Zwei Monate hat Hiroko Nakajima an dem Triptychon„Das Universum“ gearbeitet. Mit fünf Metern Breite und einer Höhe von 3,20 Metern hätte es nicht in ihr Atelier am Rheinauhafen in Köln gepasst. Ausreichend Raum fand sie in einer Halle auf dem Zanders-Gelände. In dieser Woche wird die Auftragsarbeit abtransportiert – seinen endgültigen Platz findet das Werk an einem ungewöhnlichen Ort.

„Das Universum“ (Acryl auf Leinwand, 2023) heißt das Bild, das Hiroko Nakajima gerade fertigstellt hat. Es lehnt an der Wand einer Werkshalle auf Zanders. Durch die hohen Fenster fällt Sonnenlicht auf einen Teil der großformatigen Arbeit. „Die Dimensionen hatte ich selbst noch gar nicht richtig realisiert. Erst als wir das Bild aufgestellt haben sah ich, wie groß es wirklich ist.“

Sie habe es nur hier in der Halle produzieren können, da ihr Atelier zu klein für das Format sei. Gemalt hat die Künstlerin auf dem Boden, die drei Rahmen lagen dicht nebeneinenader, zum Malen musste sie über die Leinwand laufen. Ein Zelt schützte die drei Rahmen vor Verunreinigung, vor allem von oben.

Am Boden habe sich während der Produktionsphase gleichwohl eine Wasserpfütze gebildet, aber das Bild sei nicht beeinträchtigt worden.

Fotos: Thomas Merkenich. Sie können jedes Bild mit einem Klick groß stellen.

Hiroko Nakajima wurde 1948 in Osaka (Japan) geboren. Sie lebte von 1952 bis 1957 in Indien, seit 1958 in Deutschland. 1970 bis 73 studierte die Künstlerin avantgardistische japanische Schriftkunst (Sho) in Tokio bei Okabe Sofu, von 1975 bis 1981 folgte ein Studium der Bildhauerei an der FHS Köln für Kunst & Design bei Karl Burgeff und Daniel Spoerri sowie 1982 ein Sho-Studium in Kyoto bei Morita Shiryu. Sie lebt und arbeitet in Bergisch Gladbach und Köln. Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Mehr Infos im Netz.

Foto: Thomas Merkenich

Gestische Malerei

Um das Bild zu malen trug die Künstlerin zunächst die braune Grundierung mit einer Walze auf. „Ich habe viele Muster nach Tokyo gesandt, bis der Farbton für die Auftraggeber passte“, berichtet Hiroko Nakajima. Mit einem Pinsel von rund 20 cm Durchmesser und 30 cm Länge, den sie bei einem Pinselmacher in Japan erworben hat, stellte sie anschließend mit schwarzer Acrylfarbe „Das Universum“ fertig.

Dem Werk liegen zahlreiche Skizzen zugrunde, bei denen die Künstlerin den Bewegungsablauf für das aufgebrachte Gemälde erprobte. „Die gestische Malerei auf der Leinwand entsteht im Augenblick“; sagt sie. „Eigentlich wird es nie wie man es sich gedacht hat, man verinnerlicht den Ablauf, den Rest macht es selbst – das ist das spannende!“ Wenn sie male, dann verschwinde die äußere Form, dann sei nur noch der Inhalt da.

Transport nach Tokyo

Hiroko Nakajima arbeitete von links nach rechts, die Farbe wurde vage pastös aufgetragen, so dass der Betrachter den Pinselschwung, Farbkleckse, Tropfen und einzelne Pinselstriche außerhalb der Form wahrnimmt. Der Duktus scheint in der Farbe eingefroren zu sein, Übermalungen schaffen Tiefe. Das Werk öffnet sich nach rechts, oben schließt es mit einem vorwitzigen Detail ab – wenn man bei dieser Größe von „Detail“ sprechen kann.

„Das Universum“ – der Name stehe möglicherweise für die Freiheit der Bewegung, für einen schwebenden Zustand, für die Faszination des Unbekannten. Das Bild besticht durch eine unmittelbare Vertrautheit, eine Zugewandheit gegenüber dem Betrachter – was die enorme Sogkraft letztlich ausmacht bleibt aber ein Geheimnis.

Foto: Thomas Merkenich

Das großformatige Gemälde „Das Universum“ ist eine Auftragsarbeit für das mit 320 Metern derzeit größte Hochhaus in Tokyo. Dort soll es künftig im 50. Stock in einem Versammlungssaal hängen. Kommende Woche nimmt eine Kunstspedition das Triptychon ein Empfang und transportiert es per Luftfracht nach Tokyo. Schon im Juni soll das Bild an seinem Bestimmungsort hängen.

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war bis Anfang 2024 Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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