rolf Rose ist in dieser Hinsicht quasi ein Geschenk an die Betrachter. Bietet es doch die Möglichkeit, einem Künstler zeitlebens über die Schulter zu schauen. Dabei zu sein, wie er aus Farbe, Spachtel und Untergrund einen unerschöpfliche Kosmos an Arbeiten schafft.

„Eine lebenslange Suche nach dem richtigen Ausdruck von Malerei“, beschreibt es Museumsdirektorin Petra Oelschlägel.

Der Prozess des Malens – er wird bei Rolf Rose zum Gegenstand seiner Malerei. Ein Kraftakt, physisch und psychisch. Der Rolf Rose indes leicht von der Hand zu gehen scheint. „Ich suche immer noch“, erklärt mit einer gelassenen Heiterkeit, „es gibt noch keinen Endstand.“

Rolf Rose „Malen sehen
Kunstmuseum Villa Zanders
29. Oktober 2023 bis 3. März 2024
Publikation zur Ausstellung: Rolf Rose — Malen sehen, mit Texten von Stephan Berg und Petra Oelschlägel, 144 Seiten, Verlag Kettler. Museumspreis 26 Euro

Rahmenprogramm zur Ausstellung

Künstlergespräch: 14. Januar 2024, 15 Uhr
Finissage mit Musik: 3. März 2024, 15 Uhr
Vortrag zu Farbmalerei: 20. Februar 2024, 19.30 Uhr

Führungen:
Do 02. 11. 2023 | 18:00 Uhr
So 26. 11. 2023 | 11:00 Uhr
So 25. 02. 2024 | 11:00 Uhr
So 03. 03. 2024 | 14:00 Uhr (Finissage)
Weitere Führungen auf Anfrage

Weitere Beiträge zum Thema

Lade…

Something went wrong. Please refresh the page and/or try again.

ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

1 Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.