Die CDU-Fraktion hat sich in einer Sondersitzung mit dem möglichen neuen Standort für das Stadthaus befasst – der nach ihrer Auffassung immerhin eine Option sein kann. Sie mahnt das fehlendes Digitalisierungs-Konzept an und plädiert für den Neubau eines Bürgerzentrums mit Bücherei und Bürgerbüro auf dem S-Bahn-Grundstück.
Im Zuge der jüngsten Variante, das AOK-Gebäude für Teile der Verwaltung möglicherweise anmieten zu können, hat sich die CDU-Fraktion in einer Sondersitzung mit der Stadthaus-Situation befasst. „Nach einem kontroversen Abwägungsprozess zu dem bisherigen Umbau-Vorhaben der „RheinBerg-Passage“ sind wir zur Überzeugung gelangt, dass die Nutzung des AOK-Gebäudes eine sinnvolle Option sein kann, die jetzt auf Realisierbarkeit sorgsam geprüft werden muss“, fasst der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Dr. Michael Metten, ein Ergebnis der Sitzung zusammen.
Dieser Gebäudekomplex an der Bensberger Straße sei „grundsätzlich geeignet, kurzfristig verfügbar, in seinen Kosten kalkulierbar und durch die Nähe zum Zanders-Areal auch interessant gelegen“. Allerdings sei das Gebäude „nur für die Unterbringung von weniger publikumsintensiven Verwaltungseinheiten sinnvoll nutzbar“, führt Metten zum Sitzungsverlauf aus.
Bürgerbüro und Bücherei gehören in zentrale Lage
Daraus ergeben sich aus Sicht der CDU-Fraktion zwei zu lösende Aufgaben. Metten: „Sowohl das Bürgerbüro als auch die städtische Bücherei mit einem modernen Multi-Media-Angebot sind nach Meinung meiner Fraktion in zentraler Innenstadt-Lage anzusiedeln. Deshalb schlagen wir vor, auf dem vorhandenen städtischen Kopfgrundstück am S- und Bus-Bahnhof, wo ehemals der Standort des neuen Stadthauses vorgesehen war, ein Bürgerzentrum mit diesen beiden Einrichtungen zu bauen. Die Anbindungen an Bus und Bahn sind hier optimal. Es wäre ein Zeichen von Bürgernähe, ein ansprechendes Gebäude baldmöglichst und unabhängig von den dezentralen Verwaltungs-Standorten in dieser zentralen Lage zu errichten.“

„Wenn ich mein Ziel nicht kenne, ist jeder Wind der falsche“
Vor dem Hintergrund der sich für längere Zeit abzeichnenden dezentralen Unterbringung der städtischen Fachbereiche mit ihren rund 1.400 Bediensteten wird seitens der CDU-Fraktion einmal mehr das Fehlen eines Konzepts der Digitalisierung hin zu einer modernen Stadtverwaltung angemahnt.
Schon bei der Diskussion über die Anmietung des Bürogebäudes an der Senefelder Straße im Februar sei dieser Missstand offenkundig geworden, kritisiert Metten. Auch die Vorlage für die nächste Sitzung des Stadthausneubau-Ausschusses beinhalte keine Konzeptansätze zur digitalen Ausstattung wie zum Raumbedarf unter Berücksichtigung der aktuellen wie der künftig zu erwartenden Home-Office-Quote. Metten wörtlich: „Wenn ich mein Ziel nicht kenne, ist jeder Wind der falsche.“
Sollte die Verwaltungsspitze dieses dringend notwendige Konzept nicht erstellen, könne das nur bedeuten, dass die tradierte Arbeitsweise unverändert fortgeführt werde. „Die Zeichen der Zeit verlangen gerade für die Verwaltung einen Digitalisierungsschub, der auch bei dezentralen Arbeitsstrukturen möglich ist“, unterstreicht der CDU-Fraktionsvorsitzende.
Laut einer aktuellen Studie des Münchener Ifo-Instituts liegt derzeit die Home-Office-Quote in Deutschland bei etwa 25 Prozent und wird mittelfristig bei rund 50 Prozent gesehen.
Schlüssige Organisationsstrukturen
Aktuell gehe es darum, die Verfügbarkeit des AOK-Gebäudes durch solide Verhandlungen verlässlich zu sichern. „Wir brauchen keine weiteren Stadthaus-Varianten, sondern baldmöglichst einen klaren Kurs – mit dem von uns vorgeschlagenen Bürgerzentrum am S- und Busbahnhof, mit einer in sich schlüssigen Organisationsstruktur, mit nachvollziehbaren Perspektiven für die Bürgerinnen und Bürger wie für die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
@Herr Schlösser,
natürlich hätte mich Ihre Meinung zu meinem Kommentar interessiert.
Im Übrigen denke ich, dass die „anspruchsvolle Architektur“ des Stadthauses, der Sie offenbar ein wenig nachtrauern, eine maßgebliche Ursache dafür war, dass das alte Projekt so drastisch gescheitert ist: Es sollte immer schöner und repräsentativer werden und wurde damit am Ende der Planung unkontrollierbar teuer.
