Als Bewohner und Eigentümer einer Wohnung in Kippekausen war ich ausgesprochen überrascht, als ich in der vergangenen Woche während der Eigentümerversammlung informell erfuhr, dass seitens der Stadt Bergisch Gladbach auf der Wiese am Burgplatz in Kippekausen demnächst ein Regenwasserrückhaltebecken gebaut werden soll.

Diese Entscheidung soll den politischen Vertretern und Fraktionen in Bergisch Gladbach schon länger vorliegen.

Quelle: Bergischer Geschichtsverein

Die Informationen waren, dass das Bauprojekt aktuell europaweit ausgeschrieben werden soll. Nach Auftragsvergabe soll die Wiese ausgeschachtet, dass Becken gebaut und abgedeckt werden. Anschließend soll die Grünanlage wiederhergestellt werden, jedoch erheblich höher als heute. In der Konsequenz wären die Ladenlokale vor Ort von einer höher gelegten Wiese nicht unerheblich beeinträchtigt.

Nach Bau des Beckens sollen die angrenzenden Straßen Ottostrasse, Waidmannstrasse, Eugen-Langen-Strasse und vermutlich auch Burgplatz saniert werden.

Um die Nachhaltigkeit dieser Information zu prüfen habe ich eine Anfrage an das Bauamt Bergisch Gladbach gestellt und auch eine bestätigende Antwort erhalten:

“(…) Es trifft zu, dass in der Wiese am Burgplatz ein Regenrückhaltebecken mit einem Volumen von rd. 400 m³ gebaut werden soll. Es ist vorgesehen ein unterirdisches Betonbecken zu errichten. Nach Abschluss der Arbeiten wird die Wiese in diesem Bereich wiederhergestellt.

Da die Oberkante des Betondeckels des späteren Beckens aus planungstechnischen Gründen in etwa auf dem gleichen Niveau der jetzigen Wiese liegt, wird die spätere Wiese etwa 50 cm höher liegen als bisher. Dieser Aufbau ist erforderlich, um eine entsprechende Qualität und Funktion der Wiese gewährleisten zu können. Lediglich Schachtabdeckungen und eventuell ein Schaltschrank werden später an der Oberfläche zu sehen sein.

Derzeit liegt eine Vorplanung des Beckens vor, exakte Höhenangaben und die Lage von Einstiegsöffnungen und eines Schaltschrankes werden im Rahmen der Ausführungsplanung festgelegt.
Diese Maßnahme wurde am 23.02.2011 in öffentlicher Sitzung vom Infrastrukturausschuss des Rates beschlossen (Drucksachen-Nr. 0038/2011).
Sollten sie weitere Fragen zu dem Bauvorhaben haben, können Sie sich gerne an den Projektleiter, Herrn Bormann, Tel. 02202-141438, wenden. (…)”

Die Wiese am Burgplatz

Mir stellen sich nun doch einige Fragen. Wieso hat unsere Presse bisher eine doch nicht unerhebliche Entscheidung, die bereits am 23. Februar 2011 getroffen wurde, mit keinem Wort erwähnt? Berichte zu Hauptversammlungen von Kaninchenzüchtervereinen finden doch auch ausgeprägten Niederschlag im täglichen Informationsangebot der kommunalen Ausgaben der Presse.

Recherchen in den online-Angeboten von Kölner Stadtanzeiger etc. haben mich zu keinem Ergebnis geführt. Selbst allseits bekannte und beliebte Suchmaschinen kennen keine diesbezüglichen Einträge.

Des Weiteren wundert mich doch erheblich, dass kein politischer Vertreter in Bergisch Gladbach bisher öffentlich dazu Stellung genommen hat. Eine aktive Information der betroffenen Bürger erfolgt, soweit ich dieses beurteilen kann, nicht. Selbst mir bekannten Kreistagsmitgliedern war diese Information nicht bekannt.

Es gibt auch keine Informationen darüber, warum ausgerechnet die Wiese am Burgplatz als Standort ausgesucht worden ist. Wurden denn keine anderen Alternativen überprüft?

Hier werden für die Durchführung der Baumaßnahme Bäume, die vor gerade einmal 12 Jahren angepflanzt wurden, gefällt. Und für die Dauer der sicher zweijährigen Baumaßnahmen wird der Geschäftsverkehr der ansässigen Ladenlokale – eines steht ja mittlerweile zum Verkauf – erheblich von Schmutz und Lärm und schlechter Zuwegung behindert. Daneben fallen in nicht unerheblichem Maße vorhandenen Parkplätze aus dem bereits heute knappen Angebot weg. Und die Belästigung der Anwohner ist auch nicht zu unterschätzen, wenn tagelang 400 Kubikmeter Erdaushub von sicher großen Lastwagen wegtransportiert werden.

