In nahezu allen politischen Sonntagsreden werden Kinder als unser aller Zukunft beschworen. Sie gelte es zu fördern und bei allem politischen Handeln zu bedenken. Nicht von ungefähr lassen sich Politiker von ihnen Blumensträuße schenken, mit Papierfähnchen zuwinken und nehmen die Kleinen sehr gern auf den Arm. Und das ganz im doppelten Sinn dieser Handlung. Als Kinderfreund, der ihnen häufig leere Versprechungen macht.

Wir Gegenwärtigen, hört der Bürger sie predigen, sollten uns nicht dadurch schuldig machen, dass wir den zukünftigen Staatsbürgern Schulden, eine ausgebeutete Umwelt und falsche Werte hinterlassen.

Politischer Streit verhindert Forschritte

Auch in Bergisch Gladbach und im Rheinisch-Bergischen Kreis verrotten Schuldächer, werden immer mehr Naturflächen versiegelt, verhindern politische Streitereien den Fortschritt und werden Schulden angehäuft.…

Ein Bildungssystem, das Kinder auf die Zukunft vorbereiten will, lässt die Schüler für Klausuren einen Stoff pauken, der ihnen nicht einmal theoretisch vermittelt, wie sie im wirklichen Leben vorankommen können.

Sparkurs geht zu Lasten der Familien und Kinder

Zu wenige Religionslehrer, Sozialkundler und musische Fachlehrer reden in zu wenigen Schulstunden von menschlichen Werten, die sie in der heutigen Ellenbogengesellschaft selbst kaum vorleben und vorleben können.

Kampagne des Bundesbildungsministeriums

Zumal Schule eher als nicht gerade gerechte gesellschaftliche Auswahlanstalt fungiert, die nicht gleiche Chancen gewährt, sondern ungleiche Chancen zuteilt.

Politiker ergehen sich in Kämpfen, in denen es oft eher um Machtgewinn geht als um das Wohl der Wähler. Schildbürgerliche Trauerspiele, wie das um das Pflaster der Bergisch Gladbacher Fußgängerzone beweisen im Kleinen, was in Berlin und in Europa im Großen an Machtspielen inszeniert wird.

Die kommunalen Jugendämter sind nicht ausreichend besetzt und deren Mitarbeiter daher überlastet. Sie agieren kostenbewusst und in ständiger Angst, ihre Verantwortung für die betroffenen Familien und Kinder nicht fachgerecht wahrnehmen zu können.

In Kindertagesstätten kommen aus Einspargründen immer weniger Betreuungskräfte auf immer mehr Kinder. Und bis vor wenigen Wochen galt im kinderfeindlichen Deutschland Kinderlärm noch als Umweltbelastung und nicht als Zukunftsmusik.

Bürgermeister Lutz Urbach erklärt im Bürgerinterview, warum die Schultoiletten stinken - und warum die Fußgängerzone neue geplastert wird, gleichzeitig aber bei den Jugendzentren gespart wird.

Manche Banken zockten und zocken nach Spielkasinoart mit dem Geld, das auch für Kinder zurückgelegt wurde. In der Finanzwirtschaft, aber auch in manchen anderen Wirtschaftsbranchen geht es nur darum, den schnellen Euro zu machen. Und zwar sofort. Und nach uns die Sintflut, auch wenn unsere Kinder darin ertrinken.

Jeder 3. Schüler leidet an depressiven Stimmungen

Medien suggerieren, Kinder seien vor allem eine Last, die sehr viel Geld kostet. Kinder gefährden somit den Wohlstand möglicher zukünftiger Eltern.

Andererseits werden sie auch heute noch als Erlöser gesehen, die in der Zukunft als Erwachsene das Neue und Erlösende bringen sollen, das ihre Elterngeneration nicht mehr schaffte, aber im Alter noch genießen möchte.

Die Berichte der Tagesschau über atomare und Umwelt-Katastrophen, Kriege, Kinderarmut, schwere Unfälle, Kindesmissbrauch haben wenig Ermunterndes.

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Kein Wunder, also, dass laut einer aktuelle Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) jeder dritte Schüler an depressiven Stimmungen leidet und nach anderen Studien mehr als zwanzig Prozent der Kinder in der Bundesrepublik als psychisch gestört gelten.

