Das Land Israel und das jüdische Volk haben für viele Menschen in Bergisch Gladbach eine neue, ganz besondere Bedeutung bekommen: Seit Januar dieses Jahres hat Bergisch Gladbach eine 10. Städtepartnerschaft – Ganey Tikva in Israel. Grund genug für 35 Bergisch Gladbacher Bürgerinnen und Bürger zwischen 16 und 75 Jahren – unter ihnen auch sechs Stadtratsmitglieder, die Schwesterstadt, das Land und die Leute im Nahen Osten zu besuchen und näher kennen zu lernen.

Im Schnelldurchlauf

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Im Schnelldurchlauf stellt sich der achttägige Aufenthalt wie folgt dar: Ankunft in Tel Aviv am 20. Oktober gegen 0.00 Uhr. Yael, eine selbstbewusste, taffe Reisleiterin, geleitet die Gruppe für die Restnacht ins Jerusalemer Hotel.

Die Bergisch Gladbacher „Blauhelme“ auf der Wüstenfestung Massada

Die Bergisch Gladbacher „Blauhelme“ auf der Wüstenfestung Massada

Es folgen zwei aufregende und unvergessliche Tage und ein Nachtausflug durch die heilige Stadt. Weiterfahrt zum südlichsten Zipfel der Reiseroute auf die Wüstenfestung Massada, „Erfrischung“ im Toten Meer mit der Bestätigung, dass man in Rückenlage bequem die Zeitung lesen kann. Zurück durch das Jordantal, entlang des Sees Genezareth, dem am tiefsten gelegenen Süßwassersee der Erde, bis in den nördlichsten Zipfel des Golan, wo ein Kibbuz-Gästehaus die Bergisch Gladbacher Gruppe erwartet.

Besuch der Jordanquellen, Fahrt auf die Golanhöhen mit weitem Blick auf die israelisch/syrische Grenze. Blick auf das „Meer von Galiläa“ vom Berg der Seligpreisungen aus. Kapernaum mit der beeindruckenden Synagoge aus dem 5. Jahrhundert. Vom nördlichsten Küstenstreifen und der „blauen Grotte“ in die Kreuzfahrerstadt Akko, in der unterirdische historische Pfade den Weg zum alten Hafen geleiten – Nazareth – Nahariya, der ehemals von jüdischen Einwanderern aus Deutschland gegründeten Stadt an der Mittelmeerküste.

Und schließlich zum Durchatmen und Sackenlassen die Mittelmeerstadt Netanya mit Hotelunterkunft direkt am Meer und einem traumhaften Badestrand.

Abstecher nach Beit Jala und Ganey Tikva

Doch halt! Die GL-Gruppe hatte ja noch einen „Auftrag“ zu erfüllen… Antrittsbesuche in Beit Jala und Ganey Tikva, den Gladbacher Partnerstädten in Palästina und Israel.

Beim Abstecher nach Bethlehem war mit Bürgermeister Dr. Nael Salman als Treffpunkt die Geburtskirche ausgemacht. Doch zur vereinbarten Zeit war niemand vor Ort. Der Missstand klärte sich rasch auf: Der einstündige Zeitunterschied war schuld, obwohl doch nur ein paar Kilometer zwischen israelischem und palästinensischem Boden liegen. Und so gab es doch noch ein Wiedersehen mit der Zugabe, in die Geburtskirche zu gelangen, ohne sich in eine lange Warteschlange einreihen zu müssen.

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Der Sportplatz in Beit Jala

In Beit Jala durfte ein Blick auf das Bergisch Gladbacher Projekt, die Fläche des zukünftigen Kunstrasenplatzes nicht fehlen. Aktuell umkreiste ein einsamer Jogger das noch holprige und von Steinen und Schotter übersäte Sportgelände.

Die Abrahamsherberge, Unterkunft bisheriger GL-Delegationen, spendete in der hauseigenen Kapelle Schatten und Ruhezeit für eine kurze Andacht, denn die Gruppe hatte ja Pfarrer Achim Dehmel mit im „Gepäck“.

Der Tag vor dem Shabbat gehörte Ganey Tikva. Diesmal stand die Uhr wieder richtig und Bürgermeister Avishei Levin war zur Stelle zu seiner letzten Amtshandlung, wie er zugeben musste.

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Avishei Levin aus Ganey Tikva erläutert sein Abwasserprojekt

Denn seine Nachfolgerin war bereits gewählt. Israels Kommunalwahlen am 22. Oktober bescherten Lizy, der bisherigen Stellvertreterin Avishei Levins und unter diesem Namen auch in Bergisch Gladbach bekannt, den Wahlsieg. Damit gab es in ganz Israel zwei Bürgermeisterinnen, die von Netanya und „unsere“ Lizy aus Ganey Tikva.

Avishei Levins letzte Amtshandlung führte die 35 aus Bergisch Gladbach nach einem Imbiss durchs moderne Sportzentrum, über das Theater zu einem Water-Recycling-Projekt,  das Dusch- und Spülwasser aus einem Hochhauskomplex innerhalb einer direkt benachbarten Grün- und Wasserfläche klärte.

Am Shabbat ruhen selbst die Knöpfe im Aufzug

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Vor der Abreise in Jaffa beim „letzten Abendmahl“

Der Shabbat ist für Israel unantastbar, was selbst für Hotelaufzüge gilt, beste Gelegenheit sich am Strand von Netanya einmal richtig auszustrecken. Sonntag, der letzte Tag wieder volles Programm mit einem Besuch bei einer Drusenfamilie auf den Höhen des Karmelgebirges und einer für das Auge beeindruckenden Abfahrt nach Haifa – unvergesslich der Panoramablick auf Israels größte Hafenstadt, auf die prachtvoll angelegten Bahai-Gärten in der Mittelmeerbucht. Jaffa war der Schlusspunkt mit dem letzten gemeinsamen „Abendmahl“, wie Reisleiterin Yael gerne betonte.

Israel, Ganey Tikva, Beit Jala war eine aufregende erste Bürgerreise, mit unendlich vielen Eindrücken (die jede/r für sich noch verarbeiten muss) – historischen wie aktuellen. Es war auch eine Reise, die in der Gedenkstätte Yad Vashem die besondere Beziehung zu Israel herausstellte, die die Spuren Jesu nachzeichnete, die Gelegenheit bot, in Kurzandachten inne zu halten: am Berg der Seligpreisungen, in der Kappelle von Beit Jala und am Strand von Netanya.

Mehr Informationen:

Ich bin verheiratet, Vater zweier Söhne und wohne seit mehr als 65 Jahren in Bergisch Gladbach, davon bis 1966 in Bensberg. Der Grund dieser Sesshaftigkeit: Ich habe mehr als 40 Jahre für die Stadt Bergisch Gladbach gearbeitet, davon mehr als 30 Jahre als Pressesprecher und Verantwortlicher für die...

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1 Kommentar

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  1. Sehr geehrter Herr Schlösser,
    Ihr Bericht über die Reise zur Partnerstadt Ganey Tikva hört sich wunderbar an. Nichts als Sonnenschein. Haben Sie mal nachgefragt, wie es den Palästinensern in Haifa geht? Wurde das Problem der Siedlungen nicht angesprochen? Wussten alle Teilnehmer, dass die Golanhöhen von Israel besetztes Gebiet sind? Und wie ist das mit den Palästinensern in Jerusalem? Einen etwas kritischeren Blick beim Besuch in Israel hätte ich mir doch gewünscht!
    Mit freundlichen Grüßen,
    Michael Kellner