Das Gebäude und der Park von Haus Lerbach stehen seit 1987 unter Denkmalschutz – was für einen Park eine seltene Auszeichnung ist. Sie spricht für die historisch wertvolle Substanz und den kulturellen Wert des Parks, der von den Bergisch Gladbachern als grünes Refugium sehr geschätzt wird. Im sechsten Teil dieser Serie führt die Autorin am Beispiel von Haus Lerbach in die Materie eines Gartendenkmals ein, erklärt seine kulturelle Bedeutung und beschreibt, wie Gartendenkmalpflege praktiziert wird.

Ein Gartendenkmal wie der Lerbacher Park verfällt naturbedingt schneller als ein Baudenkmal. Ohne regelmäßige intensive Pflege würde das ursprüngliche historische Park-Bild (von 1899 bis 1910 errichtet) zuwuchern und verwildern. Der Park besteht aus „lebendem Material“, also aus Pflanzen, die sich ständig verändern. Bäume, Hecken, Sträucher, Gehölze und Blumen sind stets den jeweiligen Wetterverhältnissen der Epochen ausgesetzt. Klimawandelbedingte Wetterextreme wie Starkregen, Trockenheit und Hitze setzen der historischen Parksubstanz besonders zu und können anhaltende Schäden verursachen.

Um einen solchen Park denkmalgerecht zu schützen und zu erhalten, bedarf es also permanenter und systematischer Pflegearbeiten.  Sonst würde sich innerhalb kürzester Zeit Wildwuchs ausbreiten und das ursprüngliche Erscheinungsbild negativ beeinträchtigen oder zerstören.

Blickachsen sind dann nicht mehr vorhanden, Wege und Uferböschungen zugewachsen, Bäume zu hoch und krank, Blumenbeete verschwunden. Jede Veränderung in einem Gartendenkmal, die der Mensch bewusst vornimmt, ist gesetzlich reglementiert, wird von den zuständigen Fachbehörden kontrolliert und mit den jeweiligen Parkbesitzern abgestimmt.  

Der aktuelle Zustand des Parks. Fotos: Thomas Merkenich

Historisches Pflanzgut

In einem Gartendenkmal orientiert man sich bei allen Arbeiten an historischen Vorgaben, beispielsweise an dem historischen Pflanzgut, das mit in seinen Formen, Farben und Strukturen das Park-Bild bestimmt. Pflanzen spiegeln immer einen bestimmten Zeitgeist wider und gelten als historische Dokumente. Jede Epoche hat ihre eigene Pflanzenkultur.

Um 1900 als der Park Haus Lerbach entstand waren Stauden sehr in Mode. Oft muss das historische Pflanzgut rekonstruiert werden, da es nicht mehr vorhanden ist. Pflanzlisten oder Fotos gibt es nicht mehr, die über den ursprünglichen Pflanzbestand informieren könnten oder nicht überliefert. Es existieren zwar alte Parkpläne und Fotos, die kaum konkrete Anhaltspunkte bieten.

Albert Brodersens und Anna Zanders schriftliche Berichte helfen hier auch. Auf den vorhandenen schwarz-weißen Fotos in zwar die üppige Terrassenbepflanzung gut zu erkennen, aber nicht Farben und Blütenstrukturen. Spezielle Gärtnereien mit einem Bestand an historischem Saat- und Pflanzgut, ein bestehendes Netzwerk mit Fachleuten sind hierbei eine alternative Möglichkeit.

Erkunden Sie mit unserer Panoramatour Schloss Lerbach von innen und außen. Ein Doppelklick öffnet und schließt die volle Ansicht, mit der besten Wirkung auf einem größeren Bildschirm, auf dem Handy im Querformat. Sie können über die blauen Punkte und die Navigation oben verschiedene Perspektiven ansteuern. Sie können die Ansicht drehen, Details heranzoomen. Hinter den roten Symbolen finden Sie Texte, historische und aktuelle Fotos. Manche Infos sind ein wenig versteckt. Die Aufnahmen wurden im Frühjahr 2023 gemacht.

Förster Frohn und seine praktische Gartendenkmalpflege

Wie eine Gartendenkmalpflege praktisch aussieht, erläutert der ehemalige Förster von Haus Lerbach in seinem Bericht.

