Mit Erfolgsmeldungen ist Martin Wagner eigentlich vorsichtig. Er ist als Leiter des Abwasserwerks und Geschäftsführer des Strundeverbands Bauherr der vielen Baustellen in der Innenstadt – und hat in der Anfangsphase des Megaprojektes „Strunde hoch 4″ zu oft böse Überraschungen erlebt.

Doch inzwischen ist Wagner zuversichtlich: „Zeitlich läuft jetzt alles sehr, sehr positiv. Wir können bis Ende November alle großen Baustellen abschließen und erledigen 2018 nur noch kleinere abschließende Arbeiten”, sagte er am Mittwoch im Ausschuss für Umwelt, Klima, Infrastruktur und Verkehr. 

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Was nicht heißt, das es nicht immer wieder zu Fehlern, Missverständnissen und Pannen kommt. Doch inzwischen ist soviel geschafft, das für Wagner und vor allem für Anwohner, Einzelhändler und Autofahrer Licht am Ende des Tunnels in Sicht ist. Weihnachten 2017, so die Hoffnung, läuft es in der Innenstadt wieder rund. 

Der ursprüngliche Plan: die Bauabschnitte mit Bauzeiten. Ein Klick vergrößert das Bild.

Der kniffligste Punkt ist nach wie vor der letzte Stein im Puzzelspiel der Kanalbauer: Zum Schluss sollen die gigantischen unterirdischen Kanäle, die zunächst unter der Buchmühle, dann unter dem Forumpark und aktuell an der Schabelsmühle gebaut werden, an der oberen Hauptstraße miteinander verbunden werden.

Dort, vor dem Reisebüro Hebbel, wird bereits wieder gebuddelt. Was aussieht wie die Ausgrabung einer römischen Therme sind Vorbereitungsarbeiten: vorsichtig wird hier ein Wirrwarr von alten Versorgungsleitungen frei gelegt und nach Bomben geforscht. Nicht erst später im Jahr, sondern nach neuer Planung schon nach Karneval soll hier und in der kleinen Gasse hinter der VHS das letzte Kanalstück verlegt und angeschlossen werden.

An der Kreuzung Hauptstraße / Buchmühle sind keine Archäologen unterwegs, sondern Bauarbeiter.

Voraussetzung dafür ist, dass der Stadtrat rund 700.000 Euro, die für 2018 geplant waren, für dieses Jahr frei gibt. Daran besteht kein Zweifel, machten Vertreter aller Parteien im Ausschuss klar – und zeigten sich höchst erfreut über die Fortschritt.

Im Frühsommer soll auch der Kreisverkehr Schnabelsmühle geschlossen werden. Ende März soll der Kanalbau zwischen Schnabelsmühle und Zandersgelände sowie in Richtung Forumpark erledigt werden.

Weitere Themen der Ausschusssitzung

Flüchtlingsunterkunft Carpark Lückerath
Die Containerunterkunft ist fertig, derzeit werden die Möbel eingeräumt. In den kommenden Wochen sollen hier die ersten Flüchtlinge einziehen. Hintergrund
Neue Schulen und Sporthallen
Die knapp zehn Millionen Euro, die der Stadt aus dem Bundesprogramm „Gute Schulen” zustehen, sollen in den Neubau der GGS Bensberg, dem Neubau einer Sporthalle am DBG und der Sanierung der Sporthalle Feldstraße fließen. Der Ausschuss stimmte einem entsprechenden Vorschlag der Verwaltung zu, forderte aber eine vollständige Aufstellung des Sanierungsstaus aller Schulen. Mehr Infos
Behindertenaufzug am historischen Rathaus
Lange und sehr detailliert wurde diskutiert, wie Rollstuhlfahrer zum Aufzug gelangen können, der das Rathaus zukünftig ein wenig Barriere-freier machen soll. Dabei wurden einige komplizierte Varianten verworfen, neue Prüfaufträge vergeben.
Betriebswohnung Untereschbach
Die Betriebswohnung auf dem Geländes des Betriebshofs Untereschbach, in die die Verwaltung einen hohen sechsstelligen Betrag investieren will, führte zu einer scharfen Kontroverse zwischen Ausschuss und Verwaltung. Vor allem die SPD hielt Baurat Harald Flügge vor, ohne Mandat der Politik zu agieren und geforderte Informationen nicht zu liefern. Flügge sprach von einem Zwischenstand, Entscheidungen seien noch nicht getroffen.
MTB-Parcour in Nussbaum
In welchem Ausschuss und auf welche Weise die MTB-Strecke im Nussbaumer Wald behandelt werden soll, wurde Baurat Flügge von den Grünen gefragt. Darauf wusste er keine Antwort. Hintergrund

Auf dem letzten Stück, entlang der Straße Schnabelmühle, zwischen Villa Zanders und Gnadenkirche, sind die bislang letzten Missverständnisse aufgetreten, berichtete Wagner im Ausschuss. Und das gleich doppelt.