Ein Fass ohne Boden – kein Zeichen von Mut und Weitsicht, wie Sie es nennen. Zumindest aus meiner Sicht. Stadtverwaltung und Rat sollten gemeinsam alles daran setzen dass sich eine solche Entwicklung nicht wiederholt.
Den fehlenden Fortschritt beim Projekt zur digitalen Modernisierung der Verwaltung bemängeln Sie sicherlich zu Recht. Hier hat die Verwaltung einiges aufzuholen, da das Thema viele Jahre offenbar überhaupt nicht angegangen worden ist.
Ich denke allerdings, da muss sich die CDU schon die Feststellung gefallen lassen, dass diese Jahre der Versäumnisse unter der Regie der CDU liefen.
Hanns-Eberhard Schulze, Mitglied Freie Wählergemeinschaft
Ja, Herr Schulze, mit der CDU kommen Sie halt nicht überein.
Ich persönlich finde es schade, dass der bereits beschlossene Auer-Weber-Entwurf für ein modernes Stadthaus nicht zum Zuge gekommen ist. Aber für anspruchsvolle Architektur braucht es halt Mut und Weitsicht.
Die Pressemeldung der CDU-Fraktion deckt übrigens noch ein anderes gravierendes Versäumnis auf. Es fehlt das verspochene Konzept einer digitalen Modernisierung der Verwaltung bis heute. Auch ein solches Projekt braucht Energie und den Willen zu Veränderungen. Ob da noch ‚was kommt?
Es ist allemal leichter, mit ein paar weißen Linien Umweltspuren oder Radwege zu markieren, als wirklich städtebauliche Akzente zu setzen und umzusetzen; oder wenigstens mal mit den versprochenen Sanierungen der Schulen zu starten.
Da passiert derzeit eigentlich nicht wirklich ‚was. Die NCG-Sanierung wurde noch in der letzten Ratsperiode in der Urbach-Ära beschlossen. Wenigstens die läuft.
Josef Schlösser, CDU-Mitglied
Offenbar hat sich nun auch die CDU vom althergebrachten Konzept verabschiedet, unbedingt alle in den heutigen Stadthäusern angesiedelten Funktionen an einem einzigen neuen Standort neu anzusiedeln.
Das ist ein guter Schritt vorwärts. Verteilte Standorte ermöglichen u.a. Flexibilität für eine sich in den kommenden Jahren verändernde Organisation in der Stadtverwaltung – und mindern hoffentlich die Neigung, dass erneut ein Protzbau geschaffen werden soll.
Nicht verstehen kann ich dagegen, dass nicht mit allen Kräften versucht wird, den heutigen Standort der Bücherei zu retten.
Dies wäre mindestens ein Zeichen für die dringend notwendige Nachhaltigkeit: Bestehendes weit möglichst erhalten. Das hat in den vergangenen Monaten noch einmal extrem an Bedeutung gewonnen. Und der derzeitige Standort ist prima. Warum also nicht auch hier umdenken?
Grundsätzlich, offen gesagt:
Vor dem Hintergrund des nur mit Notbremse gestoppten Ausschreibungsverfahrens beim alten Projekt „Stadthausneubau“ gruselt es mich ein wenig, dass die CDU am Bahnhof nun erneut einen städtischen Neubau errichten will, auch wenn dieser sicherlich kleiner wäre.
Dieses Gruseln kann wahrscheinlich nur jemand verstehen, der (ebenfalls) hilflos verfolgen musste, wie Planung und Kosten in diesem Projekt im Laufe der Zeit vollständig aus dem Ruder gelaufen sind.
Auf eine Wiederholung – auch in veränderter Form – könnte ich sehr gut verzichten.
Hauptsache, man bleibt im Gespräch und setzt die Themen. Das Bürgerbüro und die Bücherei sind doch im Zentrum. Wozu soll eine Bücherei (Medium Buch) ein digitales Angebot haben? Das kann man besser über das Netz bereitstellen. Die Bücher in der Bücherei an den Rand zu verbannen (wie z.B. in der Stadtteilbibliothek Köln Kalk geschehen) ist meiner Meinung nach kein guter Beitrag zur Verbesserung von Lesekompetenz. Gerade für mobilitätseingeschränkte Menschen sind übrigens die lokalen Bürgerbüros doch ein Segen.
An die CDU Bergisch Gladbach
Ich kann leider nicht nachvollziehen, warum Sie das Einwohnermeldeamt (Bürgerbüro) und die Bücherei im Zentrum sehen wollen. Eine gute Anbindung mit ÖPNV, gute Radwege und auch ausreichend Parkplätze wären super.
Alle Einwohner (auch die Bensberger, Refrather und Herkenrather) kommen wunderbar z.B. an die Bensberger Straße. Somit könnte man auf diese Standorte verzichten. Und wenn dadurch die Kosten niedriger gehalten werden, hat glaube ich jeder gewonnen.
Luxus und SchnickSchnack wird in den kommenden Jahren nicht mehr finanzierbar sein – wenn wir es nicht über Schulden der nachfolgenden Generation aufbürden wollen.