Mit einigen Tausend Euro im Portemonnaie und Ideen über die magnetische Zellteilung im Kopf kaufte der Moitzfelder Physiker Stefan Miltenyi 1989 eine Baracke in seinem Heimatdorf.
25 Jahre später arbeitet er dort immer noch. Allerdings mit 800 Kollegen allein in Moitzfeld und als Chef des weltweit führenden biomedizinischen Unternehmens Miltenyi Biotec, das nach eigenen Angaben 1400 Menschen in 25 Ländern beschäftigt.
Und das Unternehmen wächst weiter, in Moitzfeld wie im Ausland. Gerade übernahm Miltenyi von der US-amerikanischen Lentigen Corporation einen kompletten Unternehmensteil mit weitreichenden Patentverfahren, Prozesstechnologien, Produktionsanlagen und Mitarbeitern.
Dazu wurde das Miltenyi-Tochterunternehmen Lentigen Technology Inc. gegründet, in Gaithersburg, Maryland, vor den Toren Washingtons. Zu Kaufpreis und Größe des Unternehmens will Miltenyi keine Angaben machen.
„Wir wollen unheilbare Krankheiten besiegen“
Der Name Lentigen ist von Lentviren abgeleitet. Das sind Viren, die langsam fortschreitende chronische Krankheiten auslösen, zum Beispiel Aids. Die Viren werden aber auch in der Biomedizin eingesetzt, als so genannte virale Vektoren. Diese schleusen genetisch manipulierte Zellen in den Körper und helfen, Krankheiten zu bekämpfen.
Nach Einschätzung von Stefan Miltnyi handelt es sich dabei um eine „sehr vielversprechende neue Therapieoption“. Sie habe in klinischen Studien bereits „höchst erfolgversprechende Heilungschancen“ bei Krebserkrankungen ergeben.
Genau das ist das anspruchsvolle Ziel: „Wir wollen bisher unheilbare Krankheiten besiegen,“ erklärt Stefan Miltenyi in der Pressemitteilung. [Tweet “Mit manipulierten Zellen will @MiltenyiBiotec unheilbare Krankheiten besiegen #gl1”]
Sein Unternehmen wolle weiterhin Pionierarbeit auf dem Gebiet der Zell- und Gentherapie leisten; in der klinischen Forschung und in der Entwicklung automatisierter Produktionsverfahren. Der US-Zukauf ergänze die bestehende breite Produkt- und Servicepalette sehr gut.
Miltenyi arbeitet an Produkten und Dienstleitungen, die die biomedizinische Forschung voran bringen. Der Fokus liegt auf den Gebieten Zellisolierung, Immuntherapie und Geweberegeneration. Wohl das zentrale Erfolgsprodukt sind die MACS: keine Apple-Computer, sondern Geräte zur magnetischen Zellteilung.
Zum Firmenjubiläum werden diese Geräte in künstlerisch gestalteten individuellen Versionen angeboten.
Erfolgreich und Öffentlichkeitsscheu
Auch zum eigene Umsatz äußert sich das Unternehmen nicht; der dürfte aber im unteren dreistelligen Millionenbereich liegen. Und auch der Unternehmenschef scheut die Öffentlichkeit, es gibt keine Pressefotos, nur für die Imagevideos macht er Ausnahmen.
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Dabei fühlt sich Stefan Miltenyi, der an zwei Dutzend Standorten in Europa, Asien und Amerika aktiv ist, am Stammsitz in Moitzfeld nach wie vor wohl. Es gebe keinen Grund, an der Zukunft dieses Standortes zu rütteln, sagte er bei der Jubiläumsfeier gegenüber BLZ/KSTA.
Nebenan wird gerade ein neues Gebäude hochgezogen, die Bauarbeiten kämen gut voran. Und auch bei der Belegschaft stehen die Zeichen auf Expansion: allein am Standort Bergisch Gladbach sind 22 offene Stellen ausgeschrieben.
Die Belegschaft ist sehr international, die Arbeitsbedingungen auf dem Miltenyi-Campus mit der modernen Architektur in grüner Umgebung erinnern, ein wenig an die Atmosphäre bei Google. Tatsächlich legt das Unternehmen Wert darauf, dass die Beschäftigten sich bei der Forschung frei entfalten können – weil das Miltenyi am besten vorwärts bringt.