Die Altenberger-Dom-Straße in Schildgen. Foto: Thomas Merkenich

Ende März hatte der Bürgerverein Schildgen & Katterbach in einem Schreiben an Bürgermeister und Stadtrat die Einführung von Tempo 30 auf den Hauptverkehrsachsen gefordert. Inzwischen hat der Verein mit vielen Bürger:innen gesprochen – und bekräftigt seine Forderungen. Befürchtungen, das Tempolimit könne zu mehr Staus und längeren Fahrzeiten führen, seien nicht stichhaltig.

Nachdem der Bürgerverein mit vielen Bürgerinnen und Bürgern über die Umplanung des Ortszentrums von Schildgen sprechen konnte, ist dieser mehr denn je davon überzeugt, dass die Einführung von Tempo 30 auf den Hauptverkehrsachsen des Ortes, gerade auch vor dem Hintergrund der Reduzierung von Lärm und Schmutz, dringend erforderlich ist.

Momentan plant die Stadt zweigleisig. Einerseits wird die Umsetzung des Lärmaktionsplans (Reduzierung des Umgebungslärms) der Stadt Bergisch Gladbach sowohl auf der Altenberger-Dom-Straße als auch auf der Kemptner Straße ins Auge gefasst und andererseits gibt es davon unabhängige Planungen zur isolierten Umgestaltung der Altenberger-Dom-Straße. Das konkrete Ziel dieser isolierten Planungen, die in der bisher veröffentlichten Form sowohl den Schildener Gewerbetreibenden als auch von vielen Bürgern, mit denen wir gesprochen haben, abgelehnt wird, erschließt sich bisher nicht.

Mit dem folgenden Schreiben an den Bürgermeister und den Rat der Stadt Bergisch Gladbach versucht der Bürgerverein Schildgen & Katterbach, seiner Forderung nach der allgemeinen Temporeduktion Nachdruck zu verleihen.

Der offene Brief im Wortlaut:

Begrenzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf den Straßen Altenberger-Dom-Straße, Leverkusener Straße, Kempener Straße im Ortsteil Schildgen

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Stein,
sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats,

wir kommen auf unser Schreiben vom 30.03.2022 zurück, mit dem wir auf die Erforderlichkeit und Zweckmäßigkeit der Einführung von Tempo 30 auf der Altenberger-Dom-Straße, der Leverkusener Straße und der Kempener Straße im Ortsteil Schildgen hingewiesen haben.

Wir haben die letzten Wochen weiterhin dazu nutzen können, mit Bürgerinnen und Bürgern über dieses Anliegen vor Ort ins Gespräch zu kommen.

Bei diesen Gesprächen haben wir nahezu ausschließlich Zustimmung zu unserer Forderung erhalten. Neben den bekannten Problemen auf der Altenberger-Dom-Straße wurde insbesondere vermehrt auch auf die schwierige Situation auf der Leverkusener Straße hingewiesen.

Befürchtungen nicht stichhaltig

Vereinzelt wurden Befürchtungen geäußert, die Einführung von Tempo 30 führe zu keiner Verbesserung der derzeitigen Situation sondern zu mehr Stau und zu längeren Fahrzeiten durch den Ort.

Diese Befürchtungen halten wir für nicht stichhaltig.

Die Leistungsfähigkeit einer innerörtlichen Hauptverkehrsstraße wird maßgeblich durch Faktoren wie Anzahl querender Fußgänger, Anzahl von Halte- und Abbiegevorgängen sowie die Qualität der eingerichteten Lichtsignalprogramme geprägt. Ihre Funktion wird durch eine Verringerung der gelten- den Höchstgeschwindigkeit nicht bzw. nicht nennenswert beeinflusst (vgl. „Wirkungen von Tempo 30 an Hauptverkehrsstraßen, Umweltbundesamt, November 2016 m.w.N.).

Eine Abnahme der bisherigen Leistungsfähigkeit der Straßen im Ortsteil Schildgen mit der Folge eines Entstehens von Stau, dürfte daher durch Einführung von Tempo 30 nicht zu befürchten sein.

Auch die Durchfahrtszeit durch den Ortskern wird nicht nennenswert durch die jeweils geltende Höchstgeschwindigkeit sondern maßgeblich durch die bereits oben genannten Faktoren beeinflusst.

Vor diesem Hintergrund sind wir selbst kürzlich an einem Freitagabend zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr – also außerhalb der Hauptverkehrszeiten – mehrmals hintereinander abwechselnd mit Tempo 50 und Tempo 30 durch den Ort (von der Stadtgrenze Leverkusener Straße bis zum Einmündung Hülsenanger an der Kempener Straße) gefahren.

Hierbei zeigte sich, dass die gefahrene Höchstgeschwindigkeit keinen nennenswerten Einfluss auf die zum Durchfahren des Orts benötigte Zeit hatte. Deren Dauer hing vielmehr von den bereits zuvor genannten anderen Faktoren, insbesondere von den jeweiligen Phasen der Lichtzeichenanlagen ab. Einen Hinweis darauf, dass man mit Tempo 50 grundsätzlich bzw. in der Regel schneller als mit Tempo 30 durch den Ort gelangen könnte, konnten wir nicht finden.

Aspekte wie Stau oder längere Fahrzeiten stehen einer Einführung von Tempo 30 auf den im Eingangssatz erwähnten Straßen daher unseres Erachtens nicht entgegen.

