Der Gedenkstein befand sich zunächst vor dem Grundstück der heutigen Stadtbücherei. Foto: Stadtarchiv Bergisch Gladbach

Um an die vertriebenen Deutschen zu erinnern, die während des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verlassen mussten, hat der Bergische Geschichtsverein einen fast vergessenen Gedenkstein hinter der Stadtbücherei in Stand setzen lassen – und dokumentiert seine Geschichte.

Wir veröffentlichen einen Beitrag des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg e.V.

In heutigen Zeiten, in denen wieder die Themen Flucht und Vertreibung allgegenwärtig sind, möchte der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. auch an die Vertriebenen Deutschen erinnern, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verlassen mussten.  

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Dies möchten wir mit der Restaurierung des unter Denkmalschutz stehenden Gedenkstein der Vertriebenen im Forumpark in Bergisch Gladbach tun. Wir möchten das fast vergessene Denkmal wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückbringen, in Wert setzen.

Zur Wiederherstellung des Gedenksteins der Vertriebenen findet am Mittwoch, den 22. Mai 2024 eine kleine „Einweihung“ mit Bürgermeister Frank Stein statt.

Der im Besitz der Stadt befindliche Gedenkstein wurde unter der Regie des Bergischen Geschichtsvereins vom Bensberger Restaurator Thomas Sieverding überarbeitet und für die nächsten Jahrzehnte konserviert. Die hier notwendigen Restaurierungsarbeiten, als auch eine neue Einfassung mit einer wassergebundenen Wegedecke, wurden von StadtGrün unter der Leitung von Herrn Christian Nollen, ermöglicht.   

Mit der Förderung der Kreissparkasse Köln konnte der Bergische Geschichtsverein zusätzlich eine Informationstafel anbringen, auf der die Geschichte des Gedenksteins der Vertriebenen erstmalig öffentlich erläutert wird.

Der Text der Informationstafel lautet wie folgt:

Foto: Stadtarchiv Bergisch Gladbach

Der Vertriebenengedenkstein im Forumpark erinnert an die Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung von Deutschen infolge des Zweiten Weltkrieges aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und aus Osteuropa zwischen 1939 und 1949. Eingeweiht wurde der Gedenkstein im Rahmen der Feierlichkeiten zum hundertsten Jahrestag der Stadtrechtsverleihung der Stadt Bergisch Gladbach am 22. Juli 1956. Ursprünglich stand er gegenüber dem Haus Hauptstraße 247. Im September 1988 wurde er in den Forumpark versetzt.

Die Gesamtzahl der deutschen Vertriebenen lag bei etwa 14 Millionen. Etwa 2 Millionen Menschen verloren durch Flucht und Vertreibung ihr Leben. Im Jahr 1950 galten in Bergisch Gladbach mehr als 4.200 und in Bensberg mehr als 1.800 Menschen als Heimatvertriebene, wobei die Vertriebenen aus Schlesien die größte Gruppe bildeten.

In Bergisch Gladbach und Bensberg fanden die dorthin gelangten Vertriebenen nach 1945 eine neue Heimat, an deren Aufbau sie mitwirkten. Mit dem Gedenkstein 1956 wollten sie an ihre „deutsche Heimat im Osten“ erinnern.

Die Anerkennung der polnischen Westgrenze an Oder und Neiße durch die Bundesregierung 1970 bildete 1990 eine Voraussetzung für die deutsche Wiedervereinigung und für eine deutsch-polnische Versöhnung. Der im Jahre 2015 als Denkmal eingetragene Gedenkstein soll die geschichtliche Erinnerung an die Vertreibungen wachhalten.

Dargestellt werden auf dem Gedenkstein der Vertriebenen und der Informationstafel die hier abgebildeten Wappen der ehemaligen deutschen Ostgebiete.

Weitere Informationen zu den einzelnen Gebieten finden sie auf der Seite des Bergischen Geschichtsvereins. Auf der Informationstafel am Gedenkstein können diese über einen QR-Code direkt abgerufen werden.

Der Bund der Vertriebenen dokumentiert neben Bergisch Gladbach ca. 1.500 Mahnmale und Gedenkstätten zur Erinnerung an die verlorene Heimat, an die Schicksale von Angehörigen, Freunden, Nachbarn und auch für den Dank an die aufnehmenden Gemeinden.

Exemplarisch für die Geschichte der Flucht- und Vertreibung möchten wir den letzten Vertreter der Schlesischen Landsmannschaft in Bergisch Gladbach, Herrn Heinz Paul als Zeitzeugen benennen und anhand seiner Biografie das Schicksal eines Einzelnen von 14 Millionen deutschen Flüchtlingen aufzeigen.

Anbei finden Sie Auszüge aus dem Buch „Die verlorene Generation“ von Christian Hardinghaus, der die Leidensgeschichte von Heinz Paul von 1945 eindringlich erzählt.

Die Instandsetzung des Gedenksteins ist eine Initiative des Arbeitskreises Denkmalschutz und Stadtbildpflege, der in diesem Jahr, im Oktober auch sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Seit einigen Jahren hat sich der Arbeitskreis ganz besonders den Bereich mit der höchsten Denkmaldichte der Stadt auf die Fahne geschrieben. Eine in Wertsetzung der hier im Zentrum angesiedelten Denkmale wird als vordringlich für die weitere Stadtentwicklung erachtet.

