Man kennt sie auch als Taufkirche, die Alte Kirche in Refrath. Schon seit 1997 ist sie Schauplatz einer kleinen aber feinen Reihe von Konzerten, die mit breitem Programm und exzellenten Musiker:innen aufwartet. Thomas Bodenmüller, Kantor und seit diesem Jahr auch künstlerischer Leiter der Reihe. Er gibt einen Ein- und Ausblick auf die Serie. Die immer wieder zahlreiche Besucher:innen in die kleine Kirche lockt.

Text: Holger Crump. Fotos: Thomas Merkenich

„Es ist die Lieblingskirche vieler Menschen“, sagt Thomas Bodenmüller beim Gespräch in der Alten Kirche in Refrath. Der studierte Musiker ist Seelsorgebereichskantor in der Katholischen Kirchengemeinde St. Johann Baptist. Und organisiert seit diesem Jahr als künstlerischer Leiter die Konzertreihe in der Alten Kirche, auch Taufkirche genannt.

Die Kirche im Grünen: Sie habe durch ihr Alter, durch den romanischen Stil, das Holz und die Fresken einfach eine spirituelle Aura. „Man merkt ihr an, dass hier viel gesungen, musiziert und gebetet wird“, so Bodenmüller.

Die Alte Kirche in Refrath

Die „Taufkirche“ geht auf eine Holzkirche aus dem 9. Jahrhundert zurück. Um 1200 wird sie nach einem Brand neu und größer aus Stein errichtet, einige Fenster sollen noch aus dieser Zeit datieren. Kurze Zeit später folgt der Turm an der Westfront. 1450 kommen Chorraum und Fresken hinzu, dreihundert Jahre später die Sakristei. 1898 starke Schäden durch einen Orkan, ab 1926 Wiederaufnahme von Gottesdiensten. Renovierungen in den Jahren 1954/55, 1968/69 und 1984/85. Renovierung der Fresken 2009. Nutzung als Kulturort mit regelmäßigen Konzerten der Gemeinde St. Johann Baptist Refrath seit 1997. Quelle: Bürger- und Heimatverein Refrath e.V. Weitere Details im Wiki.

Und sie eigne sich nicht nur wegen ihrer Ausstrahlung, die den Besucher rasch umfängt, gut für Konzerte: „Die Akustik wird hier klar gezeichnet, es klingt nicht zu trocken.“ Der Klang verändere sich nicht wenn, wenn in leeren Räumen geprobt und danach in der voll besetzten Kirche musiziert würde.

Foto: Thomas Merkenich

Immer freitags

Seit 1997 ist die Alte Kirche nicht nur – wie Jahrhunderte zuvor – spiritueller Treffpunkt der Menschen, sondern auch Kulturort. Mit einer kleinen Konzertreihe in den Sommermonaten, die Termine finden freitags um 19.30 Uhr statt. Initiiert von zwei Kirchemusikerinnen, die damals in der Gemeinde aktiv waren.

Nun, in 2023 und nach überstandener Pandemie, hat Kantor Thomas Bodenmüller die künstlerische Leitung der Konzerte übernommen. Er ist seit Mai 2022 Seelsorgebereichsmusiker bei St. Johann Baptist, studierte Schulmusik (Klavier) in Stuttgart und Katholische Kirchenmusik (Orgel) in Mainz. Und hält es mit Augustinus: „Wer singt, bettet doppelt“ so sein Motto.

Neben der Kirchenmusik betreut er die Chorgemeinschaft und auch die Konzerte in der großen Kirche am Kirchplatz in Refrath, die sonntags um 17 Uhr stattfinden.

Thomas Bodenmüller. Foto: Thomas Merkenich

Musik mit Tiefgang

Wenn es so etwas wie einen roten Faden für die Konzerte in der Taufkirche gibt, dann dieser: „Es sollte Musik mit Tiefgang sein, aber nicht zwingend lithurgische Musik“, sagt Bodenmüller.

Zweimal Barock und einmal Jazz/Pop war in den Sommermonaten zu hören. Auch dem Jazz kann er einiges abgewinnen. Die Improvisation finde auch in der Kirchenmusik statt, das habe ein spielerisches Element. „Und es passt gut als Kontrapunkt zur Archaik dieses Raumes“, so Bodenmüller.

Zuletzt waren kleine Besetzungen zu Gast: Im Juni Violine und Cembalo mit Werken von Bach und seinen Zeitgenossen. Im August folgte Oboe mit Truhenorgel, auf dem Programm standen selten gehörte Kompositionen von Frühbarock bis Frühklassik. Zuletzt dann Klavier/Hohner Organa und Gesang mit Percussion – hier reichte die musikalische Bandbreite von Pop über Jazz bis zu Traditionals.

Bandbreite wichtig

Ihm sei es wichtig, mit den Konzerten eine große Bandbreite in der Musik vorzustellen und zu pflegen, sagt Bodenmüller, der als Organist, Pianist und Sänger ebenfalls breit aufgestellt ist. Die Vielseitigkeit im Programm werde es weiter geben, er wolle Konzerte inhaltlich nicht gegen das Publikum organisieren, die Zuhörer:innen mitnehmen und keine Stile „aufdrücken“.

Musik in der Alten Kirche Refrath

Die Konzertreihe findet in den Sommermonaten in der Taufkirche (Adresse: Alt Refrath 17) statt, nach Ankündigung freitags um 1930 Uhr (Tickets 12/7 Euro im VVK oder 15/10 Euro an der Abendkasse). Das Programm für 2024 wird aktuell erarbeitet.
Aktuelle Informationen zu den kommenden Konzerten gibt es auf der Webseite der Katholischen Pfarrgemeinde St. Johann Baptist im Bereich Kirchenmusik.
Dort sind auch Details über weitere Konzerte in der großen Pfarrkirche zu finden, die in der Regel sonntags um 17 Uhr stattfinden.

Das Konzertpublikum scheint es zu honorieren, die zurückliegenden Konzerte waren mit 60 bis 100 Besucher:innen gut besucht. Die Alte Kirche platzte teils aus allen Nähten. „Nach Refrath kommen Gemeindemitglieder, aber auch Konzertgänger, welche die Kirche eigens wegen der Musik aufsuchen“, freut sich Bodenmüller.

Und die findet auf hohem Niveau statt. So war zuletzt mit der Oboistin Karla Schröter die Gründerin und Leiterin des Concerto Royal aus Köln zu Gast, deren CD-Einspielungen mehrfach mit einem Klassik-Echo prämiert wurden.

Ausweitung in 2024

Im kommenden Jahr will Bodenmüller die Konzertreihe vorsichtig ausweiten. Angedacht sind vier Konzerte in den Sommermonaten, wenn die Temperaturen in der Kirche angenehm sind.

„Eventuell wird es einen Solo-Abend mit Gitarre oder Hammerklavier geben, die Besetzungen aber im Duo oder noch etwas größer“, so seine Überlegungen.

Vielleicht ist auch Klezmer dabei, die Musik komme auch gut an – jüdische Synagogenmusik hatte Bodenmüller schon im Frühjahr in der großen Pfarrkirche im Programm gehabt.

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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1 Kommentar

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  1. Danke für DIESES ganz BESONDERE kulturelle Angebot. Außer den Kirchen und der Kreativitätsschule ist Refrath ja eine Kulturwüste. Hier geht es hauptsächlich ums Geld (Immobilien).