Gisela Schwarz. Foto: Helga Niekammer

Gisela Schwarz war als Kulturjournalistin, als Vorsitzende des Arbeitskreises der Künstler Bergisch Gladbach (AdK), als Fotografin und Künstlerin eine wichtige Stimme der Kunstszene in Bergisch Gladbach. Am 4. Dezember ist sie nach langer Krankheit verstorben.

Ich lernte Gisela Schwarz 2016 kennen, noch bevor ich selbst in Bergisch Gladbach journalistisch tätig war; mit großer Ballonmütze und ihrer tiefen Stimme war sie eine eindrucksvolle Erscheinung.

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Egal wo ich in der bergischen Kunstwelt unterwegs war, begegnete ich ihr, umringt von Kunstinteressierten und Kunstschaffenden, vertieft in leidenschaftliche Gespräche über Kunst. Eine geschickte Organisatorin, entschlossene Macherin und aufmerksame Gesprächspartnerin – mit viel Kunst- und Sachverstand – und immer „für die Kunst“.

Schwarz, 1948 in Duisburg geboren, war Vorstandsvorsitzende des Arbeitskreis der Künstler (AdK) in Bergisch Gladbach und förderte enthusiastisch den Austausch der Mitglieder untereinander und suchte vor allem junge Kunstschaffende für die Mitgliedschaft zu begeistern.

Gisela Schwarz mit Rosemarie Bruchhausen im AdK-Büro im Atelierhaus Grube Weiß. Foto: Thomas Merkenich

Mit mehr als 80 Mitgliedern und regelmäßig wechselnden Ausstellungen gilt der AdK als feste Instanz in Bergisch Gladbach. Schwarz öffnete den Verein erfolgreich nach außen, etwa mit Projekten und Künstlerbegegnungen in der litauischen Partnerstadt Marijampolė – wie beispielsweise die Ausstellung es ist alles eitel oder Kunst aus Marijampolé und Bergisch Gladbach im Kreishaus

Frühere Reisen führten sie unter anderem nach Island, Lanzarote, in die Provence und nach Litauen; allein unterwegs mit Mietwagen und Kamera, suchte sie nach Motiven für ihre Kunst. 


Gisela Schwarz bei der Eröffnung der Ausstellung zwanzigzwanzig. Foto: Thomas Merkenich

In dieser Zeit entstanden viele eindrückliche Landschaftsaufnahmen, die sie in ihrem Atelier sorgfältig sortierte, digital nachbearbeitete und schließlich auf Büttenkarton als Giclée-Drucke präsentierte. Die matte Oberfläche ermöglichte eine sphärische, räumliche Farbtiefe, die magisch wirkt und den Betrachterblick, frei von Reflexionen, in die Szene hineinzieht.

Fotografie ist wie das Schreiben seit meiner Kindheit eine existentiell wichtige Ausdrucksform, Gesehenes in Bilder umzusetzen – im Journalismus eine komprimierte Momentaufnahme, in der Kunst eine philosophische Umsetzung des Seins und der Lebenserfahrung an sich in Bilder, Rauminstallationen und Multivisionen.Gisela Schwarz

Schwarz liebte die Kunst und besonders auch die Musik; sie konnte mitreißend von Konzertbesuchen erzählen und brachte diese Leidenschaft in ihre kulturellen Beiträge ein, die in der Szene hohe Wertschätzung fanden.

Besonders verbunden war sie dem Komponisten Karlheinz Stockhausen und seiner später geschiedenen Ehefrau, der Künstlerin Mary Bauermeister. Schwarz besuchte Proben und Aufführungen, entwickelte eine eigene fotografische Technik für die Darstellung von Musik, die sie „der verlängerte Augenblick“ nannte (beispielsweise zu sehen in der Ausstellung 2019:Ich sehe was, was du nicht siehst). Die Fotografien wirken wie eine Art visuelles Pendant zu Stockhausens musikalisch-experimenteller Arbeit und insbesondere zu seinem Opern-Zyklus „Licht“.

Stockhausen gilt mit seiner Neuen Musik als einer der Urväter der zeitgenössischen Musik; Bauermeister wird heute als wichtige Schlüsselfigur und bedeutende Künstlerin des Kölner Fluxus wahrgenommen. Bis zu Bauermeisters Tod 2023 verband die beiden Künstlerinnen eine enge Freundschaft.

In dieser Ausgabe des KulturKuriers führt Gisela Schwartz durch die Ausstellung „it’s me” in der VHS. Wie bei der Vernissage spielt dazu die Violinistin Franziska Pietsch.



Im Mai 2025 kuratierte Schwarz die Ausstellung„Denn wovon lebt der Mensch!“ zum 40-jährigen Bestehen des AdK, die Brechts „Dreigroschenoper“ vielschichtig, kritisch und zeitgenössisch interpretierte. Als Vorsitzende war es ihr ein wichtiges Anliegen, qualitativ hochwertige, aussagekräftige und zeitkritische Ausstellungen zu realisieren und ein starkes künstlerisches Statement in Bergisch Gladbach und darüber hinaus zu setzen.

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Die zentrale Frage und ihre Ambivalenz: „Denn wovon lebt der Mensch!“

Zum 40. Geburtstag des Arbeitskreises der Künstler Bergisch Gladbach e.V. zeigen 38 Künstlerinnen und Künstler im Basement 16 in Bensberg Installationen, Malerei, Grafik, Fotografie, Collagen, Objekte und Skulpturen. Sie setzen sich mit teils provokanten Sichtweisen auf Bertolt Brechts zentrale Frage der Moral auseinander.

Sie selbst trug das Triptychon „Gesang der Fische“ zur Jubiläumsausstellung bei: ein eindrückliches, düsteres Werk mit toten Fischen, das sie von ihren Reisen aus Island mitgebracht hatte mit einem Motiv, das als Memento-mori-Arbeit gelesen werden kann. 

„Memento mori“ (lateinisch: „Bedenke, dass du sterben wirst“) bezeichnet Kunstwerke, die an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern)

Schwarz war bekannt als lebensfrohe Rheinländerin und willensstarke Frau, der es eindrucksvoll gelungen ist, Kunstschaffen und Journalismus kreativ und wirkungsvoll zu verbinden. 

Die Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers, für den sie viele Jahre Kulturbeiträge aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis schrieb, spricht von einer starken Stimme, die verstummt ist; auch die Redaktion des Bürgerportals trauert um die geschätzte Kollegin Gisela Schwarz und spricht allen ihr Nahestehenden ihr tiefes Mitgefühl aus.

Weitere Informationen zu ihrem Werk und ihrer Vita finden sich auf der Seite des AdK Bergisch Gladbach

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