Wie wird Weihnachten dieses Jahr? Zwar sind einige Lockerungen geplant, aber dennoch wird dieses Fest anders. Wir haben die Pfarrer:innen in Bergisch Gladbach gefragt, was das für ihre Gemeinde bedeutet und wie sie selbst damit umgehen. Ist „Corona-Christmas“ eine Krise oder gar eine Chance für Kirche und Glauben? Es ist viel Hoffnung zu spüren. Aber auch vor den Seelsorgern macht die Enttäuschung nicht halt.
Katholische Kirche: Dekanat

Wir sind für die Menschen da
Auch bei der Katholischen Kirche laufen die Planungen. In Vorbereitung sind laut Uwe Daher, Referent des Kreisdechanten, Blitzlichtgottesdienste, Andachten oder gar eine rollende Krippe durch die Pfarrei St. Laurentius.
Kreisdechant Norbert Hörter erklärt: „Weihnachten bedeutet für uns als Katholische Kirche: Christus kommt in diese Welt, die zerbrechlich ist, die Liebe und Erlösung braucht. Gerade in diesem Corona-Jahr, in dem vieles anders und schwieriger ist, ist diese Weihnachtsbotschaft umso klarer erkennbar. Für uns als Kirche gilt: Wir sind für die Menschen da!
Die katholische Kirche lässt die Menschen nicht allein! Die Gläubigen verstehen, dass 2020, unter den Bedingungen von Corona, vieles anders gemacht werden muss. Wir haben uns für das Weihnachtsfest mehr Angebote, neue Formate und neue Zugänge überlegt. So wird Weihnachten hoffentlich für viele erfahrbar.“
Zum Webangebot des Kreisdechanats
Ev. Kirche: Zum Frieden Gottes
Gott ist Liebe – auch auf Abstand
Pfarrerin Jennifer Scheier ist seit April an der Evangelischen Kirche Zum Frieden Gottes aktiv. Sie kennt die Gewohnheiten ihrer Gemeinde an Weihnachten daher noch nicht aus Erfahrung.

Für sie stellt Weihnachten eine Chance dar: „Ich kann nur hoffen und beten, dass diese außergewöhnliche Situation uns Weihnachten letztlich wieder näher bringt.“
Die Menschen könnten mitunter wieder spüren, dass Weihnachten nicht die Lichter, die Bäume, die tolle Musik die Geschenke oder das Familienessen seien.
„Sondern dass Gott sich zu uns Menschen auf den Weg gemacht hat und seine Liebe unter uns lebendig ist – auch auf Abstand.“
Weitere Infos auf der Webseite der Gemeinde.
Ev. Kirche: Marienkrankenhaus
Zeit nach innen zu horchen
Pfarrerin Irmgard MacDonald ist evangelische Krankenseelsorgerin im Marien-Krankenhaus und dem Reha-Zentrum Reuterstraße. Im Krankenhaus sei es durch die Besuchsbeschärnkungen stiller geworden.

Seelsorgeteam des Marienkrankenhaus
Auch wenn sie es nicht schönreden wolle: „Einige Patienten sind ein bisschen erleichtert, dass die Türen nicht ganz weit und jederzeit offen sind. Sie nutzen die Zeit, nach innen zu horchen, manches neu zu bedenken. Die Adventszeit ist in der Grundidee eine Besinnungszeit, eine Einladung einmal nicht loszulaufen, um zu finden, sondern zu warten!“
Irmgard MacDonald berichtet von vielen Planungen, die wieder umgestoßen werden mussten. Von Kooperationen mit dem Krankenhaus wie Adventsfeiern oder Fortbildungen, die angesichts der Pandemie nicht stattfinden würden.
Also kein Rundgang mit Weihnachtsliedern der Pflegeschule. Kein „Felix navidad“ im Treppenhaus mit dem Chefarzt an der Gitarre. Auch die Absage der Mitarbeiterweihnachtsfeiern sei ein großer Verzicht. „Diese Begegnungsforen, wo Mitarbeitende sich „in Zivil” begegnen, sich miteinander entspannen und fröhlich sind, sind fürs Betriebsklima wichtig, wie ein gemeinsames Ausatmen nach getaner Arbeit.“
Zum Thema
Für Pfarrerin MacDonald ist auch die Absage des Gottesdienstes an Heilig Abend eine „große Enttäuschung. Dieser Gottesdienst am heiligen Abend hat für mich große Bedeutung im Jahreskreis gewonnen. Dort finden sich alle Jahre wieder Menschen zusammen, Mitarbeitende, Angehörige, Patientinnen und Patienten, die wissen, was es bedeutet krank zu sein, die sich an Verstorbene erinnern, die Gemeinschaft suchen und in der Weihnachtsbotschaft Trost finden“, schildert MacDonald.
Was bleibt: Die Seelsorger verteilen auch in diesem Jahr wieder eine Ausgabe der Kalenders „Der Andere Advent”.
Weitere Infos zur Seelsorge im MKH
Ev. Kirche: Zum Heilsbrunnen
Wertschätzung persönlicher Kontakte steigt
„Ach, ich freue mich richtig auf Weihnachten und auch auf den Advent! Es wird aber richtig viel Arbeit, noch mehr als sonst“, erklärt Pfarrer Achim Dehmel.

