36 Hektar Land hatte die Stadt von der Papierfabrik Zanders übernommen. Jetzt kommen rund 240 Hektar von der Familie von Siemens dazu. Im Gegensatz zur Industriebrache können diese Flächen in der Regel nicht bebaut oder vermarktet werden, das Potenzial für die Stadt ist dennoch groß. Ökologisch und ökonomisch. Neben Wäldern, Wiesen und Äcker in Sand und Heidkamp rund um Schloss Lerbach gehören auch einige FNP-Flächen dazu.

Mit Anna von Siemens, die den Papierfabrikanten Richard Zanders 1887 geheiratet und mit ihm Schloss Lerbach neu gebaut hatte, war ein Zweig der Familie von Siemens nach Bergisch Gladbach gekommen. Mit einer gewissen Wehmut nehme die Familie jetzt Abschied von der Stadt, sagte Henrik von Siemens bei einem Notartermin am Donnerstag in Bensberg. „Ich bin hier aufgewachsen, jetzt bin ich nur noch Besucher.“

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Dennoch, so von Siemens, freue er sich – weil es gelungen sei, die großen Siemens-Ländereien in zwei großen Paketen an die Stadt Bergisch Gladbach zu verkaufen und vor einer Zersplitterung zu bewahren. Genauso groß ist die Freude aber auch bei der Käuferin, sagte Bürgermeister Frank Stein.

Denn mit dem Kauf von insgesamt 240 Hektar an Wald gewinne die Stadt Bergisch Gladbach ein gewaltiges ökologisches Potenzial. „Das ist ein großes strategisches Geschäft, das unsere Handlungsfähigkeit erweitert und von dem auch spätere Generationen in erheblichem Maß profitieren“, sagte Stein.

Monika Höller (Maklerbüro Hinterecker), Immobilienmakler Heinz P. Hinterecker, Bürgermeister Frank Stein, Peter Grün (Gutsverwaltung Lerbach), Michaela Freifrau von und zu Aufseß, Henrik von Siemens. Foto: Stadt GL

Die Familie von Siemens, beim Notartermin vertreten von Henrik von Siemens, seiner Cousine Michaela Freifrau von Aufseß und dem Anwalt eines weiteren Familienmitglieds, hatte zuvor bereits Schloss Lerbach an das Investorenpaar Landskron-Reißdorf verkauft. Sie sanieren und erweitern das alte Gebäude, um es als Hotel wieder zu eröffnen.

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Schloss Lerbach kehrt zurück

Es schien schon fast dem Verfall preisgegeben – doch jetzt wird Schloss Lerbach gründlich saniert und erheblich erweitert, um 2026 als Vier-Sterne-Hotel wieder seine Türen zu öffnen. Hinter dem Projekt stehen die Kölner Investoren Ute Reißdorf und Heribert Landskron-Reißdorf – die das historische Gebäude retten und den Park wieder für die Allgemeinheit öffnen wollen.  Wir verfolgen die Wiedergeburt des ehemaligen „Haus Lerbach“ sehr genau, weil es für viele Bergisch Gladbacher:innen mit so vielen Erinnerungen verbunden ist, und weil seine Bedeutung für die ganze Stadt groß ist. In dieser 360-Grad-Panoramatour unternehmen wir eine Bestandsaufnahme, von außen und von innen. Begleiten Sie…

Bei den jetzt verkauften Ländereien handelt es sich vor allem um große Waldflächen sowie Wiesen südlich und süd-östlich von Haus Lerbach, vom Kreishaus am Rübezahlwald bis hinauf zur Herkenrather Straße in Sand, vom Lerbach Weg zur Schmalzgrube und Hardtknippen in der Hardt.

Bei den land- und forstwirtschaftlichen Flächen, das erläuterte Stein, werde sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Sie werden wie bisher von der Waldbetriebsgemeinschaft Holzkontor Rhein Berg Siegerland GmbH verwaltet, von Jagdpächtern bejagt oder von Landwirten bestellt (siehe auch Dokumentation unten).

