Das Foto zeigt den Zustand des Abwasserkanals unter der Fußgängerzone am Driescher Kreisel - der dringend saniert werden muss. Foto: Stadt GL

Abwasserrohre, Pumpstationen und Regenbecken befinden sich außerhalb unseres Blickfelds. Für das tägliche Leben sind sie aber ebenso wichtig wie Schulen und Straßen – und ebenso marode. Daher musste sich der Infrastruktur-Ausschuss mit einer ganzen Reihe von Sanierungsprojekten befassen, die zum Teil Millionen kosten und erhebliche Verkehrsbehinderungen mit sich bringen.

Der Ausschuss für Infrastruktur, Umwelt, Sicherheit und Ordnung hatte in seiner letzten Sitzung in dieser Ratsperiode eine sehr lange Tagesordnung abzuarbeiten, in der es vor allem um Infrastrukturprojekte im Untergrund ging. Aber auch um die Reinigung von Radwegen, ein Kolumbarium für den Refrather Friedhof, das Bensberger Bürgerbüro und Inklusion auf Spielplätzen. Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse und Entscheidungen zusammen.

Jede einzelne Entscheidung wurde einstimmig getroffen, nur bei einem Beschluss gab es eine Enthaltung der AfD. Das gegenseitige Einverständnis und gar Lob von CDU, FDP, Grünen und SPD ging so weit, dass der Beigeordnete Thore Eggert bereits von einem „Herbst des Ausgleichs“ sprach. Als Kämmerer wies er aber auch mehrmals darauf hin, dass die Finanzlage schwierig sei und die Stadt das Fehlverhalten der Bürger nicht immer mit hohem Aufwand kompensieren könne.

Der Reihe nach.

Inklusive Spielplätze, Waldrettungspunkte, Trauerhalle, Rehe auf dem Friedhof

Der Tagesordnungspunkt „Mitteilungen des Bürgermeisters“ ist oft eine Wundertüte, manche großen Dinge werden hier eher nebenbei verkündet.

Zur Verbesserung der Spielplätze hat die Verwaltung fachübergreifend eine Spielplatz-Strukturanalyse gestartet, zu der auch ein Bürgerdialog und eine Onlineumfrage gehören. Die Erkenntnisse sollen im kommenden Jahr in ein Spielplatz-Entwicklungskonzept fließen, das anschließend nach und nach umgesetzt werden soll, erläuterte Christian Nollen, Leiter von StadtGrün.

Der Inklusionsbeirat sowie SPD kritisierten, dass der Inklusionsbeirat erst in der zweiten Stufe beteiligt werden soll. Beide forderten, dass Inklusion und Barrierefreiheit auf den Spielplätzen eine große Rolle spielen müsse. Was Nollen zusicherte.

Für die Trauerhalle in Herkenrath wurde ein Unternehmen gefunden, das nun eine Machbarkeitsstudie für eine Sanierung erstellt.

Auf dem Gronauer Friedhof sind die Rehe, nachdem ein Wildschutzzaun gebaut worden war, mit Hilfe der Jägerschaft vom Gelände gedrängt worden. Die Zugangstore wurden mit Spannfedern versehen, damit sie nicht offen stehen bleiben. Die Verwaltung appellierte an die Nutzer, diese Feder nicht auszuhängen.

Auf dem Spielplatz Rotdornweg in Moitzfeld ist, wie angekündigt, das alte Spielgerät in Form einer Lokomotive durch einen Feuerwehrwagen ersetzt worden.

In allen Wäldern im Stadtgebiet sind im Abstand von rund 1000 Meter Schilder aufgestellt worden, die sogenannte Waldrettungspunkte ausweisen. Sie dienen im Notfall der Orientierung und Alarmierung der Feuerwehr.

Viel Aufwand für Rohre, Pumpen und Becken

Zehn Tagesordnungspunkte befassten sich mit der Erneuerung, Ertüchtigung oder Sanierung von Infrastrukturanlagen im Umfeld der Abwasser- und Regenwasserentsorgung. Zum Teil waren gesetzliche Vorschriften verschärft worden, zum Teil wurden erhebliche Mängel entdeckt – was die Verwaltung erheblich unter Druck setzt. Alle Prüfaufträge und Maßnahmen wurden auf der Basis der Vorschläge der Verwaltung einstimmig beschlossen.

