Ein Skizze des geplanten Klassenhauses für die Realschule Herkenrath. Foto: Schulbau GmbH GL

Die Rückkehr zu G9 droht die schon bestehende Raumnot am Gymnasium Herkenrath zu vergrößern. Doch ein neues Klassenhaus soll ab dem Sommer für Entspannung sorgen. In den Neubau wird allerdings die benachbarte Realschule einziehen – sie gibt dadurch eine Etage für das Gymnasium frei. Die Schulbau GmbH stellte die Pläne jetzt vor.

Der Zeitdruck ist groß: Zum kommenden Schuljahr werden – wie an allen Gymnasien in Bergisch Gladbach – auch in Herkenrath dringend neue Räume benötigt. Denn durch die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9) wird es auch dort eine komplette weitere Jahrgangsstufe geben. 

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Doch das Gymnasium Herkenrath platzt schon jetzt buchstäblich aus allen Nähten. Ein neues Klassenhaus soll Abhilfe schaffen. Bereits im Juli 2026 soll es in Betrieb genommen werden. Zeitlich sei das nur durch die bereits bewährte und schnelle Modulbauweise zu schaffen, erläuterte Sebastian Rolko, Geschäftsführer der städtischen Schulbaugesellschaft, am Mittwoch bei einer Info-Veranstaltung am Schulzentrum Herkenrath.

Gymnasium und Realschule teilen sich den Standort. Der Neubau wird auf einer bislang ungenutzten und unbebauten Fläche auf dem städtischen Grundstück des Schulzentrums errichtet. Südlich des Realschulgebäudes entstehen auf drei Etagen zwölf Klassenräume, sechs Differenzierungsräume und ein Lehrerzimmer – allesamt für die Realschule. Denn nicht das Gymnasium wird den Neubau nutzen: Die Realschule zieht dort ein, dafür macht diese im Hauptgebäude Unterrichtsräume für das Gymnasium frei. 

Das Realschul-Klassenhaus wird von der Schulbaugesellschaft im Auftrag der Stadt realisiert. Die Bauarbeiten auf dem Schulgelände laufen bereits. Projektleiter Stephan Hinzen stellte den Zeitplan vor. Nach denRodungsarbeiten sei der Tiefbau gestartet, der bis Ende Dezember abgeschlossen sein soll. Ende Januar werden die im Werk vorgefertigten Module mit Tiefladern angeliefert und innerhalb von zehn Tagen aufgebaut.

„Dann steht der Rohbau, inklusiver eingebauter Fenster und es fehlt nur noch der Innenausbau“, so Hinzen. Im Mai soll das Gebäude fertig und im Juli in Betrieb genommen werden. Man wolle es dieses Mal vermeiden, die Schlüssel erst am Tag vor dem Start des neuen Schuljahres zu übergeben – wie es bei den beiden Sofortschulen der Fall war. „Das war stressig für die Lehrkräfte.“

Der Projektleiter betonte die Vorteile der Bauweise: „Denken Sie bei Modulbau bitte nicht an Container.“ Es handele sich um hochmoderne Unterrichtsräume. Das Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von knapp 2000 Quadratmetern werde unter anderem mit Gründach und einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. „Am Ende werden Sie nicht sehen, dass das Gebäude in einer Fabrik vorgefertigt wurde.“

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Nach der Fertigstellung des Neubaus wird der angrenzende und sanierungsbedürftige Schulhof der Realschule saniert. Dieser werde nicht kleiner als bislang, sondern zu einem „echten Schulhof“, weil das neue Gebäude den Hof umschließe, erläuterte Hinzen. 

Die Planung dafür laufe, die Ausschreibung sei für Januar geplant, im September könne der neue Schulhof fertig sein. Für die gefällten Bäume im Zuge der Maßnahme sollen auf dem künftigen Schulhof neue gepflanzt werden.

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Auch wenn das Gymnasium das neue Klassenhaus nicht selbst nutzen wird: Schulleiter Dieter Müller äußerte sich dennoch sehr erleichtert darüber: „Natürlich hätten wir auch gern einen Neubau. Aber wir sind vor allem froh darüber, dass wir endlich mehr Räume bekommen.“ Durch die klare räumliche Trennung werde der Schulbetrieb verbessert. „Das wird zu einer Beruhigung der Schule beitragen, wenn nicht mehr zwei sehr unterschiedliche Schülergruppen in einem Gebäude untergebracht werden.“

Das Gymnasium erhält demnach künftig die gesamte dritte Etage des Hauptgebäudes. Die bisherigen Realschulräume sollen vorher umfassend renoviert und die Flure künstlerisch gestaltet werden. Lediglich naturwissenschaftliche Räume und solche für den Kunst-Unterricht werden sich beide Schulen auch weiterhin im Hauptgebäude teilen.