Dennoch bergen auch die Grünflächen ein großes Potenzial für die Stadt, etwa als Retentions- und Ausgleichsfläche für andere öffentliche Bauprojekte im Stadtgebiet (wie zum Beispiel die Feuerwache Süd). Aber auch als Chance für die Stadt, im Wald ökologische Akzente zu setzen und dem Ziel der Klimaneutralität näher zu kommen, sagte Stein.

Drei Flächen im Flächennutzungsplan

Allerdings besteht der neuen Flächenschatz der Stadt nicht nur aus Wald. So sind auch einige kleinere Flächen am Kombibad in Paffrath dabei. Und drei Flächen in Sand und Heidkamp, die zu den sogenannten Potenzialflächen für die Baulandentwicklung des Flächennutzungsplans (FNP) gehören.

Ob und wann hier jemals Bauland entwickelt und vermarktet werde, „wird man sehen, auf jeden Fall nicht in kurzer Zeit“, betonte Stein. Wenn das jedoch geschehe, profitieren die Stadt zum einen als Eigentümerin direkt vom Wertzuwachs.

Die Stadt sei nach vielen Jahren der Zurückhaltung nun wieder „ein ernstzunehmender Eigentümer von Flächen“, sagte der Bürgermeister. Sie könne endlich ihren Baulandbeschluss in der Realität umsetzen, mit einer vorausschauenden Baulandplanung“. Ziel der Baulandbeschlusses der Stadt ist es u.a., mehr sozialen Wohnungsbau zu realisieren.

Diese drei FNP-Flächen befinden sich an der Paulusstraße in Heidkamp, an der Straße Greuel an der Grenze zwischen Heidkamp und Sand sowie am Lichtenweg in Sand. Bei der letztgenannten Adresse, direkt angrenzend an Schloss Lerbach, gebe es sogar schon einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan, erläuterte Immobilienmakler Heinz P. Hinteregger auf Nachfrage. Er hatte für die Siemens-Familie vermittelt. Dieses B-Plan-Verfahren ruhe zwar, könne aber wieder aufgenommen werden.

Bürgermeister Stein stellte jedoch klar, dass keine der drei Flächen zu Gebieten gehöre, die derzeit von der Bauleitplanung vorrangig bearbeitet werden.

Hintergrund: Nach dem Tod von Anna Zanders (einer Tochter des Erfinders Werner von Siemens), die keine Kinder hatte, war Haus Lerbach und die großen Ländereien an den Industriellen Hermann von Siemens vererbt worden. Dessen Söhne Wendelin und Ruprecht von Siemens begründeten die beiden Linien der Familie, die jetzt von Henrik von Siemens und Michaela Freifrau von und zu Aufseß (geborene Siemens) vertreten werden.

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Zur Geschichte: vom Rittergut zum Hotel und Sterne-Restaurant

Das „Schloss“ Lerbach geht auf ein mittelalterliches Gut zurück und blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Ende des 19. Jahrhunderts wurde von den Familien Zanders und Siemens das heute bekannte Gebäude errichtet und die alte Wasserburg abgerissen. Ein Schloss war es nie – und das ist noch lange nicht das Ende der Geschichte.

Die Finanzierung, so Stein, erfolge aus dem Haushalt der Stadt Bergisch Gladbach unter dem Titel „Grunderwerb Baulandstrategie“. Ob dafür die Liquidität ausreiche und ob / in welchem Ausmaß Kredite für den Erwerb aufgenommen werden müssen, werde sich erst nach dem Jahresabschluss zeigen. Auf jeden Fall sei der Kauf dieser stillen Reserve für die Stadt ökonomisch sinnvoll, denn die Stadt bilde Eigentum, mit der Chance auf Wertzuwachs.

Das Grundstücksgeschäft ist nach Angaben des Bürgermeister im Stadtrat mit einer „sehr, sehr breiten Mehrheit“ beschlossen worden. Wie immer bei Geschäften dieser Art in nicht-öffentlicher Sitzung, auch die Kaufsumme ist mit Rücksicht auf die Verkäufer nicht öffentlich.

