
Kölner Fenster: Blick über die Wiese und Paffrath nach Köln. Links die Einladung zur Bürgerversammlung
Diese große Wiese kennen vor allem Anwohner, Spaziergänger und Besucher des Paffrather Friedhofs – aber sie gehört zu den wirklich schönen Flecken im inneren Bereich Bergisch Gladbachs und bietet einen spektakulären Blick auf den Kölner Dom: die sogenannte Nussbaumer Wiese zwischen Reuterstraße, dem Friedhof und dem ehemaligen Steinbruch Peterskaule. Bislang wurde nur in den Randbereichen gebaut, doch der Vorentwurf für den neuen Flächennutzungsplan (FNP) sieht hier Potenzial für eine Wohnsiedlung mit bis zu 352 Wohneinheiten.
Dokumentation: Den Steckbrief aus dem FNP-Vorentwurf
für die Nussbaumer Wiese finden Sie ganz unten
Gegen diesen Plan gibt es nun Widerstand der Anwohner, die dieses Stück Natur vor ihrer Haustür bewahrt sehen wollen. Für den 29. September hat Theresia Meinhardt, die für die Grünen im Stadtrat sitzt, eine Bürgerversammlung im Nussbaumer Hof angesetzt, um das Vorgehen zu beraten. Umweltschützer und Fachanwälte, die im Umfeld wohnen, prüfen bereits alle Optionen.
Parallel dazu hat der Anwohner Karl Reger, der von seinem Haus aus durch das „Kölner Fenster” über die Wiese hinweg auf den Dom blickt, eine Onlinepetition gestartet, die nach wenigen Tagen schon 730 Unterstützer hat.
Die Argumente liegen auf der Hand: diese wertvolle große Grünfläche, die der Naherholung und dem Artenschutz dient, soll gerettet werden. Nicht zuletzt, weil sonst „die Attraktivität des Wohnstandortes Bergisch Gladbach empfindlich geschmälert” wird.
Die Geschichte hinter der Geschichte: Seit einigen Monaten versucht ein Immobilienentwickler, alle Eigentümer der Wiese zu Vorverkaufsverträgen zu überreden. Er behauptet, die Unterstützung von Verwaltung und Lokalpolitik dafür zu haben, das Gelände im Rahmen des alten FNP zur Baureife bringen zu können – was Stadt und lokale Ratsherren bestreiten. Der Entwickler verweigert ein Gespräch, die Eigentümer mauern. Die Details finden Sie hier.
Im einzelnen heißt es in der Begründung der Petition:
- Die Wiese ist bei allen Generationen als Grünfläche beliebt. Vor allem Spaziergänger, aber auch Drachenflieger und Modellflieger nutzen die große freie Fläche in ihrer Freizeit. Die Sitzbänke am oberen Rand der Wiese sind als “Kölner Fenster” bekannt, Menschen allen Alters genießen von hier aus die Aussicht ins Rheinland samt dem Kölner Dom. Seit Langem wird der untere Teil jedes Jahr zum Festplatz für das Paffrather Oktoberfest. Zu speziellen Anlässen wie zu Silvester oder dem Event „Kölner Lichter“ versammeln sich dort besonders viele Bürger der Stadt.
- Die Fläche gehört zu einem regionalen Grünzug und darf deswegen überhaupt nicht bebaut werden. Die regionalen Grünzüge sind wesentliche Bestandteile des Freiflächensystems in Verdichtungsgebieten und müssen gegen die Inanspruchnahme für Siedlungszwecke besonders geschützt werden. Konkret kommt der großen Wiese die besondere Funktion zu, den ehemaligen Steinbruch, der ein geschützter Landschaftsbestandteil ist, mit dem Wald zu verbinden und so der Tierwelt einen durchgängig vernetzten Lebensraum zu bieten.
- Auch die Wiese selbst stellt ein wichtiges Habitat dar. Immer wieder wird ein Rotmilan gesichtet, ein Greifvogel, der unter Artenschutz steht und die Wiese als Jagd- und Brutrevier nutzt. Kleinwild wechselt zwischen den Waldstücken. Es ist offensichtlich, dass der Naturraum Peterskaule im Vorfeld des FNP nicht ausreichend untersucht worden ist.
- Die Wohngebiete in der Umgebung verlieren an Ausstrahlung und Wert. Wenn es die Wiese nicht mehr gibt, fehlt ein wichtiges Stück Lebensqualität, etwas, das dazu beiträgt, dass Nußbaum, Paffrath und Hebborn so attraktive Viertel sind.
- Die verkehrstechnische Erschließung des Baugebiets ist unklar, würde aber in jedem Fall den Straßenverkehr in mindestens einem der benachbarten Viertel stark erhöhen.
- Die Wiese mit ihrem wunderbaren Ausblick nach Köln übt eine große Anziehungskraft auf die Bewohner der Umgebung aus, und ebenso auf Bürger, die das angrenzende Waldgebiet zur Naherholung nutzen. Sie ist ein sehr beliebter Treffpunkt, der nicht verloren gehen darf!
Andere Anwohner wie Lothar Esser teilen diese Einschätzung. Er führt zudem die Einschränkung von Nachbarschaftsrechten an und macht sich vor allem Sorgen um den zusätzlichen Verkehr: „Dort könnten bis zu 1.000 Menschen wohnen – wie sollen die denn alle zur Arbeit oder zur Schule kommen?
Informieren Sie sich aus erster Hand:
+ Infostand der Stadtverwaltung, 22. September, ab 9 Uhr
Markt in Paffrath, Hans-Hachenberg-Platz
+ Bürgerversammlung Nussbaumer Hof, 29.9., 19:30 Uhr
Kontakt: Theresia Meinhardt, Mail: theresia.meinhardt@gmx.de
Ob es so weit kommt ist völlig offen. Denn der Vorentwurf für den Flächennutzungsplan listet einige Punkte auf, die gegen eine Ausweisung als Bauland sprechen.
Dazu gehört die fehlende Anbindung an leistungskräftige Straßen, fehlende Nahversorgungseinrichtungen und ein Bolzplatz auf der Wiese. Zudem sei ein Teil der Böden sehr wertvoll, die Wiese diene als Kaltluftschneise mit regionaler Bedeutung und eben als Naherholungsgebiet. Selbst der Wanderweg und die „Fernsicht über das Rheinland” werden gewürdigt.
Unter dem Strich sehen die Planer aber ein Potential für eine Bebauung von 11 Hektar. Bei einer vorgeschlagenen Dichte von 32 Wohneinheiten pro Hektar kommt man auf die Gesamtzahl von 353 Wohnungen. Aber wie gesagt, entschieden ist das noch lange nicht. Der neue FNP wird frühestens Mitte 2018 fertig sein. Und dann fehlen immer noch die Bebauungspläne.