707 unserer Leserinnen und Leser zahlen freiwillig einen monatlichen Beitrag, um die Arbeit der Redaktion zu unterstützen. Damit ermöglichen sie es uns unter anderem, mit Holger Crump einen Kulturreporter zu beschäftigen, der die Kunst- und Kulturszene in Bergisch Gladbach immer wieder in aufwendigen Beiträgen vorstellt, ergänzt durch Fotos von Thomas Merkenich.
Sie sind noch nicht dabei? Unterstützen Sie uns mit einem freiwilligen Abo!
Drei kurze Bühnenstücke der russischen Autoren Anton Tschechow und Nikolai Gogol hatte das Ensemble TheaterWeltenErschaffen schon 2020 eingeübt. Statt der Premiere kam die Pandemie, dann Russlands Krieg in der Ukraine. Was die Frage aufwarf: Dürfen Werke russischer Autoren noch gespielt werden? Das Ensemble fand rasch eine klare Haltung – nach drei Jahren lüftet sich in der nächsten Woche der Vorhang für die Produktion.
Das Ensemble TheaterWeltenErschaffen begibt sich auf eine kleine Tournee durch Bergisch Gladbach. Mit zwei Einaktern von Anton Tschechow und einem Zweiakter von Nikolai Gogol ist die Amateurtheatergruppe bald in der Kirche zum Frieden Gottes sowie im THEAS zu sehen.
Russische Seele
Die Auswahl der Werke folgt einem Vorschlag des Theaterautoren Robert Gillner, erklärt Heinz-D. Haun, Gründer der Theatergruppe. „Es ist eine schöne Zusammenstellung von Stücken die zeigen, was man landläufig die russische Seele nennt,“ sagt Haun.

Da geht es um einen geplagten Ehegatten auf dem Lande („Hölle auf Erden“, Anton Tschechow), der von seiner Frau mit allerlei Besorgungen überzogen wird und kaum zur Ruhe kommt.
Tschechos zweites Stück „Das Jubiläum“ bringt die grandiosen Wirren zum 15. Jahrestag einer kleinen Bank auf die Bühne. Gogols „Brautschau“ hingegen blickt tief in die geplagte Seele eines heirats(un)willigen Mannes und der Ränke, die man um seine Lebenspläne schmiedet.
TheaterWeltenErschaffen – Geschichten aus dem alten Russland
Samstag 25. März, 19.00 Uhr und Sonntag 26. März, 18.00 Uhr
Gemeindesaal der Kirche zum Frieden Gottes
Martin-Luther-Str. 13, 51469 Bergisch Gladbach
Eintritt frei, Spende erwünscht, Reservierung: 02202-250837 oder info@tweev.de
Freitag 31. März, 20.00 Uhr und Samstag 1. April, 20.00 Uhr
THEAS Theater
Jakobstr. 103, 51465 Bergisch Gladbach
Karten 15 Euro (erm. 10 Euro), Reservierung: 02202-9276500 oder kontakt@theas.de
„Geschichten aus dem alten Russland“ lautet der Titel der aktuellen Produktion. Die Kammerspiele berichten aus dem tragikomischen Alltag kleiner Leute, aus den Absurditäten des Menschseins. Sie regen zum Lachen und zugleich zum Nachdenken an, illustrieren pittoreske Milieus.
Tschechow und Gogol sind hierfür bekannt. Für die Illustration des – wen man den Begriff nutzen will – Volkscharakters. Für den liebevoll-ironischen Blick auf die Seele des russischen Volkes.
(Un)verfänglich?
Das führte zu Fragen an das Ensemble. Dürfe man Werke russischer Autoren angesichts des Ukraine-Krieges überhaupt noch spielen? Die Sicht auf ein Kulturgut geriet ins Wanken, macht Haun klar: „Unverfängliche, vergnügliche Stücke über menschliche Unzulänglichkeiten drohten durch den Überfall Russlands auf die Ukraine plötzlich zu verfänglichen Stücken zu werden.“
Indes: Die Werke hätten sich in den letzten 200 Jahren nicht verändert, nur der Kontext sei nun ein anderer.