Und wollen wir auch die zu erwartenden Verkehrsbehinderungen durch Umleitungen und angedachte vollständige Straßensperrungen nicht außer Acht lassen.

Hier soll das Regenbecken hin.

Wäre nicht die erheblich größere Wiese An der Wallburg ein besserer Standort gewesen? Die Zuwegung wäre sicher einfacher zu gestalten gewesen. Oder hätte man nicht den Weiher in Kippekausen ausreichend ausheben können und ein fast natürliches Regenrückhaltebecken gestaltet? Ich bin kein Fachmann für derartige Bauvorhaben, nur hier scheint mir, wurde recht kurz gesprungen.

Und was erfährt der Bürger? Wo sind denn die Politiker aus dem Stadtteil, die bei jeder noch so kleinen Wahlveranstaltung oder Weihnachtsfeier fleißig Kugelschreiber und Fähnchen verteilen oder selbst gebackenen Streuselkuchen für die permanent klamme Parteikasse verkaufen?

Der Bürger wird hier dumm gehalten – und wie so oft, anschließend vor vollendete Tatsachen gestellt. Und es ist damit zu rechnen, die Vorgänge bei der unlängst abgeschlossenen Sanierung der Straße “Kippekausen” untermauern, dass die Anwohner hier noch entsprechend zur Kasse gebeten werden. Die Straßensanierung machte bei einer mir bekannten und dort ansässigen Familie einen fünfstelligen Eurobetrag aus.

Wie ich von dritter Seite erfahren habe, soll es in den nächsten Wochen irgend eine Art von Bürgerveranstaltung / Bürgerinformation geben. Nur die Entscheidungen sind doch längst und schon seit langem gefallen. Sollen die Bürger da einfach nur abnicken, nachträglich zustimmen ohne irgendeine Form von Einfluss nehmen zu können? Was soll das?

Aber anscheinend ist seitens der Politiker “ducken und aussitzen” angesagt. Oder hat vielleicht einer dieser Damen und Herren andere Interessen, dass ja nichts an die Öffentlichkeit dringt? So etwas würde man Missbrauch von Insiderwissen nennen. Der Gedanken und Möglichkeiten sind hier viele und der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

Um es klar zu stellen: Ich bin nicht gegen ein Regenwasserrückhaltebecken. Nein, denn die Notwendigkeit dafür aufgrund des Klimawandels haben wir selber geschaffen. Das ist schämenswert genug.

Aber ich bin gegen diese Form des Umgangs mit dem Bürger sowie der Entscheidungsfindung und Nichtkommunikation der politisch Verantwortlichen, der Entscheidungsträger. Letztlich sind dies unsere gewählten (nicht”erwählten”) “Volksvertreter”, denen die Anliegen und das Wohlergehen von Kommune und Bürger so sehr am Herzen liegen. Allerdings müsste der Begriff “Vertreter” vielleicht einmal neu definiert werden. Der Gedanke, dass Entscheidungen mit direkten Auswirkungen auf die Mitbürger nach mittlerweile fünf Monaten nach Entscheidung immer noch nicht kommuniziert werden, enttäuscht mich.

Hauptsache wir zahlen unsere Steuern, die Verwendung der Gelder wird dann in nach Gutsherrenart vorgenommen, chapeau!

Nachsatz: Im Aushang der Immobilienangebote der Kreissparkasse Refrath befand sich bis vor wenigen Wochen ein Exposé mit der Verkaufsofferte eines Ladenlokals am Burgplatz. Honi soit qui mal y pense.

Weitere Informationen:

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geb. 1957, verheiratet, zwei erwachsene Töchter, kfm. Angestellter

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5 Kommentare

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  1. Danke demjenigen, der die Drucksache des Ausschusses verlinkt hat. Wie soll denn jemand darauf kommen, dass diese Dokumente via Internet im Zugriff sind. Jetzt wird die Maßnahme natürlich transparenter!
    Nochmals Danke.
    Allerdings bleibe ich bei meiner Behauptung, dass Politik und Verwaltung ein nicht bürgerinteressengerechtes Kommunikationsverhalten haben.

