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Eine Ära geht im Kunstmuseum zu Ende. Am 22. März findet das letzte Salongespräch unter Leitung seines Initiators Georg Dittrich statt. Die Nachfolge des Formats, das sich kunst- und kulturhistorischen Aspekten aktueller Ausstellungen in der Villa Zanders widmet, übernimmt mit Susanne Bonenkamp eine bestens vernetzte ehemalige Kulturmanagerin.

Alte und neue Leitung der Salongespräche treffen sich dort, wo alles begann. Im Salon der Villa Zanders. Susanne Bonenkamp und Georg Dittrich blicken gemeinsam mit der Direktorin des Kunstmuseums, Petra Oelschlägel, auf die Anfänge der Salongespräche zurück.

Am Dienstag, 22. März 2022, wird Dittrich als Leiter der Gespräche seinen Abschied nehmen. Und nochmals selbst referieren, zum Thema Atmosphären – Eine Ästhetik der Empfindung“. Wie der Architekt und Künstler es seit 2004, dem Beginn der von ihm initiierten Reihe, oft getan hat.

Zeit für einen Rück-, aber auch Ausblick.

Im Salon. Foto: Thomas Merkenich

Zeichen der Kontinuität

„Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, so Dittrich, „und blicke auf viele, viele Jahre guter Salongespräche zurück.“ Er ist mit sich und der Entscheidung im Reinen.

Und das hat ganz entscheidend mit der Zukunft des Vermittlungsformats zu tun: „Ich freue mich, mit Susanne Bonenkamp eine so kompetente Nachfolgerin zu bekommen“, ist Dittrich erfreut. Es sei nicht zuletzt ein wichtiges Zeichen der Kontinuität dieser Reihe.

Er habe nicht so schnell damit gerechnet dass er von Susanne Bonenkamp eine Zusage bekomme, als er sie an einem – zugegebenermaßen – etwas ungewöhnlichen Ort auf die Nachfolge angesprochen hatte.

Think Tank der Kultur

Susanne Bonenkamp hatte sich in der Tat nach ihrem Dienstende beim Rheinisch-Bergischen Kreis eine Auszeit gegönnt – was man bei einer Kulturmanagerin ihres Formats nun eben Auszeit nennen kann. So nahm die Theaterwissenschaftlerin zwischenzeitlich den stellvertretenden Vorsitz beim Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftschutz an. Sie war und ist fest mit den Kulturinstitutionen der Region und darüber hinaus verwurzelt.

Nun ist sie also wieder an etwas exponierterer Position, bei den Salongesprächen der Villa Zanders: Dem Think Tank, dem Vermittlungsformat der etwas anderen Art, der Verlängerung der Ausstellung des Museums mit anderen Mitteln. Wegzudenken? Undenkbar.

Das wird bei dem Rückblick auf die vielen Salongespräche klar. Seit 18 Jahre besteht das Format. Prominente Referenten waren vor Ort: Philosoph Gerd Achenbach, Soziologe Bernd Guggenberger. Ärzte, Wissenschaftler, Journalisten, Künstler gaben die sich Klinke in die Hand. Aber auch Dittrich referierte selbst, und natürlich Petra Oelschlägel.

Kunst erklären, weiterdenken

Er war Gründungsmitglied des AdK Bergisch Gladbach, berichtet Georg Dittrich, und erzählt wie es ihn vor Jahren umgetrieben habe. Früh hielt er Vorträge über Kunst. Suchte nach einem Format, „nach einem professionellen Angebot um zu zeigen: Kunst entsteht nicht isoliert in ihrer Zeit, sondern in einem gesellschaftlichen und kulturellen Kontext.“

Sein Antrieb, aus verschiedenen Blickwinkeln über Kunst zu besprechen, sie weiterzudenken, macht er an einem Beispiel aus seiner Arbeit als Architekt fest: „Beim Bauen berücksichtige ich nicht nur die Ästhetik, sondern auch das Denken der Menschen. Philosophische Fragestellungen fließen da mit ein – warum bauen Menschen, was ist das Motiv dahinter?“

Petra Oelschlägel macht klar: „Es war auch immer ein gesellschaftspolitischer Anspruch, den Georg Dittrich hatte.“

Petra Oelschlägel, Georg Dittrich. Foto: Thomas Merkenich

Perspektivwechsel

Diesen Anspruch, den hat Dittrich aus einer ganz anderen Perspektive verwirklicht. „Ich bin eigentlich kunsthistorischer Dilettant“, sagt er, auch wenn er als Künstler bereits mit einer eigenen Ausstellung in den Kabinetträumen der Villa vertreten war.

Wichtig sei ihm gewesen, einen Zugang zur Kunst über den Blickwinkel des Kunsthistorikers hinaus zu schaffen. „Es kommt nicht auf das Wissen an, sondern auf die Wahrnehmung“, so sein Credo. Vernunft sei nicht reine Rationalität, sie schließe auch Emotionen mit ein.

Kunst und Kultur werden mthin bei Dittrich zu einer Seinsfrage: „Wenn es Kunst nicht gäbe, müsste man sie erfinden.“

Foto: Thomas Merkenich

Fortsetzung im Dialog

Susanne Bonenkamp hat als Kulturreferentin des Kreises selbst eine große Zahl wichtiger Formate, Veranstaltungen, Reihen entwickelt. Der Einstieg in solch ein lange geprägtes Format legt die Frage nach ihren künftigen Schwerpunkten nahe.

Konkret wird Bonenkamp aber jetzt noch nicht. Ein paar Veranstaltungen seien ja bereits geplant. „Die Fortsetzung der Reihe ist ein Prozess, im Dialog mit dem Kunstmuseum“, macht sie deutlich. Man spreche über Ideen für das zweite Halbjahr, und ja: Es wird sicherlich um die Themen der Ausstellungen aus anderen Blickwinkeln gehen, verrät sie.

Ob sie selbst als Referentin „in die Bütt steigt“, ist ebenfalls offen. Die Erfahrung habe sie, warum nicht? Man darf gespannt sein, wie Susanne Bonenkamp die Salongespräche entwickelt und prägen wird.

Foto: Thomas Merkenich

Klar ist – als Format bleiben die Salongespräche in der jetzigen Konzeption erhalten: „Es wird wie bisher sechs Veranstaltungen im Jahr geben. Und es bleibt bei der bestens etablierten Verzahnung zwischen der Villa Zanders und dem Galerie + Schloss Verein, dem Träger der Salongespräche,“ sagt Oelschlägel.

Tradition wichtiger denn je

Die Salongespräche der Villa Zanders – sie stehen nicht nur in bester Tradition der Salons vergangener Jahrhunderte: Der literarischen, künstlerischen, politischen und wissenschaftlichen Salons. Sie stehen nicht zuletzt in der Tradition der Villa Zanders. War es doch Maria Zanders, die immer wieder Geistesgrößen zum Austausch an die Strunde lud.

Die heutigen Salongespräche der Villa Zanders sind daher auch als Fortsetzung dieser Tradition zu verstehen. Sie gehen aber einen entscheiden Schritt darüber hinaus: Denn sie machen diese Diskurse der Salons öffentlich.

Und Impulse aus Kunst und Kultur weiterzudenken – diese Tradition ist heute wichtiger denn je.

Foto: Thomas Merkenich

Salongespräche 2004 bis 2022 – die Dokumentation

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Holger Crump

ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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