Neben Kunst aus Papier sammelt die Villa Zanders Arbeiten der Düsseldorfer Schule: Romantische Werke aus dem 19. Jahrhundert, mit Burgen, Schlössern, Vater Rhein. Schenkungen der Aachener Sammlerin Anita Funke-Grablowitz mit Werken von Caspar Scheuren bilden einen besonderen Schwerpunkt. Eine repräsentative Auswahl dieser Arbeiten ist jetzt im Kabinett des Kunstmuseums zu sehen.

Text: Holger Crump. Fotos: Thomas Merkenich

Ölgemälde, graphische Druckblätter und ein selten gezeigtes Skizzenheft des in Aachen geborenen Landschaftsmalers und Graphikers Caspar Scheuren sind bis Mitte Januar im Kabinett der Villa Zanders zu sehen.

Die Ausstellung bietet einen repräsentativen Überblick über den Sammlungsbestand dieses Künstlers. Und führt mit ausgewählten Arbeiten in die Kunst von Scheuren ein. Der war Schüler des berühmten Malers Johann Wilhelm Schirmer und galt als produktivster Künstler der Düsseldorfer Schule – einer Malerschule, die im 19. Jahrhundert tonangebend in der Kunstszene gewesen ist.

Kombinatorischer Ansatz

Es sind vor allem kleinformatige Arbeiten, welche die Schau prägen. Eine der wenigen Ausnahmen: Die phantastische Burg im herbstlichen Waldtal, Öl auf Leinwand im großen Format, auch „Burg Eltz“ genannt. Kaum etwas auf dem Bild erinnert an den Originalschauplatz in einem Seitental der Mosel. Vielmehr verweist das Bild auf die Arbeitsweise des Künstlers: Seine Bilder wurden meist aus Versatzstücken komponiert, die Motive wurden im Freien nicht einfach „abgemalt“.

„Die Studien aus der Natur dienten später im Atelier als Formenschatz für beliebige Arbeiten“, macht Wolfgang Vomm deutlich, Gründungsdirektor des Kunstmuseums Villa Zanders. „Scheurens Kunst ist kombinatorisch.“

Foto: Thomas Merkenich

Meister der Feinmalerei

Der Artist schustert auf der Leinwand doch tatsächlich nur romantische Versatzstücke zusammen! Das tut dem Zauber der melancholischen Arbeiten jedoch keinen Abbruch. Sehnsüchte und Einsamkeit machen sich darin breit, Architektur ist oft im Zerfall begriffen, Spuren der Zeit ziehen sich durchs Bild. Romantik pur ist da zu sehen, aus allen Schaffensepochen des Künstlers Caspar Scheuren.

Da begegnet uns ein nachdenklicher Mönch in Öl, der im Rundbogen einer Abtei lehnt. Ein anderes Werk zeigt eine Allee, fein ausgearbeitet, symmetrisch konstruiert im Alter von gerade einmal 13 Jahren. Schloss Klamm in Oberinthal zeugt als Tuschfederzeichnung nicht nur von Scheurens Italienreisen, sondern auch von seinem großen Können in der Feinmalerei.

Dazwischen graphische Blätter, Aquarelle, die in Monatszeitschriften oder als Basis für Festdekorationen genutzt worden sein sollen. Ein Skizzenheft zeigt Illustrationen für einen Roman, die nie in Druck gegeben worden sind.

Licht an!

Eine Szene vom Niederrhein zeigt: Scheuren setzte sich auch mit der niederländischen Landschaftsmalerei auseinander. Im Morgenbachtal gewährt er dem Betrachter zudem einen Blick auf den Rhein – ein beliebtes Motiv jener Zeit. Eine fiktive Burg mag von seinem Streifzügen und Wanderungen im Bergischen künden, vielleicht bannte er gar Schloss Strauweiler in Odenthal auf die Leinwand?

Caspar Scheuren – Die Schenkung Anita Funke-Grablowitz
Kunstmuseum Villa Zanders
Bis Mitte Januar 2024
Di und Fr 14 bis 18 Uhr, Mi und Sa 10 bis 18 Uhr, Do 14 bis 20 Uhr, Sonn und Feiertage 11 bis 18 Uhr
Mehr Infos im Web

Darüber hinaus tummeln sich Geusen im Boot, Räuber und Fischer blicken düster von den Bildern. Dunkle Gewitterwolken dräuen am Horizont, man möchte in den Bildern das Licht anknipsen, so morbid ist manche Szenerie. Was nur als große Meisterschaft und Intensitätin der Darstellung verstanden werden will!

„Ewige Poesie“ – die Charakterisierung von Wolfgang Vomm charakterisiert das Werk am treffendsten (Caspar Scheuren, Leben und Werk eines rheinischen Spätromantikers, Michael Imhof Verlag 2010, S. 69).

Kunst trifft Mäzenin

Von links: Sabine Majer, Anita Funke-Grablowitz mit Ehemann Rainer Grablowitz sowie Wolfgang Vomm bei der Eröffnung der Ausstellung mit Werken von Caspar Scheuren, Foto: Holger Crump

Die Düsseldorfer Schule als Sammlungsschwerpunkt im Bergisch Gladbacher Kunstmuseums – das kommt nicht von ungefähr. Einer der Künstler, Carl Ludwig Fahrbach, war mit Kunstmäzenin Maria Zanders befreundet.

Die Fabrikantin, die der Kultur sehr zugewandt war, hielt zeitlebens engen Kontakt zu den Kreativen am Rhein, nahm dort Malunterricht. Ihre Kopien eines alttestamentarischen Zyklus von Johann Wilhelm Schirmer sind im Alten Ratssaal des Rathauses am Konrad-Adenauer-Platz zu sehen.

Auch für Scheuren war das Bergische keine Unbekannte. Exkursionen führten ihn ins nahe Altenberg mit seiner Abtei, „ein für die Düsseldorfer Schule beliebtes Objekt“, berichtet Wolfgang Vomm bei der Eröffnung der aktuellen Ausstellung im Kabinett. Scheuren habe 1848 auch Schloss Lerbach auf Leinwand gebannt, weiß der Kunsthistoriker und Sammler, tummelte sich an der Burg Strauweiler.

Sammler und Künstler aus Aachen

Bereits 2011 hat Vomm dem Maler Scheuren eine große Ausstellung in der Villa Zanders gewidmet – und in der Vorbereitung auch Sammlerin Anita Funke-Grablowitz kennengelernt. Sie verwaltete den Nachlass ihres Vaters, der – neben vielen anderen Schwerpunkten – auch Grafiken, Zeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde von Scheuren gesammelt hat.

Nach und nach hat sie die Arbeiten der Villa Zanders vermacht. Schenkungen, die den Sammlungsbestand im Bereich der Düsseldorfer Schule ergänzen und bereichern. „Mein Vater sammelte Scheuren, der Künstler stammte wie er aus Aachen“, erläutert Anita Funke-Grablowitz. Ein anderes Haus als die Villa Zanders sei für die Überlassung des Nachlasses ihres Vaters nicht infrage gekommen. Dies stelle nicht zuletzt sicher, dass die Sammlung der Familie beisammen bleibe.

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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