Nach- und Ersatzpflanzungen, Freischneiden von Sichtachsen, Entfernen von Wildwuchs, Rückschnitt von Gehölzen und Bäumen sowie Rasenpflege gehörten zu seinem Parkalltag. Entlang der Zufahrt waren, so Herr Frohn, die Rhododendron-Sträucher und Solitärbäume stark überwuchert, sodass diese von nachgewachsenem Pflanzen befreit werden mussten. Sehr alte, aus dem Anfang der Parkanlage stammende und leider absterbende Esskastanien sowie eine Roteiche mussten gefällt werden. Alte Pflanzen und Bäume hatten ohnehin eine zeitlich begrenzte Lebensdauer.

Anstelle der alten Esskastanie wurde ein schnellwachsender Ahorn gepflanzt, um das bisherige Gartenbild beibehalten zu können. Zusätzlich wurden im Jahr 2008 eine Sommerlinde, ein Tulpenbaum und ein Silberahorn in Hochstammqualität gepflanzt. Bis zum „Sturmwurf“ (sturmbedingtes Umstürzen) stand dieser riesige Tulpenbaum vor der Terrasse. Im Laufe der Jahrzehnte wuchsen die Bäume aus der Entstehungszeit so in die Höhe und Breite, dass sie die bisherigen Blickachsen versperrten. Ein Rückschnitt war daher oft notwendig.

Drei Schwarzpappeln am Parkeingang sowie zehn weitere Pappeln im Auenbereich (die Fläche in unmittelbarer Nähe zum Lerbach) wurden ebenfalls gefällt, um die Sicht in die Ferne zum Lerbacher Wald wiederherzustellen. Manche Bäume wie die Birken, so erklärt Herr Frohn, vertragen allgemein keinen Rückschnitt und mussten daher ganz entfernt werden.  

Entsprechend des aktuellen Zeitgeschmacks traf man im Park oft auf Bäume und Gehölze, die ursprünglich nicht im Park wuchsen. Die vermutlich in den Nachkriegsjahren gepflanzten Bäume hatten mittlerweile eine Höhe von 35 – 40 Metern erreicht und mussten daher ebenfalls zurückgeschnitten werden. Im Laufe der Jahre versandete der Lerbach, sodass sein Bachlauf zuwucherte. Der Zufluss zum Teich musste also gesäubert und von Schlamm befreit werden.                                                      

Diese vielfältigen Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen des Parks waren mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden, der aus privatem Eigentum zu bestreiten war, so beendet Herr Frohn seinen Praxisbericht.

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Schutz und Pflege eines eingetragenen Gartendenkmals

Die geplante Umgestaltung bzw. Wiederherstellung des Lerbacher Parks verläuft wie bereits erwähnt nach bestimmten Regeln. Herrensitz und Park sind seit Anfang 1987 als Denkmale anerkannt und sind in der Denkmalliste der Unteren Denkmalbehörde („UDB“) der Stadt Bergisch Gladbach (Nr.78) eingetragen. Die „UDB“ ist eine städtische Behörde des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege und für die Denkmäler im Stadtgebiet zuständig.

Zugrunde liegt das Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler in Nordrhein – Westfalen vom 11. März 1980 („DSchG NRW“). Das Gesetz schreibt vor, dass Eigentümer eines Gartendenkmals zur anhaltenden Pflege verpflichtet sind. Dazu zählt auch die Instandsetzung von Schäden im Kontext der „historischen Original-substanz“. Denkmalschutz bedeutet also sich intensiv um den Park adäquat zu kümmern. 

Stehen Veränderungen in einem denkmalgeschützten Park an, werden die Fachstellen „UDB“ und Landesverband („LVR“) Rheinland (Abt. Denkmalschutz/Sachgebiet Gartendenkmalpflege) aktiv. Die geplante Umgestaltung des Parks in Haus Lerbach war Anlass für ein Gutachten, das unter anderem die Historie des Parks beleuchtet, den aktuellen Parkzustand erfasst und die Einhaltung des Denkmalschutzes prüft. Das Gutachten ist die Basis für konkrete gartendenkmalpflegerische Maßnahmen, das „Parkpflegewerk“.

