In einer Stellungnahme zum Strukturplan für die Entwicklung des Zanders-Geländes betonen die Grünen, dass Bergisch Gladbach neben Gewerbeflächen vor allem (günstigen) Wohnraum benötigt. Daher solle Zanders auf der Basis einer hochwertigen Stadtplanung dichter bebaut werden, als das in Bergisch Gladbach üblich ist. Dafür nennen sie eine konkrete Kennzahl.

Die Verabschiedung des Strukturplans, der heute im Zanders Ausschuss diskutiert und danach im Rat verabschiedet werden soll, ist als förderpolitische Notwendigkeit im Interesse der Stadt und wird von den GRÜNEN begrüßt. Gleichzeitig gilt es, sich nun über zentrale Ziele der Entwicklung zu verständigen und nicht länger im Abstrakten zu verharren.

Die Grundidee des Vorgehens ist bestechend, es wird kein Masterplan entwickelt, der oft schon Makulatur ist, bevor die Umsetzung beginnt. Stattdessen werden viele qualitative Ziele in einen strukturellen Rahmen übertragen, der Schritt für Schritt ausgestaltet wird und nicht vorwegnimmt, was wir heute noch nicht wissen, das ist der Strukturplan, den es nun zu verabschieden gilt.

Das Streben nach hoher Wiedernutzung aus kulturellen Identitätsgesichtspunkten, sowie Gründen der Ressourcenschonung, aber auch die Berücksichtigung von Bildung, Gewerbe und Wohnen und ebenso Freiflächen, das ist alles richtig.

Die Politik war somit gut beraten, sich auf einen so offenen Prozess einzulassen, zu unterschiedlich die Vorstellungswelt der Einzelnen, zu divers die Kenntnisstände. Doch es gibt auch sehr konkrete Notwendigkeiten, die nicht erst spät zur Sprache kommen dürfen und die gleichsam den Rahmen für weitere Überlegungen und Festlegungen bieten.

Stadt der kurzen Wege

Bergisch Gladbach braucht Wohnraum, vor allem einen guten Anteil günstigen und sehr günstigen, es braucht aber auch Gewerbeflächen. Deshalb hat sich die Ampel bereits im Koalitionsvertrag auf das Zielbild eines Urbanen Gebiets, das im Baurecht genau diese zukunftsweisende Mischung für eine Stadt der kurzen Wege und damit hoher Wohnqualität bei wenig Verkehr zur Arbeit verbindet, geeinigt.

Diese Festlegung alleine ist indes nicht erschöpfend. Aller Bau und vor allem aller Neubau, muss Beiträge zur Klimaneutralität liefern und er muss lebenswerte Quartiere hervorbringen, Orte an denen sich Menschen gerne aufhalten und die zum Austausch auch zwischen gesellschaftlichen Gruppen einladen. Das sind die Qualitäten der europäischen Stadt, die wir stärker als bisher betonen sollten.

Mindestens 300.000m² Geschossfläche

Solche Orte, die all dies zusammenbringen und dabei auch noch die notwendige Infrastruktur von Schule über Kita bis zur Nahversorgung integrieren sehen anders aus, als wir es in Bergisch Gladbach gewohnt sind. Sie sind kompakter bebaut, nutzen die Fläche besser aus und schonen damit auch gleich noch Flächen an anderen Orten, die sonst zu versiegeln wären, um die Nachfrage zu decken. 

Anders gesprochen, das Zanders Areal auf Basis hochwertiger Stadtplanung dicht zu bebauen ist eine win-win-win-win… Situation. 

Stadtplaner, die sich mit zukunftsfähiger Stadtentwicklung beschäftigen, würden uns sehr wahrscheinlich Verschwendung vorwerfen, wenn wir auf den 37ha nicht mindestens 300.000m² Geschossfläche ermöglichten, sofern sich die Bedarfe bestätigen. Eine solch hohe Zahl mag aufhorchen lassen, doch im weiteren Prozess wird sich wohl zeigen, dass sich so und nur so alle gewünschten Ziele ungefähr erreichen lassen, gerade auch angesichts der steigenden Baukosten.

Nachsteuern, wenn es nötig wird

In diesem Sinne stimmen die GRÜNEN dem Strukturplan an dieser Stelle gerne zu, sehr wohl aber mit der politischen Maßgabe, hier nachzusteuern ist, wenn sich später erweisen sollte, dass Stadtentwicklungsziele damit nicht erreichen sind. Der Strukturplan bestätigt weder, noch verneint er die Möglichkeit, weil er solche Mengenaussagen nicht erlaubt. 

Grund für Anpassungserfordernisse könnte insbesondere werden, dass die Arbeitshypothese, dass das gewählte Planungsverfahren auch ohne Quantifizierung am Anfang, widerspruchsfrei zu den quantitativen Zielen – Fläche, Kosten, Qualität – ausgestaltet werden kann, dann doch nicht zuträfe.

Die Offenheit gegenüber innovativen Planungsmethoden, die es braucht, um die städtebaulichen Fehler starrer Masterplanungen zu vermeiden, darf nicht zum Bumerang für die Ziele werden, die vornan stehen. Die Wiedernutzung von Gebäuden spart nur dann effektiv Ressourcen, wenn dafür nicht an anderen Orten in oder vor der Stadt zusätzliche Flächen mit ebenso neuem Baumaterial bestückt werden müssen und damit ebenso zusätzliche Infrastruktur benötigt, als auch Verkehr produziert wird.

Nachhaltig, kleinteilig und selbst entwickeln

Eine solche fortschrittliche Entwicklung auf Zanders wird nur in allen Dimensionen nachhaltig sein, wenn man kleinteilig die Grundstücke entwickelt, mit dem jeweils richtigen Partner und dies gleichzeitig zügig bewerkstelligt, denn die Bedarfe sind akut.

Sie wird nur gelingen, wenn die Stadt dauerhaft von der Entwicklung profitiert, weil sie die Grundstücke nicht verkauft, sondern in Vergaben an den Anbieter mit dem besten Konzept im Erbbaurecht vergibt. So kann sie sowohl Ergebniskontrolle wahren, was nur mit dem Erbbaurecht möglich ist, als auch dauerhafte Einnahmen aus den Erbbauzinsen erwirtschaften, statt finanzieller Strohfeuer durch Flächenverkauf zu erzeugen.

Weil auf diese Weise zukünftige Generationen noch demokratisch über diesen Boden entscheiden können, ist es sogar der generationengerechteste Ansatz und der Verbleib im Eigentum der Stadt kann zudem günstige Bodenpreise gewährleisten, die den Bauherren noch Luft lassen, um die ganzen erforderlichen Auflagen zu erfüllen.

Auf dem Zanders Gelände haben wir nicht nur die Chance, sondern die Pflicht alles so richtig wie irgend möglich zu machen, denn es kann kein Zweifel daran bestehen, dass wir in Bergisch Gladbach in dieser entscheidenden Phase der Menschheitsgeschichte keine zweite Gelegenheit bekommen werden, diese Stadt für unsere Kinder und Enkel fit zu machen. So hoch hängt die Messlatte.

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