Wir haben ein paar tolle, ungewöhnliche Bücher für Sie entdeckt: Eine meisterhafte Novelle aus Irland, ein faszinierendes Sachbuch über Wälder. Und einen dystopischen SciFi-Thriller.
Claire Keegan: Kleine Dinge wie diese.
Steidl Verlag 2023. € 20,00.
Übersetzt von Hans-Christian Oese.
Diese kleine exquisite Novelle beinhaltet in sehr konzentrierter Form mehr Stoff als mancher dicke Wälzer ohne überfrachtet zu sein. Auf den ersten Blick geht es um die früheren Magdalenen-Wäschereien in Irland, auf den zweiten um Zivilcourage und den Mut einzelner Menschen, gegen Missstände aufzubegehren.
Wir gehen zurück in die 80er Jahre in Irland. Der Protagonist, Bill Furlong, ist Kohlehändler. Aus einfachen, eher ärmlichen Verhältnissen stammend hat er sich sein erfolgreiches kleines Unternehmen hart erarbeitet. Er ist glücklich verheiratet und hat fünf Töchter, denen er einen besseren Start ins Leben ermöglichen möchte, als er ihn hatte. Es ist Vorweihnachtszeit und Bill hat eine Kohlelieferung für den ortsansässigen Nonnen-Orden.
Hierbei macht er eine schreckliche Entdeckung, die sein Leben in den Grundfesten erschüttert. Er ist etwas früher dran als geplant und platzt in eine verstörende Szenerie. In dem Kohleschuppen befindet sich ein verängstigtes, eingesperrtes Mädchen. Zutiefst verstört und verfroren berichtet sie ihm, dass die Nonnen ihr ihr neugeborenes Kind weggenommen haben. Mit Gewissensnöten kämpfend steht Bill jetzt vor der größten Entscheidung seines Lebens.

Die Magdalenen-Wäschereien wurden bis 1996 im katholischen Irland von Nonnen betrieben. Sogenannte „gefallene“ Frauen und Mädchen, die uneheliche Kinder gebaren, wurden hier beschäftigt. Die Wäschereien hatten hohes Ansehen bei der Bevölkerung, waren sie doch sehr zuverlässig und äußerst sauber. Jeder, der etwas auf sich hielt und es sich leisten konnte, ließ hier seine Wäsche waschen.
Gerüchte darüber, was hinter den Mauern dieser Wäschereien wirklich geschah, wurden bewusst an die Seite geschoben und ignoriert, um die eigenen Befindlichkeiten nicht zu gefährden und sich nicht mit der mächtigen Institution Kirche anzulegen.
Mit diesem Roman ist der Autorin ein tiefgründiges und genial komponiertes Meisterwerk gelungen, das zudem in einer erstklassigen Übersetzung vorliegt. Meisterin der Verknappung wird sie auch genannt. So ist ihr Stil knapp und auf den Punkt kommend.
Das Thema ihrer Geschichte ist zeitlos und begleitet uns seit Menschengedenken: Zivilcourage, das Vertreten von humanen und demokratischen Werten ohne Rücksicht auf eventuelle Folgen für die eigene Person. Ein großes Buch in einem schmalen Einband!
(Sylvia Jongebloed)
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Suzanne Simard: Die Weisheit der Wälder.
btb 2022, € 24,00.
Übersetzt von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié.
Viel ist in der jüngsten Vergangenheit bereits über Bäume und Wälder geschrieben worden. Hier erhebt erstmals eine Pionierin auf diesem Gebiet ihre Stimme dazu. Simard ist Professorin für Forstökologie an der University of British Columbia.
In einem reizvollen Mix aus Biographie und Wissenschaftskommunikation vermittelt die Autorin wissenschaftliche Zusammenhänge über das Wood Wide Web in allgemein verständlicher Weise.
Simard stammt aus einer mehrere Generationen übergreifenden Familie von Holzfällern. An der Westküste Kanadas aufgewachsen, bestimmen Wälder schon von Kindheit an ihr Leben. Was lag näher, als dass sie sich auch beruflich in diese Richtung orientierte. Doch der Weg vom Holzfällerkind zur Waldökologin ist weit und mit Steinen gepflastert.
Von ihren überwiegend männlichen Kollegen nicht immer wohlwollend aufgenommen, kämpft sie sich durch eine elitäre Hierarchie. Sie setzt sich großen, auch körperlichen Anstrengungen aus, um ihre Forschungsergebnisse zu untermauern. Parallel dazu läuft ihr Privatleben als Mutter und später Alleinerziehende ab. Wissenschaftlerin und Familienmensch zu sein, geht das?
Schon Mitte der 90er Jahre widmet sie sich ihrem Herzensthema, der Vernetzung von Bäumen, und kommt zu erstaunlichen Resultaten. Als eine der ersten räumt sie mit der bislang geltenden These auf, dass Pflanzen miteinander konkurrieren, primär um Licht. Ihre Forschungen kommen zu dem Ergebnis, dass Pflanzen und zwar speziell Bäume nicht nur miteinander „kommunizieren“, sondern sich gegenseitig unterstützen und helfen.
Speziell Pilze, aber auch beispielsweise Heidelbeersträucher und Farne sind für Bäume lebensnotwendig. Nachdem ihre Forschungen immer ausgefeilter werden, widmet sie sich hauptsächlich den Mutterbäumen. Das sind in Nordamerika mehrere hundert Jahre alte, große Bäume, die ihren Umkreis versorgen, sich um kränkelnde oder junge Sämlinge kümmern und stärken. Das hört sich auf den ersten Blick vielleicht abgefahren oder gar esoterisch an, wurde aber alles von ihr wissenschaftlich belegt.