Sieben Regenrückhaltebecken der Stadt entsprechen nicht mehr den Vorschriften. Nun will die Stadt untersuchen lassen, ob diese Becken mit relativ einfachen Mitteln ertüchtigt werden können. Alleine für die Untersuchungen durch Ingenieure werden 800.000 Euro veranschlagt. Sollte eine Ertüchtigung nicht möglich sein, kommen womöglich Neubau-Projekte für die riesigen unterirdischen Kammern auf die Stadt zu.

Weiter ging es mit dem Neubau der Schmutzwasser-Pumpstationen am Mutzer Feld (620.000 Euro) und Bärbroich (920.000 Euro).

Riesenbaustelle am Driescher Kreisel droht

Es folgten einige weitere Kanal-Untersuchungen und -Sanierungen, und dann ein weiteres sehr großes Projekt: Die Schmutzwasserrohre unter der Hauptstraße / Fußgängerzone entlang der RheinBerg Galerie bis hinein in den Driescher Kreisel sind undicht. Dort dringen große Mengen von sauberem Grundwasser ein und belasten das ganze System (siehe Foto oben).

Eine Sanierung von innen sei nicht möglich, die damit erforderliche offene Sanierung werde sehr kompliziert, warnte die Verwaltung: Der Schacht liege mitten in der Fußgängerüberwegung im Driescher Kreisel. Zudem fließen dort Schmutzwasserrohre aus drei Richtungen zusammen, es gibt eine Vielzahl anderer Leitungen und einen hohen Grundwasserstand. Die Sanierung könne aber nicht hinausgezögert werden. Als erste Kostenschätzung geht die Stadt von 1,2 Millionen Euro aus.

Einen Zeitrahmen für das Projekt kann die Stadt noch nicht nennen. Ihr sei bewusst, dass diese Sanierung heftige Auswirkungen auf den Verkehr in der Innenstadt haben wird – und unbedingt mit anderen Baustellen koordiniert werden müsse.

Details finden Sie in der Beschlussvorlage im Ratsinformationssystem.

Eine weitere, ähnlich dimensionierte Kanalsanierung steht unter der Altenberger-Dom-Straße an, die ja ohnehin umgebaut werden soll. Auch hier ist rund eine Million Euro an Kosten veranschlagt worden.

Details dazu im Ratsinformationssystem

Ein Kolumbarium für den Refrather Friedhof

Zur Erweiterung des Refrather Friedhofs hatte die Stadt vor Jahren ein Wiesengrundstück am Nordeingang gekauft. Bodengutachten haben nun aber ergeben, dass dort keine Särge und auch keine Urnen in die Erde gebracht werden dürfen. Aus der Not will StadtGrün nun eine Tugend machen und die schon lange geplante Aufwertung des Nordeingangs umsetzen.

Entlang der Wege sollen Kolumbarien errichtet werden, Stelen mit Fächern für Urnen. Gleichzeitig sollen ein Versammlungsort, Spielmöglichkeiten für Kinder, ein Naschgarten und eine Wildblumenwiese geschaffen werden.

Ein Konzept, das von Markus Bollen (Grüne) sehr gelobt wurde und die Frage provozierte, ob man das nicht auch auf den anderen Friedhöfen umsetzen könne. Das war eine der Stellen, an der Kämmerer Thore Eggert auf die Bremse trat: man nutze das Projekt, um auch vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Bestattungskultur Erfahrungen zu sammeln. Eine Umsetzung auf anderen Gärten könne die Stadt vorerst nicht finanzieren.

Details zum Konzept gibt es im Ratsinformationssystem

Große Koalition für bessere Luft in Bensberg

Den Unmut einer sehr großen Koalition von FDP, Grünen, SPD und CDU löste eine Vorlage zur Novellierten EU-Luftqualitätsrichtlinie aus. Demnach muss die Stadt die Luftqualität überprüfen und bei Überschreitung von Grenzwerten womöglich einen Luftreinhalteplan aufstellen. Dabei, so die Verwaltung, setze sie nur EU-Recht um – und habe wenig eigenen Spielraum.

