Die auch hier besprochene Ausstellung von Klaus Hansen in der VHS zeigt in großer Deutlichkeit auf, welche städtebaulichen Abgründe sich bei genauem Hinsehen in unserer Stadt entdecken lassen. Doch nicht nur der Künstler leidet an diesen Scheußlich- keiten, auch einige der hier ansässigen Architekten haben sich bereits vor einigen Jahren entschlossen, das Thema offensiv anzugehen.
Aus diesem Grunde sind momentan 11 Architektinnen und Architekten zum „Arbeitskreis Baukultur“ zusammen geschlossen und versuchen seit geraumer Zeit, Einfluss zu nehmen auf baukulturelle Entscheidungen der Stadt.
Konkret wurden in der Vergangenheit mit dem Bürgermeister, dem Stadtbaurat, den politischen Entscheidungsträgern, den Mitarbeitern der Stadtplanung sowie der Öffentlichkeit intensive Gespräche zu geplanten Baumaßnahmen geführt.
Neben ganz direkten Änderungsvorschlägen und Entwürfen hat der Arbeitskreis bereits mehrfach die Forderung nach einem Gestaltungsbeirat gestellt. Dieses unabhängige Fach-Gremium kommt auf Einladung einer Stadt zusammen und gibt bei Stadtbild prägenden Neubauten eine Empfehlung für Rat und Verwaltung ab.
Viele Städte in NRW nutzen inzwischen dieses Instrument (lt. Architektenkammer in NRW aktuell 35 Kommunen) und setzen nicht ausschließlich auf die „Kreativität“ der Investoren. Bürgermeister unterschiedlichster Kommunen befürworten diese Entscheidungshilfe ausdrücklich und die Mitglieder vieler Planungsausschüsse treffen ihre Abwägung nur noch unter Einbeziehung des fachlichen Ratschlags. Dass damit auch für die Bürgerinnen und Bürger einer Stadt die häufig sehr komplexen Zusammenhänge einer städtebaulichen Fragestellung transparenter werden versteht sich fast von selbst.
Auch die Architektenkammern sowie der Bund deutscher Architekten (BDA) sprechen von einem „Boom“ der Beiräte. In der Stadt Regensburg beispielsweise ist die Prüfung durch den Beirat so etwas wie ein Marketinginstrument geworden: Investoren verweisen mit Stolz auf das Prädikat „Vom Gestaltungsbeirat positiv begutachtet“, und auch Architekten erfahren, dass diese Art der öffentlichen Auseinandersetzung mehr Aufmerksamkeit bringen kann.
Ob auch in Bergisch Gladbach zukünftig unabhängige Fachleute zumindest eine Empfehlung abgeben dürfen oder ob hier weiterhin ausschließlich die Investoren das Sagen haben entscheidet sich eventuell in Kürze: Der Arbeitskreis Baukultur hat seine Forderung nach einem Gestaltungsbeirat für Bergisch Gladbach als Bürgerantrag beim zuständigen Ausschuss für Anregungen und Beschwerden eingebracht.
Dort wird am 14. März um 17 Uhr im Rathaus Bensberg darüber beraten werden, ob dem Thema Baukultur in unserer Stadt gerade auch angesichts der von Klaus Hansen aufgezeigten Scheußlichkeiten mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Man kann nur alle Bürgerinnen und Bürger einladen, sich diese öffentliche Diskussion anzuhören. Nicht zuletzt von solchen Maßnahmen hängt letztlich die bauliche Entwicklung und somit die Zukunft unserer Stadt ab – die Ratsmitglieder sollten sich einer solchen professionellen Hilfe nicht weiter verschließen!
Arbeitskreis Baukultur
D. Corts, B. de Lamboy, B. Franken, U.Grede, J. Kreft, H. Reuschenbach, H. Selbach, K. Selbach, M. Unrath, J. Voigtländer, L. Wendling
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Stellungnahme der Stadt:
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Bei der Stadt Bergisch Gladbach sind die personellen Ressourcen für die Einrichtung und
dauerhafte Arbeit mit einem Gestaltungsbeirat weder auf der Leitungs- noch auf der Sachbe-
arbeiterebene vorhanden. Die Einrichtung eines Gestaltungsbeirates kann daher unter den der-
zeitigen Voraussetzungen seitens der Verwaltung nicht befürwortet werden.
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Ja wie immer mangelt es am Geld. Da ist es doch sinnvoller Grundstücke am Bahndamm aufzukaufen um sich eine utopische Chance auf eine Stadtautobahn nicht zu verbauen, auch wenn man damit riskiert für die Entsorgung der mit Schwermetallen belasteten Flächen aufzukommen.
Die Stadtverwaltung Bergisch Gladbach setzt halt alles daran die Stadt lebenswerter zu Gestalten!
Wie viele Jahre könnte man einen solchen Beirat mit den Kosten für nur ein einzelnes Grundstück finanzieren?