Seit einem Jahr hat das Schulmuseum Katterbach einen neuen Leiter: Dominik Olbrisch, 35 Jahre alt, voller Ideen und Tatendrang. Zeit ihn zu fragen, was in diesem Jahr passiert ist – und sich gleich vor Ort konkrete Updates zeigen zu lassen. So viel vorab: Es wird gefühlig. Und kurios.

Seine Begeisterung ist genauso ansteckend wie vor neun Monaten, als Dominik Olbrisch mich das erste Mal durch das Schulmuseum führte. Seit einem Jahr ist der 35-Jährige nun Leiter des kleinen Hauses in Katterbach. Zeit für ein Update.

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„Ich hatte viele Pläne, aber ich musste feststellen, dass alles Geld und vor allem Zeit kostet“, sagt Olbrisch und lacht. Nun könnte man glauben, er habe nur wenig geschafft. Doch da läge man falsch.

Völlig falsch sogar: Mehr als eine Stunde erzählt Olbrisch davon, was im letzten Jahr alles passiert ist, und beim anschließenden Rundgang kann ich mich selbst davon überzeugen, was sich im Museum getan hat. Aber der Reihe nach.

Erste Investition: Netzwerken

Zunächst einmal hat der Kunsthistoriker aus Bochum stark ins Netzwerken vor Ort investiert. „Ich habe mich selbst in die städtische Kulturrunde eingeladen“, sagt er und lacht wieder.

Das Gebäude und die Sammlung des Schulmuseums sind zwar städtisch, Dominik Olbrisch aber ist Angestellter des museumseigenen Fördervereins. Sein Vorgänger Peter Joerißen sei deshalb nicht Teil der Kulturrunde gewesen, in der sich die Vertreter:innen von Max-Bruch-Musikschule, Stadtbücherei, Kunstmuseum Villa Zanders und allen anderen städtischen Kulturinstitutionen einmal im Monat austauschen.

Olbrisch lud die Kolleg:innen kurzerhand zum Treffen ins Schulmuseum ein. Inzwischen hat die Kulturrunde bereits ein zweites Mal in Katterbach getagt.

Die Investition ins Kontakteknüpfen zahle sich aus, erzählt Olbrisch: „Das Schulmuseum wird inzwischen viel stärker wahrgenommen, das merkt man auch an den Besucherzahlen.“ Mindestens eine Schulklasse sei jeden Tag zu Besuch gewesen, an manchen Tagen sogar drei oder vier. Aus Bergisch Gladbach, aber auch aus Leverkusen oder Köln.

Kooperationen mit Musikschule und OGS

Und auch gemeinsame Aktionen gehen aus der Netzwerkarbeit hervor: Am 14. Juni 2026 wird in Kooperation mit der Musikschule erstmals ein „Erzählkonzert“ im Schulmuseum stattfinden.

Ein weiteres Angebot mit dem Stadtarchiv ist in Planung, ebenso eine Wanderausstellung zusammen mit dem „Netzwerk Bergische Museen“, mit dem Olbrisch inzwischen in regem Austausch steht.

Foto: OGS Katterbach/Tobias Dahmen

Ach ja, und eine nicht unwesentliche Kooperation hat bereits in den Herbstferien stattgefunden: ein Ferienprogramm zusammen mit der OGS der Grundschule Katterbach. Obwohl man sich in direkter Nachbarschaft befindet, sogar Räume miteinander teilt (das Depot liegt im Keller der Grundschule), war der Kontakt bislang eher spärlich.

Olbrisch erzählt, wie die rund 30 Kinder das Schulmuseum einnahmen, wie sie auf Schiefertafeln schrieben, aus Schuhkartons Museumsgebäude bastelten und kurzerhand den gesamten Lego-Bestand aus den Räumen der OGS rüberbrachten.

„Die Kinder haben in den zwei Wochen so viel produziert, da haben wir gesagt: Das müssen wir ihren Familien zeigen.“ Spontan wurde eine Ausstellung organisiert, und am letzten Ferientag liefen neben den OGS-Kindern auch noch 60 bis 70 Erwachsene durch das Museum.

Olbrisch scheint gleichermaßen überrascht wie stolz, was er zusammen mit der OGS-Leitung so kurzfristig auf die Beine gestellt hatte.

Förderung durch die Rembold Stiftung

Da eine solche Aktion nicht nur Zeit, sondern auch Geld kostet, hatte Dominik Olbrisch einen Förderantrag bei der Rembold Stiftung gestellt. „30 Minuten, nachdem ich den Antrag online abgeschickt hatte, rief mich Dr. Jürgen Rembold persönlich an, fragte, was ich genau vorhätte, und sagte mir dann die Förderung zu.“

So konnte Olbrisch die nötigen Materialien für die Ferienaktion kaufen, aber nicht nur das: Noch vor Weihnachten geht die neue Webseite des Schulmuseums online, nächstes Jahr sollen auch die Printmaterialien angepasst werden.

Außerdem hat der Leiter angefangen, sanft in die Dauerausstellung einzugreifen. Schon bei unserem Gespräch im März hatte er angekündigt, gemeinsam mit den langjährigen Museumsführer:innen durch die Ausstellung zu gehen und zu schauen, was wirklich wichtig und was vielleicht redundant oder zu viel ist.