Das Pflegekonzept beinhaltet auch, die Auswirkungen des Klima-wandels auf das pflanzliche Material zu beobachten, d. h. wie der Park auf Starkregen, Hochwasser oder Trockenheit reagiert. Klimaresistente Bäume und Gehölze, die dem historischen Park-Bild entsprechen oder ähneln, werden beispielsweise in hauseigenen Baumschulen gezüchtet und erforscht.                                                                          

Foto: Thomas Merkenich

Die Gartenkulturelle Bedeutung des Parks

Bevor der Park als denkmalgerecht und somit als erhaltenswert eingestuft wurde, wurde zunächst sein Wert und seine Bedeutsamkeit ermittelt. Vier Kriterien sind dafür maßgebend, unter anderem die historische Bedeutung in punkto geschichtlichen Ereignisses oder einer bedeutenden Persönlichkeit; die künstlerische Bedeutung, d.h. die künstlerische Form eines Denkmals oder die besondere künstlerische Leistung des Parkschöpfers; Natur/-wissenschaftliche Aspekte wie die Botanik im Park, historische Dokumente wie Pflanzen oder Parkpläne; die Städtebauliche Bedeutung.    

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Was den Park von Haus Lerbach zum englischen Landschaftsgarten macht

Der Park Haus Lerbach war im 19. Jahrhundert ein streng barocker Landschaftsgarten – bis Anna Zanders das neue „Schloss Lerbach“ baute und den Park in einen englischen Landschaftsgarten verwandeln ließ. Unsere Autorin Annette Voigt taucht im dritten Teil der Park-Serie tief in seine Geschichte und Strukturen ein – die auch heute noch gut sichtbar sind.

Diese vier Kriterien können im Park Haus Lerbach geltend gemacht werden: Anna Zanders ist eine bedeutende Persönlichkeit und Haus Lerbach ist ein Ort mit Geschichte, an dem zentrale gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse standfanden. Der Park ist ein brillantes Beispiel für die Gartenkunst des späten Englischen Landschaftsgartens mit Facetten des architektonisch ausgerichteten Gartens.

Ein Postkarte von 1956

Er ist ein Musterbeispiel der Gartenkunst Albert Brodersens, im 20. Jahrhundert als Landschaftsgestalter berühmt und anerkannt. Der Lerbacher Park zählt zu seinen renommiertesten Kreationen. Haus Lerbach ist bekannt für seine alten Bäume, die wertvolle Aufschlüsse über die Botanik der letzten 100 Jahre geben.

Der Park in Stadtnähe war bei den Bergisch Gladbachern stets sehr beliebt wie historische Postkarten belegen und immer schon Teil der Stadtgeschichte Bergisch Gladbachs.

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Das Gartendenkmal Haus Lerbach ist Zeugnis einer bestimmten Gartenkultur und Landschaftsgestaltung und zieht schon immer Menschen an. Hier im Gartengelände zeigt sich ein Gartenstil, der die Geschichte der Gartenkunst prägte, nämlich der des englischen Landschaftsgartens. Der Park ist eine bedeutende Kulturlandschaft, an der ein öffentliches Interesse besteht.     

Seit 2015 wird das Areal nicht mehr genutzt, sodass sich die Natur sukzessiv den Park zurückerobert und ihre Spuren hinterlässt. Hohe Bäume und Brombeer-Wildwuchs in Zaun-Nähe versperren Blickachsen, Wege und Uferböschungen wuchern zu, Bäume sind zu hoch oder krank, die Terrasse nicht mehr bepflanzt und die Rosenbüsche verschwunden. Trotz alledem wirkt der Innenpark mit seinen weitläufigen Rasenflächen gepflegt und versprüht den Charme alter Gartenzeiten.

Ziel der Gartendenkmalpflege ist es, den historischen Bestand zu bewahren. Die Pflege und der Erhalt sind sehr komplex, anspruchsvoll und kostspielig. Es lohnt sich dennoch, denn so ist es möglich, dass auch die Generation von morgen dieses Kulturgut erleben, entdecken und genießen kann.


Die Autorin Annette Voigt ist eine Kennerin des Gartenstil des englischen Landschaftsgartens, Autorin des Buches „Gartennatur im Stil eines englischen Landschaftsgartens“, Freizeitgärtnerin, ehrenamtliche Helferin in den historischen Parks zu Wörlitz und zu Branitz und Veranstalterin von Bildvorträgen. Sie recherchiert seit längerem zur Geschichte des Parks Haus Lerbach. Die Ergebnisse stellt sie in dieser Serie vor.

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1 Kommentar

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  1. Der Park hat unglaubliches Potential! Wenn er wirklich geöffnet wird, könnte ich mir sogar eine Vermittlung von Wissen über die Natur wie im Naturgut Ophoven vorstellen. Ansonsten kann der Park auch ein Anwärter für den European Garden Award werden: https://www.eghn.org/de/europaeischer-gartenpreis/ Eine excellente Gestaltung vorausgesetzt!