Dokumentation

Die Grundstückskäufe wurden in zwei Paketen abgewickelt. Paket 1 liegt zum größten Teil südlich westlich von Schloss Lerbach, reicht aber auch bis nach Heidkamp und Sand hinein. Links sind Kreishaus und DBG zu erkennen, südlich geht es über die Grube Cox hinweg bis zur Bensberger Straße.

Paket 2 besteht aus Wiesen- und Waldflächen, die sich östlich an das Paket 1 anschließen und bis weit in die Hardt hinein reichen.

In einer Pressemitteilung erläutert die Stadt Details zu den Flächen und ihrer geplanten Nutzung:

„Der Beschluss über den Erwerb des ersten Flächenpaketes wurde bereits im Dezember 2022 in der letzten Sitzung des Stadtentwicklungsbetriebes AöR vor dessen Auflösung gefasst. Der Kaufvertrag über Flächen in der Gesamtgröße von rd. 1.886.650 m² wurde am 26. Juli 2023 beurkundet. Verfügbare Mittel für die Finanzierung der gesamten Grunderwerbskosten werden im städtischen Kernhaushalt „Grunderwerb Baulandstrategie“ sichergestellt.

Der Grunderwerb erfolgt im Hinblick auf die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum durch den Erwerb von Potentialflächen auf der Grundlage des Flächennutzungsplanes 2035, zur Umsetzung der Baulandstrategie, zur Arrondierung städtischen Grundbesitzes, der Schaffung von Ausgleichs- und Retentionsflächen, zum ökologischen Ausgleich und Gewässerschutz sowie zur langfristigen Liegenschaftsbevorratung und Aufwertung von rund 1.800.000 m² überwiegend aus Laubwald und nur geringem Nadelwald bestehenden Waldflächen.

Beim zweiten Flächenpaket handelt sich um Ackerland, Wiesen, Wegeflächen und Waldbestand mit einer Größe von insgesamt rd. 486.300 m². Entsprechende Vorlagen zur politischen Beratung sowie Entscheidung wurden im Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss am 10. August 2023 und im Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften am 31. August 2023 beschlossen. Die dann städtischen Waldflächen werden vom Holzkontor Rhein Berg Siegerland GmbH beforstet.

Eine Bebauung der zum Erwerb stehenden Flächen des zweiten Paketes ist nicht beabsichtigt und auch rechtlich nicht umsetzbar. Im aktuellen Flächennutzungsplan sind die Grundstücke als landwirtschaftliche Fläche und als Waldfläche dargestellt. Ein Bebauungsplan existiert nicht. Da sich die Flächen gemäß Regionalplan außerhalb des Allgemeinen Siedlungsbereiches befinden, ist eine Änderung des Flächennutzungsplanes weitestgehend ausgeschlossen.

Vielmehr soll der Erwerb aus strategischen Gründen erfolgen. So kann zum einen für spätere Grundstücksgeschäfte Tauschfläche vorgehalten werden, oder es stehen bei dem Erfordernis von Ausgleichsmaßnahmen, Flächen zur ökologischen Aufwertung zur Verfügung. Auch unter klimatischen Gesichtspunkten ist das gesamte Grundstückspaket von Bedeutung.“

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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21 Kommentare

