Ingrid Wilhelm mit ihren langjährigen Mitstreiterinnen Monika Kirch und Angelika Felder.

1949 hat Ingrid Wilhelm ihre Ausbildung begonnen, mit 13 Jahren. Sie wurde Gesellin, Meisterin und eröffnete 1957 ihren „Salon Ingrid“. Nach 66 Jahren schließt sie diese Institution im Bergisch Gladbacher Friseurhandwerk und wechselt mit 87 Jahren in den Ruhestand. Zuvor lässt sie ihre Erlebnisse aber noch einmal Revue passieren.

An diesem Freitag wird Friseurmeisterin Ingrid Wilhelm im Alter von 87 Jahren vom Obermeister der Friseurinnung Bergisches Land durch die Kreishandwerkerschaft für ihr jahrzehntelanges Engagement im Friseurhandwerk geehrt und in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

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Seit 66 Jahren betreibt Ingrid Wilhelm den „Salon Ingrid“ hinter dem Kaufland und ist damit wohl die älteste aktive Friseurmeisterin in Bergisch Gladbach. Schon mit 13 Jahren beginnt die Gladbacherin 1949 ihre Friseurlehre.

Im ehemaligen Friseurgeschäft von Toni Büschel an der Paffrather Straße, nahe dem Marktplatz, macht Ingrid Wilhelm ihre dreijährige Ausbildung, absolviert fünf Jahre als Gesellin und macht mit 21 Jahren als jüngste Absolventin der Region im Friseurhandwerk im Oktober 1957 ihre Meisterprüfung.

Das erste Geschäft am Birkenbusch

Schon einen Monat nach ihrer Meisterprüfung eröffnet sie den Salon Ingrid als reinen Damensalon im Haus ihrer Mutter Am Birkenbusch 6. Damals ist es das einzige Geschäft im Siedlungsgebiet. Kaufhalle/Kaufland, Mercedes Hillenberg gibt es noch nicht.

Auch nach dem Tod ihres Ehemannes – ebenfalls Friseur – hat sie das 1958 um einen Herrensalon erweiterte Geschäft fortgesetzt, um den Kontakt zu den Kundinnen und Kunden zu behalten.

„Früher wurde die Wartezeit mit Stricken, Häkeln und „Klönen“ überbrückt. Meistens trafen sich die Kundinnen am gleichen Wochentag zur selben Uhrzeit und nicht selten reichte die Warteschlange bis in den Verkauf“ erinnert sich Ingrid Wilhelm.

4711, Tosca, Nonchalance …

„Einige haben im Hochbetrieb selber mit Hand angelegt und z.B. zum Besen gegriffen oder die Wickler aus den Haaren herausgenommen. Zur Adventszeit wurden das Geschäft und Schaufenster festlich geschmückt und im Verkauf wurden die Kartonagen dekoriert. 4711, Tosca, Nonchalance sowie Tabac und Hatric für den Mann waren Geschenke zu Weihnachten, die heute nur noch auf wenigen Wunschzetteln stehen,“ erzählt die Friseurmeisterin.

Salon Ingrid mit Weihnachtsdeko

„Die steigenden Kosten kennen kein Erbarmen und die andauernde Inflation sowie die allgemein schlechte Wirtschaftslage bedeuten für viele Handwerksbetriebe das Ende“ resümiert die Geschäftsfrau die aktuelle Situation.

Corona, Energie, Inflation

„Es fing mit Corona an – mehrere Wochen musste ich das Geschäft schließen. Trotz aller Auflagen und zusätzlichen Aufwendungen haben wir das noch gestemmt.“ Die radikal gestiegenen Energiekosten und die Preisentwicklung bei allen Verbrauchsmaterialien ließen sich jedoch nicht mehr auffangen.

Am meisten schmerzt Ingrid Wilhelm die Trennung von ihren Kundinnen und Kunden. „Die netten Gespräche und die Abwechslung werden mir fehlen“ befürchtet Ingrid Wilhelm. Einige Ihrer Stammkundinnen und -kunden begleiten sie bereits über Jahrzehnte und kamen bis zum Schluss regelmäßig.

Eingeschworenes Team

„Auch für meine beiden Mitarbeiterinnen tut es mir von Herzen leid. Wir waren ein eingeschworenes Team“. Angelika Felder arbeitete 35 Jahre und Monika Kirch seit über 30 Jahren im Salon Ingrid. „Auch wir werden die Zeit vermissen aber wir behalten den persönlichen Kontakt. Es war nicht nur ein bloßes Beschäftigungsverhältnis, sondern eher schon ein familiäres Miteinander“ bestätigen beide.

Viel Zeit bleibt den dreien jedoch an ihrem letzten Tag nicht. Die Anmeldungen sind voll. Alle Kundinnen und Kunden wollen sich noch einmal die Haare frisieren lassen und Tschüss sagen. Auch die Familie und Freunde kommen und stoßen bei einem Glas Sekt auf fast sieben Jahrzehnte Friseurgeschichte im Salon Ingrid an.

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3 Kommentare

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  1. Liebe Frau Wilhelm,aus dem Sauerland wünsche ich Ihnen alles Gute für den verdienten Ruhestand und liebe Grüße auch an Frau Felder und Frau Kirch!Alles Gute für Sie von Gabriele Holzem

  2. Liebe Frau Wilhelm,
    ich wünsche ihnen für ihren Ruhestand eine schöne Zeit!
    Da ich meine ersten Lebensjahre an 1956 am Birkenbusch 3, direkt gegenüber, verbracht habe und meine Eltern lange Jahre mit ihnen und ihrem Mann freundschaftlich verbunden waren, habe ich Sie noch in
    sehr guter Erinnerung.
    Lieben Gruß
    Willy Lurz (jun.)

  3. Ich wünsche den Damen vom Salon Ingrid das Beste für ihr weiteres Leben. Es geht immer weiter so oder so.
    Meine Devise ist „geht nicht gibts nicht“. Ich bin 1948 geboren.