Zärtlich fährt Lennart Altscher mit der Hand durch die heißen Kaffeebohnen aus Peru, die er behutsam bei 200 Grad geröstet hat und jetzt im Luftstrom abkühlen lässt. Drei Kilo hatte er aus dem Jutesack abgemessen, in den amerikanischen Trommelröster gefüllt, alle 30 Sekunden die Temperatur geprüft und genau beobachtet, wie sich die Farbe von Grün über Gelb zu einem sehr dunklen Braun entwickelte. Nach 16 Minuten war der sortenreiner Arabica fertig.
„Ich muss genau kontrollieren, dass die Bohnen nicht zu lange oder zu heiß geröstet werden, denn ich will einen modernen Kaffee mit viel Aromen”, sagt der Mann an der Maschine. Wenig später wird der 29-Jährige den Kaffee mahlen, abfüllen und in seiner kleinen Kaffeewerkstatt verkaufen.

Nur 16 Minuten dauert der Röstvorgang. Immer wieder prüft Altscher die Farbe der Bohnen, die Temperatur wird alle 30 Sekunden dokumentiert
Altscher hat sich vor wenigen Wochen selbständig gemacht und die Kaffeerösterei Quimbaya in der Bergisch Gladbacher Bucholzstraße eingerichtet. Ein echter Einmann-Betrieb: Er hat sich selbst in Kolumbien auf Kaffeeplantagen informiert, bei einem Hamburger Spezialimporteur Dutzende von Kaffeesorten verkostet und sechs Säcke zu je 60 Kilogramm eingekauft. Die werden nun in der Kaffeewerkstatt im Gewerbegebiet, die zugleich Verkaufs- und Showroom ist, nach und nach verarbeitet.
Viel Werbung macht Altscher bislang nicht, denn sei Vorrat ist noch klein. Aber über die Mund-zu-Mund-Propaganda und über seine Facebook-Seite haben schon einige Kunden zu ihm gefunden. Im nächsten Schritt will er Kooperationen mit Cafés und Restaurants angegehen, die seinen hochwertigen Kaffee ausschenken wollen. Ein erster Kontakt zu einem renommierten Gastronomen besteht bereits, dem das handwerkliche Produkt ebenso gefällt wie der regionale Ansatz.
Am Samstag, 10 bis 12 Uhr, können Sie Quimbaya-Kaffee kosten:
Beim Fair-Trade-Frühstück, Fußgängerzone Gladbach
Der junge Kaffeeröster nutzt den Schwung der aktuellen Trends. Neben der Regionalität ist es vor allem die Entdeckung der Vielfalt des Kaffees mit seinen vielen Nuancen. Und dabei komme es eben nicht nur auf die Frage Filter, Kapsel oder Vollautomat an, sondern vor allem auf den Grundstoff, erläutert Altscher.
Er hat sich dem modernen Kaffeegeschmack verschrieben, der sich deutlich vom Industriekaffee, aber auch von den scharf gerösteten italienischen Spezialitäten abhebt. In der Industrie wird der Kaffee bei Temperaturen von bis zu 600 Grad sehr schnell geröstet, Altscher nimmt sich für sein Produkt bei 200 Grad viel mehr Zeit und setzt sehr viel Fingerspitzengefühl ein. Durch kleine Veränderungen der Temperatur oder der Luftzufuhr lassen sich markante Unterschiede herausarbeiten – im Prinzip kann man sich hier seinen Kaffee maßschneidern lassen.
Im Basis-Sortiment von Quimbaya findet sich zwar auch ein Espresso (80 Prozent kolumbianischem Arabica und 20 Prozent Robusta) und ein Café Creme (90 Prozent Arabica aus Peru und Sumatra, 10 Prozent indischem Robusta). Besonders liegen Altscher aber die beiden sortenreinen Spezialitätenkaffee am Herz: Hochwertige Arabica-Sorten, einmal aus Peru, einmal aus Kolumbien.
Das Pfund Kaffee kostet zwölf Euro und damit mehr als das Doppelte einer Supermarkt-Sorte. „Aber ich bezahle schon für den Rohkaffee fast soviel wie der gemahlene Kaffee beim Discounter kostet”, begründet der Röster. Klar, dass sein Kaffee sowohl bio- als auch fair-trade-zertifiziert ist.
Altscher brüht den frisch gemahlenen „Filtro Peru” sorgfältig im Filter auf. Der Kaffee schmeckt kräftig, aber dennoch rund. Und tatsächlich, man schmeckt Kakaonoten heraus, spürte eine leichte Säure. „Das war lange Zeit verpönt, aber wenn sie sorgfältig einsetzt, verleiht die Säure dem Kaffee mehr Geschmack, das kann bis zu einem Anflug von Limetten gehen”, erläutert der Fachmann.
Dabei ist der junge Röster, wie viele seiner Mitstreiter in der Kaffee-Szene, ein Quereinsteiger. Er hat Sport studiert, ein Volontariat gemacht und bei Sportmedien gearbeitet. Aber schon als Student hatte er in seiner kleinen Küche Kaffee in 200-Gramm-Portionen geröstet und mit den Zubereitungsarten experimentiert.
Es folgten Hospitanzen, Lehrgänge, Kurse und ein Besuch in Kolumbien. Dort fand er den Namen für sein Unternehmen: Die Quimabya sind ein altes Volk, die für ihre handwerklichen Fähigkeiten berühmt sind.
Anfang dieses Jahres war Altscher dann soweit, seine eigene Rösterei zu gründen. Er fand geeignete Räume in der Bergisch Gladbacher Bucholzstraße, kaufte eine fünf Jahre als amerikanische Röstmaschine, ließ Etiketten drucken und legte los.
Nach und nach will Altscher sein Geschäft ausbauen, online und im Direktverkauf. Irgendwann würde er auch gerne ein Café eröffnen, mit eigenen Produkten. Verkosten kann man seinen handgemachten Kaffee beim Werkstattverkauf jeden Samstag von 10 bis 14 Uhr und im Internet.
An diesem Samstag (21. Mai) bleibt die Werkstatt allerdings zu. Dann präsentiert Altscher seinen Kaffee beim Fair-Trade-Frühstück der Bergisch Gladbacher „Steuerungsgruppe Fair Trade” und der Verbraucherzentrale von zehn bis zwölf Uhr in der Bergisch Gladbacher Fußgängerzone.
Hier finden Sie Quimbaya:
Buchholzstraße 73, Bergisch Gladbach
Website mit Onlineshop – Facebook
Kontakt: info@quimbaya.de
Werkstattverkauf: Samstag 10 bis 14 Uhr (nicht am 21.5.) und nach Vereinbarung