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  1. Dieses Grundstücksgeschäft wirft viele Fragen auf. Dass der Kaufpreis geheim bleibt – o.K. Aber: warum musste ein Makler eingeschaltet werden? Dieser soll nicht von der Stadt beauftragt worden sein. Gleichwohl hätte die Stadt sagen können – kaufen wir, aber ohne Makler. Und muss auch geheim bleiben, ob der Makler eine Courtage (nicht in welcher Höhe!) erhalten hat? Dafür kann die Satzung keine Begründung liefern. Was hat er dafür geleistet?
    Weiter: Nach dem amtlichen Grundstückswertauskunftssystem BORIS NRW haben die vertragsgegenständlichen Forst- und Wiesenflächen einen Wert von 0,50 Euro je qm. Siehe hier: https://www.boris.nrw.de/boris-nrw/?lang=de .Wenn die Stadt mehr bezahlt haben sollte, stellt sich die Frage der Angemessenheit.
    Weiter: offenbar beteiligt sich die Stadt Bergisch Gladbach auch kräftig an Grundstücksspekulationen – Herr Bürgermeister Stein:
    „Auf jeden Fall sei der Kauf dieser stillen Reserve für die Stadt ökonomisch sinnvoll, denn die Stadt bilde Eigentum, mit der Chance auf Wertzuwachs.“
    Also: etliche Flächen sind zur Bebauung vorgesehen und werden dann von der Stadt teuer verkauft werden. Alles, was privaten Grundbesitzern vorgeworfen werden könnte – Grundstücke aufkaufen, warten bis sie Bauland werden und dann teuer weiter verkaufen, beabsichtigt offenbar die Stadt selber, jedenfalls auf einigen Teilflächen.

    1. Es ist doch so, dass die Stadt kaum Gestaltungsmöglichkeiten hat, weil sie kaum eigene Grundstücke im Besitz hat. Das wurde der Stadtverwaltung immer wieder vorgeworfen, z.B. bei der Errichtung von KiTas o.ä.
      Ich finde, in einer Stadt sollten Grundstücke im Besitz der Allgemeinheit bleiben und nur verpachtet werden, damit es auch später Gestaltungsmöglichkeiten gibt.
      Deshalb – alles richtig gemacht!

  2. Meine erste Empfindung: wie kommt die Stadtverwaltung mit dieser riesigen Aufgabe zurecht? Verglichen mit dem ZandersAreal ist dieser Wald empfindlich und benötigt sehr viel mehr fach- und sachgerechte Betreuung. Diese Lebensgrundlage mit Wirkung auf Klima, Wasser und Luft muss geschützt werden! Kann die Stadtverwaltung diesen Wald bewahren?

    1. Bei dieser Aufgabe greift die Stadt (wie zuvor auch die Gutsverwaltung Lerbach) auf einen erfahrenen Dienstleister zurück, die Waldbetriebsgemeinschaft Holzkontor Rhein Berg Siegerland GmbH.

  3. Michael (welcher, der aus Lönneberga?), Sie scheinen von demokratischen Durchführungen, die die Stadtspitze mit dem Rat abwickeln, tatsächlich keine Ahnung zu haben, und davon ganz viel. Was könnte werden, wenn alle die Bevölkerung betreffenden Aktionen mit Umfang und Preis der Öffentlichkeit vorgelegt würden? Ein Chaos von Kritiken, Beschwerden und Klagen käme über die Verwaltung und den Rat wie eine Sündflut, weil meistens von Einzelpersonen, kaum beherrschbar und schon gar nicht lösbar. Es gibt da die Geschichte vom Wetter, dass die Mneschen selbst machen wollten. Da sie sich nie einig wurden – wie in der Politik – kamen Unwetter, Hungersnot und schließlich der Untergang der Welt. Es gibt eben eine Menge Entscheidungen, die keinesfalls Einzelnen der Art, wie Sie sind, überlassen werden sollte.

  4. „Wie immer bei Geschäften dieser Art in nicht-öffentlicher Sitzung, auch die Kaufsumme ist mit Rücksicht auf die Verkäufer nicht öffentlich.“ Sonst gehts gut Bürgermeister Stein. Glaubt doch dieser Bürgermeister wahrhaftig ein großes Immobiliengeschäft mit einem Eigentümer und den Geldern der Bürger abwickeln und dann den Kaufpreis unter der Decke halten zu können. Wieder so ein Vorgehen, wie die Geheimhaltung der angeblich vorliegenden Verkehrszahlen auf der Laurentiusstraße, wofür er spätestens vom nächsten Verwaltungsgericht eine satte Klatsche bekommen wird. Auch für die Staatsanwaltschaft könnte das durchaus interessant werden. Wie hoch war der Kaufpreis, war der Kaufpreis angemessen, wer hat von dem Kauf profitiert, wer hat wieviel Provision bekommen? Und BM Stein meint wahrhaftig er könne das in Hinterzimmern abwickeln. Unfassbar seine Vorstellungen….

