Seit einem Jahrzehnt bestehen die Städtepartnerschaften zu Beit Jala in Palästina und Ganey Tikva in Israel. Die Bergische Gladbacher Partnerschaftsvereine präsentieren aus diesem Anlass eine sechsteilige Veranstaltungsreihe. Gemeinsam, mit Angeboten, die Brücken bauen sollen. Mit Wanderern zwischen den Welten im Nahen Osten. Und einem „Engel der Kulturen“, der durch die ganze Stadt getragen wird.
„Dieser Mensch ist ein Terrorist, und er ist mein Freund.“ Heinz-D. Haun bringt den Konflikt im Nahen Osten auf den Punkt. Wenn er das Zusammentreffen zweier Referenten der geplanten Veranstaltungsreihe beschreibt. Am 16. Juni berichten der Israeli Rami Elhanan und der Palästinenser Bassam Aramin von ihrer Arbeit.
Gemeinsam engagieren sich die beiden im so genannten Parents Circle: Er vereint Menschen, die Kinder und Familienmitglieder an den Konflikt im Nahen Osten verloren haben. Und die dennoch beschlossen haben, miteinander zu sprechen, miteinander zu trauern. Um Menschen in aller Welt davon zu erzählen, wie ihr Weg zur Überwindung der Feindseligkeiten im Nahen Osten aussieht.

„Starke Einblicke und regen Meinungsaustausch“
Dies ist eine von sechs Veranstaltungen, die der Bergisch Gladbach – Beit Jala e.V. und der Städtepartnerschaft Ganey Tikva – Bergisch Gladbach e.V. mit Unterstützung der Stadt für 2022 geplant haben. Sie feiern in diesem Brückenjahr ein Jahrzehnt Städtepartnerschaft: 2011 wurde die Partnerschaft mit Beit Jala gegründet, zwei Jahre später folgte Ganey Tikva.
Unter der Überschrift „Wanderer zwischen den Welten“ laden beide Vereine zu Veranstaltungen an: Für „starke Einblicke und regen Meinungsaustausch“, wie es im jetzt offiziell vorgestellten Flyer dazu heißt.
„Einander zuhören, Perspektiven vermitteln“, das seien zentrale Aspekte des Austauschs untereinander sagt Lutz Urbach, Vorsitzender beim Städtepartnerschaftsverein Ganey Tikva – Bergisch Gladbach e.V.. Er stellte gemeinsam mit Heinz D. Haun, Vorstand beim Beit Jala-Verein, das Programm vergangenen Donnerstag vor.
Zwei Skulpturen für den Frieden
Die Veranstaltungsreihe setzt neben Gesprächsrunden auch auf Symbolik: So bei der Enthüllung der Skulpturen „Engel der Kulturen – zwei Skulpturen für den Frieden“, auf dem Beit Jala-Platz und anschließend auf dem Ganey Tikva-Platz.

Geformt aus den Symbolen der abrahamitischen Religionen – Stern, Kreuz, Halbmond – entstehen Stele und Engel. Die Stele verbleibt auf dem Beit Jala-Platz. Der Engel – entstanden aus der Aussparung in der Stele – wird per Corso durch die Stadt getragen. Vom Beit Jala-Platz an der Dechant Müller-Straße zum Ganey Tikva-Platz in Hebborn.
Das eine kann nicht ohne das andere bestehen: Die beiden Stelen stehen nicht zuletzt für den Prozess des Miteinanders von Palästinensern und Israelis. Geplant ist die Begleitung des Corso durch Schüler:innen der Stadt.
Anwohner sind herzlich eingeladen den Zug des Engels – der auf einem Konzept der Künstler:innen Gregor Merten und Carmen Dietrich beruht – beizuwohnen. Finanziert wird das Projekt durch eine Spende der Bethe Stiftung an die Stadt Bergisch Gladbach.