Viele Argumenten für Tempo 30

Für die Einführung von Tempo 30 spricht die Erforderlichkeit von Lärmschutzmaßnahmen – insofern verweisen wir auf den aktuellen Lärmaktionsplan der Stadt Bergisch Gladbach – sowie eine erhebliche Steigerung der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer.

Dort wo ein Fahrzeug, welches mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h unterwegs ist, im Falle einer Notbremsung bereits steht, hat ein Fahrzeug, welches mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h die Straße befährt, mit dem Bremsvorgang noch nicht einmal begonnen. Auch die Verringerung der Geschwindigkeitsdifferenz, mit denen der Rad- im Vergleich zum Fahrzeugverkehr unterwegs ist, wird zu mehr Verkehrssicherheit führen.

Die positiven Effekte von Tempo 30 auf der Leverkusener Straße, der Altenberger-Dom-Str. und der Kempener Straße liegen auf der Hand; greifbare und belastbare Argumente gegen die Einführung von Tempo 30 konnten uns bislang nicht dargelegt werden.

Wir bitten daher nochmals, die Einführung von Tempo 30 auf diesen Straßen voranzubringen und die Verwaltung mit der Einleitung der hierzu notwendigen Maßnahmen zu beauftragen.

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Der Bürgerverein wurde im September 2021 mit dem Ziel gegründet, die Interessen der Einwohner Schildgens und Katterbachs gegenüber den zuständigen Behörden, Institutionen, Interessenverbänden und Medien zu fördern. Kontakt: info@bv-schildgen-katterbach.de

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9 Kommentare

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  1. Ich stimme Herrn Lehner voll zu. Schildgen würde ohne Parkplätze zu einem reinen Durchfahrtsort nach Leverkusen bzw. der Autobahn.
    Viele Autofahrer machen jetzt auf der Durchfahrt (Heimfahrt) ihre Einkäufe in Schildgen. Ohne Parkplätze fielen diese Kunden für die Händler in Schildgen weg. Zudem würde doch kaum jemand, der nicht in Schildgen wohnt, mit dem Fahrrad oder zu Fuß nach Schildgen zum Einkaufen fahren oder gehen.

    1. Es geht, im für die Händler relevanten Kernbereich, lediglich um ca. 20 öffentliche, an der ABD-Str. direkt anliegenden und mit Geh- und Rad-Schutz-Streifen stark konkurrierende s.g. aufgesetzte (auf den Gehweg) Parkplätze.

      Über den großen öffentlichen Parkplatz hinter dem Edeka hinaus gibt es auch weiterhin ein sehr komfortables Angebot der meisten Einzelhändler als privaten Parkraum.

      Schildgen wäre demnach auch nach einem Umbau (nach aktuellem sehr frühem Planungsstand) weit entfernt von einer Situation „ohne Parkplätze“.

  2. Tempo 30 könnte sicher zu etlichen Verbesserungen führen, nur nicht zur Verringerung des Verkehrs. Es würde sich weiterhin mindestens zu den Hauptverkehrszeiten St0ßstange an St0ßstange durch die Hauptstraßen quälen, in der Schlange der Ausstoß weiterhin über jedes erträgliche Maß hinausginge. Der individuelle motorisierte Verkehr ist der Anlass des Übels, richtig, aber mit allen Vorschlägen, die hier zu Wort kommen, wird sich der auch mittelfristig nicht wegdiskutieren lassen, auch nicht mit Fahrrädern.

    Einzig und allein werden die Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen sein, wenn alle 3 Verkehrsteilnehmer-Gruppen gleichberechtigt behandelt werden. Darum scheint mir nur eine Umgehung Schildgens den Weg für Tempo 30, Fahrad- und Fußgängerwege und bessere Kuft zu ebnen.

    Zur Zeit wird eine Gasleitung quer durch den Wald gebaut, der gegen eine Umgehungsstarße vehement verteidigt bzw. von der Verwaltung als ungeeignet bezeichnet wird. Warum wurde nicht im Zuge dieser Planung gleich eine Umgehungsstraße einbezogen statt unsinnige Vorschläge zu machen und die Bevölkerung von Schildgen immer weiter im Dunkeln stehen zu lassen?

    1. Kurz und knapp Herr Havermann: wer Straßen baut, wird Verkehr ernten

  3. Ich hätte Tempo 30 gerne im gesamten Stadtgebiet. Letztendlich würde das mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger bedeuten und eine allgemeine Reduzierung des Schallpegels. Ich hoffe ja auch, dass langfristig mehr Leute einfach Mal zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren.

    1. Bei 30 im gesamten Gebiet könnten bald die schnellsten Routen durch die Siedlungen führen und nicht mehr über die Hauptstraßen.

      50 auf den Hauptrouten, 30 auf Nebenadern und an Schulen, Spielstraße in jeder Seitenstraße.

      Und endlich Parkplätze an den Hauptstrecken weg bzw. verlagern, um Platz für Radstreifen (nicht Schutzstreifen) zu erhalten.

      1. Tempo 50 und der Wegfall der Parkplätze degradiert die Altenberger-Dom-Str in Schildgen zu einer reinen Durchfahrtsstraße nach dem Modell der Nord-Süd-Fahrt in Köln. Aber es ist das Herz des Ortes in dem gelebt wird. Daher sind die Pläne der Stadt abzulehnen und zumindest teilweise neu zu planen.

  4. Ich frage mich gerade, wann ich das letzte Mal über 30 gefahren bin in Bergisch Gladbach.