    1. Alle diese Fragen sind nicht in „Hinterzimmern“ besprochen und beschlossen worden, sondern dort, wo sie in einer repräsentativen Demokratie hingehören: Im Stadtrat. Das steht auch im Text, unmittelbar vor dem Satz, den Sie zitiert haben:

      „Das Grundstücksgeschäft ist nach Angaben des Bürgermeister im Stadtrat mit einer „sehr, sehr breiten Mehrheit“ beschlossen worden.“

      1. Hinterzimmer ist symbolisch gemeint. Abseits der Öffentlichkeit wird ein Deal gemacht, dessen Verkaufsdetails wie Kaufsumme nicht veröffentlicht werden soll. Und „Stadtrat“ alleine bedeutet nicht automatisch das es gesetzeskonform und ohne etwaige persönliche Vorteile abgelaufen ist. Kann sein, muss aber nicht. Das kann nur geprüft werden, wenn es öffentlich gemacht wird. Oder die Justiz diesen Deal durchleuchten. Die ganz besondere rechtliche Vorstellung von Bürgermeister Stein und seinen Leuten konnten wir alle ja bereits bei dem Vorgang Kitaplatz sehen. Wie war das Ergebnis? Er hat satt was auf die Mütze bekommen, die Stadt musste 5000 € zahlen. Wenn es um öffentliche Gelder geht haben die Bürger ein Anrecht zu erfahren, wofür diese verwendet werden. Sicherheitsbedenken wegen der Veröffentlichung der Kaufsumme stehen dem in diesem Fall nicht entgegen.

    2. Erst mal mit Verdächtigungen um sich werfen? Könnte ja was hängen bleiben? Das ist keine Argumentation, sondern reine Stimmungsmache.

    3. Grundstücksgeschäfte werden stets in nicht-öffentlicher Sitzung des Rates (bzw. des zuständigen Ausschusses) verhandelt. Ein Blick in die Geschäftsordnung für den Rat und die Ausschüsse des Rates der Stadt Bergisch Gladbach (§ 7 Abs. 2 Buchst. b) ist in diesem Fall hilfreich.

    4. Ich habe nicht das Gefühl, dass Sie sich wirklich für die Details interessieren, als das es Ihnen darum geht jemanden an den Karren zu pi****.

      Wenn der Rat dies im Vorfeld öffentlicht gemacht hätte, dann gäbe es sicherlich den einen oder anderen Investoren, der den Preis zumindest in die Höhe getrieben hätte.
      Das die Stadt aktiv geworden ist, finde ich erstmal positiv, solang nicht irgendwann Buchhalterisch die Abschlüsse aufgehübscht werden um irgendwelche Löcher zu „stopfen“.

  5. Das sind wirklich erfreuliche Nachrichten, da es viel mehr Handlungsspielraum erlaubt, der aber auch mit Verantwortung einhergeht.

    Bzgl. des FNP habe ich aber immer wieder Bedenken, da die Stadt dort in der Vergangenheit einige „Sünden“ in Bezug auf Natur und auch Verkehrsinfrastruktur begangen hat. Das Zanders-Gelände sollte doch erst einmal genug Möglichkeiten bieten, sich baulich auszutoben.

    In Bezug auf die gerade gekauften Wälder möchte ich zudem noch anmerken, dass dort bislang noch eine großartige Biodiversität herrscht – mit Tieren, welche die meisten von uns noch nie in freier Wildbahn gesehen haben dürften. Dazu zählen Rote Listen Arten (v.a. Amphibien und Reptilien), aber auch z.B. der Dachs, der mir gestern erstmalig über den Weg lief!

