Reporterhund BamBam und ich sind auf der Suche nach Bildung. Mit der Skulptur der Bäuerin mit den Schafen haben wir unsere Bildungstour durch die Innenstadt begonnen. Als nächstes wollte BamBam ein Selfie mit Hexe Köbes machen – und ich schaute nach, was über diesen Herrn herauszufinden ist.

Die Skulptur in der oberen Hauptstraße schaut die vorbeigehenden Fußgänger an und bittet anscheinend darum, dass sich jemand auf seinen Stuhl setzt, an dem eine Krone hängt. Auf der Sitzfläche müsste man eine Narrenkappe beiseite nehmen.

Wer war Hexe Köbes?

Er hieß Jakob Altenrath, lebte von 1865 bis 1944 und war von Beruf Altwarenhändler. Mit seiner Frau, die größer und stämmiger war als er selbst, und seinen 10 (zehn!) Kindern lebte er im alten Fronhof – also gegenüber seinem heutigen Standort, wo sich heute das Schuhhaus Werheit befindet.

Wie kam dieser Mann zu seinem Namen?

Köbes ist eine alte Form des Namens Jakob, also nicht weiter ungewöhnlich. Den Beinamen Hexe hat er sich wohl erworben weil er unter anderem auch Zaubertricks drauf hatte.

Er war ein aufrichtiger, erhrlicher Mann. Aber er war auch ein listiger Schelm, der anscheinend die Leute auch gerne mal verhohnepiepelte. Bei der Kirmes schob er sich lange Nägel in die Nase, bis sie verschwunden waren oder er verblüffte mit Kartentricks.

Seinen Altwarenhandel betrieb er hinter der Laurentiuskirche und nannte ihn selbst das „Hexe-Köbes-Museum“. Angeblich befanden sich dort der Schädel des Rotkäppchen-Wolfes, der Daumennagel des Riesen Goliath, die Reiterstiefel Jan Wellems oder die Schnupftabakdose des Propheten Mohammed. All das konnte man besichtigen und er erzählte skurrile Geschichten dazu.

Hexe Köbes war also Narr und auf eine merkwürdige Weise auch König über sein kleines Reich. Die Aufforderung, auf seinem Stuhl mit Narrenkappe und Krone Platz zu nehmen, interpretiere ich so, dass man sich beim Niedersetzen aussuchen darf, ob man in seinem eingen Leben den Reichtum und die Stellung des Königs bevorzugt, oder die Beliebtheit und die Freiheit des Narren.

Warum steht Hexe Köbes dort wo er steht?

Die Skulptur wurde der Stadt vom Verschönerungsverein geschenkt. Es ging darum, die Innenstadt mit einem Altgladbacher künstlerisch zu beleben. Es standen noch andere Gladbacher Originale zur Auswahl, aber Hexe Köbes machte bei der Entscheidung das Rennen. Die Skulptur wurde bei Rolf Steudel aus Dortmund in Auftrag gegeben und 1995 an den Verschönerungsverein übergeben.

Mich fasziniert das Gesicht der Skulptur. Wie sorgfältig die lachenden Augen und die Falten herausgearbeitet wurden und die verschmitzte Freundlichkeit, die es ausdrückt.

Nun steht er seit vielen Jahren in der Fußgängerzone und hat viel erlebt.

  • Ihm wurde die Krone gestohlen, die aber von der Polizei ganz schnell in der Nähe des Tatortes wiedergefunden und ihm feierlich zurückgegeben wurde.
  • 2008 wurde sein Stuhl von einem Auto gerammt und musste repariert werden.
  • 2011 musste er den Platz räumen. Die Fußgängerzone wurde neu gestaltet. Erst 2013 konnte er an seinen Standort zurückkehren.

Hexe Köbes fand es wohl toll, dass sich ein Hund für ihn interessierte, denn zum Abschied zauberte er ein Stückchen Wurst aus seiner Hosentasche und schenkte es dem Reporterhund.

Quellenangaben:
Stadt(ver)führerin Roswitha Wirtz
Wikipedia
Kölner Stadtanzeiger
Information zum Namen Köbes und warum er in Köln für Kellner benutzt wird.
Über den Unfall mit dem Stuhl Unfall 2008

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3 Kommentare

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  1. Frau Barth und in-gl.de sei großer Dank für die interessanten Berichte über vieles, was ich (und andere) sonst übersehen hätte. Eine (mit wachen Augen) macht den Unterschied.

  2. Herzlichen Dank für den gelungenen Beitrag :-)
    Zufällig habe ich eine nette Begebenheit über unseren Hexe Köbes gelesen und die möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:
    … Zur Taufe seines siebten Mädchens wollte er unbedingt den Kaiser des Deutschen Reiches als Paten haben. Ein entsprechender Brief wurde an den Hof gesandt, doch schrieb ihm der Kabinettschef zurück, dass der Kaiser der Tradition nach nur die Patenschaft bei einem siebten Sohn übernähme.
    Altenrath ließ sich’s nicht verdrießen. Er plante öffentlich und im großen Rahmen die Taufe und war sich ganz sicher, dass er einen Kaiser zum Paten haben werde.
    Der Tag der Taufe kam. Bergisch Gladbach nahm Anteil. Die Sonne lachte und Museumsleiter Jakob Altenrath stolzierte mit einer Rose im Revers seines Bratenrocks an der Seite der molligen Hebamme zur Kirche.
    Neben beiden aber schritt der KAISER, in dunkler Kleidung mit glänzendem Zylinder. Es war — Herr Philipp Kaiser, der der Heiderschen Zeitung gegenüberwohnende, wohlbekannte Uhrmachermeister.

    Quelle: Bergisch Gladbach und Bensberg Gestern
    Anekdoten, Geschichten und Bilder aus der guten alten Zeit
    Autor: Rainer Michel, 1979
    Herausgeber und Hersteller: E.H. Ullenboom
    Verlag: E. Gronenberg-Gummersbach

  3. Interessant, Hexe Köbes nicht nur zu sehen, sondern auch richtig kennen zu lernen. Ich werde der Skulptur bem nächsten Stadtgang nicht nur einen Blick schenken.