Die Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur, Schule und Sport wurde am Dienstagabend von ungewohnten Tönen unterbrochen: Ein junger Schüler der Max-Bruch-Musikschule, der gerade einen Wettbewerb im Rahmen von „Jugend musiziert” gewonnen hatte, trug gekonnt zwei Klavierstücke vor – und demonstrierte, wie erfolgreich die Arbeit der städtischen Musikschule ist. Dass diese Erfolge, womöglich die ganze Institution in Gefahr sind, machte Musikschulleiter Fritz Herweg danach deutlich.
Herweg trug dem Ausschuss seinen Zweijahresbericht vor, der sich durchaus sehen lassen kann. Immerhin bespielte die Max-Bruch-Musikschule mit ihren 81 Lehrkräften 26 Standorte im gesamten Stadtgebiet, unterrichtet 1562 Schüler, betreut 26 einzelne Ensembles vom Kinderchor bis zum Streichorchester, kooperiert mit 17 Schulen bzw. Kitas und organisiert zahlreiche eigene Veranstaltungen.
Hinweis der Redaktion: Die Musikschule ist inzwischen auch auf Facebook vertreten. Ein „gefällt mir” ist auch eine Form der Unterstützung – und Sie bekommen mit, was dort alles läuft.
Allerdings habe die Musikschule auch mit einigen gravierenden Problemen zu kämpfen.
Das Raumproblem
So fehlen an den Nachmittagen Räume in den Schulen, die dort inzwischen für den Nachmittagsunterricht gebraucht werden. Am DBG soll eigentlich ein „Drehtürmodell” erprobt werden, das den Musikunterricht in den Vormittag verlegt – aber auch dort ist das Raumproblem noch nicht gelöst.
Verbindliche Auflagen für alle Schulen, Musikräume und Lagerräume für die Instrumente zu stellen, würden helfen.
Das soziale Problem
Die Unterrichtsentgelte sind zwar sei vielen Jahren nicht angehoben worden, sind aber dennoch ziemlich hoch. Schon 2003 wurden alle Sozialermäßigungen abgeschafft, der Förderverein kann nur bei echten Härtefällen helfen.
Mit den Beiträge könne die Schule fast die Hälfte der Ausgaben selbst erwirtschaften, mit dem Ziel des Verbandes Deutscher Musikschulen, den Musikunterricht „für alle” zugänglich zu machen, stimme das nicht überein, merkte Herwig an.
Zudem falle es privaten „Musikschulen”, die preiswerter und bei den Terminen flexibler sind, aber keinen Bildungsauftrag haben, noch leichter, der städtischen Schule die Teilnehmer abzujagen.
Das Personalproblem
Das größte Problem stellt jedoch die Personalstruktur dar. Auch hier ist der alte Sparbeschluss im Rahmen der Haushaltsicherung die Ursache: demnach fällt jede feste Stelle weg, die frei wird und muss durch eine Honorarkraft ersetzt werden.
Das hat inzwischen dazu geführt, dass die Musikschule nur noch 37 Festangestelle und 44 Honorarkräfte hat; wobei auch die Festen immer älter (und bald weniger) werden. Zum Beispiel nach Leverkusen, wo es durchaus neue Festanstellungen gibt.
Da die Honorarkräfte relativ schlecht bezahlt werden und keine feste Perspektive haben gibt es eine große Fluktuaktion; gerade die besten Lehrer gehen rasch wieder.
Es gibt aber auch zwei strukturelle Probleme. Zum einen ist die Musikschule gegenüber Honorarkräften nicht weisungsbefugt. Ein einheitliches pädagogisches Gesamtkonzept kann die Leitung damit nicht durchsetzen. Das führe „zu einer Aufbröselung des Musikschulkonzeptes, es wird immer schwieriger, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen”, erläutert Herweg.
„Wer soll in Zukunft unsere Arbeit machen?”
Der letzte Punkt ist noch schwerwiegender: weil alle Zusatzaufgaben in der Verwaltung und bei der Organisation von Kooperationen bzw. Veranstaltungen arbeitsrechtlich nicht von den Honrarkräften eingefordert werden dürfen bleiben immer mehr wichtige Aufgaben auf den Schultern immer weniger und immer älter werdender Festangestellter hängen. „Wer soll da in Zukunft unser Arbeit machen?”, schloss Herweg seinen Vortrag.
Alle Fraktionen waren sich einig, dass es in der Tat so nicht weitergehen können. Eine Antwort auf die Misere hatten sie aber auf Anhieb auch nicht parat.
Problem erkannt, Lösung gesucht
Kultur-Fachsbereichsleiter Detleff Rockenberg erläuterte, dass das Sparprogramm damals seine Berechtigung gehabt und alle Bereiche getroffen habe. Aber auch er räumte sofort ein, dass es dazu führt, dass die Musikschule ausblutet.
Er plädierte dafür, die unheilvolle „Schraube” wenigstens ein Stück weit anzuhalten und „punktuell über zwei oder drei Stellen zu reden”, die man in Festanstellungen umwandeln könne. Sonst wäre es bald nicht mal mehr möglich, die Fachbereichsleiterstellen der Musikschule mit Festen zu besetzen.
Allerdings: dafür muss nun eine Vorlage geschrieben und eine Finanzierung im Haushalt geschaffen werden. Konkret, so Rockenberg, sei im Moment nichts zu entscheiden – aber das Problem sei erkannt.
Damit gab sich der Ausschuss vorerst zufrieden. Jedoch gab Mirko Komenda (SPD) der Verwaltung einen klaren Auftrag mit: „Bitte, lasst uns die Musikschule nicht zu Tode sparen!”
Lesen Sie mehr: Alle Berichte über die Max-Bruch-Musikschule