  6. So heißt es in der Gemeindeordnung :(„1) 1Die Sitzungen des Gemeinderats sind öffentlich. 2Nichtöffentlich darf nur verhandelt werden, wenn es das öffentliche Wohl oder berechtigte Interessen Einzelner erfordern;“ Mich würde interessieren, in was das berechtigte Interesse Einzelner hier genau besteht. Sind die Einzelnen in diesem Fall Monika Höller (Maklerbüro Hinterecker), Immobilienmakler Heinz P. Hinterecker, Peter Grün (Gutsverwaltung Lerbach), Michaela Freifrau von und zu Aufseß, Henrik von Siemens?

    Ich fände es angemessen, wenn diese Fragen vom gewählten Vertreter der Bürgerschaft Bergisch Gladbachs, Herrn Oberbürgermeister Stein, beantwortet würden.

    1. Die Antwort finden Sie im Text: „mit Rücksicht auf die Verkäufer“. Quelle: der Bürgermeister. Einen Oberbürgermeister gibt es in Bergisch Gladbach nicht.

  7. Das magische Viereck: GLAUBE – POTENZIAL – HANDLUNG – ERGEBNIS

    Glaube
    Ich denke das intakte Ökosysteme in Zukunft sehr wichtig sein werden. Sei es ein gesunder klimagerechter Wald. Oder eine landwirtschaftlich nutzbare Wiese.
    Man muss klar sagen dass zukünftige Generationen es schwieriger haben in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft. Und in der Naherholung.
    Sei es durch Klimawandel, Sei es durch Privatisierungen, sei es durch Borkenkäfer, Heuschrecke, Dürren oder Nitrat-Belastungen oder Lang-Grabbing.
    Dieser Schritt gibt ihnen also viel Freiheit und Reichtum an Möglichkeiten :)

    Potenzial
    Als Stadt kann man viel effizienter und zielstrebiger arbeiten als als Privatperson. Viele Waldbesitzer haben keine Zeit, Kraft und Geld um den Wald sinnvoll zu bepflanzen. Oder sich um die ökologischen Belange zu kümmern.
    Oft haben sie auch nur kleine Flächen von wenigen h.
    Wenn jetzt die Stadt mit großen Flächen und einigen Experten an der Seite große Flächen hat dann hat sie ein enormes Potenzial. Auch die Praktische Arbeit und die Maschinen/Auträge sind nun besser. Kosten werden verteilt, Verfügbarkeit steigt.
    Werterhaltung. Rendite. Wertzuwachs. Umweltschutz. Naherholung. Nachhaltigkeit.
    Unterm Strich: Das Potenzial halte ich für hoch. Man sollte es nur richtig nutzen.

    Handlung
    Das ist das schwierige an der Sache. Zum glück sind aber viele Laubbäume auf den Flächen. Die sind durchaus stärker gegen Wind und Trockenheit. :)
    Aber auch dort ist eine Monokultur gefährlich. Und die Buche bekommt in letzter Zeit Pilze.
    Vielleicht kann man ja Stück für Stück den Wald beobachten. Und bei Bedarf mehr Baumarten pflanzen. Douglasien, Waldkiefern, Eichen, Mammutbäume….
    Hin zu einem Klimagerechten Mischwald.
    Als Stadt hat man da viel mehr Kraft als Privatperson.
    Und was die Landwirtschaftlichen Flächen angehen: Hoffentlich werden nicht nur an Mais und Milch verpachtet. Oder Heu.
    Sondern ich fände es sinnvoll wenn man Wert auf Ökologie setzt. Auf Artenvielfalt. Vielleicht so 10% auch Bioanbau ?
    Für die Bürger sollte man die Wege sichern und mit Transparenz arbeiten. Von Jung bis Alt alle sollten den Wald weiterhin genießen dürfen.

    Als Stadt würde ich mir auch andere ins Boot holen. Förster, Biologen, Umweltschützer.
    Da man als Stadt viel mehr Hebel hat.