Er spüre, dass viele Menschen den persönlichen Kontakt mehr schätzen lernen würden. „Begegnung, Interesse, Freundschaft nehmen einen viel größeren Raum ein. Und auch Gemeindemitglieder kommen mit Ideen auf mich zu und schlagen Aktionen vor, und sie sind auch bereit, sich dabei persönlich zu engagieren“, erklärt der Seelsorger.
In der Gemeinde würden Masken mit Weihnachtsmotiven genäht, Adventstüten für Alleinstehende gepackt, die Weihnachtsbäume an der Kirche für den Open Air-Gottesdienst geschmückt: „In 7 Metern Höhe finde ich das etwas mühsam“, meint Pfarrer Dehmel.
Auch Planungen für Videoaufzeichnungen von Weihnachtsliedern und einem Krippenspiel hielten das Gemeindeleben auf Trapp. Aber: „Angesichts der ernsten finanziellen Situation vieler Berufsgruppen, besonders unter den Selbständigen, in Marketing, im Messebau und der Anspannung im Gesundheitswesen geht es uns und vielen anderen richtig gut. Deshalb will ich nicht klagen, sondern dankbar meine Arbeit tun, aber das tue ich sowieso.“
Die Corona-Pandemie bringe ein deutliches Plus an Arbeit mit sich. So seien für Weihnachten mehr Gottesdienste geplant, um das Infektionsrisiko zu senken. „Meine Familie ist etwas unglücklich, dass ich kaum zu Hause bin. Sie kommen extra von weither“, beleuchtet Achim Dehmel die Kehrseite seines Jobs.
Hier geht es zum Web-Angebot der Ev. Kirche Zum Heilsbrunnen
Ev. Kirche: Heilig Geist Kirche
Weihnachten bedeutet mitmenschlich zu sein

„Es fällt ja nicht alles weg. Weihnachten wird es werden auch ohne unser Zutun“, macht Pfarrer Carsten Bierei von den evangelischen Gemeinden in Hand und Paffrath deutlich, und verweist nochmals auf die ursprüngliche Bedeutung dieses hohen christlichen Feiertages:
„Weihnachten heißt: Gott wurde (wird) Mensch, ganz menschlich, ja sterblich, er wurde einer von uns in seinem Sohn Jesus am Rande des damaligen römischen Reiches, relativ unbemerkt im Stall von Bethlehem. Den Menschen am Rande der Gesellschaft – den Hirten in der Nacht – wurde das Ereignis zuerst verkündet. Weihnachten heißt: Mach’s wie Gott, werde Mensch, werde Mitmensch.“ Weihnachten bedeute in diesem Jahr für ihn, vor allem mitmenschlich zu sein. Vorsichtig zu sein, um andere zu schützen.
Seine Gemeinde versuche, Kontakt zu den Gemeindegliedern zu halten: Über die Kirchenzeitung, Briefe mit einem kleinen Geschenk an die Senioren. Zudem sei man auf Youtube aktiv, dort würden die Gottesdienste der Heilig-Geist-Kirche Bergisch Gladbach übertragen.
Hier geht´s zum Internet-Auftritt der Heilig Geist Kirche
Ev. Kirche: EVK
Krise bietet Chance wesentlicher zu werden

„In den letzten Jahren wünschten sich viele mehr Ruhe in der hektischen Weihnachtszeit. Die Weihnachtsmärkte wurden immer marktschreierischer, die feucht-fröhlichen Feiern immer zahlreicher, die Krippenspiele immer aufwändiger und die Kirchenchöre immer lautstärker“ meint Pastor Rainer Fischer, der für die Seelsorge am Evangelischen Krankenhaus und in den Seniorenheimen des EVK zuständig ist.
Hinzu sei die innere Unruhe gekommen, die sich gerade an den Feiertagen melde: Angst vor Einsamkeit, Sorgen, unbewältigte Konflikte, wehmütige Erinnerungen, Unzufriedenheit.
Seine Einschätzung: „Stille Nacht, heilige Nacht: Das beliebteste Weihnachtslied wird dieses Jahr wohl eher hinter Masken gesummt als lauthals gesungen. Die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus beschert uns ein ruhigeres Weihnachtsfest als uns lieb ist.“
Seelsorglich sehe er zwei Herausforderungen: Zum einen die Krise als Chance zu sehen, wieder wesentlicher zu werden. Die Weihnachtsbotschaft sei zuerst in der Stille vernehmbar gewesen, bei den Hirten. Die Krise als Chance zu sehen gelänge aber zweitens nur, wenn die Botschaft „Fürchtet Euch nicht“ als erster Impuls der Weihnachtsbotschaft zu Herzen gehe. „Denn „die Furcht, das ist die Seuche“, schließt Pastor Fischer mit einem Zitat des deutschen Dichters und Philologen Karl Simrock.
Informationen zur Seelsorge am EVK im Internet
Hinweis der Redaktion: Wir hatten weitere Pfarrer:innen angesprochen, einige Antworten stehen noch aus – daher wird dieser Beitrag noch aktualisiert.
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Wer die Bedeutung des Weihnachtsfest herab spielt, hat noch nie in die erwartungsvollen und glücklichen Augen von Kinder gesehen.
Es wäre schön wenn auch die Neuapostolische Kirchengemeinde GL als drittgrößte christliche Kirche um einen Beitrag gebeten worden wäre. Rolf Bauer, Gemeindeleiter.