Die Anzahl von Selbstmorden bei Kindern und Jugendlichen ist erschreckend hoch.

Nun hat allerdings jedes unter depressiven Verstimmungen leidende Kind sicherlich seine eigene persönliche Geschichte. Und es wäre unzulässig, alles auf die Politik und die gesellschaftlichen Verhältnisse zu schieben.

Wir alle müssen bessere Bedingungen für Kinder schaffen

Aber hart arbeitende alleinerziehende Mütter, Eltern, die aus beruflichen Gründen sich nur unzureichend um ihre Kinder kümmern können, Mängel im Bildungssystem, die Benachteiligung von Kindern bildungsferner Schichten und die von erwachsenen Siegertypen vorgelebte Ellenbogengesellschaft tragen mit Sicherheit nicht zum Optimismus unserer Kinder bei.

Damit sie eine glückliche Zukunft haben und unsere glückliche Zukunft werden, müssen wir alle – Eltern, Lehrer, Ärzte, Journalisten, Politiker, Banker und Unternehmer – jeder an seiner Stelle – ihnen in der Gegenwart bessere Vorbedingungen auf ein aussichtsreiches Leben schaffen. Packen wir’s an.

Zum Glück engagieren sich in Bergisch Gladbach bereits viele Ehrenamtler und Unternehmer für ihre Stadt. Doch von ihnen gibt es nie genug.

Haben Sie Vorschläge, wie wir das Thema angehen können?
Wo sehen Sie die Probleme? Debattieren Sie mit!

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Dieser Beitrag erschien zuerst in GL kompakt

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1943 in Lübeck geboren, wohnte lange in Frankenforst, lebt inzwischen in Wallefeld. Er arbeitet als selbständiger Supervisor und freier Autor, schreibt Gedichte, Geschichten, Kolumnen, Sachbeiträge, Rezensionen.

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3 Kommentare

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  1. Mir ging es darum, zu verdeutlichen, dass es bei allem politischen Handeln, auch in der Kommune, auch immer um die Zukunft geht, mit der unsere Kinder leben müssen…
    Karl Feldkamp

  2. Wir, die Privatinitiative „Hilfe für Frühchen und Kinder in Not“ engagieren uns seit März diesen Jahres für notleidende Kinder. Leider laufen wir in Bergisch Gladbach gegen verschlossenene Türen an. Ausgenommen der Malteser Hilfsdienst,und die Johanniter Unfallhilfe konnten wir keine Trostteddys oder Glücksbärchen spenden. Die fadenscheinigsten Gründe wurden da angeführt. Dabei ist doch alles kostenlos und kann immer wieder kostenlos nachbestellt werden.
    Wir haben mittlerweile viele ehrenamtlich Damen, die sich zu einem Stricktreff in der Volkshochschule Bergisch Gladbach treffen und die es gerne sehen würden, wenn ihre gefertigten Trostteddys oder Frühchenkleidung auch hier in Bergisch Gladbach übergeben werden könnten.
    In Köln und Gummersbach werden uns die Trostteddys aus den Händen gerisssen.
    Aber kostenlos geht wahrscheinlich gar nicht. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf. Interessierte Institutionen, die doch noch Trostteddys oder Glücksbärchen von uns haben möchten, treffen mich am 17.10.2011 in der Fußgängerzone an unserem Infostand zum Weltkindertag und Tag des Ehrenamtes.

    Uwe Stumpf

  3. ich finde das geschrubel da oben unerträglich. na logo geht es um die zukunft der kinder – aber dann bitte nur darum – man muss ja nicht alles mit in den beitrag nehmen.

    ferner verstehe ich wirklich nicht was das thema fußgängerzone mit der zukunft und den bildungschancen der kinder gemein hat. dass politiker, profis im gegner bekämpfen und absolute amateure bei der gestaltung der gesellschaft sind, ist hinlänglich bekannt. man denke nur mal an die total ideologische haltung der cdu zum thema gemeinsames lernen – wider besseres wissen – nur um die eigene klientel zu befriedigen.

    also was wollen sie eigentlich? dass sich mehr menschen ehrenamtlich für kinder einsetzten – wow wirklich toller vorschlag.