Zum einen hatte die Belkaw zwar ihre Versorgungsleitungen rechtzeitig verlegt. Aber auf eine falsche Höhe; genau dorthin, wo auch die Abwasser- bzw. Regenkanäle hin sollte. Das Problem lasse sich, so Wagner, mit moderatem Aufwand lösen. 

Was geschieht zwischen Schnabelsmühle und Forumpark?

Nicht ganz so simpel ist die zweite Problemzone; das wurde bei einer ausufernden Debatte im Ausschuss deutlich. Entlang der Schnabelsmühle, von der Einfahrt zur Tiefgarage des Bergischen Löwen bis zur Einmündung der Hauptstraße, befand sich bislang ein Wall, der den Forumpark abgeschirmt hatte.

Im Zuge der Wiederherstellung der Straße nach den Bauarbeiten wurde dieser Wall jetzt abgetragen, einige Bäume und Büsche verschwanden. Der fertiggestellte, aber noch nicht eröffnete Forumpark liegt nun völlig ungeschützt da. Das ganze, räumte die Stadtverwaltung ein, geschah ohne vorherige Zustimmung der Politik. Aufgrund eines Missverständnisses. 

Grau ist das neue Grün im Forumpark

Noch aus den Zeiten der Regionale 2010 gibt es für den Straßenzug Schnabelsmühle / Gohrsmühle die Idee eines großzügigen „Stadt-Boulevards”. In diese Richtung plante die Verwaltung, wollte in jede Fahrrichtung eine Fahrbahn, eine kombinierte Bus-/Radspur und auf beiden Seiten ordentliche Bürgersteige anlegen. 

Dafür war der Wall entfernt worden. Doch nun zog der Ausschuss die Bremse: ein Fußgängerweg sei  entlang des Forumparks nicht nötig. Dort würde niemand entlang laufen, sondern gleich durch den Park gehen, so die einhellige Meinung. Klar wurde auch, dass der Wall wieder aufgerichtet und bepflanzt werden müsse, um den Forumpark vor Lärm und Feinstaub zu schützen. 

Eine Busspur, die für den Radverkehr frei gegeben wird, fand dagegen große Zustimmung, von den Grünen bis hin zur CDU. Damit gebe es für Fahrradfahrer, die im Moment häufig durch die Fußgängerzone fahren, endlich eine gute Alternative in Richtung Driescher Kreisel. Zumindest bis zum neuen Kreisverkehr, denn wie es mit den Radwegen von dort aus weiter geht, ist noch offen. 

Der sogenannte Turbokreisel: Skizze des Kreisverkehrs Schnabelsmühle

Wie schwierig es wird, dafür eine gute Lösung zu finden, machte Baustellenmanager Sebastian Höller an einem Detail klar: in einem solchen Turbokreisen mit zwei Spuren dürfen Radfahrer nicht die Fahrbahn benutzen. Wer also über die Schnabelsmühle auf der Straße heran rauscht muss vor dem Kreisel runter von der Fahrbahn, außen rum geführt werden, einige Fußgängerwege kreuzen und darf sich danach wieder in den Straßenverkehr einfädeln. 

Ein kompliziertes Thema, das trotz eines breiten Konsens der Parteien, zu vielen Fragen führte und mit dazu beitrug, dass diese Ausschusssitzung mehr als drei Stunden dauerte.

Allerdings: im Laufe des Abends wurden auch viele andere Fragen (nicht) geklärt. Zum Beispiel, wie die Odenthaler mit dem Problem eingefrorener Mülltonnen umgehen. 

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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4 Kommentare

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  1. Der Turbokreisel Schnabelsmühle ist kein echter zweispuriger Kreisverkehr und in der hiesigen Ausführung für Radfahrer nicht wesentlich gefährlicher als ein normaler einspuriger Kreisverkehr.

    Zweispurige Kreisverkehre sind gefährlich, weil KFZ und Radfahrer nebeneinander fahren können. So kann der Kraftfahrer beim Ausfahren den neben ihm fahrenden Radfahrer leicht übersehen und überfahren. Dieses Nebeneinanderfahren ist bei einem Turbokreisel gar nicht möglich. Ein Spurwechsel innerhalb des Kreisverkehrs ist ebenso nicht möglich.