Berichte, Gespräche, Lesungen
Die Veranstalter setzen zudem auf Berichte und Gespräche. Mit Wanderern zwischen den Welten. Mit Menschen, die beide Seiten des Konfliktes kennen gelernt haben:
Yuval Ben-Ami berichtet von seiner Arbeit als Reiseleiter in Israel und Palästina. Seine Familie ist in der Stadt nicht unbekannt: Seine Mutter Orna Ben-Armi entwarf die Installation Schlüssel zur Freundschaft“ an der Kirche zum Heilsbrunnen und war in der Stadt bereits mit einer Ausstellung über Menschen auf der Flucht vertreten.
Johannes Zang arbeitete lange Jahre in Israel und Palästina. Er fasste seine Erlebnisse im Heiligen Land in einem Buch zusammen. Und blendet dabei weder Militärbesatzung noch Dialoge und Friedensbemühungen aus.
Mit einer Lesung aus dem Roman „Apeirogon“ knüpfen die Veranstalter an den Besuch der Vertreters des Parent Circles an. Colum McCann hat die Geschichten der Familien von Rami Elhanan sowie Bassam Aramin aufgeschrieben. Musik auf dem Qanun, einer Art Zither die im Nahen Osten gespielt wird, verbindet Geschichten und Familien.
Wanderer zwischen den Welten
Veranstaltungsreihe der Städtepartnerschafts-Jubiläen mit Beit Jala und Ganey Tikva
Freitag 10. Juni 2022, ab 10.30 Uhr
Beginn auf dem Beit Jala-Platz, Dechant-Müller-Straße
Engel der Kulturen – Enthüllung zweier Skulpturen für den Frieden
Ein Projekt der Bethe-Stiftung
Donnerstag 16. Juni 2022, 18 Uhr
Ratssaal Bensberg
Israelis und Palästinenser im Dialog: Mutige Brückenbauer vor Ort packen es an! Gespräch mit Rami Elhanan (Israeli) und Bassam Aramin (Palästinenser)
Samstag 20. Aug. 2022, 15 – ca. 20 Uhr
Kirche zum Heilsbrunnen
Yuval Ben-Ami: Von einem, der auszog, das Fürchten zu verlernen. Als Reiseleiter unterwegs in Israel und Palästina
Anmeldung per Mail: susanne.schloesser@ganey-tikva-verein.gl
Sonntag 11. Sept. 2022, ab 11 Uhr
Stadt- und Kulturfest Bergisch Gladbach
Die beiden Partnerschaftsvereine Beit Jala und Ganey Tikva gemeinsam am Stand
der Städtepartnerschaften „Gläbbisch in aller Welt“
Dienstag 13. Sept. 2022, 19 Uhr
Kulturkirche St. Engelbert
Wir begegneten uns als Feinde, die miteinander reden wollten – Lesung aus „Apeirogon“ von Colum McCann
Mit Achim Dehmel und Heinz D. Haun (Lesung) sowie Anmar Barakat (Musik auf dem Qanun)
Dienstag 27. Sept. 2022, 19.30 Uhr
Kirche zum Heilsbrunnen
Johannes Zang: Von Ausgangssperre bis Zugvögel
Ein Abend mit Geschichten, Bildern und Gespräch
Weitere Infos im Flyer zur Veranstaltungsreihe
Kooperation
Die Kosten für die Veranstaltungsreihe würden sich auf mehrere tausend Euro belaufen, so Lutz Urbach. Die Stadt habe finanziell unterstützt, aber auch z.B. bei der Installation der Stelen im öffentlichen Raum.
Vertreter der Partnergemeinden werden zum Stadtfest erwartet. Beide Partnerschaftsvereine werden neben den gemeinsame Veranstaltungen ihre Jubiläen noch individuell würdigen, betonen Haun und Urbach. Und verweisen auf das mittlerweile unkomplizierte Miteinander ihrer Vereine, das sich zum Beispiel auch in gemeinsamen Vorstandssitzungen äußert.