Die aktuelle Skate-Anlage an der Saaler Mühle ist eigentlich nur noch eine Ruine. Foto: Thomas Merkenich

Wie erwartet klagen Anwohner:innen gegen die geplante Erneuerung der Skate-Anlage an der Saaler Mühle. Die Bürgergemeinschaft Alt-Frankenforst begründet ihre Klage mit einer Vielzahl von Kritikpunkten – die Stadtverwaltung widerspricht.

Für die seit vielen Jahren geplante Erneuerung der maroden Skate-Anlage an der Saaler Mühle ist eigentlich alles vorbereitet, die Baugenehmigung liegt vor, der symbolische Spatenstich ist erfolgt, die Auswahl eines Bauunternehmens für das 1,2-Millionen-Euro-Projekt läuft.

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Doch nun hat – wie erwartet – die Bürgergemeinschaft Alt-Frankenforst e. V. Klage eingereicht. In einer Pressemitteilung führt sie eine Reihe von Kritikpunkten an, unter der Überschrift: „Weniger Beton und mehr Breitensport im Landschaftsschutzgebiet!“

Wir haben die Stadt um einen Faktencheck gebeten und veröffentlichen sowohl die Kritik der Bürgergemeinschaft wie die Einordnung durch die Stadtverwaltung. Die sieht der Klage entlassen entgegen und sieht sich nach eigenen Angaben „gut aufgestellt“. Bislang sei zwar noch kein Vertrag mit einer Baufirma geschlossen worden, das könne aber bei „klarer Faktenlage“ rasch geschehen. Mit einer Verzögerung des Projektes ist also offenbar zu befürchten.

Wir dokumentieren die Pressemitteilung der Bürgergemeinschaft Alt-Frankenforst e. V., ergänzt durch grau unterlegte Stellungnahmen der Stadt Bergisch Gladbach:

Weniger Beton und mehr Breitensport im Landschaftsschutzgebiet!

Die Bürgergemeinschaft Alt-Frankenforst e. V. hat sich nach eingehender Prüfung dazu entschlossen, gegen die Errichtung der Skateanlage im Landschaftsschutzgebiet der Saaler Mühle zu klagen.

Vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW sind wir 2021 zu Schützern der Landschaftspflege und des Umweltschutzes gemäß § 3 UmwRG berufen worden, mögliche rechtswidrige Eingriffe in die Natur, wenn nötig durch Klage, zu verhindern. Dieser Aufgabe kommen wir hiermit nach.

Das Gelände der Saaler Mühle ist Landschaftsschutzgebiet, dient zudem der Erholung der Stadtbewohner und ist inmitten immer intensiver werdender Bebauung von Erholungssuchenden hochfrequentiert.

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Wir sind uns wohl bewusst, dass das Bauwerk Jugendlichen Sportmöglichkeiten bieten soll, was wir natürlich grundsätzlich gutheißen. (Die Vorsitzende des Vereins hat sich selbst mit einem anderen Verein lange bemüht, mehr Sportmöglichkeiten in dieser Stadt zu schaffen, und ist leider bei der Stadt auf Desinteresse gestoßen.)

Der Bau der alten Skateelemente und die Versiegelung großer Flächen im Landschaftsschutzgebiet war schon damals rechtswidrig. Heute müssen für eine professionelle Skateanlage Tonnen von Beton vergossen werden – mit Zulieferung über die idyllischen Seewege oder das Schulgelände der Otto-Hahn-Schulen.

Dazu sagt die Stadt: „Tatsächlich wurden auch für diese Ersterrichtung umfangreiche Bauantragsunterlagen eingereicht und genehmigt. Ebenfalls falsch ist die Darstellung, dass die „Zulieferung über die idyllischen Seewege […]“ stattfinden wird, was Eingriffe in das Landschaftsschutzgebiet suggeriert, die so nicht stattfinden werden, was der Bürgergemeinschaft Alt-Frankenforst e.V. bekannt ist.“

Eine Flutlichtanlage soll Aktivitäten von 8 bis 22 Uhr direkt am Wald ermöglichen – mit zusätzlicher Lärmbelastung in diesem Zeitraum.

