Symbolbild: Izza Park, Unsplash

Eine Trennung oder Scheidung der Eltern ist für Kinder ein Ende der Familie, wie sie sie kannten. Tina Biembacher, Familientherapeutin bei der Katholischen Beratungsstelle Bergisch Gladbach, schreibt darüber, welche Gefühle Kinder in der Situation beschreiben, welche Fragen sie beschäftigen und was Eltern tun können, um ihre Kinder in dieser Zeit zu stärken. Entscheidend ist nämlich weniger dass, sondern wie Eltern sich trennen.

Für Erwachsene bedeutet eine Trennung zunächst einmal das Ende einer Liebesbeziehung – für Kinder bedeutet sie: „Meine Familie gibt es in dieser Form nicht mehr“. Viele Kinder beschreiben Gefühle von Verunsicherung, Verlustangst oder Loyalitätskonflikten. Besonders belastend wird es, wenn sie den Streit der Eltern miterleben oder gar zwischen die Fronten geraten.

Gleichzeitig zeigen Forschung und Alltagserfahrung: Kinder sind erstaunlich anpassungsfähig. Entscheidend ist weniger die Tatsache, dass sich Eltern trennen, sondern vielmehr wie sie es tun.

Typische Fragen von Kindern

Kinder beschäftigen Fragen, die Erwachsene manchmal unterschätzen:

  • Wo werde ich wohnen?
  • Wen sehe ich wann?
  • Habe ich Schuld an der Trennung?
  • Lieben mich Mama und Papa auch weiterhin?

Es ist wichtig, dass Eltern diese Fragen ernst nehmen, altersgerecht beantworten und den Kindern immer wieder versichern: „Du bist nicht verantwortlich für die Trennung – und du wirst von beiden Eltern geliebt.“


Dieser Text ist zuerst im Newsletter „GL Familie“ von Laura Geyer erschienen. Er richtet sich an die Eltern (und Großeltern) jüngerer Kinder, hier können Sie ihn kostenlos bestellen.


Was Kindern hilft

Studien zur Trennungs- und Scheidungsforschung zeigen, dass Kinder am besten mit einer Trennung zurechtkommen, wenn:

  • sie beide Eltern weiterhin als verlässliche Bezugspersonen erleben
  • die Erwachsenen in Erziehungsfragen kooperieren
  • Konflikte nicht vor den Kindern ausgetragen werden
  • klare Absprachen über Alltag und Umgang bestehen
  • Raum für Gefühle bleibt – Traurigkeit, Wut oder auch Erleichterung dürfen sein

Kinder brauchen in dieser Phase ein stabiles Netz: Familie, Schule, Freundeskreis und ggf. professionelle Begleitung können Sicherheit geben.

Wenn genau das schwerfällt

Tina Biembacher. Foto: privat

Nicht immer gelingt es Eltern sofort, ein gutes „Elternteam“ zu bleiben. Konflikte, verletzte Gefühle oder rechtliche Auseinandersetzungen erschweren den Weg. Umso wichtiger ist es, dass Erwachsene sich Unterstützung holen – sei es durch Beratung, Mediation oder therapeutische Angebote –, damit Kinder nicht zum „Spielball“ werden.

Die Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder in Bergisch Gladbach bietet Beratung nach Trennung und Scheidung und sogar regelmäßig Gruppenkonzepte für Eltern und Kinder an.

Entwicklungschance trotz Krise

So einschneidend eine Trennung auch ist: Gerade darin liegt eine große Chance. Kinder erleben, dass Beziehungen sich verändern dürfen, ohne dass Liebe und Geborgenheit verloren gehen. Sie lernen, dass Familie nicht an einer gemeinsamen Wohnung hängt, sondern daran, wie Menschen füreinander da sind.

Wenn es Eltern gelingt, diesen Gedanken vorzuleben, kann aus einer Krise etwas Tragfähiges entstehen – ein neues Familienmodell, das zwar anders aussieht, aber ebenso stark und liebevoll sein kann.


Haben Sie selbst eine Frage an unsere Expertinnen im Familienrat? Dann schreiben Sie uns bitte: redaktion@in-gl.de

Die Katholische Beratungsstelle finden Sie in der Paffrather Straße 7 -9. Sie erreichen sie per Telefon (02202 – 35016) oder Mail: eb-bergischgladbach@erziehungsberatung.net. Alle Infos gibt es auf der Website.

Diplom-Sozialpädagogin, -Sozialarbeiterin und Systemische Familientherapeutin (DGSF) bei der Katholischen Erziehungsberatung e.V.

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  1. Ein toller Artikel, kann inhaltlich nicht genug betont werden. Ein Hinweis auf die Kontaktdaten der Beratungsstelle wäre nicht verkehrt.