Kleine Updates für die Dauerausstellung

Das hat er inzwischen getan – und den Worten seiner Expert:innen gleich erste Taten folgen lassen. In dem Raum, der den Unterricht zur Zeit der Weimarer Republik zeigt, hat er einen Glaskasten in eine „Memory-Spiel-Kiste“ verwandelt: ein interaktives Element zu den großen Jahreszeitenbildern an der Wand, denen die Kinder bislang nur wenig Beachtung geschenkt hatten.

Jetzt finden sie in dem offenen Kasten unter den Bildern, die Menschen bei der landwirtschaftlichen Arbeit in den vier Jahreszeiten zeigen, eine Menge runder, handtellergroßer Bildausschnitte. Diese dürfen und sollen sie in die Hand nehmen und auf den großen Wandbildern suchen.

Bei Interesse finden sie auf der Rückseite noch mehr Informationen darüber, was auf den Ausschnitten zu sehen ist, von der „Zipfelmütze“ bis zur „Botanisier-Trommel“. Seit drei Wochen steht der Memory-Kasten jetzt, und die Museumsführer:innen haben schon berichtet, dass er gut angenommen wird.

Foto: Thomas Merkenich

„Die Kinder wollen was machen, die wollen Sachen anfassen“, sagt Olbrisch. Er dreht sich zur großen Vitrine gegenüber der Jahreszeiten-Wand, der „Wunderkammer“, die auf sechs Ebenen Steine, Muscheln, Fossilien, Knochen und sogar Tierexponate zeigt, und fasst mit den Händen auf die Glasscheibe, wie es die kleinen Besucher:innen tun.

Fühlstationen und Orientierungshilfen

Weil professionelle „Fühlstationen“ zu teuer seien, will er selbst eine bauen und darin Muscheln, Knochen oder ähnliches platzieren. Natürlich nicht original, sondern 3D-gedruckt. Die Station soll neben der Wunderkammer Platz finden, sodass die Kinder raten können, was sie in den Greiffächern ertasten.

Und noch eine weitere Verbesserung will Olbrisch nächstes Jahr vornehmen: Wandüberschriften sollen auf den ersten Blick klarmachen, in welchem Raum man sich befindet – dass wir gerade den Unterricht zur Weimarer Zeit betrachten, erfährt man aktuell nur auf einer kleinen Wandtafel in sehr kleiner Schrift.

Außerhalb der Räume möchte der Leiter Hinweispfeile anbringen, sodass jedem Besucher klar ist, wo es zur Dauerausstellung geht, in welche Richtung der Rundgang führt und so weiter.

Kuriose erste Wechselausstellung

Und dann soll nächstes Jahr auch erstmals eine Wechselausstellung kommen. Im März hatte Olbrisch gesagt: „Momentan ist das ganze Haus Dauerausstellung, das heißt, wenn man einmal hier war, braucht man nicht wiederkommen.“

Inzwischen hat er den größten Raum der Ausstellung beinahe vollständig geleert. Um die 200 Objekte hat er heraus geräumt, vom Pelikan-Füller und -Tintenfässchen bis zur Landkarte. Die großen Rückwände, die als Teil der Ausstellung beschriftet sind, überlegt er zu streichen – natürlich eigenhändig – sodass er sie in die wechselnden Ausstellungen einbinden kann.

Die erste soll bereits im Frühjahr eröffnen. Arbeitstitel: „Kurioses aus dem Keller“. Denn dort, im Depot, befinden sich nicht nur unzählige (wirklich!) historische Schulexponate. Sondern auch allerlei seltsame Dinge. Eine echte Krokodilhaut etwa. Eine Korsage. Oder eine Rolle Schweizer Sticktücher, von der Olbrisch bislang nicht einmal weiß, wie lang sie ist. „Die Ausstellung wird eine Art Inventur mit einem Augenzwinkern“, sagt er und grinst.

Ein halbes oder Dreivierteljahr soll sie bleiben. Für danach hat der Leiter auch schon eine Idee: „Sport in der Schule“. Das kann der Tänzer (Latein-Formation des VfL Bochum, Zweite Bundesliga) dann auch zum Anlass nehmen, endlich seinen Tanz-Workshop umzusetzen, den er schon Anfang des Jahres geplant hatte.

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Menschen in GL: Der tanzende Museumsleiter

Dominik Olbrisch ist ein Mann voller Überraschungen. Mit Leichtigkeit schafft der 34-Jährige den Spagat zwischen verschiedenen Welten: Latein-Formationstanz und Kunstgeschichte, ländliche Wurzeln und Liebe zur modernen Architektur. Als neuer Leiter des Schulmuseums will er nun traditionelle Bildungsgeschichte mit frischen Ideen beleben.

Und auch weitere Workshops könnten 2026 kommen, vom „Schreiben im Wandel der Zeit“ bis zum Sticken.

Nach einem Jahr in der Position als Leiter hat Dominik Olbrisch nichts von seinem Enthusiasmus eingebüßt. Er ist voller Ideen und Tatendrang. Und er ist jemand, der nicht nur plant, sondern auch macht.

ist freie Reporterin des Bürgerportals. Geboren 1984, aufgewachsen in Odenthal und Schildgen. Studium in Tübingen, Volontariat in Heidelberg. Nach einem Jahr als freie Korrespondentin in Rio de Janeiro glücklich zurück in Schildgen.

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