Das veranlasste die Ausschussmitglieder einmal mehr, auf die Luftbelastung durch den Flugverkehr am Flughafen Köln/Bonn hinzuweisen. Gerade in Bensberg führten u.a. das Fueldumping (Ablassen von Kerosin vor der Landung) zu erheblichen Gesundheitsbeeinträchtigungen. Daher, da war sich der Ausschuss einig, müsse auf allen Ebenen, auch in Düsseldorf und Berlin, Druck ausgeübt werden, damit der Flughafen seine Umweltkonzepte deutlich verbessere.

Bürgerbüro in Bensberg bleibt

Auch nach dem Ende der Baustelle auf der Schlossstraße soll das Bürgerbüro am jetzigen Standort bleiben. Einen entsprechenden Mietvertrag billigte der Ausschuss. Für Mitnutzer – wie in Refrath praktiziert – sei die Stadt offen, bislang habe sich jedoch noch kein Interessent gefunden.

Die CDU forderte von der Verwaltung, künftig kurzfristige Schließungen des Bürgerbüros aufgrund von Personalmangel zu verhindern. Dafür könne man auch über eine Reduzierung der Öffnungszeiten im zentralen Bürgerbüro nachdenken.

Radwege: Ein Konzept und die Verantwortung der Bürger

Nachdem sich Beschwerden über verschmutzte und nur eingeschränkt nutzbare Radwege gehäuft hatten, hatte der Ausschuss die Verwaltung beauftragt, ein Radewegereinigungskonzept zu erstellen. Dafür stellte der Abfallwirtschaftsbetrieb jetzt vier Optionen vor – und plädierte dafür, selbst die Reinigung von sogenannten Stammstrecken zu übernehmen. Verbunden mit einer Informationskampagne, um die Anlieger darüber aufzuklären, dass sie selbst für die Reinigung und Räumung der Gehwege verantwortlich sind.

Eine vollständige Übernahme der Reinigung durch die Stadt würde 16 weitere Beschäftigte und acht Spezialfahrzeuge erfordern, sei also zu teuer.

Der Ausschuss folgte der Empfehlung und votierte einstimmig diese Option.

Details im Ratsinformationssystem

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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  1. Der Artikel bzw. der Bezug in der Debatte auf das Fuel-dumping passt hinten und vorne nicht.
    Wie Herr Laschet schon korrekt gesagt hat, handelt es sich dabei um ein Notfall-Prozedere und keine alltägliche Maßnahme bei Landungen.
    Zudem liegt Bensberg, bzw. Bergisch Gladbach nicht in der Einflugschneise des Flughafens Köln/Bonn, sondern dort lediglich in der Abflug bzw. Startzone. Dort Kerosin abzulassen wäre alles andere als gut.

  2. Ich verstehe nicht, wie die Stadt versäumt, wenigstens die Hauptstraßen zu sanieren. Oft hilft schon ein Teerbelag, aber Löcher sollten bitte so aufgefüllt werden, daß sie keine Hubbel hinterlassen, was für Radfahrer sehr unangenehm ist.

  3. Die Belastung durch Fluglärm in Bensberg ist weder größer noch kleiner als sonst wo, aber auch hier für lärmempfindliche Menschen gesundheitsgefährdend. Ich würde mal gerne wissen, wie viele Immobilieneigentümer:innen preiswertes Eigentum erwerben konnten, weil es im Start- und Landegebiet des Flughafens liegt, und nun zu den am lautesten Protestierenden gehören. Der Flughafen Köln-Bonn, ohnehin nicht der größte in Deutschland, profitiert vom Nachtflugverbot Düsseldorfs und bindet auch aus diesem Grund viele Arbeitsplätze. Wer unter die Flugschneisen gezogen ist, wusste das vorher.