    Übliche Turbokreisel erlauben bei Einmündungen von verkehrsärmeren Straßen das Einfahren in eine schon vorhandene innere Spur, so dass diese Achse ebenso beachtet werden muss. Die Besonderheit bei „unserem“ Turbokreisel ist, dass bei jeder der drei „echten“ Armen eine Spur automatisch ausschert und insbesondere eine neue in der Mitte beginnt. Somit muss beim Einfahren in den Turbokreisel nur genau eine Spur beachtet werden, ganz genau wie bei einem einspurigen Kreisverkehr.

    Unter diesen Gesichtspunkten ist die Anordnung der Radwegbenutzungspflicht um den Kreisverkehr herum logisch nicht nachzuvollziehen. Vor allem auch, weil sehr viele Fahrstreifen gekreuzt werden müssen. Jede dieser Überquerungen stellt für sich einen Gefahrenpunkt dar, die in Summe sicherlich ein weit höheres Gefahrenpotential für Radfahrer haben, als das einfache Durchfahren des Turbokreisels.

    Um einen verbotenen Fahrstreifenwechsel innerhalb des Kreisverkehrs zu erschweren, sollte sinnigerweise die durchgezogene Linie im Inneren mit einer „baulichen, leicht erhöhten Fahrstreifentrennung“ oder mit Markierungsnägeln ergänzen werden.

  2. Eigentlich muss die Stadt doch nur das Planungsbüro fragen, welches den Entwurf für den „Turbo“-Kreisel erstellt hat. Schließlich ist dieses ja sogar Fördermitglied des ADFC-Köln und stellt auf seiner Homepage die Radverkehrsplanung in der Vordergrund. Auch die Planung des Driescher-Kreisels stammt aus diesem Hause.

    Auf die Radverkehrsunverträglichkeit habe ich den Rat schon vor dem Beschluss der Umsetzung hingewiesen – Hauptsächlich wurde dem Entwurf ja auch nur deshalb zugestimmt, weil es ihn schon gab und es auf Grund der Kanalbaumaßnahmen schnell gehen musste.

    Spannend ist auch der „unsichtbare“ vierte Kreiselarm, welcher den Busverkehr von und zum Adenauerplatz leiten soll!

    Die Sicherheit eines Kreisverkehres entsteht durch seine Einfachheit und Minimierung der Konfliktstellen. – Bei diesem Kreisel wurde jedoch beides maximiert!
    So ist z.B. die Ein- und Ausfahrt hier an jedem Arm anders geregelt und der Bypass bringt einen weiteren Knoten hinzu.

    Auch wenn es formal nicht gestattet ist, Radverkehr durch mehrspurige Kreisverkehre zu führen, werde ich dies wohl ignorieren, da eine umlaufende Radverkehrsführung erwiesenermaßen die gefährlichste Art ist einen Kreisverkehr zu passieren.

  3. Ja, das scheint hinsichtlich des Radverkehrs eine „Lösung“ zu werden, die man von der Stadt Bergisch Gladbach nicht anders erwartet hätte. Eine würdige Fortsetzung dessen, was man am Driescher Kreisel und an der unteren Hauptstraße vorgesetzt bekommen hat!

  4. Diieser Turbokreisel ist pure Frechheit und Bestätigung der Ignoranz der Stadt gegenüber dem Radverkehr. Das zeigt, dass die Stadt den Radverkehr nicht als ein ernsthaftes Verkehrsmittel ansieht, sondern ein Freizeitvergnügen welches am Sonntag ausgelebt werden kann oder in einer kleinen Konzentration ganz nett zum Stadtbild passt. So entsteht bei mir der Eindruck, dass das Rad von der Stadt absichtlich von der Straße gedrängt und auf den handtuchbreiten Streifen neben den Fußgängerweg verbannt wird. Oder man malt ein paar Linien wie auf der Kölner Str. und meint, man hätte so dem Radverkehr einen gefallen getan und ignoriert dabei, dass der Autoverkehr dadurch nicht auf den 1,5m Sicherheitsabstand achten wird – nur weil da ein wenig Farbe auf dem Asphalt u sehen ist. Die Autogerechte Stadt, wie man Sie in den 60ern geplant hat, findet weiterhin großen Anklang bei der Stadt und den Stadtplanern. Das Auto bleibt die Priorität Nummer eins ein leichtes Umdenken ist nicht u erwarten und man braucht sich nicht zu wundern, dass hier kein Mensch Rad fahren möchte (außer in Refrath). Die Verkehrsalternativen sind einfach nur lachhaft oder gefährlich (man beachte die desaströsen Radwege und unmengen an Platz, welches für den ruhenden MIV zur Verfügung gestellt wird). Bergisch Gladbach ist im Bereich Radverkehr der absolute Totalausfall in NRW und ich befürchte es wird auch erstmal ganz lange so bleiben. Viel Spaß mit euerem Kreisel.