Wir sind bis zum letzten Platz voll und müssen schon lange improvisieren.Dieter Müller, Schulleiter Gymnasium Herkenrath

„Wenn der Neubau nicht zum kommenden Schuljahr fertig würde, müssten wir Schüler auf die Straße setzen. Wir sind bis zum letzten Platz voll und müssen schon lange improvisieren“, so Müller. Bei der Anmeldung der Fünftklässler im aktuellen Schuljahr hätte kein einziger Schüler mehr aufgenommen werden können. 

Dadurch, dass Herkenrath das einzige Bündelungsgymnasium im Rheinisch-Bergischen Kreis ist, ist die Raumnot besonders groß: Der Bündelungsjahrgang, der im Schuljahr 2023/24 in Vorbereitung auf die Rückkehr zu G9 eingerichtet wurde, hatte 80 zusätzliche Schüler:innen umfasst. Inzwischen hat sich deren Anzahl auf 50 reduziert. 

Bei aller Freude äußerte Müller allerdings auch eine Sorge: „Unser Schulhof ist marode. Wir hoffen, dass es nicht noch schlimmer wird, wenn die Lastwagen für die Bauarbeiten darüber fahren müssen.“

Tatsächlich werden die Module auf Tiefladern angeliefert, die über die Sankt-Antonius-Straße und den großen Schulhof fahren. Eine Zufahrt über die sehr enge Dietrich-von-Dorendorp-Straße, die an die Baustelle grenzt, sei für diese Schwerlastwagen nicht möglich, erläuterte Projektleiter Hinzen. Wenn die Anlieferung der Module beendet sei, solle diese Straße aber die Hauptzufahrt sein, um den Schulbetrieb möglichst wenig zu stören. 

Bei der Info-Veranstaltung ging es Verwaltung und Schulbaugesellschaft darum, transparent und bürgernah über die Baustellenlogistik und mögliche Beeinträchtigungen zu informieren, Fragen zu beantworten und die Anwohner:innen mitzunehmen. Die Verantwortlichen setzten auf Dialog und Verständnis.

„Uns ist bewusst, dass jede Baustelle Beeinträchtigungen mit sich bringt“, sagte Rolko. „Es wird Lkw-Verkehr geben, das will ich Ihnen nicht verheimlichen.“ Er kündigte an, die Anwohner:innen vorab über Sperrungen und Halteverbote im Zuge der Bauarbeiten zu informieren und versprach, möglicherweise entstehende Schäden zu beheben.

Der Chef der Schulbaugesellschaft bat die Anwesenden um etwas Geduld und Vertrauen. „Wir wollen so schnell wie möglich fertig sein und wieder verschwinden, damit hier wieder Ruhe herrscht.“ In herkömmlicher Bauweise hätten sie sich „locker auf zwei Jahre Lärm und Dreck“ einstellen können.

Einige Anwohner:innen lobten die bisher tätigen Baufirmen und die Informationspolitik der Schulbaugesellschaft. Andere äußerten ihre Sorgen über zunehmenden Verkehr und eine sich verschärfende Parkplatzsituation durch den Neubau. „Wir schaffen zwar keine zusätzlichen Parkplätze, aber es fallen auch keine weg“, sagte Rolko. Das Bauprojekt habe keinen Einfluss auf bereits bestehende Problematiken wie Elterntaxis oder Verkehrssituationen.

Dokumentation

ist seit 2024 Redakteurin des Bürgerportals. Zuvor hatte die Journalistin und Germanistin 15 Jahre lang für den Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet. Sie ist unter anderem für die Themen Bildung, Schule, Kita und Familien zuständig und per Mail erreichbar: k.stolzenbach@in-gl.de

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  1. “Nach denRodungsarbeiten sei der Tiefbau gestartet” Leerzeichen bitte überprüfen.

    Die Aussage des Herrn Müller: „Das wird zu einer Beruhigung der Schule beitragen, wenn nicht mehr zwei sehr unterschiedliche Schülergruppen in einem Gebäude untergebracht werden.“ ist durchaus kritisch zu betrachten. Es deutet an, als würde er Gymnasiast*innen als bevorzugte Sozialgruppe betrachten, die wiederum von den Realschüler*innen negativ beeinflusst würden. Als Schulleiter sollten vielleicht Aussagen getroffen werden, die bedachter sind.

  2. …ich lese.. und überlege..
    Gibt es nicht einen Plan (Liste) mit Prioritäten zu den Schulsanierungen…? ODER habe ich es übersehen, dass es eine Änderung gibt…?
    Gerne Belehrung der aktuellen Planung…