Dazu sagt die Stadt: „Diese Formulierung ist irreführend und lässt relevante Informationen aus, die unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit der Anlage geplant, beschlossen und genehmigt sind. So suggeriert der Begriff „Flutlichtanlage“ eine intensivere Beleuchtung als tatsächlich geplant ist. Stattdessen ist eine energieeffiziente LED-Beleuchtung geplant, die nicht nur Zeit-, sondern auch Präsenzgesteuert ist. Zusätzlich soll durch Leuchtweitenbegrenzungen eine Beleuchtung des Waldes verhindert werden. Hierzu wurde ausführlich im öffentlichen Fachausschuss AIUSO informiert.“

Parkplätze für Behinderte sollen vor Ort geschaffen werden usw.: ein Riesenbetonklotz im Landschaftsschutzgebiet – mit sehr schlechter Erreichbarkeit für Rettungswagen bei wahrscheinlichen Unfällen.

Dazu sagt die Stadt: „Es wird kein „Riesenbetonklotz“, sondern es werden im Vergleich zum aktuellen Bestand über 500 m² entsiegelt und auf der Fläche 6 neue Solitärbäume gepflanzt.

Auch das Argument der schlechten Erreichbarkeit der Rettungsdienste ist nicht zutreffend.“

Der daneben geplante Multi-Court ist winzig und nur für kleine Kinder „ernst“ zu nehmen und ersetzt in keinem Fall den großen alten Bolzplatz, der leider gänzlich vernachlässigt wurde und derzeit von Wildschweinen umgepflügt wird.

Dazu sagt die Stadt: „Der Multi-Court ist ein hochdynamisches Kleinspielfeld für alle Altersklassen und Nutzungsweisen, um verschiedensten Nutzendengruppen eine moderne Freizeitsportinfrastruktur anbieten zu können.“

Es gibt viele weitere Gründe, den Plan der Stadtverwaltung und den ihm vertrauensvoll folgenden Beschluss des Rates zu kritisieren: Die Anlage muss komplett abgerissen und neu gebaut werden. Damit ist der Ort aus Kostengründen nicht zwingend.

Alternative Standorte wurden aber nicht ernsthaft geprüft; dabei ist das Gelände für die meisten Jugendlichen der Stadt an der südlichen Stadtgrenze schlecht erreichbar.

Das scheint auch die Stadt erkannt zu haben, da auf dem Zanders-Gelände laut Zeitungsberichten eine weitere (?) Skateanlage geplant wird (zwei Anlagen in vier Kilometer Entfernung?). Eine andere professionelle Anlage befindet sich in Köln-Höhenberg, also nicht weit von der in Streit stehenden Anlage entfernt – ein Indiz, dass eine Skateanlage in Bergisch Gladbach, insbesondere in Anbetracht der hohen Kosten für einen kleinen Interessentenkreis, an anderer Stelle sinnvoll ist.

Dazu sagt die Stadt: „Zu Punkten der Presseerklärung, die Meinungen der Bürgergemeinschaft Alt-Frankenforst e.V. darstellen, beispielsweise zu Bedarfen, Erreichbarkeit oder Sinnhaftigkeit, wird die Verwaltung keine Stellung beziehen, da das Für und Wider in verschiedensten Gesprächen und Austauschformaten erörtert wurden und lediglich unterschiedliche Standpunkte bestehen.“

Des Weiteren wurden die Bedenken der Anwohner, dass die geringe soziale Kontrolle (nur seltene Spaziergänger am Abend, keine befahrene oder bewohnte Straße mit Einblick) zu einer schnellen Verwahrlosung der Anlage führen würde, als ungerechtfertigt abgetan. Fragwürdig, wenn man bedenkt, dass das gesamte daneben liegende Schulgelände mit seinen Sportmöglichkeiten von der Stadt umzäunt und verriegelt wurde …

Bei besseren alternativen Standorten ist nicht nachvollziehbar, warum der Landschaftsschutz zurückstehen sollte. Dieses Betonungetüm wird nie mehr verschwinden. Viel besser passen an dieser Stelle Angebote für den Breitensport (Bolzplatz, Multi-Court) mit einem geringeren Eingriff in die Natur. Deren Schutz sollte für uns alle kein Lippenbekenntnis sein.“

des Bürgerportals. Kontakt: info@in-gl.de

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