In einem spannenden Wechsel von biografischen und leicht verständlichen wissenschaftlichen Kapiteln nimmt uns die Autorin mit in die faszinierende Welt der Wälder. Fernab jeglicher Wald- und Wiesen-Romantik werden hier Fakten geschildert, die einmal mehr zeigen, dass das wahre Leben viel aufregender ist als jede Fiktion. Lassen Sie sich ein auf diese Abenteuerreise, sie werden aus dem Staunen nicht mehr raus kommen!
(Sylvia Jongebloed)
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Anne Freytag: Mind Gap.
dtv 2023, € 16,95.
Nach „Aus schwarzem Wasser“ und „Reality Show“ nun der dritte spannende Thriller von Anne Freytag!
Deutschland, etwa im Jahre 2030: Die Menschen sind technologisch weiter fortgeschritten und viele tragen einen sogenannten NINK-Chip im Kopf, der es einem ermöglicht per Gedankensteuerung Daten zu versenden, neue Fähigkeiten zu erlernen – zum Beispiel Fremdsprachenkenntnisse zum Sofortdownload – und die ganze Welt des Internets direkt im Kopf abrufbar zu haben.
Die Kehrseite: Die Menschen sind nun komplett gläsern, überwach- und kontrollierbar.
In diesem dystopischen Rahmen ist der aktuelle Thriller von Anne Freytag angesiedelt. Gespickt mit klugen Zukunftsideen, geht die Autorin in unterschiedlichen Erzählperspektiven der Frage nach, welche Auswirkungen eine solche Technologie auf die unterschiedlichen Gesellschaftsbereiche Politik, Arbeitswelt, Militär usw. hätte.
Die Journalistin Silvie Mankowitz ist gerade auf einer Gala, als sie den Anruf ihres tot geglaubten Bruders erhält: Er bittet sie um ein Treffen und deutet an, dass sein Leben in Gefahr ist. Doch zum verabredeten Treffpunkt erscheint er nie. Stattdessen erhält Silvie Besuch von der Polizei, die ihr mitteilt, dass ihr Bruder erst seine Psychiaterin und dann sich selbst erschossen habe.
Sie ist irritiert: Zwei Jahre zuvor hatte man ihr mitgeteilt, dass ihr Bruder im Einsatz gefallen sei – was geht hier vor? Sie fängt an zu recherchieren und schnell merkt sie, dass es Personen ganz oben gibt, die alles daran setzen sie mundtot zu machen.
Zeitgleich sitzt Mayari Morales an ihrem Arbeitsplatz bei Delight – eine Firma die sich auf das Löschen und Verwalten von Daten spezialisiert hat – und erhält Videos und Dokumente, die mit dem Tod bzw. den Geheimdiensttätigkeiten von Silvies Bruder zusammenhängen. Eigentlich müsste sie diese ohne es zu hinterfragen löschen, zumindest, wenn ihr NINK-Chip richtig funktionieren würde.
Durch die Einnahme eines Schmerzmittels ist dieser jedoch gestört, sodass Mayari wieder in der Lage ist eigene Entscheidungen zu treffen: Sie entscheidet sich, die sensiblen Daten aus der Firma zu schmuggeln und riskiert hierbei weitaus mehr, als nur ihren Arbeitsplatz.
Der dritte Erzählstrang begleitet die Politikerin Dr. Irene Kallmann, die sich zusammen mit einem anderen Politiker im Wahlkampf um die Bundeskanzlerschaft befand und nun auf das Ergebnis wartet. Dieses kommt etwas anders als erwartet, ihr Kontrahent wird nämlich ermordet. Dass es bei diesem Mord engere Verstrickungen zu ihr und ihrem Mann gibt, wird ihr nur schleichend bewusst. Beide sind an der Entwicklung und Einführung des NINK-Chips maßgeblich beteiligt gewesen …
Wer noch keinen Thriller von Anne Freytag gelesen hat, darf sich auf einen guten Erzählstil, ein feines Gespür für aktuelle Gesellschaftsthemen, einen Hauch Sci-Fi und einen ordentlichen Spannungsbogen freuen – Freytags Bücher sind nie langweilig!
(Anja Kaul)
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Viel Spaß beim Lesen,
Ihre Pia Patt und Birgit Lingmann

Die Buchhandlung Funk existiert seit vielen Jahrzehnten in Bensberg und ist seitdem Bestandteil des kulturellen Lebens von Bergisch Gladbach. Mehr als zehn Jahre waren Pia Patt und Birgit Lingmann (geborene Jongebloed) bereits in der Buchhandlung Funk beschäftigt, als sie im Oktober 2015 das Geschäft von Almut Al-Yaqout übernahmen.
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Auch dieses Buch ist interessant weil es zum Zeitgeschehen passt:
Wie das Wetter Geschichte macht. Katastrophen und Klimawandel von der Antike bis heute.
von: Ronald D. Gerste
Ganz interessant und hochrelevant für die heutige Zeit, lustig aber auch ernst ist das Buch: „Der Tollhauseffekt: Wie die Leugnung des Klimawandels unseren Planeten bedroht, unsere Politik zerstört und uns in den Wahnsinn treibt“ des Wissenschaftlers Michael Mann und des Karikaturisten Tom Toles.
Was bringt einen rationalen Wissenschaftler und einen lustbetonten Karikaturisten wohl dazu, gemeinsam ein Buch zu verfassen?
Ich weiß es nicht, wäre Ihnen aber dankbar wenn Sie es mir sagen würden.
Ich mag Eure Buchempfehlungen sehr. Wenn man sich für ein Buch entscheidet, liegt man nie falsch. Wenn ich Lust auf ein neues Buch habe, schau ich mir Eure Buchtipps an – immer ein Treffer! Danke dafür!