  4. Das Ablassen von Kerosin im Landeanflug ist grundsätzlich unzulässig. Nur im Dringlichkeits- oder Notfall darf dies geschehen. Selbst in diesen Fällen sind Mindesthöhen zu beachten und der Vorgang über bewohntem Gebiet zu vermeiden (siehe hierzu Luftfahrtsbundesamt: https://www.lba.de/DE/Treibstoffschnellablass/FAQ/FAQ_node.html). Es ging in der Diskussion im übrigen nicht um “Fuel-Dumping” sondern um den Schadstoffausstoß des Flugbetriebs des Köln-Bonner Flughafens.

      1. Weil die Vertreterin der FDP im Ausschuss die Debatte mit der Kritik am Fuel-Dumping eingeleitet hat, das nach ihren Ausführungen die Gesundheit der Kinder auf dem Schulweg gefährde.

  5. Ich würde begrüßen, dass die Kampagne erweitert würde und die Bürger/Anwohner an Straßen, die keinen Reinigungsdienst haben, einbezogen werden. Ich glaube, dass viele Menschen nicht wissen, dass es ihre Aufgabe ist, die Straße sauber zuhalten. Müssten sie manchmal selber fegen, dann würden sie sich evtl. erinnern, das man den Müll und die Kippen unterwegs noch einfach fallen lässt. Ich würde mich sehr über eine sauberere Stadt freuen und mich wohler fühlen.

    1. Fegen zu müssen kann einem auch bei aktivem Sommerdienst passieren. Wenn bei uns die Kehrmaschine durchfährt und gegenüber ein Auto parkt (was regelmäßig der Fall ist), dann behält der Fahrer sein Tempo bei, hebt einfach den rotierenden Besen an, damit er großzügiger und mit Schwung ausweichen kann – und der Rinnstein bleibt eben ungefegt. Um da zu fegen, müsste er eigentlich nur das Tempo senken, er könnte dann auch in der Engstelle sicher manövrieren und alles erwischen, aber dann wäre vielleicht seine Kaffeepause eine halbe Minute kürzer.

      So weiß ich jedes Mal, wenn ich die Kehrmaschine durchfahren sehe, dass ich gerade ein paar Euro zum Fenster rauswerfe und später doch selbst zum Besen greifen muss.

      1. Von mir aus können wir den Kehrmaschinendienst einstellen bzw. auf die öffentlichen Plätze beschränken, es schadet keinem alle zwei Wochen sich mal den Besen zu schnappen.

      2. Gerne, ich würde Geld sparen und hätte nicht weniger Leistung dafür. Allerdings würde die Zahl derjenigen, die wirklich kehren, wohl dem Anteil ähneln, der im Winter bei Eis und Schnee tatsächlich räumt und streut – wahrscheinlich wäre er eher geringer, weil kein Haftungsrisiko droht.

  6. Gibt es irgendwelche wissenschaftlichen verlässlichen Hinweise auf eine Gefährdung der Gesundheit Bensberger Bürger durch den Flugverkehr?

  7. Für die Gestaltung des Nordeingangs des Refrather Friedhofes muss ich StadGrün loben. Ein tolles Konzept und eine Bereicherung für Refrath!

    1. Das finde ich auch. Gewundert hat mich nur dieser Hinweis in der Beschlussvorlage:

      „Unter dem Arbeitstitel ,Eingang Nord‘ erhält der Friedhof Refrath eine erforderliche Wegeanbindung in Richtung der Straßen ,Siebenmorgen‘ und ,An der Wallburg‘. Für ältere Bürger ist diese Zuwegung interessant, da die Haltestelle des öffentlichen Personenverkehrs Refrath Siebenmorgen (Buslinien 451 und 452) in unmittelbarer Nähe liegen.“

      Die Anbindung an den Siebenmorgen ist mit dem westlichen Eingang bereits vorhanden und der ist auch nicht weiter von der Bushaltestelle entfernt als der neue Eingang Nord (wenn nicht sogar näher). Und von der Wallburg aus ist man heute praktisch ebenso schnell am westlichen Eingang.

      Das soll den Wert der Neuplanung nicht schmälern, aber so richtig schlüssig wirkt die Begründung nicht. Die Erweiterung der Belegungsmöglichkeiten scheint mir da überzeugender zu sein.