  2. Hier die Stellungnahme, die ich von Jens Hämmerling, Abwasserwerk der Stadt Bergisch Gladbach erhalten habe:
    „Es trifft zu, dass in der Wiese am Burgplatz ein Regenrückhaltebecken mit
    einem Volumen von rd. 400 m³ gebaut werden soll. Es ist vorgesehen, ein
    unterirdisches Betonbecken zu errichten. Nach Abschluss der Arbeiten wird
    die Wiese in diesem Bereich wiederhergestellt. Da die Oberkante des
    Betondeckels des späteren Beckens aus planungstechnischen Gründen in etwa
    auf dem gleichen Niveau der jetzigen Wiese liegt, wird die spätere Wiese
    etwa 50 cm höher liegen als bisher. Dieser Aufbau ist erforderlich, um eine
    entsprechende Qualität und Funktion der Wiese gewährleisten zu können.
    Lediglich Schachtabdeckungen und eventuell ein Schaltschrank werden später
    an der Oberfläche zu sehen sein. Derzeit liegt eine Vorplanung des Beckens
    vor, exakte Höhenangaben und die Lage von Einstiegsöffnungen und eines
    Schaltschrankes werden im Rahmen der Ausführungsplanung festgelegt.
    Diese Maßnahme wurde am 23.02.2011 in öffentlicher Sitzung vom
    Infrastrukturausschuss des Rates beschlossen (Drucksachen-Nr. 0038/2011).“

    Für weitere Fragen zu dem Bauvorhaben kann man sich an den Projektleiter, Herrn Bormann, Tel. 02202-141438, wenden.
    Noch etwas: die Abwassergebühren sind sehr wohl auch genau für solche Projekte.

    Freundliche Grüße an alle
    Doro Dietsch

  3. @ Der Refrather

    Wenn Sie den Artikel richtig gelesen hätten, hätten Sie vielleicht einiges besser verstanden.
    Ja, ich wohne dort. Und ja, ich würde „meine“ Ruhe der Baumaßnahme vorziehen. Es entzieht sich leider meinem Verständnis, wie Sie dazu kommen, mich als eigennützigen Egoisten zu bezeichnen; der auch noch dieses Land kaputt macht! Ich habe an keiner Stelle geschrieben, dass ich grundsätzlich gegen das Rückhaltebecken bin, egal an welchem Standort, ob nun am Burgplatz oder sonstwo.
    Es geht mir lediglich um die Art und Weise, wie mit dem Bürger vor und nach Entscheidungsfindung umgegangen wird. Empathie ist nicht unbedingt eine Charaktereigenschaft unserer Politiker.
    Nicht Leute wie ich machen das Land kaputt, unsere Geschichte hat doch ausreichend gezeigt, dass vielmehr diejenigen, die zu Verwaltung und Politik nur „ja“ sagen das Land kaputt machen bzw. die Voraussetzungen dafür schaffen. Der Beispiele gibt es viele, das aktuellste ist wohl die Atomausstiegsdiskussion.

  4. Wer nach öffentlicher Sitzung von Insiderinformationen redet und um diese Idee ein Kostrukt aufbaut, scheint schon ein wenig über das angemessene Maß hinauszuschießen. Das Ladenlokal steht übrigens schon seit sehr langer Zeit zum Verkauf, vor einigen Jahren sah ich schon entsprechende Angebote.

    Auch für mich klingt das sehr nach dem altbekannten Sankt-Florian-Prinzip. Nichts dagegen, jeder möge sich um seine Interessen kümmern. Doch die Aufregung über mangelnde Transparenz wirkt mit diesem Hintergrund eher unglaubwürdig. Inhaltlich hätte es mit derselben (nein, besserer) Wirkung gereicht, darauf hinzuweisen, dass dieser Beschluss bisher kein großes Echo in den Medien gefunden hat.

  5. ist schon ein wenig verwundert über die Form dieses Beitrages. Hat GC etwa persönliche Interessen, wenn er sich so „wütend“ über Verwaltung und Politik äußert! Wahrscheinlich wohnt er da in der Gegend und will nur seine Ruhe haben. Egoisten dieser Art machen unser Land kaputt. Eigennutz wird über Allgemeinwohl gestellt. Armes Deutschland!

    PS: Gleiches Recht für alle: Da GC sicherlich eine Abk. ist, verwende ich auch mal meinen neuen Künstlernamen hier ;-)