Die frisch beschriftet Außenwand der Cafeteria

Hinweis der Redaktion: Albert Kruff, der langjährige Vorsitzender der Schulpflegschaft des Nicolaus Cusanus-Gymnasiums, und seine Stellvertreterin Christine Hartmann-Batz, haben sich nicht mehr zur Wahl gestellt. Neuer Pflegschaftsvorsitzender wurde Martin Gent, der sich in einem ausführlichen Interview mit den beiden über das NCG informiert. Wir dokumentieren das Interview in einer gekürzten Fassung. Das gesamt Interview finden Sie auf NCG online.

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Was war Ihnen wichtig in Ihrer Amtszeit?

Kruff: Mir war die Einführung des Sprachenmodells wichtig. Ich kenne kein Gymnasium, das schon in Klasse 5 beide Fremdsprachen unterrichtet. Das war wirklich heiß umstritten. Und das musste gut ausgelotet werden, damit die Eltern dahinter stehen. Das war richtungsweisend und aus meiner Sicht eine gute Entscheidung.

Hartmann-Batz: Als ich einstieg ging es los mit Einsparungen. Da waren wir z.B. mal auf einer Haushaltssitzung und ich habe für die Bürgerfragestunde eine Frage vorbereitet. Was der Bürgermeister geantwortet hat, haben wir alle nicht verstanden. Das mussten wir dann über das Protokoll nachvollziehen. Das war schon sehr prägend.

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AKTUELL:
Laut BLZ könnte das NCG in den Ahornweg umziehen – oder doch ins Kleefeld?
Der Bürgermeister dementiert: Ahornweg ist keine Option. Kein Wort zum Kleefeld
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Kruff: Wir hatten Erfahrung aus der Zeit, als der marode Westtrakt noch da war. Da hatten wir schon engen Kontakt zu Politikern und Rat. Letztlich haben wir der damaligen Bürgermeisterin Frau Opladen den Neubau abgetrotzt, das war 2004/2005. Das NCG ist – den vielen Unkenrufen der Stadtpolitiker zum Trotz – gut ausgestattet und braucht einen Vergleich mit vielen Kölner Gymnasien nicht zu scheuen. Zu nennen wäre der Neubau im unteren Bereich des Schulgeländes, der Abriss des Pavillons, die ansprechende Gestaltung des Pausenhofgeländes durch den Playground und die Schüleroase, die Sanierung der Physik-, Biologie- und Chemieräume, die Erweiterung der Cafeteria, die das Potenzial hat, sich zum lebendigen Treffpunkt der Schule zu entwickeln.

Albert Kruff hat sich über 16 Jahre in der Elternvertretung des NCG engagiert, zuletzt war er 8 Jahre lang Vorsitzender der Schulpflegschaft. Zwei seiner drei Kinder haben das NCG längst verlassen und studieren. Sein jüngster Sohn besucht die Jahrgangsstufe 10. Kruff ist Lehrer, nach vielen Jahren an einer Hauptschule wechselt er nun an ein Kölner Gymnasium.

Was hat Spaß gemacht?

Kruff: Was ich toll finde, ist das gelebte Miteinander von Lehrern, Schülern und Eltern. Die Schulgemeinschaft ist wirklich spürbar, spätestens wenn ehemalige Schüler gerne wieder nach Bergisch Gladbach kommen und am Weihnachtskonzert oder bei den Kultursplittern mitwirken. Auch von meinen Kindern und deren Freunden weiß ich, dass am NCG die Identifikation mit der Schule überdurchschnittlich ist.

Hartmann-Batz: Mir war es besonders wichtig, zu Impulse geben. Die enge Zusammenarbeit mit der Schulleitung habe ich sehr geschätzt.

Kruff: Es gab immer sehr fruchtbare Gespräche mit der Schulleitung, den Lehrern und Eltern. Unter dem ehemaligen Schulleiter Herrn Liesenfeld war das beispielsweise die Anregung, etwas gegen die zunehmend zu beobachtenden Verhaltensauffälligkeiten zu tun. Wir haben dann den Trainingsraum eingeführt, der sich – Gott sei dank – ein Stück weit überlebt hat und Frau Nickel-Kranz als Sozialarbeiterin für unsere Schule mit eingestellt. Sie ist immer für Schüler da und kann mit ihrem Fachwissen im Vorhinein einiges „geradebiegen“. Das ist eine super Sache und für Gymnasien sehr, sehr ungewöhnlich.

