Die Pläne für das Baugebiet Alte Marktstraße / Im Holz hängen im Bensberger Stadtplanungsamt aus, wir Bürger haben nun bis zum 10. Februar Zeit, Einwände, Bedenken und Anregungen einzureichen.

Besuch aus Kanada auf der Pferdewiese

Besuch aus Kanada auf der Pferdewiese

Aus den beiden „zweigeschossigen Mehrfamilienhäusern mit Staffelgeschoss“ sind nun offiziell dreigeschossige geworden. Das ist nur ehrlich, denn die Kolosse sind definitiv dreigeschossig.

Zwei Wohnkomplexe mit drei Geschossen und 13 bzw. 8 Wohnungen in einer Bebauung, die fast ausschließlich aus Ein- und Zweifamilienhäusern besteht?

Erst analysieren, dann planen – oder?

Wohnkomplexe, die nur realisierbar sind, wenn die Rechnung mit der Tiefgarage aufgeht. Das jedoch ist angesichts des hohen Grundwasserstandes fraglich. Noch verwunderlicher ist, dass Stadt oder Investor nicht vor der Planung ein hydrogeologisches Gutachten anfertigen lassen.

So könnte man Kosten sparen, ohne sich dem Druck auszusetzen, den verunglückten Plan durchführen zu müssen, weil ja jetzt schon so viel Geld geflossen ist. Man könnte – wenn man wollte. Möglicherweise will man aber schnellstens Fakten schaffen, damit der Plan keinesfalls mehr ins Wanken gerät, wie das im Planungsausschuss vom 25.11. geschah.

Statt abzuwarten, hat der Investor aus Neuss einen Teil des Grundstücks bereits gekauft.

Neu in meinem Vokabelheft: Firsthöhenbegrenzung.

Beachtlich finde ich auch, auf was man als Mensch ohne Architekturstudium alles achten soll. Firsthöhenbegrenzung ist zum Beispiel ein Wort, das jetzt meinen Sprachschatz erweitert. Denn auch, wenn in der Planung von eingeschossigen Einfamilienhäusern die Rede ist, kann durch entsprechende Dachneigung und Gaubenbau leicht ein sehr hohes Zweifamilienhaus daraus werden.

Das Planungsamt verließ ich noch hoffnungsloser, als ich hineinging.

Abstandsgesetze NRW gelten für den Freistaat Refrath nicht.

Fazit: Es gibt zwar Baugesetze, Abstandsgesetze (z.B. zum Klärwerk), es werden umfangreiche und teure Studien zur Stadtentwicklung in Auftrag gegeben, aber es findet sich immer ein Weg, diese zu umgehen. Jedenfalls in Bergisch Gladbach. Eine Abstandsverordnung wird durch ein Geruchsgutachten ausgehebelt, die Baulandpotenzialanalyse gilt für Refrath nicht. Die demographische Entwicklung ist in Refrath anders als anderswo.

Als Bürger fühlt man sich da – mit Verlaub verarscht. Hier geht es um Geld und nichts anderes.

Baulandmanagement – pro und contra.

Und genau da liegt die Schattenseite des Baulandmanagements.

Wenn Stadtbaurat Schmickler im Planungsausschuss darauf hinweist, dass Einnahmen aus dem Baulandmanagement schon im Haushalt 2011 eingeplant seien, dann ist das rechtswidrig und steht in direktem Kontrast zu § 1, Absatz 5 des Baugesetzbuches. Dort heißt es:

Die Bauleitpläne sollen eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln, auch in Verantwortung für den allgemeinen Klimaschutz, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln.“

Von zu erwartenden Haushaltseinnahmen ist dort nicht die Rede, das darf aus gutem Grund nicht Anlass und Motivation einer Bebauung sein. Ein sinniges Gesetz.

Nachhaltig ist die Planung in gewissem Sinne dennoch: Diese Bausünde werden noch viele zukünftige Generationen bedauern.

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4 Kommentare

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  1. Ich habe hier im Blog den Beitrag „Politik macht wütend“ verfasst. Es war schwer, auszudrücken was ich meine und es scheint mir nicht gelungen zu sein. Herr Siems beschreibt hier genau, was ich denke. Politik geht in ganz vielen Bereichen völlig am Verständnis des Bürgers vorbei. Und wenn ich hier lese, dass das Grundstück schon verkauft wurde dann liegt doch die Vermutung nahe, dass da unter Ausschluss der Öffentlichkeit, was vereinbart wurde, was jetzt auf biegen und brechen durchgezogen werden muss. Denn wenn der Investor jetzt dort nicht bauen darf, wird er wohl sehr ärgerlich werden und vielleicht Regress fordern? Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Ein Handschlag bei einem Bierchen und dann das Messer in den Rücken, wenn es schief geht.

    Ich finde es erschreckend, dass bereits auf den untersten Ebenen der Politik am Bürgerinteresse vorbeimanipuliert wird. Je höher man dann steigt, um so skrupelloser wird das Geschehen.

    Und da wundert man sich über Politikverdrossenheit und geringe Wahlbeteiligungen? Ich bin überzeugt, dass sich „dort oben“ niemand mehr wundert, sondern dass man denkt: „haha, ist doch egal wie das ausgeht, wir rechnen uns das schon passend.“

    Bin ich jetzt zu weit abgeschweift? Sorry, ich hör mal lieber auf.

    Aber ein Dankeschön für die positive Nennung meiner Blogs. :-)

  2. Kann dem Artikel hier nur zustimmen. Ich habe das Gefühl, die Politiker wissen überhaupt nicht, über was sie eigentlich entscheiden. Man fühlt sich ja wichtig, wenn man vom Investor gebauchpinselt wird.

    Leerstände? Egal! Weg mit dem Grün, wir brauchen Beton, Haushaltsgeld, Arbeitsplätze und schicke Wohnungen für Singles! Und überhaupt, wo liegt das Grundstück eigentlich, hab ich noch nie gesehen und ist mir deshalb auch gleichgültig. Wenn ich auf jeden Querulanten hören würde, wäre ich ja ein armseliger Politiker. Aber dass mir ja nicht wieder einer mit dem Thema „Autobahnanbindung von Bergisch Gladbach zur Entlastung von Dellbrück, Holweide und Refrath“ ankommt, denn da liegt meine Villa an der geplanten Wegstrecke!

    Weg mit der Natur!