Ob die Kalköfen beim evangelischen Krankenhaus, die Fossilienwand hinter dem Quirl, der Waatsack, die Kalkroute, der evangelische Friedhof, der Wasserturm oder das ehemalige Pumpwerk, einiges konnte schon in Angriff genommen werden mit Unterstützung der Eigentümer und das Interesse daran ist großartig. Wir bleiben engagiert für die nächsten Entwicklungsschritte.

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14 Kommentare

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  1. Leider wird immer vergessen, dass auch viele aus Westdeutschland durch die
    Evakuierung ihre Heimat verloren haben und das Geld nicht hatten zurückzukommen. Besonders Witwen mit Kindern. Meine Großmutter Witwe mit 7 Kinder wurde evakuiert nach Sachsen, da ist es ihr und den Kindern nicht gut gegangen. Meine Mutter heiratete meinen Vater damit sie bleiben konnte, die anderen waren alle unter 18 mussten mit. Zurück gekommen ist sie nur bis Werther in Westfalen, für nach Köln fehlte das Geld. Auch für sie war bis zum Schluss der Verlust der Heimat hart, nicht nur den Schlesiern ist Heimweh bekannt.

  2. Wir waren bei der kleinen, aber wirklich gut gelungenen Eröffnungsveranstaltung dabei. Ein großes Lob an alle an diesem Projekt Beteiligten.
    Viele Bergisch Gladbacher haben, wie auch wir, Vertriebene als Vorfahren. Auch wenn das so viele Jahre nach Kriegsende, heute erfreulicherweise nicht mehr im Vordergrund steht. Doch das Erinnern daran hilft hoffentlich für mehr Verständnis, für diese früher wie heute schwierige Situation.

  3. Wie verantwortungsbewusst ist unsere Stadt. Großartig mit Frank Stein. Einer der wohl letzten Schlesier, Addi

  4. Ich vermisse die Erwähnung der Pommerschen Landsmannschaft Bergisch Gladbach, die sich schon vor Jahren mit eignen Mitteln für die Erhaltung des Steines und Eintragung in die Denkmalliste eingesetzt hat, nachdem der Bund der Vertriebenen seine Arbeit eingestellt hatte. Die Meldung über die „kleine Einweihung“ vermisse ich in örtlichen Presse.

  5. Auch erinnerungspolitisch erleben wir einen konservativen Backlash, daher passt das gut in die Zeit.

    Ich hätte einen Vorschlag für eine neue Inschrift:

    „Als der Vernichtungskrieg, der auch in Ihrem Namen begonnen und geführt wurde, zu Ihnen zurückkehrte, flohen viele Deutsche aus Ihrer Heimat. Manche von Ihnen fanden in Bergisch Gladbach eine neue. Wir gedenken derjenigen, die persönlich unverschuldet getötet, verletzt und traumatisiert wurden.

    Ihr Schicksal mahnt uns als Gesellschaft, uns jeder Form von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus entgegenzustellen. Es erinnert uns daran, dass unser Handeln Konsequenzen hat, die nicht nur uns selbst betreffen.

    Deswegen verneigen wir uns in Trauer und Scham vor den vielen Millionen Opfern des Nationalsozialismus, der bis zur militärischen Niederlage von der Mehrheit der Deutschen getragen wurde.“

    1. Erstens: Das I wird in diesen Fällen klein geschrieben.

      Zweitens: Spinnen Sie? „Als der Vernichtungskrieg, der auch in Ihrem Namen begonnen und geführt wurde, zu Ihnen zurückkehrte, flohen viele Deutsche aus Ihrer Heimat.“
      Wollen Sie andeuten, dass es Namen aller Deutschen geschah?

      Mein Opa würde Ihnen links und rechts eine scheuern.

      1. Ich möchte andeuten, dass diejenigen, die sich als „Volksgemeinschaft“ und „Herrenrasse“ dem völkischen Wahn lustvoll hingegeben haben, sich auch den Vernichtungskrieg mit all seinen Folgen zurechnen lassen müssen. Das waren glücklicherweise nicht alle, aber doch die große Mehrheit. Konsultieren Sie dazu gerne die etlichen Regalmeter Literatur in Ihrer nächstgelegenen Unibibliothek.

        Wenn Sie dann noch ein paar Regale weiter bei der Psychologie schauen, können Sie auch herausfinden, was die angedeutete Gewaltproblematik in Ihrer Familie mit Ihrer sehr emotionalen Reaktion auf das Thema zu tun haben könnte.

  6. Wie gut, dass es den Geschichtsverein und diese Initiative gibt.Gegen alle , die die grausamen Ereignisse in Folge des Hitlerfaschismus vergessen wissen wollen. Eine Lehre : demokratische Parteien wählen! Nie wieder ist jetzt.

  7. Die Veranstaltung findet heute um 13:00 Uhr am Gedenkstein der Vertriebenen im Forumpark statt.