Lesen (und sehen) Sie mehr:
+ Interview zur Debatte über einen möglichen Umzug des NCG
+ Dokumentation: Offener Brief des Kollegiums 
+ Alle Beiträge über das NCG
+ Die Website des NCG
+ Youtube: Der NCG Song Contest 2011
+ Alle Beiträge über Schulen in Bergisch Gladbach
+ Alle weiterführenden Schulen in Bergisch Gladbach, KSTA

Sie kennen das NCG aus der jahrelangen Arbeit sehr genau. Was zeichnet die Schule aus?

Kruff: Vielen Lehrern liegen die Schüler sehr persönlich am Herzen. Die Lehrer kümmern sich wirklich. Das betrifft einzelne Schüler, aber manchmal auch den ganzen Kurs. Wenn beispielsweise eine Französischlehrerin auf eigene Kappe eine Parisfahrt organisiert, weil ein Austausch nicht zustande gekommen ist, das ist doch wunderbar. Loben möchte ich auch die Schüler. Meine Tochter sagt immer, dass sie extrem tolerante, soziale Mitschüler hatte. Es ist klasse, wenn es gelingt, Mobbingopfer von anderen Schulen am NCG zu integrieren. Und auch im Organisatorischen ist die Schule wirklich stark. Der Stundenplan wird sehr sorgfältig geplant. Es gibt kaum Springstunden, guten Vertretungsunterricht und eine Stundenplantaktung, die trotz G8 den Schülern gemeinsame Freizeit erlaubt, indem es maximal drei Langtage in der Woche gibt. Das haben noch lange nicht alle Schulen!

Es gab aber sicher auch lästige Seiten?

Kruff: Ja, aber das kam nicht von Seiten der Schule. Woran man mal die Lust verlieren konnte, war, wenn wieder mal sinnlose politische Entscheidungen getroffen wurden, sei es auf Kommunalebene oder auf Landesebene. Seit Mitte der 90er Jahre ist die Schüler/Lehrer-Relation ständig verschlechtert worden bis etwa 2001/2002. Dass wir jetzt diese vollen Klassen haben, liegt an diesen Verschiebungen. Oder die Entscheidung, G8 durchzusetzen und vor allem so durchzusetzen. Ursprünglich sollte es ja so sein, dass in der Oberstufe gespart wird und die Unter- und Mittelstufe unverändert erhalten bleibt. Jetzt hat man’s umgekehrt gemacht. Das ist eine Sache, die unseren Kindern unheimlich viel abverlangt. Ich habe den Vergleich zwischen den beiden älteren Töchtern und dem jüngeren Sohn. Der hat meiner Einschätzung nach keine so angenehme Schulzeit in der Unter- und Mittelstufe gehabt. Und immer wieder wird in bildungspolitischen Detailfragen zurückgerudert, wie gerade die Mehrheiten im Landtag wechseln: Da bekommt man wirklich manchmal zuviel.

Auch bei der Diskussion, die aufgrund des Nothaushalts von der Stadt Bergisch Gladbach an die Schule herangetragen wird, kann man schon manchmal die Lust verlieren.

Hartmann-Batz : Die Politik hat es uns oft schwer gemacht, aber jetzt haben wir ja „Schulfrieden“ – dann wird hoffentlich vieles besser.

Christine Hartmann-Batz
war von 2009 bis 2011 stellvertre- tende Vorsitzende der Schulpflegschaft. Ihr Sohn ist in der Stufe 11, die Tochter geht in die 8. Klasse. Hartmann-Batz ist selbst als Lehrerin an einem Berufskolleg in Bergisch Gladbach tätig und wurde erneut in die Schul- konferenz des NCG gewählt.

Wie waren die Eltern drauf?

Hartmann-Batz: Die Elternschaft am NCG ist grundsätzlich sehr aktiv. Denken wir nur an die vielen Cafeteria-Mütter, die Helfer in der Bibliothek oder im T-Raum. Es gibt aber auch Eltern, die seltsame Erwartungen haben und gerade in den ersten Jahren noch sehr kleinschrittig und fast schon überbesorgt denken und argumentieren.