Die Haltung innerhalb des Ensembles war schnell klar: Man spiele Autoren aus der Zeit des Zarentums, es seien nicht die ersten Werke russischer Autoren, die man aufführe. Inhaltlich handele sich um Menschen und ihre Charaktere, nicht um ein politisches System, erzählen sie während der Probearbeiten. „Manche problematisieren dies, andere freuen sich auf schönes Theater!“
„Die Werke gehören zum Kanon des europäischen Kulturguts. Wir haben uns letztlich dazu entschieden, die Stücke für unverfänglich zu halten. Wir hoffen, dass unsere Zuschauer und Zuschauerinnen das genauso sehen,“ unterstreicht Haun.
Dennoch: Vom Bezug auf die „russische Seele“ hat man im Titel Abstand genommen. Und sich für die – unverfängliche – Überschrift „Geschichten aus dem alten Russland“ entschieden.

Die Schauspieler:innen: Gudrun Bachmann – Christiane Bonn – Norbert Bonn – Silvia Braun – Lothar Ferling – Werner Hecker – Stefan Kuntz – Harald Mohr – Ingrid Mohr – Thomas Neubacher – Marie-Luise Stepina – Manfred Tesch
Das Orchester: Ines Geck – Günter Rodenbach
Soufflage: Sophie Blome/ Simone Justus
Leitung: Heinz-D. Haun, Wirkstatt für neuen Wind
Wahnsinn des Alltags
In der Tat: Die Werke sind famos, sie liefern einen vergnüglichen Blick auf vermeintlich gewöhnliche Begebenheiten der kleinen und großen Leute, wie ein Besuch der Proben zeigt.
Bei Tschechows „Jubiläum“ bricht sich der Wahnsinn des Alltags Bahn. Er wird nur mühsam durch gesellschaftliche Konventionen im Zaum gehalten. Hier prallen Befindlichkeiten aufeinander, werden Ehrbekundungen wie Chor und Ständchen in ihrer Penetranz entlarvt. Oder nüchtern als Opium für das Volk bloßgelegt. Wie beim Orden, der zum Schluss verliehen wird. Freude, Ehre, hohe Weihen – die Szenerie löst sich in Wohlgefallen auf.


Das TheaterWeltenErschaffen hat sich dem Volkstheater verschrieben. Da menschelt es einfach auf der Bühne, man blickt mit der Lupe vergnügt auf die köstlichen Dramen, die sich entfalten. Wie das Leben halt so ist. Einfach Theater genießen.
Übrigens: Gogol hat ukrainische Wurzeln, Tschechow russische.
Finde Ich Super das es so etwas gibt. Im Herzen sind wir alle Mensch Weise Entscheidung.
In dem Moment in dem wir wegen einigen Wenigen komplett das ganze Volk bestrafen finde ich Schwachsinn.
Dann wäre man kein Ticken besser als Populisten und Hetzer.
So nach dem Motto:
Ein Muslim hat ein Terrorakt verübt also bestrafe ich jetzt alle Muslime.
Ein Deutscher hat damals das gemacht also verbanne Ich alles Deutsche.
Ein Priester hat ein Kind etwas angetan also verbannen wir jetzt alle Priester.
Ein Flüchtling ist gewalttätig also müssen die Flüchtlinge weg.
Das ist das dümmste und fatalste was man machen kann. Von einem Individuum auf das Kollektiv schließen. Oder andersrum
Begegnung schafft Frieden und Verständniss.
Deutschland muss vielfältig sein und bleiben.
Hier kann jede Nationalität mit jeder Nationalität befreundet sein.
Und ein Christ kann gemeinsam mit einem Muslim arbeiten
Es ist vollkommen Ok wenn jemand sagt das er Deutscher ist. Oder aus Russland kommt und seine Kultur liebt.
Oder aus Israel. Oder aus Palästina. Oder aus Schwul oder was auch immer.
Tolleranz und Offenheit machen gerade erst Frieden möglich.
Nur der Hass, die Gewalt und das Politische das muss draußen bleiben.
Russland ist ein wunderschönes Land mit vielen Menschen die ein Herz haben und leben wollen wie wir auch.
Genauso Ukrainer. Auch Kultur ist etwas sehr unpolitisches.
In dem Moment in dem wir anfangen würden alles Russische verbannen würden und alle Russen ins Abseits zu schicken in dem moment sind wir der böse und spalten.
Es ist wichtig das man das eine von dem Anderen Unterscheidet.
Ich bin sehr dankbar für die Deutsch-Russen die die Kirchen hier in Bergisch Gladbach gebaut haben. Sie haben leckeres Essen und sind Gastfreundlich.
Aber der Krieg und die Gewalt ist verabscheuenswürdig.
Nur weiß ich das die Meisten Menschen aus Russland und Ukraine Menschen wie wir alle sind und Frieden wollen.