    Ergebnis
    Das wird sich zeigen. Die Familie Zanders, Siemens und co wird sicherlich immer ein wichtiger Teil unserer Stadt bleiben. Klar sie waren große Unternehmer.
    Aber sie haben auch viel für die Stadt und für die Bürger getan. Da kann ich mich nur Frau Tucher-Junker anschließen.
    Wohnraum. Freizeit. Arbeitersiedlung. Parks. Kunst. Kultur…… Sie haben das Geld nicht nur für Kutchen und Reisen verprasst sondern hatten einen Blick auf Allgemeinwohl.
    HUT AB.
    Die Stadt wird sich nun bewähren müssen. Bis jetzt allerdings halte Ich es für einen schlauen Schritt.
    Auch wenn ich politisch nicht im Spektrum von Herrn Stein bin. Stolperte er anfangs ins Amt. Nun: Er ist erfolgreich und holt auf. hut ab
    Da steckt enormes Potenzial. Auch bei den FNPs kann man beim Bauland ja noch ruhen und später schnell handeln.

  8. Gute Frage, Dr. Alban, die sich eigentlich schon aus Vergangenheit und Gegenwart beantwortet. Fachkräfte in der Verwaltung vermutet man in einer Stadt wie Bergisch Gladbach. Wie oft aber diese Vermutung bereits enttäuscht wurde, wissen die oft von dort gepeinigten Bewohner von GL!

  9. Guten Morgen,
    diese Nachricht ist wunderbar. Ich bin nur ein zugezogener Mensch und durfte Bergisch Gladbach über 24 Jahre erleben und genießen. Der Beginn meiner Berufstätigkeit erfolgte in Räumen der Familie Zanders, daher hat mich die Familie Zanders mit Ihrer Geschichte immer interessiert und fasziniert. Eine Familie, der Bergisch Gladbach sehr viel zu verdanken hat. Auch die Bürger dieser Stadt konnten immer darauf bauen, dass die Papierfabrik Zanders neben Arbeitsplätzen auch an das Wohlergehen der Familien dachte und sehr viel sozialen Wohnraum bereitstellte. Soweit ich weiß, sind viele Wohngebäude in Bergisch Gladbach für die Mitarbeiter gebaut worden. Auch das Gelände der Parksauna war früher in Besitz der Familie Zanders und immer für die Öffentlichkeit zugänglich. Ein Ort der Begegnung und Entspannung, einfach wunderschön. Ich wünsche mir , dass die Stadt Bergisch Gladbach, als neuer Besitzer dieser Ländereien, auch einen Teil des sozialen Gedankengutes übernimmt und den Bewohnern der Stadt zugute kommen lässt. Das ein Großteil der faszinierenden Fauna für unser Klima erhalten bleibt , gepflegt und geschätzt wird. Das die Stadt dieses Geschenk, auch wenn ein finanzieller Ausgleich erfolgt, für unser aller Wohl gewürdigt wird. Ich wünsche der Familie Zanders, der Familie von Siemens und der Stadt Bergisch Gladbach alles erdenklich Gute.

  10. Wie kam denn das Geschäft zustande?
    Hat Siemens über Hinterecker einen Käufer gesucht, ist Siemens direkt an die Stadt heran getreten oder hat sogar die Stadt bei Siemens Interesse bekundet und man hat Hinterecker (evtl. unnötig) dazwischengeschaltet?

    Gibt es keine Spezialisten bei der Stadt selbst, die so ein Geschäft abwickeln können, damit man dem Steuerzahler die Provision sparen kann?

    bei 240ha und einem Preis von 15000€ (8000-25000 in NRW) ist das ein Kaufpreis von ca. 3.600.000 €.
    Gehen wir von 3% Provision aus, sind das 108.000€. Dafür kann ein Experte bei der Stadt ganz schön lange arbeiten.

    Nur so eine Frage aus Steuerzahlersicht.

    1. Grundstücksgeschäfte unterliegen in vielen Bereichen der Vertraulichkeit. Die Stadt hat aber klargestellt, dass sie Herrn Hinterecker nicht engagiert hatte. Bei der Abwicklung von Geschäften dieser Art sind immer Notare und Anwälte beteiligt, die nicht aus den Reihen der Verwaltung kommen können.