Kruff: Manche Erwartungen sind überhöht. Zum Beispiel als man feststellte, dass der Pavillon marode war und dem Brandschutz nicht genügte. Da meinten manche Eltern, es bestehe ein Notzustand und der Schulleiter müsse den Pavillon sofort schließen. Eine andere strittige Sache war die Übermittagsbetreuung mit dem Essensangebot, als wir die Kooperation mit dem Restaurant Wisskirchen hatten. Da waren die Elternerwartungen bei manchen auch zu hoch, was die Räumlichkeiten, das Essen und die Preise anging.

Was waren noch wichtige Themen?

Hartmann-Batz : Ein Thema, das mir immer wichtig war und über das ich mit (der Schulleiterin) Frau Mertens-Billmann immer diskutiert habe, ist Lehrerqualität. An jeder Schule gibt es Lehrer, die nicht doll sind, das ist wie in jedem Beruf. Manchmal laufen aber Sachen nicht, wie sie laufen sollten, da kann man schon was tun. Beispiel: Transparenz bei Klassenarbeiten. Ein Lehrer muss transparent machen, wie er bewertet. Da gibt es viel zu tun. Es sollten Kompetenzen festgelegt werden, die der Unterricht den Schülerinnen und Schülern vermitteln muss. Da geht es nicht nur um Lernstoff, sondern auch Methoden- und Selbstkompetenzen. Dieses Thema ist für die Elternvertreter eine der unangenehmeren Aufgaben. Da habe ich mich oft schwer getan, Ross und Reiter zu nennen – aber letztlich geht’s kaum ohne. Da gibt es manchmal von den Eltern überzogene Erwartungen, aber die Klagen müssen bei der Schulleitung ankommen und dann aufgegriffen werden.

Kruff: Das ist ein echtes Dauerthema. Wir haben auch angeregt, dass innerhalb der Stufe die gleichen Klassenarbeiten geschrieben werden. Das spart den Lehrern viel Arbeit, einmal macht der es, einmal macht der es. Dadurch wäre gewährleistet, dass innerhalb der Stufe das gleiche Niveau gehalten wird und die Klassen wären innerhalb der Stufe vergleichbar.

Ist das NCG da auf einem guten Weg?

Hartmann-Batz: Das ist schon eine Baustelle. Es gibt natürlich auch super gute Lehrer, es ist immer eine Mischung. Jetzt gerade mit G8 muss halt einfach die Unterrichtszeit effektiv gestaltet werden, von den Kindern wird ja auch viel verlangt, spätestens wenn’s um den Studienplatz geht.

Was könnte die Schulleitung da tun?

Hartmann-Batz: Zum Beispiel in der Pause im Lehrerzimmer sein und gucken, wer pünktlich seinen Unterricht beginnt.

Kruff: Ansonsten hat die Schulleitung auch das Recht, jederzeit bei den Kollegen zu hospitieren und den Unterricht zu besuchen. Gucken, was er da macht? Wie macht er es? Ich denke, eine Baustelle ist eine Schule immer. Dafür ändert sich viel zu viel und das ist zwangsläufig so, wenn man mit Menschen zu tun hat. Der Mensch ist nicht perfekt: Der Schüler ist nicht perfekt, der Lehrer ist nicht perfekt, die Eltern sind nicht perfekt.

Können Eltern auch hospitieren?

Hartmann-Batz: Üblich ist, dass Eltern sich anmelden. Aber dadurch verliert die Sache ja auch ihren Reiz. Ein angemeldeter Besuch ist ja in der Regel nicht der authentische Unterricht, wie er sonst stattfindet.

Wo könnte das NCG noch zulegen?

Hartmann-Batz: In der Oberstufe können die Kinder ja selten die Naturwissenschaften parallel belegen, sie müssen sich meist für Physik oder Chemie entscheiden. Wenn jemand ein naturwissenschaftliches Studium anstrebt, ist das nicht die ideale Grundlage. Auch in der Auswahl der Sprachen kann das NCG noch zulegen. Die Weltsprache Spanisch wird schon lange anvisiert, aber es passiert nichts.

Kruff: Meine Tochter studiert Medizin. In Biologie hat sie gute Grundlagen von der Schule mitgebracht, aber ein Problem war Chemie. An der Schule konnte sie Chemie nicht wählen, weil es damals nicht genug Chemielehrer gab. Trotz bester Stundenpläne wäre es auch durch die Blockung schwierig gewesen. Noch etwas an die Eltern gerichtet: Nachdem das Lehrerkollegium des NCG jetzt einen männlichen Gleichstellungsbeauftragten hat, muss ich einmal augenzwinkernd nach dem Engagement der Väter am NCG fragen. Hier ist sicher noch Potenzial nach oben.

Wo sollte das NCG Schwerpunkte setzen?

Kruff: Ich sehe das NCG auf einem guten Weg. Wenn man sich als Schule jeden pädagogischen und modischen Strömungen anschließt, verliert man leicht sein Profil. Das Profil ist es aber, das Schulen voneinander unterscheidet. Eltern achten auf solch ein Profil, da sie für ihre Kinder bewusst eine passende Schule aussuchen. Gleichzeitig muss aber die Schule offen sein für Neues. Dies ist eine schwierige Gratwanderung. Das NCG vertritt ein humanistisches Bildungsideal: Im Vordergrund steht die Bildung der Schüler, nicht das Interesse der Wirtschaft. Das passiert aber auf einem so hohen Niveau, dass das NCG bei Arbeitgebern rund um Köln sehr bekannt ist und geschätzt wird. Wie ich höre, findet man mit einem NCG-Abi in der Tasche vergleichsweise gut einen Studienplatz oder auch einen Job. Mit diesem Verständnis von Bildung könnte man in meinen Augen noch offensiver werben.

Hartmann-Batz: Die Gymnasien sollten mehr kooperieren. Ansätze gibt es ja, beispielsweise in Hebräisch oder Sport. So können die Schüler in Herkenrath einen Sport-Leistungskurs belegen.

Was fehlt?

Kruff: Man muss sagen, dass am NCG viele außerschulische AGs und Projekte, in vielen verschiedenen Richtungen, schon gibt. Das ist eine gute Basis, auf der man sicher auch noch Neues entwickeln kann.

Hartmann-Batz: Wichtig ist mir das Thema Schüleraustausch in Klasse 8. Da sollte sich das NCG anstrengen, allen Schülern ein gutes Angebot zu machen. Deutsch ist im Ausland als Fremdsprache nicht mehr so angesagt. Dann muss man eben Austauschmöglichkeiten mit anderen europäischen Ländern suchen, z.B. in Skandinavien. So können die Schülerinnen und Schüler auch ihre Englischkenntnisse erweitern und pflegen und dabei noch ein anderes Land erleben.

Kruff: Wo jetzt die Skifreizeit als gemeinschaftsbildende Fahrt vor dem Beginn der Oberstufe wegfällt, müsste man eine weitere Klassenfahrt in der Unter- und Mittelstufe anbieten, also in Klasse 7 oder 8. Oder noch einmal diskutieren, ob man nicht doch eine Skifahrt für alle machen will – was ich persönlich gut fände.

Hartmann-Batz: Ich könnte mir noch mehr Theaterfahrten oder Kinobesuche vorstellen – gerade weil wir in einem kulturellen Zentrum leben.

Gibt es Ideen für Abendveranstaltungen?

Hartmann-Batz: Die Kultursplitter sind schon sensationell.

Kruff: Die IGP hat beispielsweise die Kabarettabende, an denen Kabarettisten in die Schule kommen. Diese verzichten zur Hälfte auf ihre Gage. Was übrig bleibt, wird wiederum geteilt – eine Hälfte kommt der Schule zugute, die andere Hälfte fließt in ein soziales Projekt in Lateinamerika. So etwas wäre schön, wenn man das hinkriegen könnte. Man müsste sich natürlich eine Ecke suchen, die noch nicht belegt ist, zum Beispiel naturwissenschaftliche Vorträge. Herr Liesenfeld hat einmal einen Vortragenden zum Thema Schallwellen gewinnen können. Da gab es eine Art physikalisches Blasorchester mit Gegenständen aus dem Baumarkt.

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